Höhere Temperaturen werden vermehrt auch Deutschland treffen – wie also gehen wir im Alltag am besten mit der Hitze um? Das können wir uns von südeuropäischen Ländern abschauen.
Die Sommer werden immer heißer – auch in Deutschland. Das ist eine der deutlichsten Folgen des Klimawandels. Um mit der zunehmenden Hitzebelastung in unserem sonst eher gemäßigtem Klima umzugehen, können wir uns einiges von südeuropäischen Ländern abschauen. Dort ist die Bevölkerung an heißere Sommer gewöhnt und kann sich auf erprobte Maßnahmen gegen Hitze verlassen. Sie wissen besser, was bei Hitze zu tun ist.
1. Was tun bei Hitze? Ein anderer Rhythmus
In vielen Ländern Südeuropas verläuft der Tagesrhythmus aufgrund der Hitze ein wenig anders. Man nutzt zur Arbeit und für Tätigkeiten im Freien vor allem die kühleren frühen Morgenstunden und insbesondere den späten Abend. Während der heißen Mittagszeit gibt es eine längere Pause, in der der verlorene Schlaf nachgeholt wird. Diese ist in Spanien als Siesta bekannt, in Portugal als „sesta“ und in Italien als „riposo“.
Während der Siesta sind zwischen 14 Uhr und 17 Uhr viele spanische Geschäfte geschlossen und die Büros machen länger Mittagspause. Dies hat seinen Ursprung im Süden des Landes, wo es gegen Mittag so heiß wird, dass die Bäuer:innen früher während dieser Zeit nicht arbeiten konnten. Da es inzwischen aber weniger Landwirt:innen gibt und viele Gebäude mit Klimaanlagen ausgestattet sind, verliert auch in Spanien die Siesta an Bedeutung – jedenfalls im Sinne des vermeintlich langen Mittagsschläfchen. Diese Vorstellung konnte eine Studie als modernen Mythos entlarven: So legen nur 18 Prozent der Spanier:innen regelmäßig ein Nickerchen nach dem Mittagessen ein. Die meisten Spanier:innen nutzen die Mittagszeit heute eher für Besuche im Fitnessstudio oder Zeit mit der Familie.
Trotzdem ist der Grundgedanke hinter dem verschobenen Tagesrhythmus durchaus sinnvoll: Aktivitäten, die im Freien stattfinden, solltest du eher auf den Vormittag oder den eher späten Abend legen, um die heißesten Stunden des Tages drinnen verbringen zu können. Diese fallen übrigens meistens nicht direkt in die Mittagszeit – auch das ist ein Mythos. Die höchsten Temperaturen werden oft erst zwischen 17 Uhr und 18 Uhr gemessen.
2. Leichtes Essen und viel trinken
Hitze kann den Körper belasten. Insbesondere unser Kreislauf und der Stoffwechsel können darunter leiden. Um dem Körper an heißen Tagen nicht auch noch schwere Verdauungsarbeit abzuverlangen, spielt leichte und erfrischende Kost bei Hitze eine große Rolle in der südeuropäischen Küche.
In Spanien kommen gerne Gazpacho, eine kalte Tomatensuppe, oder Salmorejo, eine etwas dickflüssigere Variante, auf den Tisch. Das bulgarische Pendant zu Gazpacho ist Tarator, eine kühlende Gurkensuppe mit Joghurt, Dill und gehackten Walnüssen.
Auch Tapas eignen sich für heiße Tage. Oft ist bei Hitze der Appetit nicht so groß, sodass du besser zu mehreren kleinen Gerichten über den Tag verteilt greifst als zu drei großen Mahlzeiten.
Mehr Rezeptinspiration für heiße Tage bekommst du hier: Sommer-Rezepte: Leichte Gerichte, die sich bei Hitze eignen.
Als kühles Getränk nehmen die Spanier:innen gerne Café con hielo zu sich: Frisch gebrühter, heißer und eventuell gezuckerter Kaffee, der über Eiswürfel gegossen wird.
Generell solltest du bei Hitze genug trinken. Wasser, Ayran, Tee und selbstgemachte Durstlöscher sind eine gute Wahl, wohingegen hochprozentiger Alkohol besser nicht zu deiner Getränkeauswahl gehören sollte. Bei hohen Temperaturen wirkt Alkohol schneller und intensiver. Zudem entzieht Alkohol dem Körper zusätzlich Wasser und Mineralstoffe. Soll es dennoch etwas alkoholisches sein, eignen sich sehr leichte Biere oder verdünnte alkoholische Getränke wie die spanische Sangría.
3. Die passende Kleidung bei Hitze
„Weniger ist mehr“ ist nicht unbedingt die Devise, nach der sich die Südeuropäer:innen bei ihrer Kleiderwahl richten. Sie wissen: Tatsächlich helfen lange, weite Gewänder bei Hitze. Der Grund ist, dass es unter der lockeren Kleidung einen leichten, kühlenden Luftzug gibt, wenn ein wenig Weht wind. Ideal sind Kleider aus atmungsaktiven Stoffen wie Baumwolle und Leinen.
Auch Hüte gehören zur Standardausstattung vieler Menschen in Südeuropa. Sie spenden Schatten und schützen vor UV-Strahlung. Auch Sonnencreme solltest du nicht vergessen, um einen Sonnenbrand zu vermeiden. Für Kinder eignet sich UV-Schutzkleidung.
Von der spanischen Mode kannst du dir zudem noch ein hitzegeeignetes Accessoire abgucken: den Fächer. Damit kannst du dir auch bei Hitze eine leichte Brise in das Gesicht fächern.
4. Kleine Tricks für die Freizeit bei Hitze
Eine Strategie, mit der die Italiener:innen der Hitze begegnen, ist Flucht. In Massen zieht es die italienische Bevölkerung vor allem im August aus der Stadt hinaus in die Berge oder an den Strand. Dort wehen laue Lüftchen und im Wasser wartet Abkühlung. Jedoch verfolgen die Italiener:innen auch im Urlaub einen südeuropäischen Tagesrhythmus: Sie ziehen sich mittags in die Häuser zurück und gehen erst abends an den Strand.
Mehr Tipps, welche Freizeitaktivitäten auch bei Hitze möglich sind, findest du hier: Was tun an einem heißen Tag? 5 Freizeitideen bei Hitze.
Wer die Freizeit doch beispielsweise in Rom verbringt, vermeidet tagsüber weitläufige freie Flächen wie große Plätze, auf welche die pralle Sonne fällt. Stattdessen wissen die Italienier:innen die Gassen zu schätzen, in denen sie unter dem Schatten von Markisen und Balkonen laufen können.
Wer während der stärksten Hitze doch draußen unterwegs ist, muss viel trinken. Durch die Bewegung kommt der Körper ins Schwitzen und verliert noch mehr Flüssigkeit. Für die Bevölkerung Roms stehen aber überall kostenlose Erfrischungsstationen bereit: die von den Einheimischen „nasoni“ genannten Trinkwasserbrunnen, deren Wasserqualität absolut bedenkenlos ist.
Auch in Deutschland ist es nicht unbedingt notwendig, den erhöhten Trinkbedarf bei Hitze mit gekauftem Wasser aus Plastikflaschen zu decken. In vielen Geschäften, Cafés, Restaurants, Rathäusern und anderen Gebäuden kannst du dir kostenlos Leitungswasser in deine mitgebrachte Flasche füllen lassen. Das ist mit Refill besonders einfach: Auf der Karte des Projekts findest du kostenlose Auffüllstationen in deiner Nähe.
5. Das Haus herunterkühlen
Viele Häuser in Südeuropa sehen tagsüber bei Hitze abweisend aus. Der Grund: Ihre Rollläden sind heruntergelassen und die Fensterläden geschlossen. So halten die Menschen in Spanien, Italien und anderen südeuropäischen Ländern die Hitze aus dem Haus.
Das ist besonders mit Blick auf den Schlaf bei Hitze wichtig. Damit wir einschlafen können, muss die Kerntemperatur des Körpers etwa um zwei Grad absinken. Bei hohen Temperaturen im Schlafzimmer fällt dem Körper das schwerer. Die Folge ist, dass wir uns in tropischen Nächten oft lange im Bett herumwälzen, bevor wir einschlafen.
Ein wenig Abhilfe schafft ein in Südeuropa verbreiteter Trick: In Spanien, Italien und anderen südlichen Ländern schläft man nicht unter einer Daunendecke, sondern nur mit einem dünnen Bezug wie einem Bettlaken.
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