Wenn Gaspreise explodieren, denken viele daran, den Gasanbieter zu wechseln. Gute Idee: Denn jeder Wechsel kann Geld sparen – und wer gleich zu Ökogas wechselt, leistet auch noch einen wirksamen Beitrag zu Umwelt- und Klimaschutz. Utopia gibt Tipps für den Gasanbieterwechsel.
Zwei Drittel der Energieverbrauchs in deutschen Haushalten wenden wir fürs Heizen auf (UBA). Zwei Dinge sind deshalb in Haushalten mit Gas grundsätzlich wichtig: 1. Richtig heizen und 2. die Wahl eines Gasanbieters mit günstigen und dennoch klimafreundlicherem Angebot.
Gasanbieter wechseln: Warum überhaupt?
Die aktuellen Gaspreise haben verschiedene Gründe (Winter, Wirtschaft, CO2-Abgaben – Details im Beitrag Faktencheck Ökostrompreis: Warum die Strompreise wirklich steigen). Aktuell betroffen ist vor allem der Großhandel, aber auch bei Verbraucher:innen werden höhere Gaspreise ankommen.
Gasanbieter wechseln erscheint da als gute Idee:
- Durch einen Anbieterwechsel sparst du in vielen Fällen Geld, bei Ökostrom genauso wie bei Gas: Verbraucher:innen, die vor allem mit Gas heizen, haben hier das höchste Einsparpotential.
- Aktuell sorgen die hohen Preise für Erdgas aber dafür, dass Gasanbieter ihrerseits Kund:innen kündigen – teils weil zum Beispiel extrem billige Anbieter beim Einkauf schlecht oder zu knapp kalkuliert haben und nun nicht mehr kostendeckend arbeiten können.
- Daher raten wir, jetzt nicht einfach auf den billigsten Anbieter umzusteigen. Denn der mag seine Preise auf Dauer gar nicht halten können, denn alle Anbieter (übrigens bei Gas und Strom gleichermaßen) stehen vor einer Preiserhöhung – und können gar nicht anders.
- Statt dessen raten wir dir, ganz bewusst zu Ökogas-Anbietern zu wechseln. Auch diese bieten jeweils unterschiedliche Preise, auch sie werden Preise anheben müssen – aber sie verkaufen wenigstens klimafreundlicheres Gas.
- Allerdings wollen aktuell gar nicht alle Gasanbieter, dass man zu ihnen wechselt, weil es schwer ist, die Preise zu kalkulieren und sinnvolle Angebote zu unterbreiten.
Keine Sorge: Genau wie beim Stromanbieter-Wechsel besteht auch beim Gasanbieter-Wechsel kein Risiko, dass etwas schief geht und du ganz ohne Gas im Kalten sitzt: Die lückenlose Versorgung ist gesetzlich garantiert.
Gasanbieter wechseln in 4 Schritten
Den Gasanbieter zu wechseln geht schnell und problemlos – und niemand muss Angst haben, im Kalten zu sitzen:
- Wähle einen seriösen Ökogas-Anbieter** – wir empfehlen zum Beispiel den Anbieter
* Polarstern (Wirklich Ökogas),
weil dieser als einziges derzeit nur 100% Ökogas anbietet, also keine konventionellen Tarife mit Erdgas-Beimischungen.
Wir empfehlen ausserdem die Tarife folgender Anbieter:
* Polarstern (Wirklich Ökogas),
* Naturstrom (Biogas 100%),
* Bürgerwerke (BürgerÖkogas 100%)
Sie bieten jeweils mindestens einen Tarif mit 100% Biogas (Tarifname in Klammern, bei der Wahl beachten!).
Tipp: Weitere Anbieter mit Ökogas findest du auch in der Utopia-Bestenliste Ökogas-Anbieter - Fülle auf der Website des neuen Anbieters für dein Gas den Wechselantrag aus. Das dauert nur ein paar Minuten.
- Dein neuer Gasanbieter kündigt für dich deinen alten Vertrag zum nächstmöglichen Kündigungstermin.
- Ab diesem Termin versorgt dich dein neuer Anbieter mit Ökogas.
Manche Verträge können sich automatisch verlängern, wenn zu spät gekündigt wird. Tipp: Sollte dein bisheriges Gasversorgungsunternehmen eine Preiserhöhung angekündigt haben, verkürzt sich die Kündigungsfrist oft erheblich.
Gasanbieter vergleichen: wenn günstige Gasanbieter gefragt sind
Für manche zählt beim Gasanbieter wechseln vor allem der Preis. Das ist verständlich, aber auch hierzu haben wir Ratschläge:
- Vergleichsportale bieten verschiedenste Einstellungsmöglichkeiten: Nutze solche, die dir auch Vertragslaufzeiten und Kündigungsfristen anzeigen (und Bonus-Versprechen ausblenden).
- Wähle in Vergleichsportalen Preise für möglichst nicht mehr als 12 Monate Laufzeit und höchstens 1 Monat Kündigungsfrist. Lass dir alle Tarife anzeigen, nicht nur die, zu denen du über das Vergleichsportal wechseln kannst.
- Fall bei der Tarifsuche nicht auf „Bonus“-Versprechen gleich welcher Art herein: Wer dir zum Beispiel ein iPad für den Wechsel „schenkt“, der holt sich das Geld von dir auf andere Weise wieder – der Bonus ist Illusion.
- Verwende für deinen Gasanbieter-Preisgleich mehrere Preisvergleichsportale. So vermeidest du, auf veraltete, manipulierte oder anderweitig problematische Listen hereinzufallen.
- Achte auf Anbieter mit Grünes Gas Label oder folge unseren Empfehlungen in in der Utopia-Bestenliste Ökogas-Anbieter.
- Beachte auch die Kündigungsfristen bei deinem aktuellen Anbieter. Nur weil du ihn jetzt wechseln willst, heisst das nicht, dass du das derzeit auch kannst.
Warum Ökogas? Weil dies deutlich klimafreundlicher als herkömmliches Erdgas ist. Das wird über zwei Wege bewerkstelligt: Entweder besteht es ganz oder zumindest teilweise aus Biogas, oder es werden immerhin anfallende Erdgas-Emissionen kompensiert.
Mehr dazu: Gastarife im Vergleich: Sind Ökogas, Biogas, Klimagas sinnvoll?
Wenn du gerade beim Wechseln bist – hier könntest du auch noch umsteigen:
- Utopia-Bestenliste Ökostromanbieter (Übersicht und Vergleich)
- Utopia-Bestenliste Ökobanken (Übersicht und Vergleich)
Gasanbieterwechsel: Fragen und Antworten
Hier die wichtigsten Fragen und Antworten für alle, die ihren Gaslieferant wechseln wollen.
Einfach Gas wechseln – geht das wirklich immer?
Nein. Während jeder und jede den Stromanbieter wechseln können, ist dies bei Gas etwas eingeschränkter:
- Wer Gas auf Wohnungsebene bezieht, kann selbst problemlos zu einem günstigen Öko-Gasanbieter wechseln.
- Nur wenn das Gas über das ganze Haus besorgt wird, ist der Wechsel nicht möglich.
In letzterem Fall kannst du ja aber mal mit Vermieter:in oder Hausgemeinschaft sprechen, vielleicht wollen ja auch die Mitbewohner ihr Gas auf öko umstellen.
Welcher Gas-Anbieter ist öko`, welcher gut fürs Klima?
Die Begriffe Biogas und Ökogas sind nicht genau definiert. Aber im Allgemeinen gilt:
- Wirklich öko sind derzeit nur Tarife, die 100% Ökogas anbieten. Drei Beispiele**:
* Polarstern (Wirklich Ökogas),
* Naturstrom (Biogas 100%),
* Bürgerwerke (BürgerÖkogas 100%). - Halbwegs öko ist der Wechsel zu Gaslieferanten, die 50% regenerativ gewonnenes Biogas beimischen, Erdgas ist dann nur noch 50% enthalten.
- Tarife mit weniger als 50% (oft 20%, 10% oder 1%) finden wir ökologisch nicht mehr empfehlenswert. Sie sind aber natürlich besser als reines Erdgas.
- Anbieter und Tarife, die die CO2-Emissionen von „Klimagas“ oder „klimaneutralem Ökogas“ kompensieren, aber sonst nichts tuns, sind nicht öko. Wir raten ab, auch wenn sie rein rechnerisch klimafreundlicher sind als fossiles Erdgas ohne CO2-Kompensation.
Fällt das Gas aus?
Manche kennen die Horrorstories von DSL und Mobilfunk-Netzen: Wer wechselt, steht womöglich eine zeitlang ohne Versorgung da.
Dies gilt nicht für Gasanbieter-Wechsel, ebenso wie es nicht für den Stromanbieter-Wechsel gilt. Anders als bei Telefonen und DSL ist bei Gas und Strom grundsätzlich für sicheren Wechsel gesorgt und die lückenlose Versorgung gesetzlich garantiert. Falls beim Wechsel etwas schiefgehen sollte, springt im Notfall automatisch der sogenannte Grundversorger ein, das sind meist die Stadtwerke.
Gaslieferant wechseln: Was kostet es?
Die tatsächliche Zusammensetzung des gelieferten Gases wird sich bei einem Wechsel kaum verändern, trotz Biogas-Anteil im neuen Tarif. Genau wie auch bei Ökostrom legt der Vertrag legt lediglich fest, dass sich der neue Anbieter verpflichtet, die Menge an Gas ins Netz einzuspeisen, die du verbrauchst – hier eben Biogas.
Es ändert sich also kaum etwas. Selbst der Gaszähler bleibt meist der Gleiche. Entsprechend ist der Gasanbieter-Wechsel fast immer kostenlos.
Zu Ökogas wechseln: Wie lange dauert es?
Der Anbieterwechsel dauert in der Regel zwei bis vier Wochen, selten länger. Allerdings gilt das nicht, falls du einen vorhandenen Vertrag mit längeren Kündigungsfristen hast.
** mit ** markierte oder orange unterstrichene Links zu Bezugsquellen sind teilweise Partner-Links: Wenn ihr hier kauft, unterstützt ihr aktiv Utopia.de, denn wir erhalten dann einen kleinen Teil vom Verkaufserlös. Mehr Infos.War dieser Artikel interessant?
- Clean-Energy-Start-ups: Was bieten Stromee, Corrently, Ostrom, Tibber, Octopus Energy?
- Energie sparen: Zimmertüren schließen – oder offen lassen?
- Das braucht die Energiewende, um weiter voranzukommen
- TV-Tipp: Wir tanken Regenwald – Die Lüge vom Öko-Diesel
- Energie sparen in der Küche: 5 Fehler macht fast jede:r
- Besser nicht nachmachen: 5 schlechte Energiespartipps
- Energieausweis fürs Haus: In 4 Schritten bekommst du ihn
- Gebäudeenergiestandards: Chaos bei Bio-Haus, Passivhaus & Co.
- Energy Sharing: Geht so unabhängige Energie aus Erneuerbaren?