Freie Radikale: Welche Effekte sie haben und wie du dich schützt Von Luise Rau Kategorien: Gesundheit Stand: 8. Oktober 2018, 07:55 Uhr Foto: CC0 / Pixabay / qimono Freie Radikale gelten als gefährliche Stoffe, die uns frühzeitig altern lassen und uns schwach und krank machen. Doch was hat es mit den chemischen Verbindungen wirklich auf sich? Was sind freie Radikale? Freie Radikale sind Verbindungen, die ein ungepaartes Elektron besitzen. Das bedeutet, dass ihnen sozusagen ein Elektron fehlt. Sie sind also unvollständig und dadurch instabil. Um wieder einen stabilen Zustand zu erreichen, wollen sie möglichst schnell mit anderen Substanzen reagieren und diesen ein Elektron entreißen. Der wichtigste Vertreter dieser Gruppe ist das Sauerstoff-Radikal. Durch die Reaktion mit anderen Verbindungen werden wiederum weitere Radikale gebildet. Dies kann eine Reihe von Kettenreaktionen auslösen. Indem freie Radikale anderen chemischen Verbindungen ein Elektron entreißen, können essentielle Bestandteile einer Zelle beschädigt werden, was die Zellfunktion stark einschränkt. Besonders problematisch sind dabei Schäden an der DNA einer Zelle. Die Schäden werden bei der Zellteilung weitergegeben, sodass ganze Gewebe beeinträchtigt werden können. Ein gewisser Anteil an freien Radikalen ist jedoch wichtig für den Körper. Sie erfüllen nämlich eine wichtige Funktion für den Organismus, indem sie als Mittel des Immunsystems gegen Fremdsubstanzen eingesetzt werden. Dabei greifen freie Radikale zum Beispiel Bakterien und Viren an und zerstören die Krankheitserreger. Ist der Anteil an Sauerstoff-Radikalen jedoch zu hoch, spricht man von „oxidativem Stress“. Die nun entstehenden Zellschäden können dabei zu einer vorzeitigen Alterung führen, sowie das Entstehen von Krankheiten, wie Krebs, Arteriosklerose oder Alzheimer, begünstigen. Wodurch entstehen freie Radikale? Die zahlreichen gesundheitlichen Nachteile des Rauchens sind unter anderem auf die Entstehung einer großen Menge an freien Radikalen zurückzuführen. (Foto: CC0 / Pixabay / geralt) Freie Radikale entstehen in allen menschlichen Zellen. Dies wird einerseits durch verschiedene Reaktionen im Körper etwa in Mitochondrien und Mikrosomen, ausgelöst. Äußere Faktoren, die zur Entstehung der Radikale beitragen, sind unter anderem UV-Licht, Hitze, Strahlung, sowie Schadstoffe und Gifte. Ein sehr hoher Anteil an freien Radikalen und der dadurch ausgelöste oxidative Stress wird durch folgende Faktoren begünstigt: Alkohol, Nikotin und andere Drogen unausgewogene Ernährung Depressionen, Angstzustände, Stress Verletzungen und Infektionen Operationen häufiges Einatmen von Abgasen (Studie aus dem Jahr 2013) Pestizide exzessiver Leistungssport Besonders beim Abbau von Stresshormonen entstehen sehr viele freie Radikale. Dabei kann es sich um seelischen Stress, wie zum Beispiel bei einer Depression handeln. Aber auch körperlicher Stress bei extrem langen und auszehrenden sportlichen Aktivitäten ist eine ernstzunehmende Ursache. Die Gegenspieler der freien Radikale: Antioxidantien Beeren enthalten viele wervolle sekundäre Pflanzenstoffe. (Foto: CC0 / Pixabay / PublicDomainPictures) Sogenannte Antioxidantien reagieren mit den unvollständigen Sauerstoffverbindungen. Dadurch verhindern sie eine Oxidation und können die freien Radikale wieder neutralisieren. Diesem Umstand verdanken sie auch ihren Beinamen „Radikalfänger“. Sie werden zum Einen vom Körper selbst beispielsweise in Gestalt von Enzymen oder Hormonen gebildet. Antioxidantien, die über die Nahrung aufgenommen werden, sind unter anderem: Vitamin C Vitamin E Selen Zink sekundäre Pflanzenstoffe, wie Carotinoide oder Flavonoide Dabei wird die Wirkung nicht durch ein isoliertes Antioxidans verursacht, sondern durch das Zusammenspiel in einem antioxidativen Netzwerk. Besonders frisches Obst und Gemüse enthält viele Antioxidantien, vor allem Vitamin C und verschiedene sekundäre Pflanzenstoffe. Diese stecken oft vermehrt in oder direkt unter der Schale, weshalb du diese möglichst mitessen solltest. Weitere Nahrungsmittel, die reich an antioxidativ wirksamen Stoffen sind, sind Kräuter, Kerne und Nüsse, Kakao, Kaffee, sowie bestimmte Teesorten. Bei einer ausgewogenen und gesunden Ernährung wirst du automatisch genügend Antioxidantien zu dir nehmen. Eine Zufuhr mithilfe von Nahrungsergänzungsmitteln ist daher nicht notwendig. Eine Überdosis an Antioxidantien kann sich im Gegenteil sogar negativ auf die Gesundheit auswirken! Wie gefährlich sind freie Radikale wirklich? Auch eine Überdosis einiger Vitamine und Mineralstoffe kann sich gefährlich auf den Organismus auswirken. Nimm zusätzliche Präparate daher nur unter ärztlicher Aufsicht zu dir! (Foto: CC0 / Pixabay / stevepb) Im Jahr 1956 wurde die „Theorie der freien Radikale“ von dem Amerikaner Denham Harman aufgestellt. Diese besagt, dass freie Radikale durch die Schädigung von Zellkomponenten den Alterungsprozess fördern. Dadurch kommt es zu einer frühzeitigen Alterung. Das Modell wird auch zur Erklärung der Entstehung von verschiedenen Krankheiten genutzt. Durch diese Theorie werden freie Radikale auch heute noch zu Unrecht zu gefährlichen Stoffen hochstilisiert, die unser Leben dramatisch verkürzen können. Dieser Mythos kommt vor allem der Nahrungsergänzungsmittel-Industrie zu Gute, die mit hochdosierten Vitamin-Präparaten ein langes und glückliches Leben verspricht. Jedoch kann uns auch ein zu hoher Anteil von Antioxidantien krank machen, da freie Radikale wichtige Funktionen für unser Immunsystem erfüllen. Ist der Anteil der freien Radikale jedoch ständig erhöht, ist mittlerweile wissenschaftlich bewiesen, dass dadurch das Risiko für verschiedene Krankheiten drastisch steigt. Eine Studie aus dem Jahr 2010 bestätigt dies zum Beispiel für die neurologischen Erkrankungen Parkinson und Alzheimer. Fazit: Die Dosis macht das Gift! Wie so oft gilt es also auch in diesem Fall, das gesunde Gleichgewicht zwischen freien Radikalen und Antioxidantien zu halten. Beide erfüllen wichtige Funktionen im Körper, können aber in zu großer Menge negative Effekte haben. Bei einer gesunden Lebensweise wird dein Körper diese Balance jedoch ganz von allein herstellen. Dabei solltest du auf eine ausgewogene Ernährung, angemessene sportliche Aktivitäten, Raum für Entspannung, sowie Gelassenheit und Zufriedenheit achten. Negative Einflüsse durch Rauchen, starken Alkoholkonsum, ständigem Leistungsdruck oder Stress und unnnötige Vitamin-Tabletten solltest du vermeiden. Weiterlesen auf Utopia.de: Vitamine – alles, was du dazu wissen solltest Gesunde Ernährung: 10 Ernährungsmythen Übersäuerung und basische Ernährung: Was ist dran an basischer Kost? Bitte lies unseren Hinweis zu Gesundheitsthemen. ** mit ** markierte oder orange unterstrichene Links zu Bezugsquellen sind teilweise Partner-Links: Wenn ihr hier kauft, unterstützt ihr aktiv Utopia.de, denn wir erhalten dann einen kleinen Teil vom Verkaufserlös. Mehr Infos. War dieser Artikel interessant? 54 2 Vielen Dank für deine Stimme! Verwandte Themen: Gewusst wie HOL DIR DEN UTOPIA NEWSLETTER Leave this field empty if you're human: