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Nach „John Wick“-Star Keanu Reeves benannter Stoff könnte Medizin und Landwirtschaft helfen

Keanumycin John Wick Keanu Reeves
Bild links: Harikumar Suma / Leibniz-HKI, rechts: Murray Close / Lionsgate

Weil sie Pilze und Amöben „so effizient töten“, wie Keanu Reeves als „John Wick“ dessen Feinde, haben Wissenschaftler:innen eine Molekülgruppe Keanumycin getauft. Sie hoffen auf praktische Anwendungsmöglichkeiten in Medizin und Landwirtschaft.

Seit Ende März läuft „John Wick 4“ in den Kinos. Es ist der vierte Teil einer Actionfilmreihe, in der Keanu Reeves einen ehemaligen Auftragskiller spielt, der von seiner Vergangenheit eingeholt wird und einen stetig eskalierenden Teufelskreis der Gewalt auslöst. Dank „John Wick“ verbinden viele Filmfans Keanu Reeves mit der Rolle der Ein-Mann-Armee, die eine Übermacht an Feinden auf extrem effiziente und zielstrebige Art und Weise tötet. Ein Ruf, der dem Hollywood-Star nun auch eine besondere Ehre in der biologischen Forschung verschafft hat.

Forschende des Leibniz-Instituts für Naturstoff-Forschung und Infektionsbiologie (Leibniz-HKI) in Jena haben im Februar dieses Jahres eine Studie im Journal of the American Chemical Society veröffentlicht, in der sie auf einen neu entdeckten Wirkstoff aufmerksam machen. Die sogenannten Keanumycine „töten so effizient, dass wir sie nach Keanu Reeves benannt haben, weil der in seinen Rollen auch extrem tödlich ist“, so Sebastian Götze, Erstautor der Studie, in der Pressemitteilung des Leibniz-HKI.

Keanu-Reeves-Wirkstoff ist tödlich – aber nicht für Menschen

Anders als Keanu Reeves in seiner Rolle als John Wick töten die Keanumycine jedoch keine Menschen. Zumindest würden dies die ersten Tests nahelegen, die zeigen, dass der Naturstoff für menschliche Zellen ungefährlich sei, so das Jenauer Forschungsinstitut. Stattdessen wirkt Keanumycin, das von Bakterien der Gattung Pseudomonas produziert wird, gegen Amöben und Pilze. Studienleiter Pierre Stallforth erklärt: „Wir arbeiten schon länger mit Pseudomonaden und wissen, dass viele dieser Bakterienarten sehr giftig für Amöben sind, die sich von Bakterien ernähren.“

Keanumycin John Wick Keanu Reeves
Mikroskopaufnahme von Pseudomonas-Bakterien und Amöben. (Bild: Harikumar Suma / Leibniz-HKI)

Wie sich durch die neuere Forschung herausstellte, ist die Gruppe der Keanumycine eines der Gifte, mit dem sich die Pseudomonaden gegen ihre Fressfeinde, die Amöben, wehren. Noch interessanter ist jedoch folgendes: Keanumycin kann auch Pilze töten, da diese in bestimmten Aspekten Ähnlichkeiten mit Amöben aufweisen. Hier könnten sich in Zukunft wertvolle Anwendungsmöglichkeiten ergeben.

Keanumycin: Ein wirkungsvolles Mittel gegen Pilzkrankheiten?

Eine gemeinsame Untersuchung des Leibniz-HKI und der Fachhochschule Erfurt hat bestätigt, dass Keanumycin das Wachstum von Grauschimmel deutlich hemmen kann. Über 200 Obst- und Gemüsesorten würden der Grauschimmelfäule regelmäßig zum Opfer fallen, darunter insbesondere Erdbeeren und Trauben, was für ärgerliche Ernteverluste sorge. Da Keanumycin jedoch biologisch abbaubar sei und wahrscheinlich keine dauerhaften Rückstände im Boden bilde, könne der Naturstoff womöglich eine umweltfreundliche Alternative zu chemischen Pflanzenschutzmitteln bieten.

Auch in der Medizin könnte Keanumycin zum Einsatz kommen, da es auch das Wachstum mehrere Pilze, die den Menschen infizieren, hemme. Wie Studienautor Götze erklärt, seien viele davon inzwischen resistent gegen Antimyotika (so werden Substanzen genannt, die gegen Pilzerkrankungen wirken). Laut den bisherigen Untersuchungen ist Keanumycin für menschliche Zellen kein Problem, weshalb es für die Entwicklung neuer Anti-Pilz-Medikamente durchaus infrage käme.

Ob Keanumycin die von den Wissenschaftler:innen geäußerten Hoffnungen erfüllen wird, muss sich noch zeigen. Wie in der Forschung üblich, wird es auch beim Keanumycin sicherlich noch einige Jahre dauern, bis der Wirkstoff gut genug untersucht ist und von diversen behördlichen Instanzen abgesegnet ist, um tatsächlich zum Einsatz zu kommen.

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