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Trend-Schokoladen im Check: Wie gut sind Jokolade, Nucao und Share?

wie gut sind Trendschokoladen wie Jokolade, nu company und Share wirklich?
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Schokolade in nachhaltig und fair gibt es plötzlich überall zu kaufen. Aber wie gut sind Trend-Schokoladen wie Jokolade, Nucao und Share wirklich? Wir haben uns die Marken genauer angesehen.

So süß Schokolade auch schmeckt, die herbe Wahrheit ist doch: Der leckere Snack ist meist ein Produkt brutalster Ausbeutung. Oder nicht? Zahlreiche Marken werben damit, es besser zu machen. Und zwar nicht nur etablierte Bio- und Fair-Trade-Pioniere wie Gepa, sondern auch neue, hippe Brands. Drei Schokoladen-Marken (Jokolade, Nucao und Share) haben wir unter die Lupe genommen und Lob sowie Anregungen zusammengefasst. Unsere Auflistung umfasst dabei nicht alle relevanten Punkte, sondern nur jeweils sechs, die uns wichtig erschienen.

Jokolade: „Sklavenfreie“ Schokolade von Joko Winterscheidt

Seine Bekanntheit will TV-Moderator Joko Winterscheidt für ein ehrgeiziges Ziel nutzen – nämlich „schnellstmöglich 100% sklavenfreie Schokolade zu etablieren – egal von welchem Hersteller.“ Bevor die anderen dran sind, hat Joko bei sich selbst angefangen. Seine „Jokolade“ ist seit Februar 2021 unter anderem bei Rewe erhältlich.

Die „Jokolade“ ist seit Februar 2021 unter anderem bei Rewe erhältlich.
Die „Jokolade“ ist seit Februar 2021 unter anderem bei Rewe erhältlich. (Foto: Utopia)

3 Dinge, die Jokolade gut macht

  • Fairer Kakao: Aktuell tragen die Jokolade-Produkte das Fairtrade-Rohstoffsiegel für Kakao. Das bedeutet: Der Hersteller muss den Landwirt:innen unter anderem bestimmte Mindestpreise für den Kakao zahlen – laut Joko handelt es sich um einen „Aufpreis von ca. 20%“, wahrscheinlich gegenüber dem Kakaopreis im Welthandel. Jokolade ist auch Partner der Open Chain von Tony’s Chocolonely. Diese garantiert nicht nur ebenfalls höhere Preise, sondern auch, dass nur Kakaobohnen von Partnerkooperativen in der Elfenbeinküste und in Ghana verwendet werden, diese also rückverfolgbar sind. Dass der Kakao 100 Prozent frei von Sklavenarbeit ist, kann man laut Website trotzdem leider nicht garantieren – aber das Unternehmen gibt sich Mühe.
  • Produktentwicklung: Vor kurzem hat Jokolade die erste vegane Sorte auf den Markt gebracht, auf der Website ist von einer geplanten veganen Produktlinie die Rede.
  • Transparenz: Jokolade ist nicht perfekt – aber das kommuniziert das Unternehmen auch offen und ehrlich. Auf der Website werden verschiedene Herausforderungen der Schokoladenproduktion beleuchtet, zum Beispiel Menschenrechte, faire Bezahlung und Klimaschutz. Zu jedem dieser Bereiche gibt das Unternehmen relativ offen Auskunft und weist auf noch bestehende Probleme hin – bei Klimaschutz gibt sich Jokolade zum Beispiel nur 2 von 5 Schokotafeln.

3 Dinge, die Jokolade noch verbessern kann

  • Der Kakao mag zertifiziert sein, doch die übrigen Zutaten sind es nicht. Dabei könnte Jokolade auch Zucker, Vanille und viele weitere Inhaltsstoffe aus fairem Handel beziehen – dies ist immerhin erklärtes Ziel des Unternehmens. Bio-zertifiziert sind die Tafeln ebenfalls nicht.
  • „Aktuell erarbeiten wir die Grundlagen für die Berechnung unseres CO2-Fußabdruckes, um diesen möglichst bald und großzügig zu kompensieren,“ heißt es auf der Website. Das Unternehmen will sich also immerhin mit den eigenen Emissionen auseinandersetzen. Besser als Kompensation wäre allerdings eine Reduktion des Treibhausgasausstoßes entlang der Produktionskette. Dafür muss erst mal die Lieferkette sämtlicher Zutaten bzgl. der Umwelteinflüsse analysiert werden, auch daran wird laut Website schon gearbeitet.
  • Die Zutatenliste der Produkte ist relativ lang. Neben Zutaten wie Zucker und Kakao befinden sich in der veganen Sorte zum Beispiel auch Stoffe wie Emulgatoren (Sonnenblumenlecithine), Glukose und Fruktose. Der Kakaogehalt liegt immerhin bei mindestens 50,2 Prozent, doch auch der Zuckergehalt ist hoch: 44,6 Gramm stecken in 100 Gramm veganer Jokolade.

Übrigens: Hinter Jokolade steckt nicht nur Joko sondern auch das niederländische Unternehmen Tony’s Chocolonely – und mit ihm Barry Callebaut. Letzterer Konzern ist Weltmarktführer für die Schokoladenherstellung und damit besonders einflussreich, was Jokolade positiv hervorhebt. Aber als Weltmarktführer ist der Konzern eben auch Teil des Problems. Entlang der Lieferkette gibt es Kinderarbeit und Menschenhandel, ersteres gibt der Konzern sogar selbst zu. Barry Callebaut will bis 2025 Kinderarbeit aus der Lieferkette verbannen, ein ähnliches Versprechen gab der Konzern aber auch schon 2001.

Nucao: Bio-Schokoriegel mit wenig Zucker

Plakatwerbung für nucao-Schokoriegel.
Plakatwerbung für Nucao-Schokoriegel. (Foto: Utopia)

Nucao-Riegel sind mindestens genauso bekannt wie Jokolade – dafür sorgt die Marke Nu Company mit aufsehenerregenden Werbekampagnen. Anfang Oktober forderte das Unternehmen zum Beispiel medienwirksam ein Schoko-Reinheitsgebot. Soll heißen: Schokolade soll dem entsprechen, was Nucao selber schon gut macht – anbei einige Beispiele dafür.

3 Dinge, die Nucao gut macht

  • Gute Zutatenliste: Alle Riegel sind vegan, bio und die Zutatenliste ist relativ kurz und verständlich (keine komplizierten Zusatzstoffe).
  • Weniger Zucker: Wer die Riegel probiert, wird feststellen, dass sie nicht so süß schmecken wie manch anderer Schokoriegel. Das liegt daran, dass sie pro 100 Gramm nur etwa 17 Gramm Zucker enthalten.
  • Besserer Kakao: Der Kakao für die Schokolade stammt von einer Kooperative aus der Region Satipo in Peru. Diese verarbeitet die Bohnen auch zu Kakaomasse und kann dadurch höhere Preise verlangen. Nu Company will 30 Prozent mehr als den üblichen Welthandelspreis zahlen, und damit mehr als den Fairtrade-Preis – der Kakao ist aber nicht zertifiziert, hier muss man sich auf die Angaben des Herstellers verlassen.

3 Dinge, die Nucao besser machen könnte

  • Die Nu Company hat sich sehr genau mit den Emissionen ihrer Produkte beschäftigt: Laut Website stößt ein Riegel 457 Gramm CO2 aus„von Rohstoffen über Verpackung bis zu Logistik und Entsorgung“. Das ist ein guter erster Schritt, doch diese Emissionen gleicht das Unternehmen bisher vor allem durch Baumpflanzungen oder Investitionen in andere Projekte aus. Noch besser wäre es, neue Wege zu finden, um Treibhausgase von vorne herein zu vermeiden.
  • Wie CO2 einsparen? Zum Beispiel bei den Zutaten. Für Schokolade braucht man Kakao und der stammt nicht aus Europa. Aber auch andere Zutaten für Nucao-Riegel bezieht die Nu Company derzeit noch von weit weg – die verwendeten Hanfsamen stammen zum Beispiel aus China.
  • Das Unternehmen wirbt auch mit seinen kompostierbaren Riegelverpackungen. Mit genug Zeit und unter den richtigen Bedingungen lassen sich diese biologisch abbauen. Das ist an sich ein guter Ansatz, aber wird in der Praxis wohl eher selten passieren. Wer keinen Kompost zuhause hat, muss die Zellulose-Packung im Hausmüll entsorgen – dort wird sie schließlich einfach verbrannt.

Kaufen** kannst du alle Produkte der Nu Company am besten im eigenen Onlineshop.

Share: Mit Schokoladen-Konsum Gutes tun?

Sebastian Stricker hat schon mehrere Start-ups gegründet. Seine Spenden-App „Share the Meal“ wurde bereits nach wenigen Monaten von den Vereinten Nationen übernommen. Share, sein aktuelles Projekt, stellt Schokolade, Nussriegel, Wasser, Seife und einige weitere Produkte her. Die Erlöse sollen Menschen in Krisenländern mit Mahlzeiten, Wasser und Hygieneprodukten versorgen. Share-Produkte gibt es zum Beispiel bei DM und Rewe.

3 Dinge, die die Schokoladenmarke Share gut macht

Share stellt Schokolade, Nussriegel, Wasser, Seife und einige weitere Produkte her.
Share stellt Schokolade, Nussriegel, Wasser, Seife und einige weitere Produkte her. (Foto: Utopia)
  • Nachhaltige Zutaten: Die Schokolade von Share ist bio, teils vegan und ohne Palmöl. Laut Zutatenliste sind Zutaten wie Zucker, Kakao-Produkte und Vanilleextrakt zudem fair gehandelt, ein Fair-Trade-Siegel ist allerdings nicht vorhanden.
  • Gutes tun: Share wird zu den Buy-One-Give-One-Unternehmen gezählt: Ein Nussriegel soll eine Mahlzeit finanzieren und so weiter. Genau genommen unterstützt jedes Produkt ein soziales Projekt – welches, ist per QR-Code auf der Verpackung angegeben. Der Beitrag ist dabei unterschiedlich hoch: Bei bestimmten Produkten erhält zum Beispiel die Tafel Deutschland 6 Cent des Erlöses. Andere Snacks erzielen 10 Cent für die Aktion gegen Hunger in Somalia – ein „internationaler Geldgeber“ spendet hier laut Website noch einmal 20 Cent extra.
  • Nette Idee: Auf der Innenseite der Tafel hat die Autorin dieses Artikels eine Anleitung namens „6 Schritte zur Freude“ gefunden, die wir dir nicht vorenthalten wollen. Unter anderem sind wir aufgefordert, unsere Schokolade mit anderen zu teilen und öfter mal Komplimente zu verteilen, wie „Ich denk öfter an dich als an Essen“, „Du riechst nach zu Hause“ und „Ich kenne deine Handynummer auswendig“.

3 Dinge, die Share besser machen könnte

  • Neben Schokolade verkauft Share unter anderem Wasser in Plastikflaschen. Diese bestehen immerhin aus recyceltem Plastik und natürlich ist es gut, wenn nicht-nachhaltige Produkte, die sowieso gekauft werden, zumindest Geld für eine gute Sache sammeln. Doch Leitungswasser kann man in Deutschland bedenkenlos trinken – das Produkt verursacht also unnötigen Müll.
  • Nu Company und Jokolade sind einfach Unternehmen, die Schokolade herstellen. Share dagegen verfolgt einen humanitären Ansatz – und wird deshalb von Expert:innen streng beurteilt. Diese bemängeln zum Beispiel, dass Share streng genommen nichts gegen die Ursachen von Armut und Hunger tut. Buy-One-Give-One-Projekte können regionale Wertschöpfungsketten in Entwicklungsländern sogar kaputtmachen. Diesem Risiko ist sich das Unternehmen bewusst. Gegenüber der Zeit erklärte Firmengründer Stricker: „Es gibt soziale Interventionen, die zerstörerisch wirken. Und es gibt welche, die haben ausgesprochen gute Effekte. Wir haben das Ziel, zur zweiten Gruppe zu gehören.“
  • Es gibt gute Gründe, warum Unternehmen nicht mit Zertifizierungen wie Fairtrade zusammenarbeiten – und trotzdem fairen Handel betreiben. Doch auf Verpackung und Website lässt sich wenig dazu finden. Gerade bei einem Projekt wie Share wäre mehr Transparenz entlang der Lieferkette wünschenswert.

Utopia meint: Sorgenfrei naschen? Nicht mit Schokolade

Schokolade ist und bleibt ein kritisches Produkt. Selbst die strengsten Siegel können Ausbeutung entlang der Lieferkette nicht komplett ausschließen oder garantieren, dass der Aufpreis zu 100 Prozent bei den Produzent:innen ankommt. Doch wer auf sie achtet, leistet immerhin einen Beitrag und setzt als Konsument:in ein klares Zeichen.

Viele Menschen sind inzwischen für die Probleme sensibilisiert, die die Schokoladenproduktion mit sich bringt. Und weil es uns nicht egal ist, gibt es immer mehr Trendschokoladen, die damit werben, es besser zu machen. Das wiederum führt zu noch mehr Aufmerksamkeit für die Thematik – und letztlich hoffentlich zu besseren Bedingungen entlang der Lieferketten. Wer nicht auf Greenwashing hereinfallen will, kommt aber nicht darum herum, genauer zu recherchieren. Schokoladenmarken wie Share, Jokolade und Nu company machen schon einiges richtig, doch es gibt überall noch Luft nach oben. Wir von Utopia empfehlen übrigens Bio- und Fairtrade-zertifizierte Schokolade. Empfehlenswerte Produkte findest du in unserer Bestenliste: Die besten Bio-Fair-Trade-Schokoladen

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