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„Die Ärmeren verlieren doch nicht“: Karl Lauterbach zur Billigfleisch-Debatte

Lauterbach: Fleischkonsum in Deutschland „grenzt an Wahn, wenn man drüber nachdenkt“
Foto: dpa/ Kay Nietfeld/ CC0 Public Domain / Pexels - Becerra Govea Photo

Wenn wir weiterhin so viel Fleisch essen wie bisher, können wir unsere Klimaziele nicht erreichen. Das sagt nun auch Gesundheitsminister Karl Lauterbach in einem Interview. Er erklärt auch, warum weniger Fleisch gerade für ärmere Menschen ein Gewinn sein könnte.

Ein Fleischverbot sei seiner Meinung nach nicht nötig, aber weniger sollten wir essen – das sagt Gesundheitsminister Karl Lauterbach in einem Spiegel-Interview und zeigt auf, warum wir unseren Umgang mit Fleisch ändern sollten. Außerdem geht es im Interview es um sein neues Buch, die Pandemie und die Klimakrise.

„Welchen Sinn macht Tierquälerei, damit wir uns ungesund ernähren und dabei auch noch das Klima ruinieren?“

Um die Umwelt zu retten, sind laut Lauterbach weitreichende Maßnahmen nötig. Diese betreffen unter anderem Mobilität, Konsum und Ernährung. Beispielsweise spricht sich der Minister für einen Veggie Day aus. Die Idee stammte 2013 von den Grünen, die dafür jedoch stark angegriffen wurden. „Eine Initiative, dass man zur vegetarischen, zur veganen Ernährung aufruft, dass man Anreize setzt, finde ich richtig. Ich weiß, dass das sehr umstritten ist, aber zu einer gelungenen Politik gehört auch Mut“, so Lauterbach.

Es sei selber Vegetarier, vor allem aus Energiegründen. Das letzte Mal einen Burger gegessen habe er 1988 im Big A von Arizona – einem berühmt-berüchtigten Burgerbrater, an dem vor allem Trucker haltmachen. Lauterbach sei damals extra dafür dorthin gefahren.

Vitalstoffe sind vor allem in frischem Obst und Gemüse enthalten.
Laut Lauterbach brauchen wir eine stärkere vegane und vegetarische Ernährung. (Foto: CC0 / Pixabay / dbreen)

Auf die Frage, ob Deutschland fleischlos werden sollte, um die Klimaziele zu erreichen, sagt Lauterbach: „Ich würde nicht fleischlos sagen. Aber wir brauchen eine Ernährung, die sehr viel stärker vegan und vegetarisch ausgerichtet ist, weil wir sonst allein durch die Art, wie wir uns ernähren, viel zu viel CO2 und Methan freisetzen.“ Darüber hinaus sei der Fleischkonsum, den wir derzeit haben, ungesund. „Er führt zu Herz-Kreislauf-Erkrankungen, zu Krebs und ist auch noch mit Tierquälerei verbunden. Ich will es so sagen: Welchen Sinn macht Tierquälerei, damit wir uns ungesund ernähren und dabei auch noch das Klima ruinieren?“

„Ärmere Menschen verlieren nicht“

Eine immer wiederkehrende Debatte wird darüber geführt, ob Fleisch teurer werden muss. Ein nicht selten aufgeführtes Argument dagegen lautet: Menschen mit geringerem Einkommen können sich Fleisch dann nicht mehr oder nur noch sehr selten leisten. Doch Lauterbach sieht für ärmere Menschen keinen Verlust darin, wenn sie weniger Fleisch essen. „Die soziale Frage stellt sich doch eher umgekehrt. Mit dem Billigfleisch ernähren sich bislang die Einkommensschwachen in einer Art und Weise, mit der sie viele Lebensjahre verlieren.“

Regelmäßiger Fleischkonsum sei zum Beispiel ein wichtiger Risikofaktor für Darmkrebs. Und vor allem bei „sozial Schwächeren“ werde der Darmkrebs oft zu spät entdeckt. „Die Ärmeren verlieren doch nicht, wenn sie das billige Fleisch durch eine vegane oder vegetarische Kost ersetzen. Im Gegenteil: Sie gewinnen.

Gegen einen generelles Fleischverbot sprach sich Lauterbach aber aus. „Aber wir essen viel zu viel davon. Das muss sich ändern.“ Auf Dauer könnten wir laut Lauterbach den Fleischkonsum um 80 Prozent reduzieren. „Nicht nur in Deutschland, sondern weltweit, weil es einfach sehr schwer ist, Fleisch ohne massiven CO2-Abfall zu produzieren.“

Das gesamte Interview findest du bei Spiegel.de.

Sieh dir zum Thema auch unser Video an: Wie können wir Fleisch essen und Tiere lieben?

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