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Sophie Passmann wird nach Interview „White Feminism“ vorgeworfen

Sophie Passmann wird nach Interview "White Feminism" vorgeworfen
Screenshot: Instagram / Sophie Passmann (fraupassmann)

Wer darf sich zu Rassismus äußern – und in welcher Weise? Die Autorin Sophie Passmann kritisierte in einem Interview, dass einzelne schwarze Frauen angeblich immer wieder zum Sprachrohr für eine große Gruppe gemacht werden. Für ihre Aussagen wird sie heftig kritisiert.

In einem Interview kritisierte Moderatorin, Autorin und Influencerin Sophie Passmann Medien dafür, die individuellen Schicksale einzelner schwarzer Frauen als faktischen Rassismus abzubilden. „Wenn Redaktionen im Namen des Antirassismus eine schwarze Frau zum vermeintlichen Sprachrohr von rassistischen Erfahrungen in Deutschland machen, führt das dazu, dass wieder nur ein Standard reproduziert wird“, sagte Passman im Interview mit dem Schweizer Magazin Annabelle. Dabei gehe es laut der Autorin darum: „Wer spricht am lautesten, am funkiesten in ein Interviewmikrofon hinein? Ohne dabei irgendetwas gegen Rassismus getan zu haben.“

Durch die Abbildung rassistischer Erfahrungen einzelner Frauen würde „eine Einzelperson als Angehörige einer identitätspolitischen Gruppe“ dargestellt. Dafür nehme dann die eine Frau „ungefragt die ganze Identitätsgruppe in Mithaft“, denn „sie sagt: So sind wir. Das sind unsere Erfahrungen.“ Daraus ergebe sich für Passmann ein Erkenntniswert „gleich null.“

Kritik an Passmanns Aussagen

Bei Instagram postete Passmann eine Text-Passage aus dem Interview um dieses zu bewerben. Unter dem fand sich jedoch wenig Zuspruch. Stattdessen verlangten einige User:innen nach einer Stellungnahme zur oben genannten Passage des Interviews, in der sich die Autorin zu Rassismus äußerte.

Auch auf Twitter blieb die Kritik nicht aus. Die Musikerin und Feministin Achan Malonda bezeichnete Passmann als „White woman of the day“ und warf ihr vor, mit „Begriffen von schwarzen Aktivist:innen Geld zu verdienen“ und berühmt zu werden, aber nun gegen diese zu „wettern“. Damit nimmt sie Bezug zu den Büchern von Passmann in denen sie sich den Themen Rassismus, Sexismus und Patriachat widmet und mit denen sie Geld verdient.

Politikwissenschaftlerin und Netzaktivistin Anne Roth schrieb bei Twitter, Passmann sei nun „selber in die Schublade der alten weißen Männer geglitten, die zynisch und gelangweilt definieren, was sie wichtig finden.“ Offenbar eine Anspielung auf Passmanns Buch „Alte weiße Männer“.

Die Autorin Annika Brockschmidt warf Passmann „White Feminism“ vor. Darunter wird ein Feminismus verstanden, der sich auf die Werte von weißen Frauen konzentriert und Frauen anderer Hautfarbe und Herkunft außen vor lässt. Mit „White Feminism“ wird Menschen vorgeworfen vor allem die eigenen Rechte stärken zu wollen.

Viele der kritischen Stimmen halten Passmanns Aussagen für problematisch, weil sie Menschen ihre Rassismuserfahrungen absprechen, so der Vorwurf. Wieder andere User:innen glauben, dass die Botschaft der 28-Jährigen falsch verstanden worden sei. Sie würde damit ausdrücken wollen: Um den Rassismus zu besiegen, brauche es mehr als nur eine laute schwarze Stimme.

Passmann äußerte sich zu der Kritik

Inzwischen hat sich Passmann zu der Kritik an ihren Aussagen geäußert. Unter dem Instagram-Post, in dem sie das Interview ankündigt hatte, entschuldigte sie sich in der Kommentarspalte. Zunächst habe sie die Kritik nicht verstanden, weil sie die Passage „natürlich so nicht gemeint habe“. Erst durch Gespräche habe sie verstanden „wie das gelesen wurde“. „Mir tut es sehr leid, dass diese Passage missverständlich war, das war nämlich mein Fehler“, so Passmann. Der Fehler sei entstanden, weil sie das Interview flüchtig freigegeben habe. „Für die Leichtigkeit, mit der ich diese Passage überlesen habe, schäme ich mich, sie zeigt, dass ich leichtfertig mit einem Thema umgegangen bin, das mir selbst nicht nahegeht“, schrieb die 28-jährige. Stattdessen wollte sie mit dem Ausschnitt des Interview den Medienbetrieb für seine „alte und damit patriarchalen Struktur“ kritisieren.

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