Das Ecocert-Siegel zeichnet Natur- und Biokosmetik, ökologische Wasch- und Reinigungsmittel sowie Bio-Kerzen und Raumdüfte aus. Welche Abstufungen gibt es? Und was bedeuten die verschiedenen Ecocert-Siegel genau?
Zunächst zum Hintergrund: Die Ecocert-Group ist ein Kontroll- und Zertifizierungsverband für ökologische Produkte, der 1991 in Frankreich gegründet wurde. Der Verband kontrolliert die Bereiche ökologischer Landbau, Bio- und Naturkosmetik, Öko-Textilien, Wasch- und Reinigungsmittel, fairer Handel, Lebensmittelsicherheit und Systemzertifizierungen.
In diesem Artikel liegt der Fokus auf den drei Bereichen Bio- und Naturkosmetik, ökologische Reinigungs- und Waschmittel sowie Bio-Kerzen und Raumdüfte.
- Vergeben wo? Weltweit
- Vergeben von? Ecocert Greenlife
- Kategorien: Kosmetik und Hygiene
- Produkte: Reinigungsmittel, Waschmittel, Kosmetikprodukte, Kerzen, Raumdüfte
- Verbreitung: gering
- Utopia-Bewertung: empfehlenswert
Ecocert und Cosmos-Standard: Neue Regelung seit 2017
Zusammen mit dem deutschen BDIH, dem französischen Verband Cosmebio, ICEA aus Italien und der britischen Soil Association hat Ecocert über viele Jahre hinweg den Cosmos-Standard mitentwickelt. Cosmos speist sich deshalb aus den bisherigen Kriterien der fünf genannten Zertifizierungsorganisationen.
Das Ziel: Mit einem vereinheitlichten Standard soll es weniger unterschiedliche und damit verwirrende Zertifizierungsgrundlagen geben.
Konkret bedeutet das: Seit Anfang 2017 gilt für alle fünf Gründungsmitglieder, dass sie neue Produkte ausschließlich nach dem Cosmos-Standard zertifizieren dürfen. Dafür gibt es neue Siegel, die aus zwei Komponenten bestehen: dem bekannten Logo des Zertifizierers (der weiterhin die Prüfung durchführt) und einer Cosmos-Signatur – „Cosmos Natural“ oder „Cosmos Organic“, je nachdem, ob es sich (nur) um Naturkosmetik oder um Biokosmetik handelt.
Aber: Produkte, die vor dem Stichtag im Januar 2017 entwickelt wurden, dürfen weiterhin ihr Siegel von Ecocert, BDIH & Co. ohne den Cosmos-Zusatz führen. Bislang entscheidet jede Naturkosmetik-Marke selbst, ob sie bei altbewährten Produkten das alte oder das neue (Cosmos-)Siegel verwenden möchte – einen Zwang zur Umstellung gibt es nicht. Wer allerdings die Rezeptur eines Produkts verändert, muss anschließend nach dem neuen Cosmos-Standard zertifizieren.
Dennoch: Das bisherige Ecocert-Siegel wird wahrscheinlich noch eine Weile präsent sein. Daher ist es sinnvoll, weiterhin die alten Richtlinien des Labels zu kennen – wozu dieser Artikel dient.
Die Kriterien für Ecocert Natur- und Biokosmetik
Das Ecocert-Kosmetik-Label wird nach folgenden Grundsätzen vergeben:
- Inhaltsstoffe werden aus nachwachsenden Rohstoffen gewonnen,
- erneuerbare Ressourcen und Inhaltsstoffe aus ökologischem Anbau werden gefördert,
- die Herstellungs- und Produktionsprozesse sind umweltfreundlich und gesundheitlich unbedenklich,
- Hersteller handeln Verbraucher:innen gegenüber transparent.
Ecocert unterscheidet zwischen synthetischen Inhaltsstoffen und Inhaltsstoffen natürlichen Ursprungs, Letztere werden wiederum je nach Herkunft in pflanzliche, mineralische, marine und tierische Inhaltsstoffe unterschieden.
Tierische Inhaltsstoffe dürfen nur verwendet werden, wenn es keine gleichwertigen pflanzlichen Alternativen gibt, sie dürfen nicht von gefährdeten Arten stammen und sich nicht negativ auf das ökologische Gleichgewicht auswirken. Ausgeschlossen sind auch direkte Bestandteile des tierischen Körpers wie Fette oder bestimmte Duftstoffe: Stattdessen dürfen lediglich Stoffe verwendet werden, die von Tieren auf natürliche Weise produziert werden wie Honig oder Milch. Dabei darf die Gewinnung jedoch nicht zu Stress, Schmerzen oder dem Tod des Tieres führen. Tierversuche sind im Einklang mit der europäischen Gesetzgebung verboten.
Mehr über tierversuchsfreie Kosmetik liest du in unserem Beitrag So erkennst du Kosmetik ohne Tierversuche:
Synthetische Inhaltsstoffe, die aus Erdgas oder Erdöl gewonnen wurden, dürfen nicht verwendet werden. Synthetische Inhaltsstoffe mineralischen Ursprungs – meist Konservierungsmittel wie Benzoesäure oder Benzylalkohol – können allerdings genutzt werden. Maximal fünf Prozent der Inhaltsstoffe dürfen synthetisch sein, mindestens 95 Prozent aller Inhaltsstoffe im Endprodukt müssen natürlichen Ursprungs sein.
Ecocert unterscheidet außerdem, wie der darauf aufbauende Cosmos-Standard, zwischen Bio- und Naturkosmetik:
- Biokosmetik darf nur pflanzliche Inhaltsstoffe aufweisen, die zu 95 % aus biologischem Anbau stammen, außerdem müssen mindestens 10 % der gesamten Inhaltsstoffe (auf das Gewicht bezogen) aus biologisch zertifiziertem Anbau kommen.
- Für Naturkosmetik gelten etwas schwächere Standards: Dort müssen mindestens 50 % der pflanzlichen Inhaltsstoffe biologisch sein sowie mindestens 5 % der gesamten Inhaltsstoffe.
Nanopartikel sind in beiden Zertifizierungsstufen verboten, ebenso gentechnisch veränderte Inhaltsstoffe.
Zudem müssen die Verpackungen der Produkte bestimmte Kriterien erfüllen, so sind Verpackungen aus toten Tieren verboten, die Verpackungen sollen nach Möglichkeit wiederverwertbar sein, bestimmte Materialien wie PVC und bestimmte Treibgase wie Propan sind verboten.
Die Produktion der Kosmetikprodukte muss ebenfalls bestimmte Kriterien erfüllen, so muss die Herkunft aller Materialien rückverfolgbar sein, auch dürfen für die Reinigung der Anlagen nur Reinigungs- und Desinfektionsmittel verwendet werden, die von Ecocert geprüft wurden.
Das produzierende Unternehmen muss sich zudem um die Optimierung des Emissions-, Abfall- und Energiemanagements kümmern.
Die Kriterien für ökologische Wasch- und Reinigungsmittel
Für die Zertifizierung der ökologischen Reinigungs- und Waschmittel gelten die Grundprinzipien:
- Schutz des Planeten und seiner Ressourcen
- Verbraucherschutz und -information
- Reduktion von Abfällen und Abwässern
Wie bei Kosmetik unterscheidet das Ecocert-Siegel zwischen natürlichen und synthetischen Inhaltsstoffen, Erstere werden auch hier in pflanzliche, mineralische, marine und tierische Inhaltsstoffe unterschieden. Pflanzliche Inhaltsstoffe dürfen durch ihre Produktion oder Sammlung die Landschaft nicht schädigen oder das Ökosystem aus dem Gleichgewicht bringen. Für die tierische Inhaltsstoffe gelten die gleichen Kriterien wie bei der Kosmetik.
Keiner der Inhaltsstoffe darf gentechnisch hergestellt worden sein. Tenside, Farb- und Duftstoffe dürfen nur natürlicher Herkunft sein. Tenside natürlichen Ursprungs mit hoher Wasser-Toxizität wie beispielsweise Seifen auf der Grundlage von Nadelbaum- und Harzsäuren sind nicht erlaubt.
Seit 2012 gibt es auch bei den Wasch- und Reinigungsmittel zwei Zertifizierungsstufen: Es wird zwischen ökologischen Wasch- und Reinigungsmitteln aus Bio-Rohstoffen und Nicht-Bio-Rohstoffen unterschieden:
- Ökologische Wasch- und Reinigungsmittel (ohne Bio-Rohstoffe) müssen zu mindestens 95 % aus Inhaltsstoffen natürlichen Ursprungs bestehen, ein Anteil an Inhaltsstoffen aus biologischem Anbau ist nicht definiert.
- Ökologische Wasch- und Reinigungsmittel mit Bio-Rohstoffen müssen zu mindestens 95 % aus Inhaltsstoffen natürlichen Ursprungs bestehen, mindestens 10 % der Inhaltsstoffe müssen aus biologischem Anbau stammen.
Wie bei den Kosmetika müssen Produktion und Verpackung bestimmte Kriterien erfüllen.
Ecocert-Kriterien für Kerzen und Raumdüfte
Bei Kerzen und Raumdüften gibt es zwei Zertifizierungsstufen. Produkte natürlichen Ursprungs und biologische Produkte:
- Natürliche Kerzen & Raumdüfte müssen zu 100 % natürliche Inhaltsstoffe aufweisen, synthetische Stoffe dürfen nur als Denaturierungsmittel für Alkohole eingesetzt werden, es gibt keine Mindestanforderung an biologische Inhaltstoffe.
- Biologische Kerzen & Raumdüfte müssen die gleichen Kriterien wie die natürlichen aufweisen. Zusätzlich müssen mindestens 10 % der Inhaltstoffe aus kontrolliert biologischem Anbau sein, mindestens 95 % der pflanzlichen Inhaltsstoffe müssen aus kontrolliert biologischem Anbau sein, der Alkohol muss biologisch zertifiziert sein.
Die Kontrollen
Die Zertifizierung der Bio- und Naturkosmetik sowie der ökologischen Wasch- und Reinigungsmittel gilt jeweils nur für ein Jahr, vor der Genehmigung werden Inhaltsstoffe, Rezepturen, Etiketten, Verpackungen und Reinigungsprodukte überprüft. Ein Zertifizierer prüft den Produktionsprozess im Unternehmen und nimmt Proben der Produkte. Im Laufe des Jahres werden Überwachungskontrollen vor Ort durchgeführt, bei Abweichungen kann das Zertifikat entzogen werden.
Kritik am Ecocert-Label
Zum Ecocert-Label für Kosmetik, Wasch- und Reinigungsmittel sind wenig kritische Stimmen aus Deutschland bekannt. Dies liegt sicherlich auch dran, dass das Label hierzulande eher wenig verbreitet ist.
Alternativen zum Ecocert-Label
Für Bio- und Naturkosmetik gibt es viele weitere Zertifikate, nicht alle haben vergleichbar hohe Standards. Empfehlenswert und verbreiteter als das Ecocert-Siegel sind:
- Das Natrue-Siegel hat ähnliche Anforderung wie das Ecocert-Siegel und ist derzeit das am weitesten verbreitete Naturkosmetik-Siegel.
- Das Siegel „Kontrollierte Naturkosmetik“ des BDIH definiert anerkannte Mindestkriterien für Naturkosmetik.
- Der internationale Cosmos-Standard kombiniert unter anderem Kriterien von Ecocert und BDIH (siehe oben).
Für Wasch- und Reinigungsmittel gibt es nicht viele Siegel, einzig das EcoGarantie-Siegel stellt eine Alternative zu Ecocert dar. Lies hier mehr zum Thema:
Verfügbarkeit: gering
Das Ecocert-Siegel ist in Deutschland nicht sehr weit verbreitet. Im Naturkosmetikbereich sind das Natrue- und das BDIH-Siegel wesentlich häufiger. Das Ecocert-Siegel tragen beispielsweise die Produkte der Naturkosmetik-Marken Eubiona, Eco Cosmetics, Alva und Love Me Green.
Bei Reinigungs- und Waschmittel gibt es generell wenig Zertifizierungen, hier tragen beispielsweise die Marken Sodasan, AlmaWin und Klar das Ecocert-Siegel.
Utopia-Bewertung
Ecocert ist ein empfehlenswertes Siegel für Natur- und Biokosmetik. Es ist ähnlich streng wie das Natrue-Siegel, allerdings ist der Anteil der biologisch zertifizierten Rohstoffe am Gesamtprodukt mit fünf beziehungsweise zehn Prozent relativ gering. Für ökologische Wasch- und Reinigungsmittel ist das Ecocert-Siegel ebenfalls empfehlenswert – insbesondere, da es kaum Alternativen gibt. Etwas irritierend ist allerdings, dass beide Wasch- und Reinigungsmittel-Siegel „ökologisch“ im Titel, obwohl nur Produkte mit der strengeren Zertifizierungsstufe Inhaltsstoffe aus biologischem Anbau enthalten.
Mitarbeit: Johanna Wehrmann, Nora Braatz
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- Weitere Label und Siegel
- Ökologisch putzen mit Hausmitteln – Tipps & Tricks
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Externe Info-Seiten zu Ecocert:
- Standard Natur- und Biokosmetik
- Standard ökologische Wasch- und Reinigungsmittel
- Standard Kerzen & Raumdüfte
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