Bier sei gesund, liest man immer wieder. Leider haben die gesundheitsfördernden Stoffe im Bier einen mächtigen Gegenspieler: den Alkohol.
Bier ist womöglich das beliebteste alkoholhaltige Getränk in Deutschland. Durchschnittlich über 100 Liter pro Kopf konsumierten die Deutschen laut dem Deutschem Braubund im Jahr 2018. Europaweit tranken 2017 nur die Tschech:innen und die Österreicher:innen mehr Bier.
Mit gutem Grund? Immer wieder liest man, dass Bier gesunde Eigenschaften habe: Bier soll isotonisch sein, also den Körper mit Mineralstoffen, Energie und Flüssigkeit versorgen, gegen Halsschmerzen helfen können und einem Kater entgegenwirken. Es soll sogar schlaffördernd und beruhigend sein, das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Schlaganfälle mindern, die Lust steigern oder gegen Haarausfall wirken.
Woher kommen diese Behauptungen? Um diese Frage zu beantworten, müssen wir uns näher mit den Inhaltsstoffen von Bier beschäftigen.
Ist Bier gesund? Ein Blick auf die Inhaltsstoffe
Ein (untergäriges) Bier, das nach dem deutschen Reinheitsgebot gebraut wurde, darf nur diese Zutaten enthalten:
- Gerstenmalz
- Hopfen
- Wasser
- Hefe
Die enthaltene Gerste und der Hopfen könnten an sich tatsächlich gesunde Inhaltsstoffe sein.
Gerste sorgt dafür, dass Bier die Vitamine B2, B3, B5 und B6 enthält. Sie spielen insbesondere für die verschiedenen Stoffwechselprozesse im Körper eine entscheidende Rolle. Außerdem liefert Gerste einige Mineralstoffe wie Kalium, Magnesium und Phosphor.
Die Nährwerte pro 100 Milliliter Lagerbier und die empfohlene Tagesdosis (in Klammern) im Einzelnen:
- Vitamin B2: 0,03 mg (1-1,4 mg)
- Vitamin B3: 0,65 mg (11-16 mg)
- Vitamin B5: 0,06 mg (6 mg)
- Vitamin B6: 0,1 mg (1,2-1,6 mg)
- Kalium: 35,33 mg (4000 mg)
- Magnesium: 7,54 mg (300-350 mg)
- Phosphor: 19,42 mg (550 mg)
Hopfen an sich wäre gesund
Hopfen enthält verschiedene ätherische Öle und Bitterstoffe, die Bier eventuell gesunde Eigenschaften verleihen. Viele davon sollen im Körper als Antioxidantien wirken, also antientzündlich sein und Zellen schützen. Im Fokus der Forschung stehen vor allem diese Stoffe:
- Xanthohumol gehört zu den Polyphenolen und kommt nur in Hopfen vor. In Tierversuchen zeigte sich, dass der Stoff das Wachstum von Tumorzellen verhindern und gegen die Hautkrankheit Kontaktdermatitis helfen kann.
- Iso-Alphasäuren sorgen im Bier für den bitteren Geschmack. Darüber hinaus fanden Wissenschaftler:innen der Universität Erlangen-Nürnberg heraus, dass sich die Bitterstoffe positiv auf den Fett- und Zuckerstoffwechsel auswirken. Man soll sie einsetzen können, um Fettlebern zu behandeln. Iso-Alphasäuren und Xanthohumol sollen vor allem in Kombination wirken.
- Ferulasäure ist ebenfalls eine antioxidative Substanz. In Tierversuchen konnte sie Hautkrebs verhindern. Außerdem soll sie womöglich das Risiko für neurodegenerative und kardiovaskuläre Erkrankungen sowie Diabetes mindern.
Bier hat gesunde Inhaltsstoffe – ist es auch gesund?
Die vielen positiven Befunde zu den einzelnen Inhaltsstoffen von Bier lassen vermuten, dass Bier tatsächlich gesund ist. Der Teufel steckt jedoch im Detail: Zum einen fehlen klinische Studien am Menschen – bisher wurde vor allem an Tieren getestet.
Es ist also unklar, ob die Inhaltsstoffe ihre Wirkung tatsächlich im menschlichen Körper entfalten und gegen die genannten Krankheiten helfen. Zum anderen sind im Bier nur winzige Mengen dieser Stoffe enthalten – ob sie positiv wirken, ist zweifelhaft.
Alkohol: Warum Bier doch ungesund ist
Ein großes Problem von Bier ist der Alkohol.
Schon 2018 sorgte eine Studie, die im Fachblatt The Lancet erschien, für Aufsehen. Wissenschaftler:innen analysierten darin Daten von fast 600.000 Menschen aus 19 verschiedenen Ländern und kamen zu dem Schluss, dass bereits 100 Gramm reiner Alkohol pro Woche die Lebenserwartung verkürzen. Darüber hinaus erhöht Alkohol unter anderem das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Bluthochdruck und Schlaganfälle – und macht damit womöglich die gesunden Wirkungen der anderen Inhaltsstoffe im Bier zunichte.
Mittlerweile ist sich die Fachwelt einig: Beim Alkoholkonsum gibt es keine gesundheitlich unbedenkliche Menge. Alkohol ist giftig, krebserregend und macht süchtig. Die Risiken beginnen mit dem ersten Tropfen Alkohol und steigern sich, je mehr man trinkt.
Wenn du von den gesundheitsfördernden Eigenschaften von Bier profitieren willst, greife also besser zu alkoholfreiem Bier.
Ist alkoholfreies Bier gesund?
Als Getränk für Sportler:innen ist alkoholfreies Bier schon länger bekannt, da es isotonisch ist, Kohlenhydrate in Form von Maltodextrin liefert und den Körper mit Mineralstoffen versorgt. Zwei Dinge gibt es jedoch zu bedenken:
- „Alkoholfreies Bier“ enthält manchmal doch kleine Mengen Alkohol. Hier erfährst du mehr dazu: Alkoholfrei vs. 0,0-Bier: Das ist der Unterschied
- Auch alkoholfreies Bier enthält überraschend viel Zucker: um die zwei bis vier Gramm pro 100 Milliliter
Als primärer Durstlöscher eignet sich alkoholfreies Bier also genauso wenig wie zum Beispiel herkömmliche Limonade. Als Ergänzung zu Wasser kann es jedoch Teil einer ausgewogenen Ernährung sein.
Überarbeitet von Denise Schmucker
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