Die Schlafbeere ist auch als Ashwagandha bekannt. In der ayurvedischen Medizin wird die Wurzel gegen Stress und Schlafprobleme eingesetzt. Wie du die Heilpflanze verwendest und was du beachten solltest, erfährst du hier.
Die Schlafbeere ist eine wichtige Heilpflanze in der ayurvedischen Medizin. Auf Sanskrit heißt sie Ashwagandha, was übersetzt so viel bedeutet wie „der Geruch des Pferdes“, weil die Wurzeln der Pflanze den Geruch eines nassen Pferdes haben sollen. Vom botanischen Name Withania somnifera leitet sich die deutsche Bezeichnung Schlafbeere ab. Das lateinische Wort somnifera bedeutet übersetzt „einschläfernd“.
Die Pflanze zählt zu den sogenannte Adaptogenen. Das sind Pflanzen, die unsere Körper auf unterschiedlichen Ebenen unterstützen. Sie reduzieren oxidativen Stress, stärken das Immunsystem und balancieren den Hormonhaushalt. Zu den adaptogenen Pflanzen gehören unter anderem auch Ginseng, Jiaogulan oder griechischer Bergtee. Bei regelmäßiger Anwendung sollen Adaptogene zum allgemeinen Wohlbefinden und einer guten Gesundheit beitragen.
Wie genau Ashwagandha wirkt und ob die Wirkungen auch wissenschaftlich belegt sind, liest du in diesem Artikel. Außerdem erfährst du, wie du die Wurzel der Schlafbeere anwendest und was du dabei beachten solltest.
Was ist Ashwagandha?
Botanisch zählt die Schlafbeere zu den Nachtschattengewächsen, wie etwa auch Tomaten oder Kartoffeln. Auf diese Zugehörigkeit lassen ihre kleinen roten Früchte schließen, die ein wenig an kleine Kirschtomaten erinnern – daher auch ihr Name Winterkirsche.
Die Schlafbeere ist sehr robust und anpassungsfähig. Sie ist in Indien, Nordafrika und dem Mittleren Osten heimisch, wird aber mittlerweile auch in anderen Gebieten mit gemäßigtem Klima angebaut, wie in Nordamerika oder England.
Der robuste Strauch gedeiht selbst bei schlechten Bodenbedingungen und erreicht eine Höhe von etwa einem Meter. Obwohl auch den Früchten und Blättern eine heilsame Wirkung nachgesagt wird, werden überwiegend die Wurzeln der Schlafbeere für medizinische Zwecke verwendet.
Die Schlafbeere und ihre Inhaltsstoffe
Im Ayurveda zählt die Schlafbeere zur Gruppe der sogenannten Rasayana. Das sind Stoffe, die den Körper bei der Regeneration unterstützen sollen, weswegen ihnen ein verjüngender Effekt nachgesagt wird. Da in der traditionellen ayurvedischen Medizin überwiegend die Wurzel für medizinische Zwecke verwendet wird, beziehen sich auch die Studien auf die Inhaltsstoffe der Schlafbeerenwurzel.
2011 hat das African Journal of Traditional, Complementary and Alternative Medicines verschiedene Studien geprüft und zusammengefasst. Dabei haben sich die Autor:innen umfassend mit den Inhaltsstoffen und der Wirkung der heilsamen Wurzel auseinandergesetzt.
Zu den wichtigsten Inhaltsstoffen der Wurzel der Schlafbeere gehören unter anderem:
- Alkaloide: Die sekundären Pflanzenstoffe dienen der Pflanze zum Schutz. In niedrigen Mengen wirken sie im menschlichen Körper stimulierend. Es gibt über 800 verschiedenen Alkaloide. In der Schlafbeere kommen unter anderem Isopelletierine, Anaferine, Cuseohygrine und Anahygrine vor.
- Steroidlaktone: Zu den Steroidlaktonen gehören pflanzenspezifische Stoffe, die typisch für Withania Somnifera sind, wie Withanolide und Withaferine. Den Stoffen werden stressreduzierende sowie immunstärkende Eigenschaften nachgesagt.
- Saponine: Wie die Alkaloide zählen die Saponine zu den sekundären Pflanzenstoffen und dienen zum Schutz der Pflanze. Zudem bilden sie in Wasser Schaum und kommen daher häufig in Reinigungsmitteln zum Einsatz.
- Acylsterylglukoside: Auch diese Stoffe sollen Stress reduzieren können.
So wirkt die Wurzel der Schlafbeere
(Foto: CC0 / Pixabay / Claudio_Scott)
Adaptogene wie die Schlafbeere oder der Ginseng wirken auf verschiedenen Ebenen auf unsere Körper ein. Hier bekommst du einen Überblick über die wichtigsten Wirkweisen der Ashwagandha-Wurzel:
- Stressreduzierend: Jüngste Studien haben nachgewiesen, dass ein hochkonzentrierter Extrakt aus der Ashwagandha-Wurzel sicher und effektiv gegen Stress und Angststörungen wirken kann. Die Wurzel senkt nachweislich den Cortisolspiegel. Cortisol ist ein Hormon, das der Körper bei Stress ausschüttet. Die Inhaltsstoffe der Wurzel reduzieren oxidativen Stress, stärken so unsere Widerstandsfähigkeit und helfen, ausgeglichener durch das Leben zu gehen.
- Regenerierend: Die Schlafbeere unterstützt den Körper bei Regenerationsprozessen. Ihre Wurzel verbessert die Schlafqualität und kann bei Schlafstörungen hilfreich sein, wie eine Studie aus dem Jahr 2020 zeigt.
- Stärkend: Auch die Muskulatur profitiert von der Schlafbeere, wie eine Studie von 2015 belegt. Deren Ergebnisse legen nahe, dass eine Ashwagandha-Supplementierung mit einer Zunahme der Muskelmasse und -kraft verbunden ist und somit zur Unterstützung eines Krafttrainings sinnvoll sein kann.
- Konzentrationsfördernd: Aus einer weiteren neuen Studie geht hervor, dass sich die Wirkstoffe der Schlafbeere positiv auf das Gedächtnis und die Konzentration auswirken. Die Wurzel wird auch zur unterstützenden Behandlung verschiedener neurodegenerativer Erkrankungen wie Alzheimer oder Parkinson angewendet.
- Hormonell: Die Inhaltsstoffe der Schlafbeere wirken sich auf unterschiedlichen Ebenen auf das menschliche Hormonsystem aus. Zum einen beeinflusst die Wurzel die Schilddrüse und damit den Stoffwechsel. In einer Studie hat sich gezeigt, dass sich Ashwagandha ausgleichend bei Schilddrüsenüberfunktion auswirken könnte. Es sind jedoch noch weitere Untersuchungen nötig, um festzustellen, wie genau die Wurzel der Schlafbeere die Schilddrüse beeinflusst. Bei einer Schilddrüsenerkrankung könnte Ashawagandha sich nämlich auch negativ auswirken. Mehrere Studien haben zudem gezeigt, dass Ashwagandha den Testosteronspiegel hebt. In einer Untersuchung ließ sich sogar nachweisen, dass sich die Fruchtbarkeit bei Männern verbessert. Eine andere Studie hat wiederum gezeigt, dass die Pflanze erfolgreich bei Beschwerden in der Menopause verwendet werden kann. Bei den Probandinnen zeigte sich auch kein signifikanter Unterschied im Testosteronlevel.
Fazit: Die Studien geben Hinweise darauf, dass die Schlafbeere vielfältige Wirkungen auf Wohlbefinden und Gesundheit haben kann. Beachte jedoch, dass die Ergebnisse der Studien in manchen Fällen noch durch weitere Untersuchungen gesichert werden müssen – beispielsweise dann, wenn die Zahl der Proband:innen zu klein war. Auch ist unter Umständen noch weitere Forschung notwendig, um genau zu verstehen, welche Inhaltsstoffe wie wirken.
Darauf solltest du bei der Schlafbeere achten
(Foto: CC0 / Pixabay / MarcOliver_Artworks)
Die Wurzel der Schlafbeere scheint eine vielseitige Heilpflanze zu sein und bei Beschwerden wie verschiedenen Arten von Stress oder Konzentrationsschwäche helfen zu können. Trotzdem ist die Wurzel nicht für alle gleichermaßen empfehlenswert.
Treffen die folgenden Punkte auf dich zu, ist Ashwagandha nicht für dich geeignet:
- Die Wurzel ist schwer verdaulich und daher für Menschen mit Verdauungsproblemen nicht geeignet. Große Mengen der Wurzel können auch zu Bauchkrämpfen und Durchfall führen. Achte daher unbedingt auf die richtige Dosierung.
- Bevor du mit der Anwendung beginnst, solltest du unbedingt die hormonelle Wirkung der Wurzel bedenken. Ganz unabhängig von deinem biologischem Geschlecht wendest du die Heilpflanze lieber nicht an, wenn dein Testosteronspiegel eher hoch ist. Wenn du an einer Schilddrüsenerkrankung leidest, solltest du die Anwendung besser ebenfalls vorher mit deinem Arzt oder deiner Ärztin absprechen.
- Auch wenn du Medikamente nimmst, solltest du dich vorher von deinem Arzt oder deiner Ärztin beraten lassen. Vor allem bei Medikamenten gegen Diabetes und Blutdruck und bei Schilddrüsenhormonen kann es zu Wechselwirkungen kommen.
Die Schlafbeere kommt traditionellerweise in der ayurvedischen Medizin zum Einsatz. Solltest du dich nach den Prinzipien dieser Heilkunst richten, solltest du die Einnahme der Schlafbeere davon abhängig machen, ob sie zu deinem Ayurveda-Typ passt. Konsultiere am besten eine erfahrene ayurvedische Beratungsstelle, damit es nicht zu unerwünschten Nebenwirkungen oder Wechselwirkungen kommt.
Anwendung von Ashwaganda
(Foto: CC0 / Pixabay / umehanayuuki)
Die Ashwagandha-Wurzel kannst du in verschiedenen Formen anwenden. Üblicherweise ist die Wurzel als Pulver, in Kapselform oder als Teezubereitung erhältlich.
Da die Wurzel der Schlafbeere als schwer verdaulich gilt, wird sie in der ayurvedischen Ernährung mit verdauungsfördernden Substanzen kombiniert, zum Beispiel mit Honig, Ghee oder warmer Milch mit schwarzem Pfeffer.
Eine übliche Dosierung sind 250 bis 500 mg am Tag. Die meisten Hersteller:innen und Studien empfehlen zudem eine tägliche Einnahme für vier bis sechs Wochen mit einer anschließenden einwöchigen Einnahmepause.
Eine beliebte Form zur Anwendung der Ashwagandha-Wurzel ist eine Art Tee mit dem Pulver. Mische dafür heißes Wasser mit einem halben Teelöffel Pulver und einem Teelöffel Honig. Eine andere Möglichkeit ist ein Chai-ähnliches Getränk, das du mit warmer (Pflanzen-)Milch, Zimt und Kardamom zubereiten kannst.Das Pulver selbst hat einen angenehmen Geschmack, weshalb du es auch in Süßspeisen verwenden kannst.
Greife am besten zu Bio-zertifizierten Produkten. Orientierung geben Siegel wie das Demeter– oder Naturland-Logo. So kannst du sicherstellen, dass die Schlafbeeren umweltfreundlich angebaut wurden und nicht mit chemisch-synthetischen Pestiziden belastet sind. Kaufst du mit dem Fairtrade-Siegel versehene Schlafbeere-Produkte, unterstützt du zudem fairen Handel und Löhne für alle Beteiligten. Das ist insbesondere wichtig, weil die meisten Produkte aus Ashwagandha aus Indien oder dem nordafrikanischen Raum stammen.
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- Brahmi: Wirkung und Anwendung des ayurvedischen Heilkrauts
- Triphala: Wissenswertes zur ayurvedischen Kräutermischung
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Überarbeitet von Paula Boslau
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