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Giftig bei falscher Zubereitung: Hier solltest du genau hinschauen

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Foto: CC0 / Pixabay / Florian_Florianos

Einige Lebensmittel enthalten natürliche Giftstoffe. Mit der richtigen Zubereitung kannst du diese jedoch entfernen oder abmildern. Wir erklären dir, wo die Giftstoffe vorkommen und wie du eine Vergiftung verhinderst.

Giftstoffe, die in Lebensmitteln enthalten sind, schützen die Pflanze oft vor Fressfeinden. Somit haben sie eine wichtige Funktion für die Pflanze. Das ist zum Beispiel bei Kartoffeln und grünen Bohnen der Fall. Für uns Menschen können sie dadurch allerdings bei falscher Zubereitung ebenfalls giftig werden. Andere Lebensmittel oder Gewürze wie Bittermandeln oder Muskatnuss hingegen enthalten natürliche Giftstoffe, bei denen eine geringe Menge keine Vergiftung bedeutet.

Was du bei der Zubereitung dieser Lebensmittel wissen musst, erfährst du hier. 

Solanin in Kartoffeln

Kartoffeln können bei falscher oder zu langer Lagerung giftig werden. 

Welcher Giftstoff ist enthalten?

Solanin ist der Giftstoff, der sich in Kartoffeln befindet. Er befindet sich vor allem an grünen und keimenden Stellen. Er dient der Pflanze normalerweise als Fraßschutz vor Feinden. 

Welche Symptome treten auf?

Die Symptome einer Solaninvergiftung werden auch als „schwerer Magen“ beschrieben. Denn folgende Beschwerden zählen meistens dazu:

  • Völlegefühl
  • Benommenheit
  • Hypersensibilität bei Berührungen
  • erschwerter Atem

Wenn du eine größere Menge Solanin zu dir genommen hast, können außerdem folgende Symptome auftreten:

Wie umgehst du eine Vergiftung?

Grüne Stellen entstehen unter Lichteinfluss. Das kann sowohl bei dir zu Hause als auch auf dem Feld passieren. Keimbildung wird durch eine zu warme Lagerung und ebenfalls durch Licht begünstigt. Mit einer dunklen und kühlen Lagerung der Kartoffeln kannst du also das Entstehen dieser Stellen reduzieren.

Bei der Zubereitung von Kartoffeln solltest du beachten, dass du sie am besten immer pellst oder schälst. Grüne oder keimende Stellen kannst du bei der Zubereitung großzügig abschneiden. Nur wenn eine Kartoffel wirklich viele dieser Stellen hat, entsorgst du sie lieber. Kochen ist bei Kartoffeln besonders wichtig, denn beim Kochen sinkt der Solanin-Anteil. Das Kartoffelwasser kannst du zum Beispiel noch gegen Unkraut weiterverwenden.

Um eine Solaninvergiftung zu bekommen, müssten Erwachsene etwa zehn Portionen Pellkartoffeln am Tag essen. Daher ist die Wahrscheinlichkeit, dass du dich vergiftest, relativ gering. Bei kleineren Kindern solltest du jedoch vorsichtiger sein. 

Übrigens: Solanin kann auch in Tomaten und Auberginen vorkommen.

Amygdalin in Bittermandeln

Bittermandeln können in rohem Zustand giftig sein.
Bittermandeln können in rohem Zustand giftig sein.
(Foto: CC0 / Pixabay / stevepb)

Bittermandeln hast du vielleicht schon einmal in Kuchen oder anderem Gebäck gegessen. Werden Bittermandeln nicht erhitzt, können sie jedoch sehr giftig sein. Grund dafür ist ihr Anteil an Blausäure.  

Welcher Giftstoff ist enthalten?

Nimmst du Bittermandeln zu dir, wird das darin enthaltene Amygdalin zu Blausäure (auch Cyansäure genannt) abgebaut. Dieser Prozess passiert während der Verdauung. Neben Blausäure wird auch Benzaldehyd abgespalten. Den typischen Mandelgeschmack, der an Marzipan erinnert, kommt von diesen beiden Stoffen. Letzteres ist jedoch nicht giftig.

Laut dem niedersächsischen Landesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (LAVES) können Bittermandeln einen Blausäuregehalt von bis zu 3.000 Milligramm pro Kilogramm aufweisen. Je nach Körpergewicht können daher bei Kindern zwischen fünf bis zehn Mandeln bereits eine tödliche Blausäurevergiftung zur Folge haben. 

Welche Symptome treten auf?

Eine Blausäurevergiftung erkennst du an Stoßatmung und einer Rotfärbung der Haut. 

Wie umgehst du eine Vergiftung? 

Blausäure ist hitzeempfindlich. Daher verflüchtigt sich der giftige Inhaltsstoff auf eine unbedenkliche Menge, wenn du ihn kochst oder backst. Auch Bittermandelöl oder Bittermandel-Aroma enthalten den Giftstoff nicht mehr. Bittermandeln werden mittlerweile nur noch in kleinen Packungen (meistens 50 Gramm) verkauft. Auf den Packungen ist auch ein Warnhinweis zu finden, dass diese Mandeln nicht zum rohen Verzehr geeignet sind.  Manchmal verirren sich bittere Mandeln auch in Nussmischungen. Wenn du den bitteren Geschmack herausschmeckst, solltest du die Mandel ausspucken.  

Übrigens: Blausäure steckt auch in Aprikosenkernen. 

Phasin in grünen Bohnen

Grüne Bohnen solltest du nicht roh essen, da sie giftiges Phasin enthalten.
Grüne Bohnen solltest du nicht roh essen, da sie giftiges Phasin enthalten.
(Foto: CC0 / Pixabay / vudoan20170)

Beim Kochen etwas Rohkost snacken? Nicht mit grünen Bohnen!

Welcher Giftstoff ist enthalten?

Der in rohen grünen Bohnen (Busch- oder Feuerbohnen) enthaltene Giftstoff ist Phasin. Laut Verbraucherzentrale handelt es sich hierbei um eine Proteinverbindung, die in vielen Obst- und Gemüsesorten vorkommt. Sie schützt die Pflanze vor Fressfeinden. Bei Kindern reichen aufgrund des geringen Körpergewichts bereits fünf bis sechs rohe Bohnen, um eine tödliche Vergiftung auszulösen. 

Welche Symptome treten auf?

Phasin verursacht das Zusammenkleben von roten Blutkörperchen. Somit wird der Sauerstofftransport im Blut behindert. Phasin schädigt im Darm die Epithelzellen. So wird die Aufnahme von Nährstoffen gestört. Folgen einer Aufnahme von Phasin können leichte Magenverstimmungen oder Darmentzündungen sein. Teilweise enden die Vergiftungen auch tödlich. Das hängt natürlich von der Menge der Aufnahme ab. Laut der Verbraucherzentrale Bayern können weitere Symptome einer Vergiftung ebenso Kopfschmerzen, Erbrechen und Durchfall sein. 

Wie umgehst du eine Vergiftung?

Beim Kochen wird das Phasin zerstört. 15 Minuten Kochzeit reichen dafür aus. Bei einem Dampfgarer solltest du vorsichtig sein: Da die Temperatur möglicherweise geringer ist als beim Kochen, solltest du ihn zum Zubereiten von Bohnen besser nicht nutzen. Laut der Verbraucherzentrale Bayern solltest du auch das Blanchierwasser der grünen Bohnen nicht weiterverwenden. Denn im Wasser befindet sich eine erhebliche Menge Phasin aus den Bohnen, welches du nicht zu dir nehmen solltest. 

Bitterstoffe in Zucchini aus dem Gemüsegarten

Zucchini aus dem eigenen Anbau kann Bitterstoffe enthalten.
Zucchini aus dem eigenen Anbau kann Bitterstoffe enthalten.
(Foto: CC0 / Pixabay / auntmasako)

Viele Menschen bauen ihr Gemüse im Garten selber an. Das macht nicht nur Spaß, sondern ist oft auch umweltfreundlicher als Gemüse aus dem Supermarkt. Bei einigen Gemüsesorten ist jedoch Vorsicht geboten. Denn bei Eigenanbau können in verschiedenen Kürbisgewächsen (Kürbis, Zucchini, Gurke oder auch Melonen) Bitterstoffe stecken, die im Gemüse aus dem Supermarkt nicht enthalten sind. Denn dieses Gemüse stammt von Pflanzen, die aufgrund von gezielter Züchtung keine Bitterstoffe mehr enthalten.

Welcher Giftstoff ist enthalten?

Die enthaltenen Bitterstoffe sind Cucurbitacine. Besonders bei heißem und trockenen Wetter bilden Zucchini- und Kürbispflanzen diese Bitterstoffe vermehrt aus. 

Welche Symptome treten auf?

Auswirkungen der Bitterstoffe auf den Körper sind:

  • Übelkeit
  • Magenschmerzen
  • Durchfall
  • Schäden am Darm

Die Bitterstoffe können auch tödliche Folgen haben: 2015 starb ein 79-jähriger Mann am Verzehr einer selbst angebauten Zucchini.

Wie umgehst du eine Vergiftung? 

Die giftigen Bitterstoffe lassen sich leider nicht durch Kochen unschädlich machen. Daher musst du bei selbst angebauten Kürbisgewächsen besonders stark auf bitteren Geschmack achten. Schmeckt es dir zu bitter, siehe lieber vom Verzehr ab.

Beim Anbau solltest du darauf achten, dass du dein Gemüse nicht in der Nähe von Zierkürbissen anpflanzt, denn diese enthalten eine große Menge an Bitterstoffen. Der Gehalt an Bitterstoffen nimmt mit der Fruchtreife zu. Daher verringerst du das Risiko einer Vergiftung, wenn du das Gemüse jung erntest. 

Myristicin in der Muskatnuss

Muskatnuss enthält den Giftstoff Myristicin.
Muskatnuss enthält den Giftstoff Myristicin.
(Foto: CC0 / Pixabay / scym)

Ob herzhaft in Kartoffelbrei oder als würzige Note in Lebkuchen: Die Muskatnuss ist ein beliebtes Gewürz für viele Rezepte. Meistens verwenden wir nur eine kleine Menge des Gewürzes. Und das ist auch gut so, denn wer zu viel Muskatnuss zu sich nimmt, muss mit psychoaktiven Folgen oder einer Vergiftung rechnen. 

Welcher Giftstoff ist enthalten?

In der Muskatnuss steckt der Giftstoff Myristicin. Dieser Stoff ist zu etwa vier bis acht Prozent in der Muskatnuss enthalten. Die geringste Dosis, ab der du mit Nebenwirkungen rechnen musst, ist fünf Gramm. Eine ganze Muskatnuss wiegt meistens zwischen drei und acht Gramm. Für Erwachsene gilt eine Menge von drei Muskatnüssen als tödlich. Für Kinder können schon zwei Muskatnüsse tödliche Folgen haben. Das hängt jedoch auch immer vom individuellen Körpergewicht ab.

Welche Symptome treten auf?

Bei einer großen Menge löst der Giftstoff Halluzinationen und Rauschzustände aus. Die Wirkungen des Rausches sind dabei nicht absehbar und können insbesondere in Kombination mit körperlichen Symptomen schlimme „Horrortrips“ auslösen. Eine Überdosis kann auch tödliche Folgen haben. Folgende Symptome können eintreten:

  • Schwindel
  • geistige Verwirrtheit und Benommenheit
  • Bauchschmerzen und Erbrechen

Die Symptome treten meistens drei bis sechs Stunden nach der Einnahme auf und können bis zu 36 Stunden anhalten. Eine weitere Wirkung, die Myristicin hat, ist die Hemmung bestimmter Enzyme, die für den Abbau von Noradrenalin, Dopamin und Serotonin zuständig sind (MAO-Enzyme). Wird dieser Prozess unterbunden, kann die Aufnahme von herkömmlichen Lebensmitteln (Tofu, geräucherte oder getrocknete Fleisch- und Fischprodukte oder gereifter Käse) auf einmal giftig werden.   

Wie umgehst du eine Vergiftung? 

Bei dieser Art von Giftstoff kommt es allein auf die Menge an. Nutzt du die Muskatnuss nur zum leichten Würzen von Gerichten, kann nichts passieren. Achte jedoch darauf, dass du die losen Nüsse nicht in der Reichweite von Kindern aufbewahrst. 

Ein gefährlicher Trend in den sozialen Medien ist die Nutmeg-Challenge (engl. Nutmeg=Muskatnuss). Hierbei nehmen Jugendliche größere Mengen an Muskatnuss zu sich, um einen Rausch zu erleben. Bitte unter keinen Umständen nachmachen!

Wie verhinderst du eine Vergiftung?

Viele alltägliche Lebensmittel enthalten Giftstoffe. Diese sind meistens ungefährlich. Um Vergiftungen zu meiden, kannst du generell folgende Dinge beachten:

  • Schaue dir deine Lebensmittel immer genau an. Wenn du Stellen siehst, die wuchern oder noch grün sind, schneide sie großzügig ab (zum Beispiel bei Kartoffeln).
  • Manchmal hilft es auch, dich auf den Geschmack zu verlassen. Bitterstoffe erkennst du praktischerweise an dem sehr bitteren Geschmack.
  • Oft kann Kochen oder Backen das enthaltene Gift zerstören. Das ist aber leider bei Bitterstoffen in Gemüse nicht der Fall. 
  • Wie schädlich die Aufnahme der Giftstoffe ist, hängt meistens von dem individuellen Körper bzw. dem Körpergewicht ab. Daher solltest du bei Kindern besonders vorsichtig sein.  
  • Sollten beim Essen oder wenige Stunden nach dem Essen ungewöhnliche Symptome auftreten, kannst du dich immer an die Giftnotrufzentrale wenden. 

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