Die chinesische Wasserkastanie ist hauptsächlich aus der asiatischen Küche bekannt. Doch was steckt tatsächlich in ihr – und wie steht es um ihre Ökobilanz?
Trotz ihres Namens handelt es sich bei der chinesischen Wasserkastanie (englisch: Water Chestnut) um keine Nuss. Die in Asien, Afrika, Australien und im Pazifik heimische Pflanze (botanisch: Eleocharis dulcis) ist ein Sauergrasgewächs. Es gedeiht in Teichen, Sümpfen und in anderen seichten Gewässern. Die Wasserpflanze wird vor allem in stehenden Gewässern in sehr feuchten und heißen, tropischen und subtropischen Gebieten angebaut – vor allem in China und Südostasien.
Aus dem Wasser ragen die bis zu 1,5 Meter langen grünen Sprossen heraus, die die in Nordaustralien heimische Spaltfußgans zum Bauen von Nestern verwendet. Beim essbaren Teil der Wasserkastanie handelt es sich um die Wurzelknollen, die an einem sogenannten Wurzelstock – auch Rhizom genannt – wachsen. Die Wurzelknollen erhielten aufgrund ihrer Ähnlichkeit mit unserer typischen Esskastanie ihren Namen. Ähnlich wie diese sind sie außen braun, innen aber weiß und fleischig.
Oft verwechselt wird die chinesische Wasserkastanie mit der Wassernuss (Trapa natans), die umgangssprachlich ebenfalls Wasserkastanie heißt. Die beiden Pflanzen sind jedoch nicht miteinander verwandt: Die Wassernuss war einst sogar bei uns weit verbreitet, zählt jetzt aber zu den stark gefährdeten Arten der Roten Liste.
Kochen und Backen mit der Wasserkastanie
(Foto: Colourbox.de)
Wasserkastanien werden hauptsächlich in der asiatischen Küche verwendet. Dort werden sie sowohl roh zubereitet als auch gekocht, frittiert, gegrillt oder eingelegt. Auch gemahlen kannst du die Wasserkastanie verwenden: Durch ihren hohen Stärkegehalt eignen sie sich gut als Mehlalternative zum Backen.
- Roh verzehrt verfügt die Wasserkastanie über einen frischen und süßlichen Geschmack. Die Konsistenz der Wurzel soll an Äpfel erinnern. In China werden Wasserkastanien oft als frischer Straßensnack auf kleinen Spießchen verkauft. Doch Vorsicht: In den ungekochten Wasserkastanien können sich leicht die Larven des Riesendarmegels einnisten. Achte also immer auf die Qualität des Produkts.
- Gekocht, gegart und gebraten wird die Wasserkastanie in kleine Scheibchen geschnitten und verschiedenen Wok-Gerichten mit Gemüse und Fleisch beigefügt. Auch in chinesischen Maultauschen (Dim Sum) oder Wan Tan können die kleingeschnittenen Wurzeln gebacken werden. Auch gekocht sind Wasserkastanien immer noch knackig. Dies liegt wahrscheinlich an der enthaltenen Ferulasäure, einem Antioxidans, das die Zellwände selbst bei hoher Hitze stabilisiert.
- In Deutschland findest du Wasserkastanien hauptsächlich in Konserven. Sie werden in vielen Asia-Märkten verkauft. Sogar in diesem Zustand behalten sie ihre knackige Konsistenz bei. So kannst du sie ganz einfach deinen Gerichten hinzufügen, ohne viel vorzubereiten. Achte jedoch darauf, dass sie nur in Wasser oder eigenem Saft eingelegt sind, damit sie ihren Geschmack beibehalten.
- Aufgrund ihrer frischen Süße wird die leckere Wurzel in China auch zu Nachtischen verarbeitet: zu Wasserkastanien-Küchlein oder süßer Wasserkastanien-Suppe. Die Küchlein werden aus Wasserkastanienmehl gebacken und oft zum chinesischen Neujahrfest serviert. Süße Suppen sind in Asien eine besondere Leckerei, die im Gegensatz zu westlichen Nachtischen eine eher bekömmliche Süße haben und leicht erfrischend sind. Auch hier wird die frische Frucht mit Mehl, Eiern und Zucker vermischt.
Wasserkastanien sind gesund: Die Nährwerte
Wasserkastanien sind reich an Nährstoffen – und arm an Kalorien.
100 Gramm der geschmackvollen Wurzelknolle bestehen
- zu 73 Prozent aus Wasser und
- zu 24 Prozent aus Kohlenhydraten (davon 5 Prozent Zucker und 3 Prozent Ballaststoffe).
- Sie haben einen Brennwert von 97 Kilokalorien (mehr als 100 Gramm Kartoffeln, weniger als 100 Gramm Nudeln).
- Mit 584 Milligramm ist Kalium das Mineral mit dem größten Anteil in der Wasserkastanie.
Zudem sind Wasserkastanien reich an verschiedenen Phenolsäuren und Antioxidantien:
- Ferulasäure (antimikrobiell, wird auch zur Biergärung verwendet)
- Gallate (werden als Antioxidationsmittel in der Nahrungsmittelproduktion eingesetzt)
- Flavonoide (sekundäre Pflanzenstoffe)
Aufgrund ihrer vielen gesunden Inhaltsstoffe können Wasserkastanien folgende positive Wirkungen auf deine Gesundheit haben:
- Sie verlangsamen den Alterungsprozess: Die enthaltenen Phenole in den Wasserkastanien neutralisieren freie Radikale und vermindern so die Auswirkungen von oxidativem Stress.
- Sie hemmen das Tumorwachstum: Forscher entdeckten, dass die Schale der Wasserkastanie aufgrund ihrer zahlreichen Antioxidantien das Zellwachstum von Tumorzellen unterdrückt. Vor allem dafür verantwortlich waren die Flavonoide; darunter insbesondere der Stoff Luteolin, der das Wachstum von Lungenkrebszellen verminderte.
- Sie senken den Blutdruck: Durch ihren hohen Gehalt an Kalium können sich Wasserkastanien sehr gut auf deine Herzgesundheit auswirken. Kalium reduziert nachweislich das Risiko für Herzkrankheiten und insbesondere Schlaganfälle.
- Sie machen schneller satt: Da Wasserkastanien zu 73 Prozent aus Wasser bestehen, sind sie sehr sättigend. Mit 97 Kilokalorien haben sie ungefähr so viele Kalorien wie eine Banane und sind mindestens genauso sättigend.
- Sie sind antibakteriell: Eine Studie konnte feststellen, dass die Ethylacetate aus der Wasserkastanie gegen typische durch Nahrungsmittel übertragene Bakterien wie Staphylokokken oder E. coli wirken können.
Wasserkastanien und ihre Öko-Bilanz
Die Wasserkastanie kommt hauptsächlich in tropischen und subtropischen Gebieten vor; in Afrika, Asien und Australien. Bei den Hauptanbaugebieten des Wurzelgewächses handelt es sich um China, Taiwan, Thailand, Vietnam und den Philippinen, die Transportwege sind also sehr weit.
Da die Wasserkastanie zum Wachsen einen bestimmten Tag-und-Nacht-Rhythmus benötigt, lohnt sich der Anbau nur in sehr speziellen Gebieten nahe dem Äquator. Anderswo wachsen die Wasserkastanien nur sehr spärlich und der Anbau lohnt sich industriell nicht. Deshalb wirst du sie regional nicht finden.
Laut einem Umwelt-Bericht über die Wasserqualität in China ist ein Großteil der Süßwassergewässer verschmutzt. Da die Mehrzahl der Wasserkastanien aus China importiert wird, ist eine Verunreinigung also nicht unwahrscheinlich. Außerdem erfüllten laut der Kontrollstelle Ceres für ökologischen Anbau viele aus China importierte angebliche “Bio-Produkte” Bio-Standards nicht.
Da Wasserkastanien bei uns relativ selten gekauft werden, ist die Auswahl an unabhängig kontrollierten Fairtrade- und Bio-Produkten eher gering und die Schwierigkeit, sich über die Produktionsumstände der Knolle zu informieren, noch sehr hoch. In Deutschland werden die Wasserkastanien außerdem hauptsächlich in Dosen angeboten. Wer also Müll, lange Transportwege und schlechte Anbaubedingungen vermeiden möchte, sollte auf Wasserkastanien verzichten.
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Überarbeitet von Paula Boslau
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