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Nachhaltig leben: So überzeugst du deine Freunde

nachhaltig leben: so überzeugst du deine Freunde
© marino / Fotolia.com

Auto oder Rad, Steak oder Gemüse – täglich treffen wir dutzende Entscheidungen für oder gegen die Umwelt. Was motiviert uns dabei, was beeinflusst unsere Entscheidungen? Die angewandte Umweltpsychologie weiß es. Und sie gibt Tipps, wie wir die Idee des nachhaltigen Lebens auch anderen Menschen schmackhaft machen können.

In bestimmten Kreisen hat der Begriff „Nachhaltigkeit“ einen negativen Beigeschmack. Manche Menschen setzen ihn gleich mit ständiger Belehrung, Verzicht oder der Einschränkung persönlicher Freiheiten. Dabei kann ein nachhaltiger Lebensstil uns bereichern.

Die folgenden fünf Tipps basieren auf dem Buch: „Psychologie im Umweltschutz – Handbuch zur Förderung nachhaltigen Handelns“ von Karen Hamann, Anna Baumann und Daniel Löschinger(oekom Verlag). Sie helfen dir, den Weg nach Utopia zu finden – und anderen dabei zu helfen, nachhaltiger zu leben.

Tipp #1: Nachhaltig leben – direkten Bezug schaffen

Nicht jeder ist sich bewusst, welche Auswirkungen Konsum und Verhalten auf die Umwelt haben. Einige Menschen haben sich intensiv mit Themen wie Tierhaltung und Tierwohl, Produktionsbedingungen und Klimawandel auseinandergesetzt. Andere wissen vielleicht noch gar nicht, dass es Probleme gibt, welche das sind – und dass sie etwas dagegen tun könnten.

Im Gespräch kannst du eigenes Wissen vermitteln, Probleme bewusst machen und alltagstaugliche Anregungen zum nachhaltig Leben geben:

  • Details bleiben länger im Gedächtnis: „Wusstest du, wie viel Briefkastenmüll der keine-Werbung-Sticker jährlich verhindert?“
  • Einfache, vorteilhafte Verhaltensänderungen vorschlagen: „Steck doch einfach immer einen Stoffbeutel ein, somit sparst du noch ein paar Cent beim Einkauf.“
  • Direkte Bezüge nutzen: „Es wäre doch toll, wenn wir Kollegen weniger Müll in der Mittagspause produzierten. Wer ist dabei?“

Wir unterschätzen, welche Wirkung andere Menschen auf uns haben. Meinungen, Aussagen und Gedankenaustausch wirken oft noch nachträglich und bewirken positive Verhaltensveränderungen.

Wichtig: Niemand ändert sein Tun, wenn er angeklagt wird. Versuche daher beim Thema „nachhaltig leben“ so oft wie möglich positiv zu kommunizieren. Wir wollen ein Bewusstsein für die Probleme unserer Zeit schaffen und nicht mit dem Finger auf jemanden zeigen.

Wie wäre ein gemeinsamer Filmabend, der informiert und Problembewusstsein schafft? Dokumentarfilme wie „Plastic Planet“, „We feed the World“ oder „Bottled Life“ sind nur drei Beispiele von 15 Dokus, die jeder gesehen haben sollte.

Nachhaltig leben: Statt Plastiktüten lieber wiederverwendbare Stoffbeutel
Steck einen Stoffbeutel ein, dann brauchst du nie eine teure Plastiktüte (Foto: CC0 Public Domain / Pixabay.de Cocoparisienne)

Tipp #2: Nachhaltig leben – Challenge veranstalten?

Vage Ideen wie „man sollte eigentlich Energie sparen“ bleiben wahrscheinlich ohne konkrete Umsetzung. Hilfreich ist hingegen eine klare Zielvorgabe: „Dieses Jahr senken wir unseren Energieverbrauch um 20 Prozent, wer ist dabei?“

Konkrete Zielsetzungen wie „den Energieverbrauch um 20 Prozent senken“ erleichtern es, unser Verhalten tatsächlich zu ändern und einen Schritt mehr in Richtung nachhaltiges Leben zu gehen. Den Mechanismus kennen viele ehemalige Sportmuffel. Wer sich vornimmt „mehr Sport zu machen“, wird weniger erfolgreich sporteln als Menschen, die ihr Sportvorhaben konkretisieren. „Ab sofort mache ich jeden Montagabend Sport“, ist eine Selbstverpflichtung, die wir eher einhalten.

Wichtig ist in beiden Fällen: Schreib dir dein Vorhaben auf und erzähle anderen Menschen davon. Somit ist es wahrscheinlicher, dass du tatsächlich Energie sparst oder mehr Sport machst. Spread the News!

Jetzt haben wir schon mehr Hintergrundwissen und konkrete Vorhaben. Wie wäre es nun, sich mit anderen auszutauschen?

Tipp #3: Nachhaltig leben – mit anderen reden

Kleidertauschparties, gemeinsame Kochabende, das Schrauben in der Fahrradwerkstatt, das Bummeln durch Second-Hand-Läden oder gemeinschaftliches Graben in der Erde: Bei gemeinsamen Aktionen könnt ihr euch austauschen, Erfahrungen teilen und Neues lernen.

Wie wäre ein selbst organisierter vegetarischer Kochabend, Urban Gardening oder gleich das gemeinsame Pachten eines kleinen Stücks grüner Erde?

Rat aus der Umweltpsychologie: Wer solche gemeinschaftlichen Aktionen organisiert, sollte darauf achten, Fehler zuzulassen und gleichzeitig für viele Erfolgserlebnisse zu sorgen. Dann bleiben vor allem positive Emotionen zurück. Und positive Emotionen will jeder möglichst bald wieder erleben, oder?

nachhaltig leben: Essbare Städte
Kleine Oasen inmitten der Stadt: Urban Gardening (Foto: © Essbares Heidelberg)

Tipp #4: Nachhaltig leben – Erfolge sichtbar machen

Leider werden die positiven Wirkungen nachhaltigen Handelns im Alltag oft nicht direkt sichtbar, weil sie ja erst langfristig Folgen haben. Daher ist es wichtig, sich so oft wie möglich die positiven Wirkungen vor Augen zu führen.

Die grüne Suchmaschine Ecosia macht das beispielhaft vor: Jede Suchanfrage zeigt ganz konkret an, wie viele Bäume mit der eigenen Hilfe schon angepflanzt wurden. Das ist unmittelbares Feedback, das motiviert!

Rechnet doch beispielsweise mal nach, wie viel Geld die Wahl „Fahrrad statt Auto“ jährlich spart. Spritkosten, Parkgebühren, Werkstatt und Versicherung – bei all diesen Kosten kann sich das Fahrrad als umweltfreundliche Alternative wirklich sehen lassen. Zur eigenen Fitness trägt es ebenfalls bei.

Umweltfreundliches Verhalten ist immer unbequemer als konventionelles? Weit gefehlt, beim Beispiel „Fahrrad oder Öffies statt Auto“ fällt etwa die nervige Parkplatzsuche (15 Minuten) und das Warten im städtischen Stau (nochmal 15 Minuten) weg, vom Stress mal ganz abgesehen. Wer gute Argumente sammelt, der hat bald viele motivierte neue Umweltschützer auf seiner Seite.

Fahrrad in der Stadt: nachhaltig leben
Radeln ist nicht nur preiswert, sondern macht auch fit. (Foto: Unsplash unter CC0 1.0 )

Tipp #5: Nachhaltig leben – Verändert eure Umgebung

Die ersten vier Tipps wirken gut im Kleinen. Doch wir sollten auch in größeren Dimensionen denken.

Nachhaltige und faire Produkte sind für die meisten viel zu teuer? Die Qualität von Bus und Bahn lässt zu wünschen übrig? Die Ticketpreise sind zu hoch? Ja, manchmal fehlen tatsächlich bestimmte Voraussetzungen, die nachhaltiges Handeln fördern würden. Doch für diese Rahmenbedingungen kann sich ja jeder selbst stark machen: durch Petitionen, Demonstrationen oder Volksentscheide (Beispiel Volksentscheid Fahrrad in Berlin). Auch eigene Aktionen sind möglich: etwa öffentliche Bücherregale einrichten, oder Lebensmittel retten durch foodsharing.

Kleine Hilfen erinnern an nachhaltiges Handeln im Alltag. Sticker an Papierhandtuchspendern, Druckern oder Briefkästen unterstützen etwa beim Papiersparen. Ein Sticker mit der Notiz „Mitgebrachte Becher sind willkommen!“ hilft beispielsweise, den Verbrauch von Coffee-to-go-Bechern zu reduzieren.

Nachhaltig leben: So überzeugst du andere
Mehr Tipps im Buch „Psychologie im Umweltschutz“ (Foto: Utopia/vs)

Nachhaltig leben: inspirieren statt missionieren!

Wer andere von einem nachhaltigeren Lebensstil überzeugen will, darf nicht missionarisch auftreten, sonst gibt es nur Trotz statt Umdenken. Umweltschützer sollten nach dem Prinzip „der stete Tropfen höhlt den Stein“ täglich versuchen, wirkungsvolle, nachvollziehbare, machbare Alternativen zum gegenwärtigen Lebensstil aufzuzeigen – und somit ihr Umfeld positiv zu beeinflussen.

Eine bessere Welt für Menschen, Tiere und Natur ist machbar – lasst uns weitermachen und andere dazu inspirieren, es ist gar nicht so schwer.Die Tipps basieren auf dem Buch: „Psychologie im Umweltschutz – Handbuch zur Förderung nachhaltigen Handelns“ von Karen Hamann, Anna Baumann, Daniel Löschinger (ISBN-13: 978-3-86581-799-0, 19,95 €), oekom Verlag. Zu haben** u.a. bei buecher.de, buch7 oder Amazon.

Habt ihr Tipps und Kniffe, wie man Freunde, Kollegen und Mitmenschen fürs nachhaltige Leben begeistert? Schreibt uns in den Kommentaren! 

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