An der Einführung der sogenannten CO2-Steuer 2021 scheiden sich die Geister: Die einen halten sie für den Untergang des Abendlandes, für die anderen ist sie der einzige Weg zur Rettung des Klimas.
Anfang 2021 wurde ein CO2-Preis, umgangssprachlich CO2-Steuer genannt, eingeführt. Das bedeutet, das seitdem etwas Geld kostet, was vorher noch umsonst war: nämlich das Recht, Treibhausgase in die Umwelt auszustoßen und auf diese Weise das Klima anzuheizen.
CO2-Steuer: Fragen & Antworten
Erstmals wird mit der CO2-Steuer der von Unternehmen in Kauf genommene Umweltschaden von Anfang an eingepreist – und damit als Kostenwahrheit sichtbar gemacht. Die CO2-Abgabe belohnt damit klimafreundliches Wirtschaften und Verhalten und benachteiligt jene Unternehmen, die das Klima schädigen. Das betrifft allerdings meist auch Verbraucher:innen.
Wir haben die wichtigsten Fragen und Antworten zur CO2-Steuer zusammengesucht.
Was soll die CO2-Steuer?
Ganz einfach: Was klimaschädlich ist, soll teurer werden, was dem Klima hilft, soll preislich gleich bleiben oder sogar günstiger werden. Die CO2-Steuer soll vor allem den Ausstoß von klimaschädlichen Gasen, eben Kohlenstoffdioxid (CO2), sowohl beim Heizen als auch beim Autofahren verringern. Zugleich sollen Innovationen begünstigt werden, die den CO2-Ausstoß verringern. Und dies alles dient dem Klimaschutz und dem Ziel, den deutschen Anteil an der Klimakrise zu reduzieren.
Wann wurde die CO2-Steuer eingeführt?
Die CO2-Steuer wurde zum 1. Januar 2021 eingeführt – mit dem „Klimaschutzplan 2030“.
Sie war eine von vier Maßnahmen – neben Investitionen und Förderprogrammen (Senkung der Mehrwertsteuer für Bahnfahren, E-Auto-Kaufprämien), gesetzlichen Vorgaben für den Klimaschutz (klmafreundlicheres Heizen, höhere KfZ-Steuer für Autos mit hohem CO2-Ausstoß) und dem Klimakabinett als Kontrollsystem – zur Einhaltung von Klimaschutzzielen.
Wie hoch ist die CO2-Steuer?
Zum Start im Jahr 2021 lag der Preis für 1 Tonne CO2 bei 25 Euro. Soviel kostete es also, die Atmosphäre und das Weltklima mit einer Tonne Kohlendioxid zu belasten. Der Preis steigt seitdem (fast) jährlich an und soll bis 2026 weiter steigen. Im Jahr 2023 wurde die Erhöhung aufgrund der hohen Energiepreise ausgesetzt, dafür fällt sie 2024 höher aus: Der CO2-Preis steigt von 30 auf 45 Euro pro Tonne. Im Überblick sieht das so aus:
- 2022: 30 Euro / Tonne CO2
- 2023: 30 Euro / Tonne CO2
- 2024: 45 Euro / Tonne CO2
- 2025: 55 Euro / Tonne CO2
- 2026: Korridor zwischen 55 und 65 Euro / Tonne CO2
- Ab 2027: Preis wird am Emissionshandels-Markt gebildet.
Ist die CO2-Steuer zu teuer?
Nein. Das Umweltbundesamt setzte 2022 den Klimaschaden einer Tonne CO2 mit 237 Euro bis 809 Euro an (UBA). Die CO2-Steuer ist also eher zu niedrig. Damit soll ja auch nicht wirklich ein errechneter Umweltschaden „repariert“ werden, sondern die Abgabe soll steuernd auf den Markt einwirken, also klimaschädliche Energieträger und Verhaltensweisen unattraktiver machen und klimaschonende attraktiver.
Wer muss die CO2-Steuer zahlen?
Es müssen nur die Verursacher von CO2-Emissionen zahlen. So werden zum Beispiel die Anbieter fossiler Energieträger, also von Kohle, Erdöl oder Erdgas zur Kasse gebeten, aber auch Kraftstofflieferanten. Die Unternehmen können die Mehrkosten jedoch an die Konsument:innen weitergeben. Teurer wird es damit vor allem für Menschen, die sich für Angebote mit hohen CO2-Emissionen entscheiden oder darauf angewiesen sind – etwa Mieter:innen mit Ölheizung oder Berufpendler:innen. Zugleich sollen Bürger:innen an anderer Stelle entlastet werden – etwa durch die erhöhte Pendlerpauschale. Teils stehen Entscheidungen aber noch aus.
Müssen Bürger:innen eine CO2-Steuer zahlen?
Jein. Die CO2-Steuer ist so konzipiert, dass klimaschädliches Verhalten teurer wird. Was beim fossilen Heizen (Öl, Gas) an Mehrkosten entsteht kann zum Beispiel beim Ökostrom eingespart werden. Es hängt also auch vom individuellen Verhalten ab, wie stark man durch die CO2-Abgabe finanziell belastet wird.
Ist die CO2-Abgabe gerecht?
Menschen, die viel Geld für viel Konsum, viele Flüge, dicke Autos, große Wohnungen usw. ausgeben, haben einen großen CO2-Fußabdruck. Sie werden stärker belastet als solche, die wenig Geld für Konsum, Wohnung, Flüge haben, und deren CO2-Fußabdruck daher deutlich kleiner ist.
Welche Wirkung erhofft man sich von der CO2-Steuer?
Die CO2-Bepreisung wird fossile Kraftstoffe und das Heizen mit fossilem Öl und Gas teurer machen, also kurz gesagt die Klimakiller. Sie wird die Nutzung klimaschonender Technik (etwa Elektromobilität oder Wärmepumpen) attraktiver. So werden die CO2-Emissionen Deutschlandweit sinken.
Wieviel teurer wird Benzin und Diesel?
Das kommt darauf an, wie viel der Mehrkosten Kraftstofflieferanten an die Kund:innen weitergeben. Die Einführung der CO2-Steuer mit 25 Euro pro Tonne im Januar 2021 hat laut ADAC beim Sprit zu einer durchschnittlichen Preiserhöhung von 7 bis 8 Cent pro Liter geführt. Durch das Anheben des CO2-Preises im Jahr 2022 kamen nochmal rund 1,5 Cent drauf.
Der ADAC rechnet damit, dass durch die Erhöhung des CO2-Preises von 2023 auf 2024 der Benzinpreis um rund 4,3 Cent pro Liter und der Diesel-Preis um rund 4,7 Cent pro Liter steigt. Bei einem Tankvolumen von 60 Litern würde dann eine Tankfüllung rund 2,58 Euro (Benzin) bzw. 2,80 Euro (Diesel) mehr kosten als 2023.
Im Jahr 2026 könnten Benzin und Diesel demnach rund 17 bis 19 Cent mehr kosten als ohne die CO2-Abgabe.
Wie viel teurer wird Heizen?
Hier kommt es vor allem darauf an, mit welchem Energieträger die Heizung läuft. Fällig wird der CO2-Preis auf Gas, Heizöl und Fernwärme, die mittels fossilen Energien erzeugt wird.
Es gibt spezifische Emissionsfaktoren für die unterschiedlichen Energieträger – also Werte dafür, wie viel CO2 Gas, Öl & Co. pro Kilowattstunde verursachen. Wie hoch die Mehrkosten sind, kann man sich anhand des eigenen Jahrsverbrauchs, dieser Faktoren (201 Gramm CO2/kWh für Erdgas, 266 für leichtes Heizöl, 280 für Fernwärme) und dem aktuellen CO2-Preis ausrechnen.
Braucht man etwa 10.000 kWh Gas pro Jahr, zahlt man durch den CO2-Preis im Jahr 2024 rund 90 Euro mehr pro Jahr als ohne die Abgabe.
Belastet die CO2-Abgabe einseitig Mieter:innen?
Das war anfangs so, hat sich aber geändert: Mieter:innen tragen die höheren Heizkosten durch die CO2-Steuer nicht alleine. Seit Januar 2023 werden die Mehrkosten in einem Stufenmodell zwischen Vermieter:in und Mieter:in aufgeteilt – in Abhängigkeit vom Zustand des Gebäudes. Je höher der CO2-Ausstoß des Gebäudes, desto mehr müssen die Vermieter:innen zahlen – bis hin zu 95 Prozent bei sehr ineffizienten Gebäuden. Einen Online-Rechner stellt das Bundeswirtschaftsministerium zur Verfügung.
Was wird durch die CO2-Steuer günstiger?
Der Strompreis soll durch die CO2-Steuer sinken, sofern der Strom Ökostrom ist. Grundsätzlich gehen Fachleute langfristig von sinkenden Strompreisen aus, da Erneuerbare Energien ausgebaut werden und diese Strom längst günstiger erzeugen als Gas und Kohle.
Auch über die Pendlerpauschale soll entlastet werden (s. oben).
Ausgenommen von der CO2-Abgabe sind auch vergleichsweise klimaschonende Heizungen wie Holzheizungen (Scheitholz, Pellets, Hackschnitzel), rein mit nachhaltigem Biogas betriebene Heizungen sowie Wärmepumpen und Solarthermie. Elektroauto-Besitzer:innen profitieren ebenfalls, da hier kein CO2-Preis fällig wird.
Lohnt sich wegen der CO2-Steuer der Umstieg auf Ökostrom?
Der Umstieg auf Ökostrom lohnt sich fast immer. Viele wissen nicht, dass sie beim Grundversorger oft mehr zahlen als nötig – und auch oft mehr als für Ökostrom. Mach den Strompreis-Vergleich auf stromvergleich.utopia.de.
Hat nur Deutschland eine CO2-Steuer?
Finnland hat bereits 1990, Schweden 1991 eine CO2-Steuer eingeführt. In Deutschland wurde sie bereits in den 90er-Jahren gefordert, aber vermieden. Mittlerweile haben rund EU-Staaten eine vergleichbare Abgabe, darunter Österreich, Frankreich und Dänemark. Auch Australien, Kanada und die Schweiz haben eine CO2-Steuer.
Wie kann ich meine CO-Emissionen ermitteln?
Verwende einfach diese CO2-Rechner.
Unabhängig von der CO2-Steuer kannst du jetzt schon klimaschonend handeln: Du kannst z.B.
- mit unseren Stromspar-Tipps deinen Stromverbrauch senken
- auf verschiedenste Weise Energie sparen
- richtig heizen, d.h. energie- und kostensparend
- als Hausbesitzer:in auf eine klimafreundlichere Alternative zur Gasheizung umsteigen
- auf einen Ökostrom-Anbieter umsteigen
- ein sparsames Auto fahren oder auf ein Elektroauto umsteigen
- öffentliche Verkehrsmittel sowie Fernbus und Bahn nutzen
- mehr Fahrrad fahren oder mal zu Fuß gehen
Fazit: Die CO2-Steuer schmerzt, und das ist richtig so
Eine CO2-Abgabe passt natürlich einigen Unternehmen gar nicht in den Kram, vor allem Energieversorgern und der Industrie. Zum einen, weil diese eben die meisten CO2-Emissionen erzeugen, zum anderen, weil es Produkte verteuert und daher theoretisch einen Wettbewerbsnachteil darstellt gegenüber Produktionsstandorten, wo keine CO2-Bepreisung fällig ist. Das ist ein bisschen verständlich, aber eigentlich nur aus Sicht von Unternehmen, denen es eben nichts ausmacht, mit Treibhausgas-Emissionen das Klima zu schädigen. Des weiteren gibt es auch die Möglichkeit sogenannter Klima-Zölle (aka CO2-Grenzausgleich), um genau diese Probleme zu adressieren.
Utopia meint: Will Deutschland seine gesteckten Klimaziele erreichen, muss unser CO2-Ausstoß nicht nur sehr deutlich, sondern auch sehr schnell sinken. Ganz vereinfacht gesagt: Die CO2-Abgabe belastet in der Regel besonders jene Einkommensschichten, die laut Studien (UBA) tatsächlich auch den größten CO2-Fußabdruck und damit auch den größten Anteil am Klimaschaden haben. Die CO2-Steuer ist sicher nicht der einzige, aber ein richtiger Weg, den andere Länder längst gegangen sind.
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