Im Kampf gegen die Klimakrise spielen insbesondere die Entscheidungen von politischen Akteur:innen eine wichtige Rolle. Doch du selbst kannst maßgeblich deinen Teil dazu beisteuern. Wie das genau gelingt, zeigt nun eine neue Studie anhand sechs konkreter Schritte.
Dass wir weniger fliegen, Energie sparen und auf Plastik verzichten sollten, um das Klima zu schützen, ist weitläufig bekannt. Doch oftmals erscheinen uns unsere alltäglichen Handlungen dann doch nichtig angesichts der vielen anderen klimaschädlichen Bereiche, auf die wir keinen Einfluss haben. So ist nicht zu bestreiten, dass die Politik deutlich stärker für Klimaschutz eintreten muss. Das bestätigt auch der aktuelle Bericht des Weltklimarats. Mehr dazu erfährst du hier: Neuer Bericht des Weltklimarats – eine „eindringliche Warnung“ an die Menschheit
Eine Studie belegt nun jedoch, dass wir auch als Individuen unseren Beitrag leisten können, um die globale Erwärmung aufzuhalten. Dafür sind sechs grundlegende Aspekte notwendig, nach der wir unsere alltäglichen Entscheidungen ausrichten sollten. Wenn wir uns alle daran halten würden, so würden die dadurch gesparten Emissionen etwa 25 Prozent der Emissionsreduzierung ausmachen, die für die Einhaltung des 1,5-Grad-Ziels notwendig sind. Die Wissenschaftler:innen betonen, dass sich die sechs Empfehlungen an Menschen in wohlhabenden Ländern und sicherer finanzieller Lage richten. Nur auf dieser Basis ist es Menschen überhaupt möglich, klimafreundlichere Optionen wählen zu können.
Durchgeführt wurde die Studie von Forscher:innen der Universität Leeds. Expert:innen des Ingenieursbüros Arup und des globalen Netzwerks C40 Cities haben die Ergebnisse anschließend ausgewertet. Am Montag wurde die Studie gemeinsam mit dem Launch der neuen Klimaschutzbewegung „The Jump“ veröffentlicht. „The Jump“ möchte all die Menschen, die finanziell dazu in der Lage sind, bei der Umsetzung der sechs Schritte im Alltag unterstützen.
Schritt 1: Iss Pflanzen und vermeide Lebensmittelverschwendung
Als ersten Schritt empfehlen die Forscher:innen sich überwiegend pflanzlich zu ernähren. Tierische Lebensmittel, wie Fleisch, Milchprodukte und Eier sollten wir aus dem Speiseplan streichen oder nur in geringen Mengen einnehmen. Sie haben in der Regel eine besonders schlechte Ökobilanz. Dies liegt unter anderem am Tierfutter, das oftmals importiert wird, am Methan, das Rinder selbst produzieren oder an den Transportwegen zum Schlachthof. Mehr dazu erfährst du hier: Studie: So viel Treibhausgas sparen Veganer:innen ein
Zudem sollten wir unsere Mahlzeiten so planen, das möglichst keine Lebensmittelverschwendung entsteht. So verursacht die Herstellung von Nahrungsmitteln in der Regel immer Emissionen. Werfen wir diese regelmäßig ungenutzt weg, müssen wir sie durch neue Produkte ersetzen. Unsere Ernährung wird dementsprechend klimaschädlicher.
Die durch diesen Schritt eingesparten Emissionen entsprechen laut der Studie etwa zwölf Prozent der Emissionsreduktionen, die in Nordamerika und Europa für das 1,5°C-Ziel nötig sind.
Schritt 2: Kaufe Second-Hand-Kleidung
Pro Jahr sollten wir nicht mehr als drei neue Kleidungsstücke kaufen. Die dadurch gesparten Emissionen würden etwa sechs Prozent der insgesamt notwendigen Einsparungen ausmachen. So legen viele notwendige Rohstoffe für Textilien sowie die fertige Kleidung selbst lange Transportwege zurück. Auch für die Textilverarbeitung und den Anbau der Rohstoffe ist viel Energie nötig.
Wenn dir drei neue Kleidungsstücke im Jahr zu wenig sind und du gern öfter Neues ausprobieren möchtest, musst du nicht zwingend auf komplett neue Kleidung zurückgreifen. Stattdessen kannst du in Second-Hand-Läden shoppen oder Kleidertauschpartys veranstalten.
Zudem empfehlen wir, beim Kauf von Kleidung möglichst auf Fair Fashion zurückzugreifen. Einige Modemarken bezeichnen sich selbst als klimaneutral. Warum jedoch auch sie Emissionen verursachen und wie empfehlenswert sie sind, erfährst du hier: Klimaneutrale Mode: Umweltfreundlich oder Werbelüge?
Schritt 3: Urlaub in der Nähe
Auch die Anzahl unserer Flüge sollten wir laut Ergebnissen der Studie auf ein Minimum beschränken. Die Wissenschaftler:innen empfehlen, nur etwa alle drei Jahre einen Kurzstreckenflug in Anspruch zu nehmen. Langstreckenflüge sollten nur alle acht Jahre stattfinden.
Statt also regelmäßig neue Kontinente zu besuchen, kannst du auch in Europa Urlaub machen und viele Länder per Zug oder Bus bereisen. Auch in Deutschland gibt es zahlreiche sehenswerte Orte, die du auf klimafreundliche Weise erreichen kannst. Weitere Tipps und Anregungen dazu, bekommst du hier:
- Reiseziele in Deutschland
- Diese klimaneutralen Reiseziele in Deutschland lohnen sich
- Fahrradurlaub in Deutschland
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- Interrail Europa
Schritt 4: Im Alltag mit dem Fahrrad
Dem Klima zuliebe sollten wir es vermeiden, ein eigenes Auto zu besitzen und unsere alltäglichen Autofahrten reduzieren. Kurze Strecken können wir per Fahrrad oder zu Fuß erledigen. Für längere Strecken können wir wo immer möglich auf öffentliche Verkehrsmittel zurückgreifen. Alternativ kannst du Carsharing nutzen und dir dabei ein Auto mit anderen Haushalten teilen. Mehr dazu erfährst du hier: Carsharing-Dienste: Share Now, Cambio & Co. im Vergleich
Falls wir es nicht vermeiden können, ein eigenes Auto zu besitzen, sollten wir dies für eine möglichst lange Zeit nutzen und nicht nach ein paar Jahren wieder durch ein neueres Modell ersetzen.
Schritt 5: Repariere elektronische Geräte
Elektronische Geräte sollten wir im Durchschnitt mindestens sieben Jahre lang nutzen, so die Studie. Kaputte Geräte kannst du zunächst zur Reparatur bringen. So kannst du sie eventuell wieder einige Jahre lang verwenden, bevor du sie endgültig wegwerfen musst.
Falls du gerade ein neues Smartphone, einen Laptop, Fernseher oder andere Geräte benötigst, musst du dafür nicht unbedingt auf Neuware zurückgreifen. Günstiger und klimafreundlicher ist es, sich erst einmal generalüberholte Modelle anzusehen. Weitere Infos dazu findest du hier: Refurbished: Das bedeutet es
Schritt 6: Werde aktiv
Auch wenn wir durch individuelle Handlungen nur zu etwa einem Viertel der notwendigen Emissionseinsparungen beitragen können, sind uns auch bei den verbleibenden 75 Prozent zumindest nicht vollständig die Hände gebunden. So empfiehlt die Studie, sich für weitreichendere Änderungen in der Klimapolitik zu engagieren. Dafür kannst du auf Klimastreiks gehen, Petitionen unterschreiben, Klimaschutzbewegungen beitreten oder für diese spenden.
Neben Aktivismus kannst du den Ausbau von erneuerbaren Energien fördern, indem du zu Ökostrom, einer nachhaltigen Versicherung oder zur sogenannten grünen Rente wechselst. Was es damit genau auf sich hat, erfährst du in diesem Artikel: Nachhaltige Versicherungen, grüne Rente oder Krankenkasse? Es geht!
Um Energie zu sparen, kannst du auch an der Isolierung deines Hauses arbeiten. So musst du im Winter weniger heizen und sparst dabei nicht nur Strom, sondern auch Geld.
Fazit: Die Zeit drängt!
Die Studie zeigt, dass auch unsere individuellen alltäglichen Handlungen relevant sind. Ziehen wir alle am selben Strang, können wir bereits dadurch einen wesentlichen Teil zum Klimaschutz beitragen. Und auch in Bezug auf die restlichen 75 Prozent der notwendigen Emissionseinsparungen können wir unsere Stimme nutzen. Die Ergebnisse und Empfehlungen der Studie geben so Mut und Kraft. Auch wenn die Zeit drängt und wir die Klimakrise bereits zu spüren bekommen, haben wir immer noch die Chance, sie gemeinsam aufzuhalten. Und einige der notwendigen Maßnahmen kannst du bereits heute ergreifen.
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