Mit dem Pariser Klimaschutzabkommen hat auch Deutschland sich verpflichtet, bestimmte Klimaziele zu erreichen. Dabei geht es vor allem darum, bis 2050 nahezu klimaneutral zu werden.
Der Rahmen für die Klimaziele Deutschlands
Während der Weltklimakonferenz 2015 in Paris einigten sich rund 200 Staaten auf ein verbindliches weltweites Klimaschutzübereinkommen. Unterschrieben haben es 195 Staaten. Die zentrale Verpflichtung aus dem Vertrag ist die Begrenzung der Erderwärmung auf deutlich unter zwei Grad Celsius. Den Vertrag bezeichnen wir heute meist als „Pariser Abkommen“ und wenn wir über die „Pariser Klimaziele“ reden, ist genau das gemeint: Die Begrenzung der Erderwärmung auf unter zwei Grad, idealerweise auf 1,5 Grad.
Um dieses Ziel zu erreichen, haben sich alle unterzeichnenden Staaten verpflichtet Maßnahmen einzuleiten, um ihre Treibhausgasemissionen zu senken. Für die Umsetzung haben die Staaten nationale Klimaschutzpläne vorgelegt, in denen sie festlegen, wie sie ihren Beitrag zum Klimaziel leisten wollen.
Darüber hinaus sind alle Staaten verpflichtet, über ihre Fortschritte Bericht zu erstatten. Alle fünf Jahre sollen die Länder außerdem, falls nötig, gemeinsam strengere Ziele festlegen. Zudem wollen alle Staaten Maßnahmen ergreifen, um sich an die Folgen des Klimawandels anzupassen.
Das Pariser Abkommen ist einzigartig, weil sich mit 195 Staaten eine große Mehrheit aller Staaten zu der Notwendigkeit des Klimaschutzes bekannt hat. Am 4. November 2016 trat das Abkommen in Kraft.
Die Klimaziele Deutschlands 2020, 2030 und 2050
Die Klimaziele Deutschlands ergeben sich aber nicht nur aus dem Pariser Abkommen. Die Klimapolitik in Deutschland ist eng verbunden mit der europäischen Klimapolitik. So muss Deutschland sich an die strengeren Klimaschutzvorgaben der EU halten und gestaltet diese mit.
Eine EU-weite Maßnahme stellt zum Beispiel der EU-Emissionshandel. Dabei vergibt bzw. versteigert eine zentrale Vergabestelle Zertifikate für den Ausstoß von CO2 an die Industrie und Firmen. In Deutschland ist dafür eine Abteilung des Umweltbundesamtes zuständig. Das reguliert die Höchstmenge an CO2, die ausgestoßen werden darf.
Deutschland hat in Anlehnung an das Pariser Abkommen und die EU-Klimaschutzziele seine Klimaschutzziele im Klimaschutzplan 2050 festgelegt. Darin beschreibt Deutschland seine Ziele bis zur treibhausneutralen Nation: Eine Treibhausgasreduktion im Vergleich zum Jahr 1990…
- bis 2020 um 40 Prozent
- bis 2030 um 55 Prozent
- bis 2040 um 70 Prozent
- bis 2050 weitgehend treibhausgasneutral.
Diese Ziele sind im Plan für die jeweiligen Sektoren aufgeschlüsselt:
- So soll der Energiesektor laut BMU seine Emissionen bis 2030 um 61 bis 62 Prozent senken,
- für die Industrie wurden 49 bis 51 Prozent festgelegt,
- für den Gebäudebereich 66 bis 67 Prozent,
- für den Verkehr 40 bis 42 Prozent
- und für die Landwirtschaft 31 bis 34 Prozent.
Für jeden Sektor hat die Bundesregierung Maßnahmen benannt, durch die der Sektor die Reduktionen erreichen kann, zum Beispiel:
- Reduzierung von Düngemitteln in der Landwirtschaft
- neue Baustandards für den Gebäudebereich
- Ausbau erneuerbarer Energien
Der Klimaschutzplan Deutschlands bietet allerdings mehr einen Rahmen, der alle fünf Jahre überprüft und neu geschrieben werden soll. Konkrete Maßnahmen legt der Staat in detaillierteren Maßnahmenprogrammen fest.
Erreicht Deutschland seine Klimaziele?
Die Antwort für das Klimaziel 2020 heißt laut ZDF und dem jährlichen Klimaschutzbericht Deutschlands: Nein. Statt des Ziels, unsere Treibhausgasemissionen um 40 Prozent zu senken, werden wir wohl höchstens eine Reduktion der Treibhausgase von 32 Prozent gegenüber 1990 erreichen.
Laut Klimaschutzbericht 2018 gab es vor allem im Energiesektor, aber auch in der Industrie und in privaten Haushalten Erfolge. Gemäß Schätzung kann der Energiesektor seine Emissionen zwischen 1990 und 2020 um fast 39 Prozent oder, in realen Zahlen, um 180 Millionen Tonnen CO2-Äquivalente senken, die Industrie um fast 40 Prozent bzw. 110 bis 112 Millionen Tonnen und private Haushalte um etwa 42 Prozent – das sind 56 Millionen Tonnen.
Was noch hinterherhinkt, ist der Verkehrssektor: Er kann bis 2020 nur eine CO2-Reduktion von drei bis vier Prozent erreichen, was gerade mal fünf bis sechs Millionen Tonnen CO2 entspricht.
Wie es mit den Klimazielen für 2030 steht, ist noch nicht eindeutig zu sagen. Klar ist jedoch: Je größer die Lücke zum Klimaziel 2020 jetzt schon ist, desto schwieriger wird es, das noch höhere Ziel für 2030 zu erreichen.
Das sind die Maßnahmen zur CO2-Reduktion
Wie Deutschland seine Klimaziele erreichen soll, hat der Staat mit konkreten Maßnahmen im Aktionsprogramm Klimaschutz 2020 formuliert. Den hat das Bundeskabinett bereits am 3. Dezember 2014 beschlossen. Ungefähr zwölf Milliarden Euro steckt der Staat insgesamt in das Aktionsprogramm.
Zu den konkreten Maßnahmen, die zur Reduktion der CO2-Emissionen beitragen sollen, gehören zum Beispiel:
- Die Energiewende mit dem Ausbau erneuerbarer Energien und der schrittweise Ausstieg aus fossilen Energieträgern.
- Förderung der Energieeffizienz insbesondere von Kommunen, Gebäuden und dem Schienenverkehr
- Mit der sogenannten „LED-Leitmarktinitiative“ wurde die Einführung von energiesparenden LEDs auf dem Markt unterstützt.
- Auch verschiedene Leitlinien und Labels sollen es einfacher machen, energieeffiziente Produkte zu erkennen und bestimmte Standards zu gewährleisten.
- Außerdem schuf der Staat etliche Maßnahmen zur energieeffizienten Gebäudesanierung. Dazu zählen auch energieeffizientere Heizsysteme.
- Schienengüterverkehr soll gestärkt werden und der Güterverkehr durch die Umgestaltung der LKW-Maut klimafreundlicher gemacht werden.
- Fuß- und Fahrradverkehr und ÖPNV möchte der Staat stärken. Im ÖPNV möchte die Regierung auch alternative Antriebe ausbauen, etwa Elektrobusse.
- Auch Elektroautos und Carsharing sowie die dafür nötige Infrastruktur wie zum Beispiel Ladesäulen sollen gefördert werden.
- Eine neue Düngemittelverordnung soll den Einsatz von Dünger strenger regeln. Der ökologische Landbau soll sich ausweiten.
- Der Bund möchte eine Vorbildfunktion in der öffentlichen Beschaffung einnehmen. Das heißt: Alle staatlichen Einrichtungen sollen bei Anschaffungen, Renovierungen oder Mobilität mit gutem Beispiel vorangehen.
Die Maßnahmen decken ein breites Spektrum ab: Von gesetzlichen Regelungen über spezielle Fördergelder und Beratungsmöglichkeiten bis hin zu Forschungsprogrammen für energieeffizientere Prozesse. Sie erstrecken sich über alle klimarelevanten Bereiche von Bauen und Energie über Verkehr und Landwirtschaft bis hin zu Industrie. Detailliert beschreibt das der der Klimaschutzbericht 2018.
Vor allem die Kommunen sind dabei immer wieder im Fokus: Sie können besonders viel für den Klimaschutz tun, daher gibt es auf dieser Ebene viele Förderprogramme.
Wie Kommunen zum Klimaschutz beitragen können, macht zum Beispiel der Rhein-Hunsrück-Kreis vor, der bereits jetzt klimaneutral ist und mit dem Preis „Energiekommune des Jahrtzehnts“ wurde – mehr dazu berichtet der SWR. Auch Tübingen hat Anfang Juli 2019 bekannt gegeben, dass die Stadt bis 2030 klimaneutral werden möchte.
Das kannst du tun, um zu den Klimazielen Deutschlands beizutragen
Aber nicht nur der Staat, sondern auch jede und jeder Einzelne von uns trägt eine Verantwortung für die zukünftigen Generationen und für den Klimaschutz. Mit deinem Handeln kannst du selbst einen Beitrag zum Klimaschutz in allen Bereichen leisten:
Wohnen und Energie sparen:
- Wie modern ist deine Heizung? Wie heizt du? Wie erwärmst du dein Warmwasser? Informiere dich über umweltfreundliche Möglichkeiten, zu heizen und Wasser warm zu machen. Vielleicht kommen bei dir Solartechnologien in Frage? Prüfe, wie gut dein Haus mitsamt Fenstern und Türen isoliert ist.
- Wie energiesparend auf sind deine Geräte? Was für Licht hast du? Achte beim Kauf auf Energiesparlampen oder LEDs und auf Label wie das Energiesparlabel oder den blauen Engel.
- Schalte Geräte und Lampen aus, wenn du sie nicht benutzt und installiere Zwischenschalter, wenn sich Geräte nur in den Standby-Modus schalten lassen.
- Heize im Winter nur so viel wie nötig und drehe die Heizung runter, wenn du länger aus dem Raum oder Haus gehst.
- Wechsle zu Ökostrom.
Ernährung:
- Kaufe möglichst regional und saisonal: Weitgereiste oder lang gelagerte Produkte verursachen hohe CO2-Emissionen.
- Ernähre dich möglichst viel vegetarisch oder vegan: Tierische Produkte verursachen große Umweltprobleme.
- Kaufe möglichst Lebensmittel aus ökologischer Landwirtschaft: Der starke Düngemitteleinsatz im konventionellen Landbau verursacht Lachgas-Emissionen, das ebenfalls ein starkes Treibhausgas ist.
Konsum:
- Jedes Produkt, dass du kaufst, hat bei seiner Produktion Ressourcen verbraucht. Überlege dir also, was du wirklich brauchst und ob du es auch gebraucht kaufen kannst.
- Verschiedene Siegel wie das Energieeffizienz-Siegel oder der blaue Engel unterstützen dich bei der Wahl, klimafreundliche Produkte zu kaufen. Auch das EU-Eco-Label steht für hohe Umweltstandards. Eine gute Übersicht, was die einzelnen Siegel genau bedeuten, findest du auf Label-Online.
Mobilität:
- Überlege dir beim Neukauf eines Autos, ob du es wirklich brauchst oder ob nicht auch ein Lastenrad, ein E-Bike oder Carsharing gute Alternativen für dich wären.
- Fahre viel mit dem Fahrrad und lass das Auto stehen oder gehe zu Fuß. Nutze den öffentlichen Nahverkehr.
- Bilde Fahrgemeinschaften.
- Vermeide es, wenn möglich, zu fliegen.
CO2 kompensieren:
- Mit dem Kauf von CO2-Zertifikaten oder durch Spenden an spezielle Unternehmen kannst du deinen CO2-Ausstoß kompensieren. Das Geld, das du spendest, wird in Projekte investiert, die den CO2-Ausstoß senken. Ein Anbieter davon zum Beispiel atmosfair.
- Die bedeutendste Möglichkeit, CO2 wieder aus der Luft zu filtern, sind Bäume: Durch Photosynthese nehmen sie CO2 auf und wandeln es wieder in Sauerstoff um. Informiere dich über Projekte oder Organisationen, die Bäume pflanzen.
Und das wichtigste: Lass dich nicht entmutigen. Es ist klar, dass du nicht von Anfang an alles perfekt machen kannst. Aber auch ein kleiner Schritt ist schon ein Schritt in die richtige Richtung.
Weiterlesen auf Utopia:
- Good life goals: So trägst du zu einer nachhaltigen Entwicklung bei
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