Der Cosmos-Standard ist eine Zertifizierung für Natur- und Biokosmetik, welche mehrere europäische Standards vereint. Wir erklären, was genau dahinter steckt.
Verwaltet wird der Cosmos-Standard von einem gemeinnützigen Verband in Brüssel, dem Cosmos-Standard AISBL. Dieser Verband wurde von fünf Zertifizierungsorganisationen gegründet: BDIH (Deutschland), Cosmebio (Frankreich), Ecocert (Frankreich), ICEA (Italien), Soil Association (UK). In diesem Standard werden alle bisherigen Kriterien dieser fünf Mitglieder zusammengefasst. Das Ziel: ein einheitlicher Standard, statt viele Zertifizierungen, die für Verwirrung sorgen. Neue Produkte werden von den Gründungsmitgliedern seit Anfang 2017 ausschließlich nach dem Cosmos-Standard zertifiziert.
- Vergeben: in 60 Ländern (u.a. Deutschland, Frankreich, Italien)
- Vergeben von: Cosmos-Standard AISBL
- Kategorie: Kosmetik und Hygiene
- Produkte: Creme, Seife, Shampoo, Make-Up, Lotionen, Körperöl, Deo, Duschgel, Haarfärbemittel, Haarlack, Parfum
- Gelabelte Produkte: über 40.000
Beispiele für Produkte mit dem Label:
Die Kriterien des Cosmos-Standards
Das Logo des Cosmos-Siegels besteht aus zwei Komponenten: dem Logo der bisher bekannten Prüfzeichen von BDIH, Ecocert und Co. und einer Cosmos-Signatur. Insgesamt gibt es vier von diesen Signaturen: Cosmos Natural, Cosmos Organic, Cosmos Certified und Cosmos Approved.
Produkte, die vor dem Einführen des Cosmos-Standards zertifiziert wurden, dürfen weiterhin das Siegel von BDIH, Ecocert und Co. ohne den Cosmos-Zusatz tragen.
Generelle Kriterien für Cosmos-zertifizierte Produkte:
- Mineralische Stoffe und Mineralien dürfen verwendet werden, wenn sie ohne chemische Änderung und umweltfreundlich gewonnen werden können.
- Physikalisch und chemisch verarbeitete Agrar-Bestandteile sind pflanzlichen, tierischen oder mikrobiologischen Ursprungs.
- Verboten ist die Verwendung von genetisch veränderten Pflanzenrohstoffen und tierischen Rohstoffen, die von lebenden oder geschlachteten Wirbeltieren extrahiert wurden.
- Tierische Inhaltsstoffe sind nur erlaubt, wenn sie vom Tier produziert wurden, aber nicht ein Teil des Tieres sind und die Verwendung der Stoffe nicht zum Tod eines Wirbeltieres führt.
Folgende Rohstoffe müssen aus biologischem Anbau oder aus zertifiziertem nachhaltigem Anbau (CSPO) sein:
- Palmöl
- Palmkernöl
- Glycerin, Cocamidopropylbetain und Cocobetain
- Fettsäuren: Stearinsäure, Palmitinsäure, Myritinsäure, Laurinsäure
- Fattalkohole
- Ester aus Fettsäuren oder Fettalkohlen
- Triglyceride
Die Verpackung müssen so gut es geht wiederverwendbar, recycelbar, recycelt und auf ein Minimum reduziert werden. Verboten sind Kunststoffe, wie Polyvinylchlorid (PVC), Polystyrol und andere Kunststoffe mit Styrol. Ausnahmen sind z.B. Pumpen, Applikatoren und Bürsten.
Unternehmen müssen dem Cosmos-Standard ein Umweltmanagementplan einreichen, der den gesamten Herstellungsprozess und alle Rückstände und Abfälle erfasst. So müssen Abfälle getrennt gesammelt und recycelt oder weiterverarbeitet werden, oder muss an spezialisierte Firmen gegeben werden.
Cosmos: Das bedeuten die unterschiedlichen Siegel
Komplette Produkte werden mit den beiden Siegeln Cosmos Organic und Cosmos Natural gekennzeichnet – je nachdem, ob es sich um Biokosmetik oder um Naturkosmetik handelt.
Cosmos Organic
- Alle Cosmos-Standards sind erfüllt.
- Mindestens 20 % des Gesamtprodukts müssen bio sein.
- Wasser, Mineralien und Inhaltsstoffe mineralischen Ursprungs können und müssen nicht biologisch zertifiziert sein.
- Produkte, die zu 80 % aus Mineralien oder Inhaltsstoffe mineralischen Ursprungs bestehen, müssen zu 10 % des Gesamtproduktes bio sein.
- Mindestens 95 % der physikalisch verarbeiten Agrar-Bestandteile müssen biologisch sein
- Textilien (z.B. Tücher, Streifen, Masken, Pads) müssen 100 % bio-zertifiziert sein
- Auf dem Etikett ist der Gewichtsanteil der Bio-Bestandteile im gesamten Produkt in Prozent angegeben
- Die Bioprodukte sind in der INCI-Liste angegeben mit den Worten: „aus kontrolliert biologischem Anbau“ oder „hergestellt aus Bio-Bestandteilen“
Cosmos Natural
Mit dieser Signatur werden alle Produkte zertifiziert, die alle Cosmos-Standards (siehe oben) erfüllen, bei denen aber weniger als 20 % des Gesamtproduktes biologischen Ursprungs sind.
Einzelne Bestandteile und Rohstoffe können ebenfalls mit dem Cosmos-Standard zertifiziert werden. Dafür gibt es die beiden Signaturen Cosmos Certified und Cosmos Approved. Cosmos Certified steht für Inhaltsstoffe mit Bio-Anteil, die dem Cosmos-Standard entsprechen. Cosmos Approved steht für die Inhaltsstoffe, die nicht bio sind und die Standards erfüllen.
Cosmos-Standard: Die Kontrollen
Die Zertifizierung erfolgt in zwei Schritten: einer Dokumentenvalidierung und einer Vor-Ort-Inspektion. Kontrollen werden nur von autorisierten Zertifizierungsstellen durchgeführt; diese müssen Mitglieder der Cosmos-Standard AISBL sein und Anforderungen einhalten, die in dem Kontrollhandbuch und in den Zertifizierungsanforderungen der Cosmos-Standard AISBL definiert sind.
Tierversuche und Veganismus
Tierversuche sind in den Cosmos-Standards verboten. Produkte und Bestandteile in Kosmetik dürfen weder vom Hersteller noch von Dritten, die vom Hersteller beauftragt werden, an Tieren getestet werden. Ausnahme: wenn es durch ein anderes Recht als das Kosmetikrecht gesetzlich vorgeschrieben ist. Naturkosmetik bedeutet nicht gleich, dass die Produkte auch vegan sind. Der Einsatz von tierischen Produkten ist erlaubt, wenn die Bestandteile vom Tier produziert sind, aber kein Teil des Tieres sind und keine Wirbeltiere dafür getötet werden müssen. Laut der Verbraucherzentrale dürfen bei Kosmetik, die mit dem Cosmos-Standard zertifiziert sind, jedoch Stoffe aus toten Insekten verwendet werden – so wie „Karminrot“ aus Cochenilleläusen, bezeichnet mit der Colour-Index-Nummer CI 75470.
Kritik
Zum Cosmos-Siegel gibt es unserer Recherche nach nur wenig kritische Stimmen. Das kann sicherlich daran liegen, dass das Siegel hierzulande eng mit dem BDIH-Siegel in Verbindung gebracht wird (welches als äußerst seriös und vertrauenswürdig gilt), und sich Kritik gegebenenfalls eher an dieses Siegel richtet.
Alternativen zum Cosmos-Siegel
- NaTrue-Siegel für Naturkosmetik und Bio-Naturkosmetik (ebenfalls mind. 95 Prozent „bio“), hier müssen sogar 75 Prozent des Sortiments den Kriterien entsprechen.
- Das Siegel „Kontrollierte Naturkosmetik“ des BDIH definiert anerkannte Mindestkriterien für Naturkosmetik.
- Als ebenfalls etwas strenger gilt das Siegel Ecocert, das aber eher selten ist.
- Selten gibt es auch ein Naturland-Siegel für Naturkosmetik.
Verfügbarkeit: verbreitet
Das Siegel findest du immer häufiger in vielen Drogerien, Supermärkten, Biomärkten. Marken mit diesem Siegel sind z.B. Apeiron, Ayluna, Benecos, Bioturm, i+m Naturkosmetik, Speick. Nach und nach erhalten auch die Produkte, die mit dem BDIH-Siegel zertifiziert sind, die Cosmos-Standard-Signatur. Dadurch nimmt die Häufigkeit des Cosmos-Siegels zu.
Utopia-Fazit
Die Siegel des Cosmos-Standards sind empfehlenswert. Sie sind genauso streng wie das BDIH-Siegel und das Ecocert-Siegel, und ähnlich streng wie das Natrue-Siegel. Wir finden gut, dass es Vorgaben für die Verpackung der Naturkosmetik gibt und dass leicht erkennbar ist, um welche Zertifizierungsstufe es sich bei einem Produkt handelt.
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