Sirtfood: Wie sinnvoll ist die Trend-Diät? Von Leonie Barghorn Kategorien: Ernährung Stand: 26. Januar 2024, 08:24 Uhr Foto: CC0 / Pixabay / marijana1 Bei der Sirt-Diät sollst du dich von sogenanntem Sirtfood ernähren und so schlank, gesund und jung bleiben. Hier erfährst du, was dran ist und was die Forschung dazu sagt. Sirtfood sind Lebensmittel, die im Körper sogenannte Sirtuine aktivieren sollen. Dies sind molekulare Enzyme, die an vielen lebenswichtigen Vorgängen im Körper beteiligt zu sein scheinen. Die Forschung identifizierte bislang Sirtuine bei der Verarbeitung von Nährstoffen sowie der Zellerneuerung und ihrem Schutz vor freien Radikalen. Dies sind Sauerstoffverbindungen, die zum Beispiel durch Luftverschmutzung oder UV-Strahlen entstehen und Körperzellen schädigen können. Die aktuelle Forschung beschäftigt sich zudem mit der Frage, ob der gezielte Einsatz von Sirtuinen auch dem Alterungsprozess entgegenwirken kann. Da liegt der Gedanke nahe, Sirtfood auch in einer Schlankheitskur oder Anti-Aging-Diät einzusetzen. Das Prinzip der Sirt-Diät klingt einfach: Iss Sirtfood und bleibe so schlank und gesund. Die Diät soll den Stoffwechsel anregen und dem Körper dabei helfen, Muskeln aufzubauen – so lautet zumindest das Versprechen. Was ist Sirtfood? Auch Tee gehört zu den Sirtfoods. (Foto: CC0 / Pixabay / Foundry) Das Sirtfood ist eine Diät, die auf pflanzlicher Kost basiert. Viele Gemüse- und Obstsorten enthalten sekundäre Pflanzenstoffe. Einige davon sollen im Körper die Produktion von Sirtuinen aktivieren. Die Wirkung der Sirtuine ist noch nicht vollständig erforscht. Erst in den 1970er Jahren berichtete die Forschung erstmals von Sirtuinen. Im menschlichen Körper sind bislang sieben dieser Enzyme identifiziert – sie sind durchnummeriert von Sirt1 bis Sirt7. Die Forschung kennt außerdem bereits einige pflanzliche Stoffe, die Sirtuine beeinflussen könnten. Darunter findet sich zum Beispiel Resveratrol, das unter anderem in Rotwein vorkommt. In einem Versuch an Zellkulturen haben Wissenschaftler:innen es geschafft, das Sirt1 mithilfe von Resveratrol zu aktivieren. Hier ist eine Auswahl an Lebensmitteln, die mögliche Sirtuin-Aktivierer enthalten: Gemüse: Grünes Gemüse, Kohl, Hülsenfrüchte, Rettich, Zwiebeln, Knoblauch Obst: Zitrusfrüchte, Äpfel, Aprikosen, Kirschen, Pflaumen, Trauben, Beeren Gewürze: Chili, Zimt, Kurkuma, Tonka-Bohne, Süßholz Cashewkerne schwarzer, weißer und grüner Tee, Kaffee Rotwein Kakao Grundsätzlich besteht die Diät also darin, möglichst viele von diesen Lebensmitteln zu essen, aber dabei auch die Kalorienzufuhr zu reduzieren. Natürlich solltest du dich deswegen nicht hauptsächlich von Rotwein und Schokolade ernähren, die in größeren Mengen verzehrt durch den enthaltenen Alkohol und Zucker wiederum alles andere als gesund sind oder schlank machen. So funktioniert die Sirt-Diät Das Sirtfood in der Diät besteht hauptsächlich aus Gemüse und Obst. (Foto: CC0 / Pixabay / pelambung) Es gibt verschiedene Ratgeber zum Sirtfood-Trend. Teilweise schlagen sie leicht abgewandelte Varianten der Sirt-Diät vor. So läuft die Diät grundsätzlich ab: In den ersten drei Tagen nimmst du nur 1000 Kalorien am Tag zu dir. Diese verteilst du auf eine Sirtfood-reiche Mahlzeit und drei Säfte beziehungsweise grüne Smoothies, die du dir aus den Gemüse- und Obstsorten von der Liste zusammenmischst. In den verbleibenden vier Tagen der ersten Woche erhöhst du deine Kalorienzufuhr auf 1500 Kalorien am Tag (wie genau, ist von Ratgeber zu Ratgeber unterschiedlich). Du darfst jetzt zwei Sirtfood-reiche Mahlzeiten essen und zwei Smoothies trinken. Anschließend empfehlen die Ratgeber, weiterhin viel Sirtfood zu essen und ein bis zwei Säfte pro Tag einzubauen. Es gibt unterschiedliche Angaben dazu, ob du deinen Kalorienbedarf weiter einschränken solltest oder nicht. Letztendlich hängt das davon ab, wie viel du abnehmen möchtest. Sirtfood – helfen Sirtuine wirklich beim Abnehmen? Das Sirtfood soll die Sirtuine aktivieren. (Foto: CC0 / Pixabay / mojzagrebinfo) Diese Frage, ob Sirtfood wirklich all diese Versprechen halten kann, lässt sich nicht ganz leicht beantworten. Erstmal ist die Forschung noch bei der Beantwortung der Frage: Wie wirken Sirtuine eigentlich in unserem Körper? Sirtuine spalten von einigen Proteinen bestimmte chemische Gruppen ab, die Acetylgruppen. Das ist ein Signal an den Körper, dass er den Stoffwechsel ankurbeln soll. Auf diese Weise sollen Sirtuine dabei helfen, abzunehmen. Darüber hinaus haben Wissenschaftler:innen der Max-Planck-Gesellschaft unter anderem festgestellt, dass eine erhöhte Aktivität von Sirt1 bei Mäusen dazu führt, dass sie Fett abbauen. Ein japanisches Forschungsteam hat herausgefunden, dass das Sirtuin Sirt2 den Glukosestoffwechsel reguliert. Deswegen könnte es bei Diabetes-Therapien eine wichtige Rolle spielen. Allgemein sollen Sirtuine im Körper an zahlreichen Schutz- und Reparaturmechanismen beteiligt sein und auf diese Weise das Risiko für viele Krankheiten verringern, wie Schlaganfall, Alzheimer oder Parkinson. Die Sirtuine könnten damit sogar die Lebenserwartung erhöhen und für Gesundheit bis ins hohe Alter sorgen. Darüber hinaus weiß die Wissenschaft bisher noch zu wenig darüber, wie Sirtuine im menschlichen Körper agieren. Beeinflussen sich die Sirtuine gegenseitig oder was passiert, wenn der Körper zu viele Sirtuine bildet – geht das überhaupt? Solches sind die Fragen, mit der sich die Wissenschaftler:innen noch eingehend beschäftigen müssen. Das führt zum zweiten Teil der Frage: Können Sirtfood auch die Sirtunine im menschlichen Körper aktivieren? Bisherige Studien wurden an Mäusen, Hefen und Zellkulturen durchgeführt. Es bleibt aber fraglich, ob die identifizierten Stoffe in den Pflanzen die Sirtuine im menschlichen Körper auch wirklich aktivieren können. Für eine Sirtfood-Diät spricht, dass Studien einen Zusammenhang zwischen einer reduzierten Kalorienzufuhr und der Aktivierung von Sirtuine im Körper sehen. Ob sich dadurch aber die erhofften Effekte einstellen, ist wiederum noch fraglich. Es gibt also viele hoffnungsvolle Berichte zu Sirtuinen – aber auch noch sehr viel Forschungsbedarf. Ist die Sirt-Diät empfehlenswert? Sirtuine scheinen für unseren Körper wichtig zu sein und möglicherweise können sie tatsächlich durch Sirtfood aktiviert werden. Das grundsätzliche Konzept der Sirt-Diät klingt also erstmal sinnvoll. Ökotest befragte Ernährungsexpert:innen, die an der Diät durchaus kritische Punkte sehen: Drei Tage lang nur 1000 Kalorien zu essen, ist für die meisten Menschen sehr schwierig und kann schnell zu einem Jo-jo-Effekt führen. Die Diät verspricht, dass man dadurch bis zu sieben Pfund Fett innerhalb einer Woche verlieren kann – Expert:innen glauben aber eher, dass der Körper durch den Kalorienmangel viel Wasser verliert und durch die geringe Kalorienzufuhr natürlich abnimmt. Ob das an Sirtuinen liegt, ist noch völlig unerforscht. Angeblich soll man dank Sirtuinen Muskeln aufbauen können, ohne Sport zu machen. Es gibt zwar Erklärungsansätze, wie Sirtuine den Aufbau von Muskeln ankurbeln könnten, aber keine Beweise. Ganz im Gegenteil gibt es wissenschaftlichen Konsens darüber, dass man Muskeln nicht aufbauen kann, ohne Sport zu treiben. Die Lebensmittel auf der Sirtfood-Liste sind im Allgemeinen sicherlich gesund, allerdings sind sie für eine langfristige Ernährung zu einseitig. Laut der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) basiert zwar eine ausgewogene Ernährung auf saisonalem Gemüse und Obst, jedoch nicht ausschließlich. Die Sirt-Diät ist also keine Ernährungsweise, die du dauerhaft praktizieren solltest. Nicht zu empfehlen ist die Sirt-Diät für Kinder, Schwangere oder Stillende. Bei einer regelmäßigen Medikamenteneinnahme solltest du dir vorher ärztlichen Rat einholen. Generell sind kurzfristige Diäten, bei denen es darum geht, schnell abzunehmen, selten erfolgreich. Stattdessen solltest du dich insgesamt ausgewogen ernähren und viel saisonales Obst und Gemüse essen, das idealerweise aus der Region stammt. Das eine oder andere Sirtfood ist dann sicherlich auch mit dabei. Weiterlesen auf Utopia.de: Low-Carb-Diät: Wie funktioniert es, ist das zum Abnehmen sinnvoll? Trennkost: Das spricht für und gegen die Diät Blutgruppendiät: So sinnvoll ist sie wirklich Überarbeitet von Martina Naumann ** mit ** markierte oder orange unterstrichene Links zu Bezugsquellen sind teilweise Partner-Links: Wenn ihr hier kauft, unterstützt ihr aktiv Utopia.de, denn wir erhalten dann einen kleinen Teil vom Verkaufserlös. 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