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Nachhaltige Verpackungen für Kosmetik, Lebensmittel & Versand

Nachhaltige Verpackungen
Baims, bio-lutions, memo

Nicht alle Produkte können verpackungsfrei produziert und transportiert werden. Eine Welt ganz ohne Verpackungen ist deshalb utopisch. Die gute Nachricht: Die Verpackungen selbst werden besser. In diesem Artikel zeigen wir nachhaltige Alternativen zu konventionellen Verpackungen, die Müll vermeiden und die Umwelt schonen.

Die einen diskutieren noch über Plastik, die anderen arbeiten schon an Alternativen: In diesem Artikel findest du eine Übersicht über nachhaltigere Verpackungen aus den Bereichen Kosmetik, Lebensmitteln und Versand. Mit diesem Beitrag wollen wir nicht nur Privatkunden inspirieren, sondern auch Unternehmen helfen, die nach grüneren Verpackungen für ihre Produkte suchen. Wir wünschen spannende Entdeckungen!

Weiter unten findest du außerdem die Einschätzung verschiedener Experten zum Thema. Am Ende des Artikels haben wir noch einmal Ratschläge zusammengefasst, die du bei der Suche nach der optimalen Verpackung beachten solltest.

Inhalt des Artikels

Nachhaltige Verpackungen für Kosmetik

In der Beauty-Branche reicht es für ein grünes Image nicht mehr, nur noch pflanzliche Inhaltsstoffe zu verarbeiten. Auch bei der Verpackung sollte man auf die richtigen inneren Werte achten, um einen glänzenden Auftritt hinzulegen.

Nachfüllbare Kosmetik von Baims
Nachfüllbare Kosmetik von Baims (Baims)

Da Holz nachwächst, ist es ein beliebter Rohstoff. Das 2016 gegründete finnische Start-up Sulapac verarbeitet deshalb FSC-zertifizierte Holzspäne und ein schadstofffreies Bindemittel zu biologisch abbaubaren, edlen Verpackungen für Kosmetik- und Luxusprodukte. Kunststoffhersteller können das Material mit ihren Maschinen verarbeiten, es ist luftundurchlässig, wasser- und ölabweisend.

Noch haben die ökologischen Verpackungen aus Finnland einen Nachteil: Das Material ist aktuell nur 12 Monate haltbar, danach baut sich der Inhalt biologisch ab. Sulapac arbeitet mit Nachdruck daran, die Haltbarkeit auf 30 Monate zu erhöhen. Die Zukunft der Firma könnte hochkarätig sein – immerhin hat das Unternehmen Ende 2018 verkündet, Chanel werde in die Entwicklung investieren …

Bei der 2012 gegründeten französischen Marke Zao Make-up sind die Verpackungen aus Bambus, außerdem sind alle Produkte nachfüllbar. Das bedeutet, dass die Produkte nur einmal erstanden werden müssen, bevor sie durch ein einfaches System wieder befüllt werden – ein cleveres Mittel zur Kundinnenbindung. Das elegante, moderne Design wirkt hochwertig und natürlich. Ein ähnliches Konzept bietet das 2015 gegründete deutsch-brasilianische Beauty-Label Baims. Auch Naturkosmetikhersteller Jolu aus Mecklenburg-Vorpommern bietet für seine handgefertigten Haarseifen nachfüllbare Blechdosen an.

Lies zu Nachfüll-Kosmetik von Zao & Baims auch:

Es geht aber auch anders: Im Rahmen seines „bring it back“-Programms nimmt der Schweizer Kosmetikhersteller Farfalla seine PE/PP- und PET-Verpackungen zurück, um sie zu recyceln.

Nachhaltige Verpackungen für Lebensmittel

Bei Lebensmitteln reagieren Verbraucher am empfindlichsten, wenn es um Plastikverpackungen geht. Schließlich, so der Gedanke, weiß man nie so genau, ob sich keine Weichmacher oder andere bedenkliche Substanzen in die Folien, Blister, Tüten oder Beutel eingeschlichen haben. Die dann in die Lebensmittel und von dort in den Körper wandern. Auch das Mikroplastik, das Wiener Forscher im Stuhl ihrer Probanden nachwiesen, könnte über die Nahrung(skette) dorthin gelangt sein.

Glücklicherweise forschen grüne Start-ups und Hersteller an nachhaltigen Alternativen zum Plastikproblem. Wir zeigen wichtige Innovationen aus verschiedenen Bereichen.

1. Folien und Verpackungen aus Holzfasern

Nachhaltige Repaq-Verpackungen von Superseven
Nachhaltige Repaq-Sticks (Repaq/Superseven GmbH)

Zu diesen Innovationen gehören beispielsweise nachhaltige(re) Folien. Die im Jahr 2017 gegründete Superseven GmbH aus Wentorf bei Hamburg hat sich mit Repaq auf Folienverpackungen aus Holz für den B2B-Bereich spezialisiert. Die Folien bestehen aus 90 % Zellulose, 5 % Wasser, 4 % Glycerin und 1 % Bindemittel und sind biologisch kreislauffähig. Die Holzreste stammen aus nachhaltiger Forstwirtschaft. Eine neue Methode, die Folie besonders fest zu verschließen, ist mittlerweile patentiert.

Da die Zellulose etwa drei Mal so viel kostet wie Mineralöl, ist Repaq noch teurer als  konventionelle Plastikverpackungen. Geschäftsführerin Katja Seevers schildert die Hürden, die ihr Produkt noch nehmen muss: „Damit umweltfreundliche Verpackungen in Serienproduktion gehen können, müssen drei Komponente stimmen: die Maschinenbedienbarkeit, die Lagerungsbedingungen und der Preis. Wir sind aber guter Dinge.“

Auch bei Grünkunft aus Wasserburg am Inn besteht das unbeschichtete Folienmaterial aus PEFC- und FSC-zertifizierten Abfällen der Holzverarbeitung. Es kann als Verpackung für Nudeln, Nüsse und Müsli verwendet werden. Dank des Holzabfalls gingen keine zusätzlichen Anbauflächen verloren, so die Gründer Edna und Christoph Kleber. Die leeren, bioveganen Folienbeutel können Kunden mit dem Altpapier entsorgen oder kompostieren.

Das Manko dieser zukunftsweisende Plastikalternative: Komplett wasserfest sind Holzfolien noch nicht. „Die beiden Anforderungen ‚feuchtigkeitsresistent‘ und ‚leicht kompostierbar‘ schließen sich gegenseitig aus. Für den Verbraucher ist nur sehr schwer zu durchschauen, ob und wie beschichtete Zellulosefolien überhaupt recycelbar bzw. verrottbar sind“, so Christoph Kleber.

Grünkunft betreibt auch ein Ladengeschäft in Wasserburg, in dem der BR Ende 2018 zu Gast war:

Die Alufolie überflüssig machen wollen die Entwickler der NatureFlex-Folie aus Japan. Die dafür eingesetzte zertifizierte Holzfaser bietet einen guten Produktschutz und kann auf dem Gartenkompost entsorgt werden, wo sie nach 42 Tagen kompostiert. Hierzulande wird diese Folie z.B. von Bio-Schokoladen-Hersteller EcoFinia eingesetzt. Auch die Bio-Schokolade der dm-Eigenmarke wird mit einer kompostierbaren Cellophanfolie geliefert (deren Hersteller uns allerdings nicht bekannt ist).

Darüber hinaus wird in Bio-Supermärkten zurzeit der Einsatz von Bienenwachstüchern erprobt. Sie sollen die kunststoffbeschichteten Papiere ersetzen, die an Frischetheken verwendet werden.

2. Wasserlösliche und essbare Beutel & Folien

Evoware nachhaltige Verpackung
Wasserlösliche Verpackung auf Algenbasis von Evoware (Evoware)

Warum Lebensmittel nicht gleich in anderen Lebensmitteln verpacken?, dachten sich einige findige Hersteller. Zum Beispiel das indonesische Unternehmen Evoware: Ihre dünnen Folien fertig die Firma auf Algenbasis, die es in Indonesien im Überfluss gibt. Die so entstehende Verpackung soll geruchs- und geschmacksneutral sein und sich in heißem Wasser auflösen.

Damit könnten vor allem Lebensmittel wie Sandwiches, Burger, Süßigkeiten oder Pulver wie Kaffee, Tee, Gewürze sowie Instant-Nudeln verpackt werden. Noch werden die Folien größtenteils von Hand hergestellt, indem die Algen getrocknet und gepresst werden. Das fertige Material kommt ohne Konservierungsstoffe aus und ist zwei Jahre haltbar. Für den Anbau von Seetang sind weder Wasser, Dünger noch viel Platz vonnöten.

Mehr um Bequemlichkeit als um Verpackungsvermeidung geht es wiederum dem US-Unternehmen Monosol, das sich auf wasserlösliche Lebensmittelverpackungen spezialisiert hat. Die entstehenden Folienbeutel sind transparent, geruchs- sowie geschmacksneutral und lösen sich in Flüssigkeiten auf. Die Verpackungen können beispielsweise für Instanttees und -kaffees, Kakao, Bratensoßen oder Pasta eingesetzt werden.

Denkmit Öko Spülmaschinentabs
Tabs mit löslicher Folie von dm. (Foto: dm-drogerie markt)

Vergleichbare Materialien werden auch schon zum Einschweißen einzelner Spülmaschinentabs verwendet, so von der dm-Eigenmarke Denk Mit.

Innovativ ist nicht nur das Material, sondern auch die Form, die das britische Start-up Skipping Rock Labs seinen Verpackungen gibt. Die transparenten, essbaren Ooho-Kugeln sind ein Eyecatcher und werden beispielsweise bei Sportveranstaltungen verwendet, um Sportler mit Flüssigkeit zu versorgen, ohne Plastikmüll zu verursachen. Die Oohos können aber auch mit Cocktails, Saucen und Gewürzen gefüllt werden.

Die Membranhülle der Kugeln besteht zu 100 % aus Pflanzenfasern und Algenextrakten, ist essbar und baut sich in einer natürlichen Umgebung in ca. sechs Wochen ab. Auch die Ooho-Kapseln schaut man sich am besten im Video an:

3. Lebensmittel-Verpackungen und Einweggeschirr aus Pflanzen

Plastik obsolet machen will auch das Team von Leaf Republic aus Taufkirchen bei München. Für ihr Einweggeschirr werden Palmblätter aus Asien und Südamerika verwendet. Die mehrschichtigen, grün belassenen Naturschalen werden mit Wasserdampf und Hitze zusammengepresst, sind bis zu 90° erhitzbar und in 28 Tagen biologisch abbaubar. Auch wir haben schon darüber berichtet:

Bio-Lutions Verpackungen Pflanzenreste
Verpackungen von Bio-Lutions (Foto: © Bio-Lutions)

Egal ob Tomatenpflanze, Bananenstamm oder Ananasstrauch – bei Bio-Lutions, ansässig in Hamburg, wird als Rohstoff verwendet, was die regionale Agrarproduktion hergibt. So ist das patentierte Upcycling-Verfahren, das ohne Chemikalien und Zusätze auskommt, überall auf der Welt anwendbar. Das wasser- und ölresistente Einweggeschirr, das auf diese Weise entsteht, ist zu 100 Prozent kompostierbar oder kann CO₂-neutral verbrannt werden.

Die Produktion ist kostengünstig – die erste Anlage in Indien steht bereits. Große Pläne gibt es auch: In den nächsten Jahren sollen weltweit 40 weitere Fabriken eröffnet und somit mindestens eine Milliarde Plastikprodukte ersetzt werden. Lies hier mehr zum Unternehmen:

Exotischer geht es beim Berliner Start-up Arekapak zu, wo Verpackungen aus dem Laub der Arekapalme gepresst werden. „Wir arbeiten mit einem Abfallprodukt der indischen Landwirtschaft, das ansonsten einfach verrotten würde“, erzählen die Gründerinnen Nicole Plock und Alexandra Matthies.

Die Verarbeitung des Rohstoffs hilft den Kleinproduzenten auf dem Land, ihre Existenz zu sichern. Die Produkte sind bis zu 200 °C erhitzbar und werden innerhalb von 60 Tagen zu Erde. Hier liest du mehr dazu:

Carice - kompostierbare Schale aus Zuckerrohr
Diese kompostierbare Schale aus Zuckerrohr von Hersteller Bio Futura wurde 2018 von Öko-Test ausgezeichnet. (Bio Futura/Öko-Test)

Breit hingegen sind die Produkt-Portfolios von Bionatic aus Bremen und Bio Futura aus Rotterdam: Beide bieten umweltschonende Verpackungen und Einweggeschirr aus verschiedenen Materialien und Rohstoffen für Gastronomie, Einzelhandel und Endverbraucher an.

Die Kunden von Bionatic haben die Wahl zwischen klimaneutralem PLA, Zuckerrohr und Palmblatt. Bei Bio Futura kommen pflanzliche Stärke, Bambus und Holz hinzu.

Bionatic gehört mit seiner B2B-Marke Greenbox zu den führenden Großhändlern von nachhaltigen Verpackungen und ist europäischer Marktführer im Vertrieb von Palmblatt-Geschirr. Die Bionatic-Marke Biozoyg (z.B. bei Amazon**) und die Website kaufdichgruen.de richten sich hingegen an Privatkunden.

4. Nachhaltige Getränke-Verpackungen

Das bekannteste Produkt der österreichischen Firma Naku (NAtürlicher KUnststoff) ist ihre kompostierbare Bioplastik-Flasche, die auch als Mehrwegflasche verwendbar ist. Der Biokunststoff (PLA) besteht aus Milchsäure, auch der Verschluss ist bio. Für kohlensäurehaltige Getränke kann die Naku-Flasche jedoch bislang nur bedingt verwendet werden.

Elopak nachhaltige Verpackung
Nachhaltiger(er) Getränkekarton von Elopak (Elopak)

Natürlich wird auch in Skandinavien an besseren Verpackungen geforscht. Mit ihren „Natural Brown Board“-Kartons bietet das norwegische Unternehmen Elopak erstmals eine klimaneutrale Alternative für Getränkekartons an (Bild), wie sie zum Beispiel für Milch und Säfte verwendet werden. Ein Großteil des Rohmaterials stammt aus FSC-Holzfasern, sogar der Drehverschluss aus Polyethylen ist holzbasiert.

Heiße Luft dagegen von den Multis: Schon 2020 will das Bündnis Naturall Bottle die ersten umweltfreundlichen Wasserflaschen in den Regalen stehen haben, die zu 75 % aus Bioplastik bestehen. Gegründet wurde das Bündnis 2017 von Danone und Nestlé gemeinsam mit dem kalifornischen Start-up Origin Materials. Im September 2018 holten die Konzerne den US-Konkurrenten Pepsi mit an Bord.

Ob dabei etwas herauskommt? Unwahrscheinlich. Zurzeit ist es verdächtig ruhig um das Bündnis, von dem bislang nur Presseerklärungen existieren, aber noch nicht einmal eine Website …

5. Nachhaltige Verpackungen für Lieferdienste

Auch Lieferdienste für (frisches) Essen wie Deliveroo & Co. suchen nach Lösungen, um ihre Lieferungen nachhaltiger gestalten als bisher. Styropor, Kunststoff, Aluminium und beschichtete Pappe sollen möglichst bald ausgedient haben.

Dabei reichen auch einfache Mittel: Statt innovativer Materialien verwendet Ecobox aus Luxemburg einfach ein Mehrweg-Pfandsystem für die Mitnahme und Lieferung von Mahlzeiten. Die Behälter bestehen aus dem thermoplastischen Kunststoff PBT. Defekte oder nicht mehr brauchbare Ecoboxen werden als Rohstoff für neue Produkte verwendet.

Ähnliche Systeme existieren auch schon in anderen Städten, beispielsweise mit Recircle aus der Schweiz. Auch die Kette Dean & David bietet Salatboxen gegen Pfand an, die allerdings nur in den eigenen Stores zurückgegeben werden können. Hier ein Video, in dem das Recircle-Prinzip erklärt wird:

Der Nachteil: Solche Pfand-Systeme funktionieren nur innerhalb lokaler Grenzen und außerdem nur dann, wenn genügend Restaurants und Lieferdienst sich beteiligen. Und zuletzt müssen auch noch die Konsumenten mitmachen.

Mehrweg statt Einweg heißt es auch beim Regensburger Start-up Grünzeug GmbH, das hinter dem preisgekrönten Restaurantführer vanilla bean steht, der nur vegane Restaurants listet. Im Spätsommer 2019 will vanilla bean den ersten verpackungsfreien Restaurant-Lieferdienst auf Berlins Straßen bringen. Geplant ist ein Mehrwegsystem aus wiederverwendbaren Boxen, die kompostierbar und fair produziert sind. Geliefert wird CO2-neutral mit Lastenrädern.

Nachhaltige Kartons & Versand-Verpackungen

Verpackungen aus Graspapier von Creapaper
Verpackungen aus Graspapier von Creapaper aus Hennef (Creapaper)

Weil es kaum Lignin enthält, ist Gras noch leichter zu verarbeiten als Holz. Creapaper aus Hennef bei Bonn stellt deshalb Papier und Kartonagen aus getrocknetem Heu her. Dabei werden laut Hersteller nur zwei Liter Wasser pro Tonne Heu verbraucht – im Vergleich zu 6.000 Litern, die für eine Tonne Holzzellstoff aufgewandt werden müssen.

„Packaging by Nature“ lautet der Claim von Papacks, ein Start-up aus Köln, das sich auf die Entwicklung von nachhaltigen Verpackungslösungen aus Faserguss spezialisiert hat. Faserguss besteht zu 100 % aus recyceltem Material wie Altpapier oder nachwachsenden Rohstoffen wie Hanf, Heu, Stroh oder Bagasse (ein Abfallprodukt der Zuckergewinnung). Laut Hersteller kann das Material vollständig wiederverwertet, kompostiert oder recycelt werden.

Landbox von Landpack
Die Landbox mit einer Isolierverpackung aus Stroh (Landpack)

Landpack ist ein Unternehmen aus Puchheim bei München, das den Fokus auf die Entwicklung, Herstellung und Vermarktung umweltfreundlicher Verpackungen, insbesondere für die Bedürfnisse von Lebensmittel-Versendern, legt. Es ist das erste Unternehmen, das Strohfasern aus der Region verarbeitet, die als Nebenprodukt bei der Getreideernte anfallen. Die patentierte Landbox, die so entsteht, ist kompostierbar, stoßdämpfend und feuchtigkeitsregulierend. Alternativ existieren eine Variante aus Hanf sowie Isoliertaschen.

De-Pack aus dem Schwarzwald führt seit einiger Zeit sogenannte Reinpapier-Verpackungen, die durch Papierspritzguss entstehen. Die Rohprodukte setzen sich aus 70 % Industriestärke, 12 % FSC-zertifizierten Papierfasern, Wasser und einer natürlichen Vormischung zusammen. Die entstehende Masse wird anschließend in die gewünschte Form gespritzt:

Das US-Startup Ecovative Design hingegen lässt seine Verpackungen in einer Pilotanlage einfach wachsen. Das Material der Stunde ist ein Myzellium, also Pilzgeflecht, das mit landwirtschaftlichen Abfallprodukten wie Maisblättern vermischt wird. Die Pilzfasern verbinden sich und wachsen in weniger als zehn Tagen zu einer leichten, aber stabilen Masse namens EcoCradle zusammen. Aus dem futuristischen Pilzschaum entstehen kompostierbare Flaschenverpackungen, Saatschalen, Kühlboxen und Isolationsmaterialien.

Ein Mehrweg-Versandsystem bietet dagegen der Onlineshop Memolife an – und zwar schon seit zehn (!) Jahren. Dank der beliebten memo Box, die in drei Größen verfügbar ist, erhalten die Kunden die Möglichkeit, sich ihre Waren ohne Aufpreis in stabilen, grünen Kisten zusenden zu lassen, die aus Recycling-Kunststoff bestehen. Die kostenfreie Rückgabe erfolgt unkompliziert über einen Paketshop. Wer vergisst, die Box zurückzugeben, darf sie behalten, erhält aber eine Rechnung. Das System wurde immer wieder ausgezeichnet, unter anderem mit dem Blauen Engel.

Hier sieht man die Box in Aktion:

Für Privatkunden ebenfalls interessant: Der grüne Onlineshop Biobiene.com, der umweltfreundliches Verpackungs- und Versandmaterial anbietet und vollständig auf Plastik verzichtet.

The Box von Living-Packets
Hochgerüstet: „The Box“ (Living Packets)

Vielversprechend kommt auch die hochtechnisierte „The Box“ der Firma Living Packets daher, die den Bereich E-Commerce umkrempeln will. Bei „The Box“ handelt es sich um eine elektronisch lokalisierbare, mit Kamera und Sensoren versehene Versandbox, die sich zusammenfalten und wiederverwenden lässt. Sie hat ein Volumen von 25 Litern und kann mit 5 kg belastet werden. Die Macher geben an, eine Box könne bis 1.000 Mal wiederverwendet werden. Kunden und Zulieferer, die die Technoschachtel zurückzusenden, um sie kontinuierlich im Umlauf zu halten, sollen finanziell belohnt werden.

Noch befindet sich „The Box“ allerdings in der Testphase; nach weiteren Investoren, die an die Kombination von Nachhaltigkeit und Hightech glauben, wird gesucht.

Das sagen Experten zu nachhaltigen Verpackungen

Philipp Sommer, stellvertretender Bereichsleiter Kreislaufwirtschaft der Deutschen Umwelthilfe e.V. (DUH), hat sich umfassend damit beschäftigt, wie sich Verpackungen einsparen oder umweltfreundlicher herstellen lassen.

Er legt drei Prioritäten fest, die jeder berücksichtigen sollte, der sich Gedanken über die optimale nachhaltige Verpackung für sein Produkt macht: „1. Ganz allgemein ist es am besten, Verpackungen zu vermeiden. 2. Wenn eine Verpackung notwendig ist, ist Mehrweg normalerweise die beste Option. 3. An dritter Stelle kommen dann Einweg-Verpackungen, die aus Recyclingmaterialien bestehen und besonders recyclingfähig sind.“

Sommer leitet daraus grob folgende Reihenfolge ab, an der sich Hersteller orientieren könnten. Die oberste Maßnahme ist dabei die umweltfreundlichste, die unterste die schädlichste. Einweg-Verpackungen aus Materialien wie Holz und Papier sind dabei nicht berücksichtigt, sie ordnen sich aber normalerweise zwischen Mehrweg- und Einweglösungen ein.

  1. Keine Verpackung
  2. Mehrweg-Behälter – egal ob aus Glas, Metall oder Plastik
  3. Einweg-Plastikverpackungen aus Rezyklaten
  4. Einweg-Plastikverpackungen aus Neumaterial oder Bioplastik
  5. Einweg-Verpackungen aus Aluminium oder Glas

Als „besonders schlimm“ stuft der Experte die „unnötigen zusätzlichen Umverpackungen, etwa aus Papier“ ein. Besonders sinnvoll dagegen seien Nachfüllbehälter und -Packs, die ähnlich empfehlenswert sind wie Mehrwegbehälter.

Verpackungen aus Bio-Kunststoff? Schwierig!

Nun könnte man meinen, dass kompostierbare Kunststoffe eine bessere Umweltbilanz aufweisen. Doch auch auf diese ist die Umwelthilfe nicht gut zu sprechen. „Entgegen der Werbeaussagen baut sich Bioplastik bei der Kompostierung oft nur unzureichend ab“, so DUH-Bundesgeschäftsführer Jürgen Resch in einer Pressemitteilung. „Wir brauchen keine Einwegverpackungen – egal aus welchem Werkstoff – sondern Mehrwegsysteme zur Schonung von Ressourcen“, heißt es weiter, „Bioplastik hat weder etwas in der Umwelt zu suchen noch in der Biotonne.“

Bioplastik & Biokunsststoff: biologisch abbaubar oder nicht?
Was viele nicht wissen: Bioplastik kompostiert nur unter idealen Bedingungen – aber sonst kaum. (Foto: "Biodegradable" von John Kratz unter CC-BY-SA-2.0)

Der Grund für die schlechte Kompostierbarkeit von Biokunststoff: Er ist darauf ausgelegt, nur unter Laborbedingungen in annehmbarer Zeit wieder zu Erde zu werden. Diese Bedingungen kommen aber in fast keiner Kompostanlage vor. Oft fehlten die notwendige Temperatur, Sauerstoffverfügbarkeit, der optimale pH-Wert oder die richtige Feuchtigkeit, so der DUH-Leiter für Kreislaufwirtschaft Thomas Fischer.

Deshalb würden sich biologisch abbaubare Kunststoffe in der Landschaft oder in den Meeren oft nur ähnlich langsam abbauen wie konventionelle Kunststoffe. Die Kennzeichnung solcher Kunststoffe als (angeblich) „kompostierbar“ könnte sogar dazu führen, dass mehr Plastik in der Umwelt entsorgt werde, befürchtet der Umweltschutzverband.

Thomas Fischer bezeichnet die gültige EU-Zertifizierungsnorm, nach der bestimmte Kunststoffe als abbaubar gelten, deshalb als „Augenwischerei“. Sie nutze vor allem der Bioplastikindustrie, „die mit vermeintlich ökologischen Wegwerfprodukten ein Geschäft machen möchte.“

Wasserlösliche Verpackungen? Auch schwierig!

Könnten dann nicht (wasser)lösliche Verpackungen eine Möglichkeit sein? Auch hier ist Philipp Sommer von der Umwelthilfe skeptisch.

„Das Problem bei wasserlöslichen Verpackungen ist, dass hinter der einmaligen und oft unnötigen Verwendung ein hoher Energie- und Ressourcenaufwand in der Herstellung steht“, sagte er. „Und anders als bei herkömmlichen Verpackungen können die Materialien nach der Verwendung nicht einmal recycelt werden. Das Auflösen der Verpackung in Wasser ist aus Umweltsicht noch schlimmer als deren Verbrennung über den Restmüll, dann dabei wird immerhin noch ein kleiner Teil Energie zurückgewonnen.“

Auch andere Materialien bereiten Kopfzerbrechen: Viele Rohstoffe für abbaubare Verpackungen wie Mais, Holz oder Industriestärke werden in Monokulturen angebaut und verbrauchen große Flächen. „Mit Verpackungen aus diesen Materialien wird das Problem nicht gelöst – sie haben oft nur andere, aber nicht geringere Umweltauswirkungen“, so Philipp Sommer. Letztlich helfen nur Mehrweg-Verpackungen, unnötigen Ressourcenverbrauch zu vermeiden.

Bessere Verpackungen: Tipps für Verbraucher & Hersteller

Wo Recycling wichtig ist: Verpackung
Recyclingmaterialien helfen, die Umweltbelastung von Verpackungen zu reduzieren. (Fotos: Colourbox.de)

Natürlich ist es sowohl für Firmen- als auch für Privatkunden kaum möglich, bei der Vielzahl verfügbarer Verpackungen den Überblick zu behalten. Es gibt grüne Verpackungen und solche, die nur so aussehen. Denn die Umweltbilanzen unterscheiden sich, wie gesehen, mitunter deutlich.

Die Deutsche Umwelthilfe gibt deshalb folgende einfache Tipps zur Orientierung:

  • Hersteller und Händler sollten ihre Produkte langlebig und reparierbar und ihre Verpackungen weitestgehend reduzieren, wiederverwendbar oder zumindest recyclingfähig gestalten. Anstelle von Bioplastik sollten Recyclingmaterialien eingesetzt werden.
  • Verbraucher sollten Einwegprodukte und -verpackungen – egal aus welchem Werkstoff – nach Möglichkeit meiden und stattdessen auf langlebige oder gebrauchte Produkte und Mehrwegverpackungen zurückgreifen. Bioplastik sollte grundsätzlich nicht in der Natur, sondern in der Gelben Tonne oder der Restabfalltonne entsorgt werden.

Fazit: Der Weg zur ultimativen grünen Verpackung ist noch weit, auch wenn viele Hersteller bereits beeindruckende Lösungen vorlegen. Bis dahin heißt es: Vermeiden, vermindern, verwerten.

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