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Reizdarm: Woher er kommt und welche Ernährung hilft

Ein Reizdarm kann viele Symptome und Ursachen haben.
Foto: Colourbox.de

Verstopfung, Durchfall, Blähungen oder Bauchschmerzen können Anzeigen für einen Reizdarm sein. Doch was tun gegen das Reizdarmsyndrom und seine Symptome?

Der Reizdarm ist eine der häufigsten Krankheiten des Magen-Darm-Traktes: In Deutschland erkranken etwa 15 bis 20 Prozent der Bevölkerung daran. Entsprechend viele Mittel sind schon auf dem Markt und werden heftig beworben. Aber was ist eigentlich ein Reizdarmsyndrom?

Symptome bei Reizdarm und Reizdarmsyndrom

Beim Reizdarm reichen die Symptome von Verstopfung und Durchfall über Blähungen und Völlegefühl bis hin zu Unverträglichkeiten von bestimmten Lebensmitteln. Sogar krampfartige Schmerzen im Bereich des Dickdarms nach dem Essen oder bei Stress sowie Schleimabgang beim Absetzen des Stuhls können Symptome des Reizdarms sein.

Teilweise klagen Betroffene auch über Symptome wie Sodbrennen, über ein frühzeitiges Sättigungsgefühl, Übelkeit oder Erbrechen. Außerdem leiden 30 bis 70 Prozent der Patient:innen an Kopfschmerzen, Rückenschmerzen und Schlafstörungen. Oft gehen mit dem Reizdarm auch Abgeschlagenheit, Konzentrationsstörungen oder sogar Depressionen einher.

Die Diagnose ist aufgrund der unterschiedlichen und wechselhaften Symptome sowie der Ähnlichkeit mit anderen Darmerkrankungen schwierig. Die Deutsche Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten (DGVS) hatte in einer Leitlinie ursprünglich drei Kriterien zur Diagnose des Reizdarms festgelegt:

  1. Die Beschwerden halten länger als 3 Monate an.
  2. Die Lebensqualität des Betroffenen wird beeinträchtigt.
  3. Es ist ausgeschlossen, dass die Symptome von einer anderen Erkrankung hervorgerufen werden.

Zurzeit (Stand: Ende 2020) wird die Leitlinie aufgrund neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse überarbeitet. In der aktualisierten Version werden Aspekte wie die Ernährung oder die Psyche bei der Diagnose stärker berücksichtigt. Zudem wird der Fokus auf sogenannte Differenzialdiagnosen gesetzt: Das bedeutet, dass andere Erkrankungen mit ähnlichen Symptomen zunächst ausgeschlossen werden müssen, bevor ein Reizdarm diagnostiziert werden kann.

Ursachen für Reizdarm-Beschwerden

Die Ursachen für einen Reizdarm sind nicht eindeutig geklärt: Wissenschaftler:innen diskutieren viele verschiedene Theorien. Ältere Studien zeigten, dass Betroffenen im Bereich des Darms schmerzempfindlicher sind als Gesunde: Ihr Darm reagierte stärker auf Reize wie Stress, Hektik oder psychische Probleme. In einer Studie spürten Reizdarmpatient:innen einen geblähten Ballon im Dickdarm früher und empfanden die Dehnung eher als schmerzhaft.

Es ist auch möglich, dass Reizdarm-Patient:innen veränderte Bewegungsabläufe des Darms haben: Gesunde haben eine charakteristische, immer wiederkehrende Bewegung des Darms in Richtung Dickdarm. Bei Reizdarmpatient:innen zieht sich der Darm häufig in kurz andauernden und schnell aufeinanderfolgenden Bewegungen zusammen.

Wissenschaftler:innen ziehen zudem in Betracht, dass ein Reizdarm durch eine bakterielle Darminfektion ausgelöst werden kann. Ebenso beeinflussen genetische Faktoren das Reizdarmsyndrom. Darüber hinaus hat die Psyche eine Auswirkung auf den Reizdarm: So kann Stress die Symptome des Reizdarms hervorrufen oder verschlimmern.

Entscheidend bei Reizdarm ist auhc die Ernährung: Eine ballaststoffarme Ernährung oder Nahrungsmittelunverträglichkeiten können Ursachen des Reizdarms sein. Beispielsweise vermuten Wissenschaftler:innen einen Zusammenhang zwischen dem Reizdarm und Milchzuckerunverträglichkeit. Jedoch ist bislang bei vielen dieser Faktoren unklar, ob sie eine Ursache oder nur eine Folge des Reizdarmsyndroms sind.

Welcher Reizdarm-Typ bin ich?

Da die Symptome des Reizdarms sehr unterschiedlich sind, ist es hilfreich herauszufinden, welcher Reizdarm-Typ du bist. Dabei werden die häufigsten Symptome berücksichtigt. Überlappungen oder Wechsel sind jedoch nicht ungewöhnlich.

  • Der Diarrhö-Typ (Durchfall) ist am stärksten verbreitet. Die Betroffenen leiden an breiigen bis wässrigen Stuhlentleerungen, die täglich mehrfach auftreten.
  • Der Obstipations-Typ (Verstopfung) tritt etwa bei 21 Prozent der Patient:innen auf. Für Menschen, die an diesem Reizdarm-Typ leiden, ist die Stuhlentleerung sehr mühsam. Oft tritt das Gefühl auf, sich nicht entleert zu haben.
  • Der Schmerz-Typ tritt oft zusammen mit Durchfall auf: Insbesondere nach dem Essen leiden Betroffene unter krampfartigen Bauchschmerzen oder Blähungen.

Was hilft gegen das Reizdarmsyndrom?

Die Therapie des Reizdarms ist je nach Beschwerden sehr unterschiedlich und kann mehrere Maßnahmen umfassen. Medikamente können Abhilfe schaffen, aber auch eine Psychotherapie kann hilfreich sein.

Die Ernährung hat jedoch mit den größten Einfluss auf das Reizdarmsyndrom. Lies auch unsere Ernährungs-Ideen gegen Reizdarm:

Reizdarm behandeln

Die richtige Ernährung kann die Symptome des Reizdarms deutlich lindern – auch wenn sie den Reizdarm nicht heilt. Wichtig ist, zunächst das eigene Essverhalten zu beobachten und zu prüfen. Dabei kann es hilfreich sein, ein Ernährungstagebuch zu schreiben: Schreib doch mal eine Woche lang auf, was du wann isst und welche Symptome du dabei beobachtest. Das kann schon vieles aufdecken.

Generell wird eine “leichte Vollkost” empfohlen:

  • Lebensmittel, die blähen, Völlegefühl oder Aufstoßen hervorrufen, werden gemieden.
  • Viele Menschen reagieren empfindlich auf rohe Zwiebeln, verschiedene Kohlsorten, Bohnen oder rohes Steinobst wie Pflaumen oder Kirschen.
  • Das Essen sollte nicht zu stark gewürzt sein und schonend zubereitet werden.
  • Statt das Essen zu braten, solltest du es besser dünsten oder dämpfen.
  • Oft tut es den Betroffenen gut, wenn das Essen nicht zu fett- und zuckerreich ist.
  • Wer an Reizdarm leidet, sollte auch mit Alkohol, Kaffee und kohlensäurehaltigen Getränken vorsichtig sein.

Lass zudem von Arzt oder Ärzt:in abklären, ob du an einer Nahrungsunverträglichkeit leidest. Wenn du weißt, was dir guttut und worauf du bei deiner Ernährung achten musst, ist schon viel gewonnen.

Auch eine (Low-)Fodmap-Diät kann sehr hilfreich bei Reizdarm sein: In einer Studie zeigte sich, dass die (Low-)Fodmap-Diät Reizdarm-Beschwerden wie Blähungen, Flatulenz, Stuhlkonsistenz und Bauchschmerzen bei den betroffenen Studienteilnehmer:innen deutlich besserte. Diese Ernährungsform wird wohl auch in der kommenden aktualisierten Reizdarm-Leitlinie der DGVS als mögliche Therapieform empfohlen werden.

Lies zu diesem Thema auch unseren Artikel zu Fodmaps:

8 Tipps für die Reizdarm-Ernährung

  1. Versuch, ohne Hektik und Stress zu essen.
  2. Nimm Mahlzeiten regelmäßig und am besten zu festen Zeiten ein.
  3. Nimm dir Zeit zum Essen und setz dich dafür an den Tisch.
  4. Achte auf eine ballaststoffreiche Ernährung: Viel Gemüse, Obst und Vollkornprodukte sollten auf deinem Speiseplan stehen. Wenn du der Durchfall-Typ bist, solltest du jedoch vorsichtig sein und darauf achten, dass du nicht zu viele Ballaststoffe durch Vollkornprodukte aufnimmst. Für dich sind die wasserlöslichen Ballaststoffe aus Gemüse und Obst wahrscheinlich besser verträglich.
  5. Geh sparsam mit Fett um und achte auf gute Fette: Alles, was du über Speiseöle und Fette wissen solltest
  6. Auf Lebensmittel, die du nicht verträgst, solltest du verzichten.
  7. Auch wenn du Kaffee, schwarzen Tee, Alkohol und Süßes gut verträgst, solltest du nicht zu viel davon zu dir nehmen.
  8. DIE richtige Ernährung gegen Reizdarm gibt es nicht. Du kennst deinen Körper am besten – deshalb entscheidest du, wie deine Ernährung gegen Reizdarm aussieht.

Hausmittel und Rezepte gegen Reizdarm-Symptome

Je nach Beschwerden gibt es eine Vielzahl an Haushaltsmitteln gegen die Symptome des Reizdarmsyndroms. Wer an Verstopfung leidet, kann es mit Sauerkraut – oder Sauerkrautsaft –, Mineralwasser, Leinsamen oder Flohsamen versuchen. Bei Blähungen können Anis, Fenchel oder Kümmel Abhilfe schaffen. Brombeeren, Frauenmantel und Gänsefingerkraut wirken gut gegen Durchfall.

Gegen das Reizdarmsyndrom aktiv werden

Es gibt vieles, was du gegen den Reizdarm tun kannst. Insbesondere die individuell auf dich abgestimmte Ernährung kann viel bewirken. Der Besuch bei Arzt oder Ärzt:in oder eine Ernährungsberatung kann dich dabei unterstützen.

Es gibt auch viele Low-Fodmap-Rezepte gegen Reizdarm. In unserem Artikel Fodmap-/Reizdarm-Rezepte findest du Anregungen.

Wenn du weitere Rezepte, Infos oder Tipps suchst, kann der Verein der Deutschen Reizdarmhilfe weiterhelfen. Hier gibt es auch Informationen über Reizdarm-Selbsthilfegruppen – vielleicht hilft dir ein Besuch und der Austausch mit anderen Betroffenen, um dich mit der Krankheit auseinanderzusetzen.

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