Aus recyceltem Material oder handgemacht von Berliner Näherinnen: Nachhaltige Bademode fristet längst kein Schattendasein mehr. Immer mehr Labels produzieren faire Bikinis, Badeanzüge und Badehosen – und die sehen richtig gut aus.
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Vor ein paar Jahren war faire Bademode noch ein Nischenthema, mit dem sich nur wenige Hersteller beschäftigten. Mittlerweile ist die Vielfalt an nachhaltigen Bikinis, Badeanzügen und Badehosen so groß, dass man fast Schwierigkeiten hat, sich für ein Modell zu entscheiden. Denn auch das ist ein Gedanke von nachhaltiger Bademode: Nicht mehr zehn billige Teile in der Schublade horten, sondern das eine Modell finden, das lange hält und dir wirklich gut gefällt.
Vor allem in Australien und den USA scheinen nachhaltige Badelabels zur Norm geworden zu sein – hier findet man sie buchstäblich wie Sand am Meer. Da es uns aber nicht sonderlich nachhaltig erscheint, Bademode per Luftpost zu bestellen, findest du hier mehrheitlich Marken, die in Europa produzieren.
Upcycling-Bademode von Anekdot
Das Berliner Eco-Fashion-Label Anekdot fertigt seit 2015 Dessous und Bademode für Damen. Diese wird in Berlin fair und in Handarbeit produziert. Auch Stoffe und Design kommen aus der Hauptstadt.
Gründerin und Designerin Sofie Andersson lässt ihre Kollektion aus Materialien nähen, die anderswo übrig bleiben: Sie besteht aus unverkäuflichen Warenbeständen, Reststücken, Überschüssen, Vintage-Teilen und aus dem Recycling-Material Econyl.
Das Upcycling spart Ressourcen und macht jedes Stück zu etwas Besonderem. Dabei vermeidet das Label nicht nur durch, sondern auch bei der Produktion Müll: In separaten Mülltonnen werden Stoffabfälle sortiert, damit später auch aus dem kleinsten Rest noch etwas sinnvolles wie Haarbänder oder Kissenfüllungen hergestellt werden kann.
Bikinislips ab 65, Tops ab 60 Euro, Badeanzüge ab 140 Euro.
Kaufen: direkt bei Anekdot oder z.B. im Avocadostore oder bei Le Shop Vegan
Bleed: Nachhaltige Bademode aus Econyl
Faire Bademode aus dem Meer für das Meer – das vegane Fair-Fashion-Label Bleed nutzt für seine Bademode die Recyclingfaser Econyl: Nylon, das aus alten Fischereinetzen hergestellt wird, die entweder aus dem Meer gefischt oder Fischer:innen abgekauft werden. Materialgewinnung, Verarbeitung und Produktion finden in Süd- und Osteuropa statt.
In der aktuellen Kollektion findet man nachhaltige Bikinis, einen Badeanzug, ein Top und Surfleggings – wobei man Leggings und Top auch zum Yoga oder zu anderen Sportarten tragen kann. Und: Bei Bleed gibt es natürlich auch Badehosen und Badeshorts. Neu in der Kollektion sind zum Beispiel Badeshorts aus sogenanntem Seaqual Garn, die aus“Meeresmüll“ hergestellt werden.
Oberteile und Hosen ab circa 40 Euro, Badeanzüge ab circa 60 Euro.
Kaufen: z.B. bei Greenality, Grundstoff oder Avocadostore.
Nachhaltige Bikinis und Badeanzüge 2022 bei Mymarini
Die nachhaltigen Bikinis und Badeanzüge des Hamburger Labels Mymarini sind zeitlos designt und können – auch wegen des stabilen Materials – besonders lange getragen werden. Gründerin Mareen Burk hat sich noch eine weitere Besonderheit einfallen lassen: Die Modelle kann man wenden – und so hat man quasi gleich zwei Bikinis im Schrank hängen.
Mymarini entwirft die Bikinis und Badeanzüge in Hamburg, genäht wird in Kroatien. So bleibt die Lieferketten relativ kurz und übersichtlich. Das verwendete Material kommt aus Italien: Alle Modelle bestehen aus Econyl – eine Faser aus recyceltem Plastikmüll, der aus unseren Meeren gefischt wird. Sie sind zudem Öko-Tex Standard 100 und mit dem Global Recycle Standard (GRS) zertifiziert.
Tops ab 50 Euro, Pants ab 45 Euro, Badeanzüge ab 190 Euro.
Kaufen: z.B. bei Avocadostore oder Breuninger.
Recycelte Bademode von Frija Omina
Das Berliner Label Frija Omina fertigt seine Unterwäsche, Bademode und Streetwear in kleiner Auflage in der eigenen Schneiderei auf dem Land, in Brandenburg hat das Label einen alten Hof zur Manufaktur ausgebaut. Hier wird selbst gefertigt: Von der Idee über das anfertigen bis zum versenden passiert alles unter einem Dach.
Die Modelle bestehen aus recyceltem Nylon, aber auch aus Bio-Baumwolle. Dabei trocknen die Naturfaser-Bikinis zwar langsamer als gewöhnliche Polyester-Bikinis, dafür trägt man aber auch weniger Chemie auf der Haut.
Das für die Bademode verwendete recycelte Nylon wird größtenteils aus alten Fischernetzen wiedergewonnen. Produziert wird mit Ökostrom und möglichst ohne Verschwendung: Stoffverschnitte werden nicht weggeschmissen, sondern als Füllmaterial für Kissen verwendet.
Bikinihosen ab 45 Euro, Tops um die 65 Euro, Komplett-Bikinis ab 90 Euro.
Kaufen: z.B. direkt bei Frija Omina, bei Avocadostore oder Etsy
Crystal Flow: Sportliche Swimwear für 2022
Auch das Münchner Label Crystal Flow verwendet die Recycling-Faser Econyl. Die Bikinis werden in München entworfen und in Serbien unter fairen Bedingungen gefertigt.
Die sportlichen Teile eignen sich besonders, wenn nichts verrutschen soll: zum Beispiel beim Schwimmen oder Surfen. Aber auch außerhalb des Wassers kannst du die faire Bademode von Crystal Flow gut tragen – zum Beispiel beim Yoga, Volleyball oder als Sport-BH.
Bikinihosen ab etwa 40 Euro, Bikinioberteile ab circa 45 Euro.
Kaufen: z.B. bei Avocadostore
Woodlike Ocean: Nachhaltige Bikinis und Badeanzüge für Frauen
Beim Hamburger Label Woodlike Ocean findet man Bademode für jeden Zweck: Hier gibt es Badeanzüge und Sport-Bikinis, aber auch knappere Modelle, die viel Sonne an die Haut lassen (dabei solltest du allerdings auf ausreichend Sonnenschutz achten).
Auch Woodlike Ocean verwendet für seine faire Bademode die Recycling-Faser Econyl. Diese stammt aus Italien, wo das Label die nachhaltigen Bikinis und Badeanzüge auch produzieren lässt. So bleibt die Lieferkette überschaubar und umweltschonend.
Bikinihosen und -oberteile ab um die 70 Euro, Badeanzüge ab circa 140 Euro.
Kaufen: z.B. bei Avocadostore oder direkt beim Hersteller
Yoga und Surfen: Faire Bademode von Flying Love Birds
Die nachhaltigen Bikinis, Leggings und Shirts des Labels Flying Love Birds bestehen aus umweltfreundlichen Materialien wie Bio-Baumwolle, Lyocell, Modal und recycelter Kunstfaser und werden unter fairen Arbeitsbedingungen hauptsächlich in einer kleinen Manufaktur in Süddeutschland produziert.
Flying Love Birds ist eigentlich ein Yoga-Label. Aber weil Yoga und Surfen irgendwie zusammen gehören und man zum Surfen Badekleidung braucht, macht das Label Yoga-Kleidung, die man auch im Wasser tragen kann.
Bikinihosen ab knapp 50 Euro, Oberteile ab knapp 50 Euro.
Kaufen: z.B. bei Avocadostore oder Otto
Nachhaltige Bikinis und Badeanzüge made in Germany – von Oceanchild
Seit 2017 fertigt Oceanchild Bikinis und Badeanzüge fair und nachhaltig in Deutschland und verwendet dafür ebenfalls die Recycling-Faser Econyl.
Weil die Mode-Industrie viel mehr Kleidung produziert, als überhaupt benötigt wird, hat sich Ocenanchild dazu entschlossen, dem etwas entgegenzusetzen: Alle Modelle gibt es nur in kleiner Stückzahl – auf Nachfrage wird aber nachproduziert. So bleiben kaum Bikinis und Badeanzüge übrig, wenn eine Kollektion ausläuft.
Ober- und Unterteile ab etwa 50 Euro, Badeanzüge ab circa 90 Euro.
Kaufen: z.B. bei Avocadostore.
Nachhaltige Bademode aus Österreich: Margaret and Hermione
Das Wiener Label Margaret and Hermione hat 2015 seine erste nachhaltige Bademoden-Kollektion herausgebracht. Die Bikinis und Badeanzüge des jungen Designerduos bestehen ebenfalls aus Econyl. Muster und Drucke zeichnet eine der Designerinnen, die auch als Illustratorin arbeitet, persönlich.
Produziert wird in einer kleinen Manufaktur in Kroatien, die auf Bademode spezialisiert ist.
Ab etwa 75 Euro für Ober- und Unterteile.
Kaufen: z.B. im Avocadostore oder direkt beim Hersteller
Schlichte Sportbikinis von Inaska
Wer auf der Suche nach einem gut sitzenden Sportbikini ist, der auch noch fair produziert wurde, ist beim Hamburger Label Inaska genau richtig. Die nachhaltigen Bikinis kommen ohne lästige Knoten oder Verschlüsse aus, sitzen gut und machen trotz – oder gerade wegen – des schlichten Designs auch optisch was her: Ein paar Modelle haben Muster, die meisten sind aber einfarbig. Dafür ist die Farbpalette ziemlich breit: Von Orange über Grün bis klassisch Schwarz ist so ziemlich alles dabei. Inzwischen wurde die Kollektion erneut erweitert, es ist sicher für jede:n etwas dabei!
Auch Inaska verwendet für seine faire Bademode den recycelten Econyl-Garn und lässt unter fairen Bedingungen in Portugal produzieren.
Pants und Bikinioberteile ab jeweils circa 52 Euro.
Kaufen: z.B. bei Grundstoff, Avocadostore oder Bergfreunde
Patagonia: Nachhaltige Badehosen und Bikinis
Das Outdoorlabel Patagonia entwirft nicht nur lässige Sportswear, sondern hat auch empfehlenswerte Bademode im Sortiment. Patagonia produziert zwar nicht in Europa, achtet aber auf eine umweltfreundliche Produktion sowie faire Arbeitsbedingungen.
Das Label bietet unter anderem Boardshorts und Badehosen an, die teils aus Recycling-Nylon oder -Polyester bestehen. Sie sind Fair Trade USA zertifiziert, tragen also das US-amerikanische Pendant zum uns bekannten Fairtrade-Siegel. Aus welcher Fabrik die jeweilige Shorts genau kommt, kann man im Shop bei der Beschreibung des jeweiligen Produkts nachlesen.
Bademode ab etwa 65 Euro.
Kaufen: z.B. bei Bergfreunde oder Bergzeit
Faire Badehosen von Dedicated
Bei Dedicated findet man hauptsächlich lässige Streatwear für Männer und Frauen. Aber eben auch Bademode. Die ausgefallene Designs haben die Badehosen und Bikinis Illustrator:innen, Grafiker:innen und Fotograf:innen aus der ganzen Welt zu verdanken.
Die faire Bademode besteht aus recycelten Plastikflaschen. Das Material dafür stammt aus China, wo die Swim Shorts auch unter fairen Bedingungen produziert werden.
Badehosen für knapp 60 Euro.
Kaufen: z.B. bei Avocadostore oder direkt beim Hersteller
Surfwear aus Deutschland von Josea
Das Label Josea macht Bademode fürs Surfbrett – Gründerin (und Surferin) Jocelyn Kotullas Idee dahinter: cooles Design, Funktionalität, Nachhaltigkeit und Fairness miteinander zu kombinieren. Die Bikinis, Badeanzüge, Shirts und Shorts sind lässig, bequem, sitzen gut und machen mit den Ethno-Prints und pastelligen Tönen auch optisch was her. Die faire Surf-Wear wird komplett in Deutschland gefertigt und zwar erst nach Bestellung. Damit stellt das Label sicher, dass kein unnötiger Müll produziert wird – und auch, indem es auf Plastikverpackungen verzichtet.
Oberteile ab circa 90 Euro, Unterteile ab circa 70 Euro, Badeanzüge ab circa 100 Euro.
Kaufen: direkt beim Hersteller.
Was ist das Problem an herkömmlicher Bademode?
Wie jedes andere Fast-Fashion-Teil wird Billig-Badekleidung oft in Niedriglohnländern wie Indien, Bangladesch oder China genäht, in denen niedrige Sozial- und Umweltstandards die Regel sind. Außerdem sind Bikinis, Badeanzüge und -Hosen in der Regel aus Kunstfasern wie Nylon oder Polyester, die auf Basis von Erdöl gewonnen werden und nicht biologisch abbaubar sind.
Viele der nachhaltigen Bademode-Labels haben sich dagegen auf Recycling-Fasern spezialisiert, die man aus weggeworfenen PET-Plaschen, alten Teppichen oder herrenlosen Fischernetzen gewinnt. Dieser Herstellungsprozess gibt Müll nicht nur ein zweites Leben, sondern spart auch Erdöl, Energie und CO2.
Das macht nachhaltige Bademode besser
Sie wird unter fairen Bedingungen produziert, die Hersteller versuchen die Lieferkette möglichst kurz zu halten und sie verwenden nachhaltige Materialien. Einziger Haken: Das Mikroplastik-Problem bleibt leider auch bei Recycling-Kunstfaser bestehen. Auch nachhaltige Bademode aus synthetischen Materialien verliert winzige Faserteile, die beim Waschen in der Maschine in der Umwelt landen.
Dagegen hilft: Badesachen seltener und bei niedriger Temperatur waschen und weniger schleudern. Oder einen Guppyfriend verwenden – ein Waschbeutel, der verhindert, dass Mikroplastik beim Waschen von Kunstfaser-Kleidung in die Umwelt gelangt.
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