Ein Sonnenbrand ist gefährlich – und leider doch schnell geholt. Utopia gibt Tipps, um einem Sonnenbrand vorzubeugen. Außerdem haben wir eine Expertin gefragt, warum ein hoher Lichtschutzfaktor viele Sonnenanbeter:innen in falscher Sicherheit wiegt.
Einen Sonnenbrand solltest du nicht auf die leichte Schulter nehmen. Akut kann er stark schmerzen, langfristig kann er auch Hautkrebs zur Folge haben und lässt die Haut altern. Und ohne die richtigen Vorbeugungsmaßnahmen kann man schnell einen Sonnenbrand bekommen – bei Menschen mit heller Haut kann das schon nach zehn Minuten in der Sonne passieren.
Ein Sonnenschutzmittel mit Lichtschutzfaktor 20 sorgt im Idealfall dafür, dass aus diesen zehn Minuten 200 Minuten werden. Doch reicht es, sich mit Lichtschutzfaktor 50 einzureiben und das Beste zu hoffen, um einen Sonnenbrand zu vermeiden?
10 Tipps gegen Sonnenbrand
Ganz so einfach ist es leider nicht: Ein hoher Lichtschutzfaktor (LSF) allein hilft noch nicht gegen Sonnenbrand. Wichtiger sind die folgenden Tipps, um einem Sonnenbrand richtig vorzubeugen.
1. Sonnenbrand vermeiden? Zieh dir einfach was an!
Auch wenn man sich bei hohen Temperaturen am liebsten wenig bekleidet, sind Textilien sind der beste Schutz gegen den Sonnenbrand. Das zeigen uns auch die langen Gewänder aus Ländern, in denen es richtig heiß ist.
Es hilft die Vier-H-Regel (Hut, Hose, Hemd, Hoher Lichtschutzfaktor). Doch auch Textilien bieten keinen kompletten Schutz. Baumwolle lässt etwa sechs Prozent des Lichtes durch, im nassen Zustand sogar 20 Prozent. Ein nasses T-Shirt schützt also etwas weniger gegen Sonnenbrand als ein trockenes. Lies auch: UV-Schutzkleidung: Der umweltfreundlichere Sonnenschutz?
2. Nimm reichlich Sonnencreme gegen Sonnenbrand
Um genügend Sonnenmilch auftragen, kannst du dich an folgender Faustregel orientieren: 25 Milliliter Sonnenschutzmittel pro Ganzkörper-Anwendung. Das entspricht ungefähr einem Schnapsglas.
Mehr hilft mehr: Auch Nase, Ohren, Fußrücken und Schultern nicht vergessen, diese Regionen sind besonders empfänglich für einen Sonnenbrand.
Welche Creme sollte man nehmen? Diese Frage beantworten wir in diesen zwei Beiträgen:
- Sonnencreme für Kinder bei Öko-Test: Sonnenschutz für Kleine
- Sonnencreme-Test: Das sind die besten Sonnencremes
3. Wiederhole das Eincremen gegen den Sonnenbrand
Nur wiederholtes Eincremen hilft, Sonnenbrand zu vermeiden: „Wasserfeste Sonnenmilch“ ist nicht beliebig lange wasserfest, die Schutzwirkung verliert rapide. Bei über 25 Minuten Aufenthalt im Wasser, zum Beispiel beim Schnorcheln, solltest du dich unbedingt zusätzlich mit Kleidung schützen.
Und: Trag den Lichtschutz auch nach dem Abtrocknen erneut auf. Der Schutzfilm wir auch durch zu viel Schwitzen oder durch Abrubbeln zerstört.
4. Sonnenbrand vorbeugen: Lichtschutzfaktor lässt sich nicht verlängern
Wiederholtes Eincremen gut und schön, doch ist der LSF zeitlich ausgereizt, ist ein erneutes Eincremen zwecklos. Da hilft nur noch eines: ab in den Schatten. Das ist überhaupt einer der besten Orte, um einem Sonnenbrand aus dem Weg zu gehen.
5. Sonnenbrand vorbeugen: Meide die Mittagssonne
Um einen Sonnenbrand zu vermeiden, halte dich in der Mittagszeit möglichst im Haus auf. Gönn deiner Haut in der Zeit von 11 bis 15 Uhr eine Mittagspause. Eine Siesta kann ja auch ganz schön sein.
6. Schatten hilft am besten, um Sonnenbrand vorzubeugen
Ein Sonnenbrand tritt oft auch nur deswegen auf, weil die Haut sich noch nicht an die Sonne gewöhnt hat. Bleib in den ersten warmen Tagen möglichst im Schatten, trage aber trotzdem immer einen Sonnenschutz auf.
7. Haut langsam an Sonne gewöhnen
20 Minuten am ersten Tag in der Sonne sind genug, ansonsten besser unter den Schirm oder in den Schatten. An den nächsten Tagen kannst du die Zeit in der Sonne gegenüber dem Vortag jeweils um ein Drittel verlängern.
Nach einer gewissen Zeit kann man mit dem LSF zwar etwas heruntergehen, aber sogar stark gebräunte Haut hat nur den Lichtschutzfaktor 6 – gegen einen Sonnenbrand ist das nicht genug.
8. Die Augen schützen
Rauf mit der Sonnenbrille! Wer zu lange direkt in die Sonne schaut, zerstört unter Umständen seine Netzhaut unwiderruflich – und das schon in Sekunden. Das gilt es ebenso zu vermeiden, wie einen Sonnenbrand.
Eine Sonnenbrille absorbiert schädliche UV-Strahlung und bewahrt die Augen damit vor Lichtschäden (dennoch darf man auch mit ihr nicht direkt in die Sonne blicken).
Wichtig beim Kauf: Lass dich von Optiker:innen beraten, meide Billig-Angebote ohne Siegel – auch das ist strategischer Konsum. Hier auch: Tipps für nachhaltige Sonnenbrillen.
9. Sonnenbrand vorbeugen: Sonnenhut aufsetzen
Bedecke den Kopf! Sonnenschirme spenden Schatten, sind aber kein Ersatz für einen Hut. Ein Sonnenbrand auf dem Kopf kann besonders unangenehm sein. Ein leichter Sonnenhut aus Naturmaterialien ist optimal, auch eine Kappe kann richtig lässig aussehen.
10. Vorsicht bei Kleinkindern
Säuglinge und Kleinkinder sind besonders empfindlich – für Einjährige ist die pralle Sonne tabu. Kinder unter drei Jahren sollten nur kurz in die Sonne.
Für alle gilt: Gut eincremen, Hemd überziehen und Hut aufsetzen, Sonnenbrille auf die Nase und einen Sonnenbrand unbedingt vermeiden. Frühschäden der ersten drei Jahre können Jahrzehnte später zu Hautkrebs führen.
Trotz Vorsicht einen Sonnenbrand geholt? Diese Hausmittel helfen gegen Sonnenbrand
Oft ist es doch zu spät, dann solltest du den Sonnenbrand schnell wieder loswerden:
- Sofort raus aus der Sonne, ohne Kompromisse. Und zwar mehrere Tage lang!
- Viel trinken (Wasser und Tee).
- Nur kühl (nicht heiß, eiskalt) waschen und duschen.
- Waschen und Duschen zunächst nur ohne Duschgel.
- Feuchte Umschläge mit Eis schaffen Linderung bei Schmerzen. Mehrmals täglich 15 Minuten auf die betroffenen Partien halten. Aber: Das Eis muss durch die Umschläge von der Haut getrennt sein und darf nicht direkt an die Haut gelangen, sonst kommt zum Sonnenbrand noch der Gefrierbrand!
- After-Sun-Lotions haben vor allem kühlende Wirkung, beheben aber keinen Schaden. Greife zu alkoholfreien und fettarmen Naturkosmetik-Produkten. Ein einfaches Aloe-Vera-Gel aus der Apotheke kann helfen.
- Gegen leichten Sonnenbrand helfen Hausmittel wie Kokosöl oder Apfelessig.
- Bei schwerem Sonnenbrand, Blasen und offenen Entzündungen oder gar Schüttelfrost solltest du milchbasierte Hausmittel vermeiden und eine Apotheke oder besser eine Arztpraxis aufsuchen.
Übrigens: Zusätzliches Einschmieren mit Sonnencreme hilft nach einem Sonnenbrand nicht mehr – höchstens After-Sun-Produkte.
Sonnenbrand vermeiden (FAQ)
Trage Kleidung, nimm Sonnencreme, nimm mehr Sonnencreme, trage wiederholt Sonnencreme auf, nimm den besseren Lichtschutzfaktor … weitere Tipps im Beitrag Sonnenbrand vermeiden.
Nein, und zwar wirklich: Nein. Solange die Haut verbrannt ist, ist Sonne tabu.
Man geht von drei Tagen aus, die man nach einem Sonnenbrand die Sonne meiden sollte. Erst nach 5 bis 7 Tagen ist ein leichter Sonnenbrand geheilt, bei schweren Verbrennungen (denn das ist ein Sonnenbrand) kann es Wochen dauern.
Die Vier-H-Regel empfiehlt Hut, Hose, Hemd und Hohen Lichtschutzfaktor gegen Sonnenbrand.
1. Sofort reagieren, die Sonne verlassen, Schatten aufsuchen.
2. Konsequent die Sonne meiden, am besten für einige Tage.
3. Aloe-Vera-reiche Cremes, in der Apotheke ausdrücklich nach solchen fragen, kein Billig-zeug kaufen (da ist nur wenige Aloe Vera drin).
4. Acetylsalicylsäure oder Ibuprofen einnehmen, sie wirken entzündungshemmend; aber: hier von Apotheke beraten lassen!
5. Viel trinken.
Abhängig von der Schwere beginnt der Schmerz erst nach 8 bis 12 Stunden so richtig und klingt oft erst nach drei Tagen wieder ab.
Interview: Warum ein Sonnenbrand nicht nur eine Frage des Lichtschutzfaktors ist
Utopia sprach im Interview mit Dermatologin Gerrit Schlippe darüber, warum ein hoher Lichtschutzfaktor Sonnenanbeter:innen in falscher Sicherheit wiegt. Um einen Sonnenbrand zu vermeiden, sollte man sich nicht nur auf Sonnenmilch verlassen.
Utopia: Wie wirkt Bio- und wie konventionelle Sonnencreme?
Gerrit Schlippe: Sogenannte Bio-Sonnencreme arbeitet physikalisch. Sie bildet eine dünne Schutzschicht, die auf die Haut treffende UV-Strahlen abblockt. Titan- oder Zinkteilchen wirken wie kleine Spiegel, indem sie Sonnenstrahlen überwiegend reflektieren und streuen und somit ein Eindringen in die Haut verhindern. Die Wirkung setzt unmittelbar nach dem Auftragen ohne Zeitverzögerung ein.
Konventionelle Sonnencreme wirkt dagegen chemisch. Häufig ist es so, dass die Molekülstruktur durch die UV-Strahlung gespalten und in energieärmere Formen umgewandelt wird. Die chemischen Inhaltsstoffe müssen oft erst in die Haut einziehen und wirken dann zirka fünfzehn bis dreißig Minuten nach dem Auftragen.
Dass chemische Stoffe Allergien auslösen ist hinlänglich bekannt. Jüngst wurde davon berichtet, dass chemische Stoffe aus Sonnencreme in die Muttermilch gelangen und hormonelle Veränderungen hervorrufen können.
Ein Kind wird sicher keinen Schaden davon nehmen, wenn sich seine Mutter Sonnencreme aufträgt. Es wird aber immer wieder diskutiert, ob ein häufiger Auftrag oder die direkte Aufnahme über den Nahrungsweg bei einigen Substanzen problematisch sein könnte.
Man muss nicht unbedingt den höchsten Lichtschutzfaktor haben
Bietet biologische Sonnencreme trotz geringerem Lichtschutzfaktor schon ausreichenden Schutz, um einen Sonnenbrand zu vermeiden?
Eine Sonnencreme mit Faktor 20 filtert schon zirka 95 Prozent der Strahlung. Das leistet auch die physikalische, ökologische Variante. Ich sehe ein Problem darin, dass die Sonnenschutzfaktoren von der Industrie sehr hoch ausgelobt werden und viele denken, dass man unbedingt sehr hohe Schutzfaktoren, also 30er oder gar 50er verwenden muss. Mit den physikalischen Filtern sind diese hohen Werte schwierig zu erreichen. Man erreicht aber ganz gut 20er bis 25er Schutzfaktor-Werte. Das ist vollkommen ausreichend, wenn man sich vernünftig verhält.
Denn die Menschen müssten nur ein wenig umdenken. Der beste Schutz vor UV-Strahlung ist nach wie vor, die Sonne zu meiden, oder sich im Schatten aufzuhalten. Es ist auch sinnvoller und viel einfacher, sich ein T-Shirt überzuziehen, als sich mit einem sehr hohen Lichtschutzfaktor einzucremen. Die Menschen sollten sich ein anderes Verhalten angewöhnen und beispielsweise von elf bis vierzehn- oder fünfzehn Uhr im Schatten bleiben. Es ist paradox, den gesunden Menschenverstand auszuschalten und sich mit Sonnenschutzfaktor 50 eingecremt in Sicherheit zu wiegen.
Trotzdem scheint der Wert des Lichtschutzfaktor immer höher und besser zu werden und suggeriert damit ein Mehr an Sicherheit. Provoziert die Industrie mit der Zahlenspielerei ein Fehlverhalten?
Die eigentliche Frage lautet: Was will man erreichen? Die Menschen haben sich alle an die Sonnenschutzfaktoren gewöhnt und sagen sich etwa: „Ich habe ich einen Sonnenschutzfaktor 50 aufgetragen, jetzt kann ich fünfzig Mal länger in der Sonne bleiben“. Das ist Unsinn. Es handelt sich hierbei um einen theoretisch errechneten Wert, der sich auf dem Papier zunächst ganz schön anhört, aber verschiedene Störanfälligkeiten in sich birgt.
In den Versuchen etwa, in denen die Sonnenschutzfaktoren gemessen werden, wird mit einer Menge von 40 bis 50 Gramm Sonnencreme pro Ganzkörper-Eincremevorgang gerechnet. Das heißt, die 200 ml Sonnencreme-Tube müsste nach fünfmaligem Eincremen leer sein, nur dann wäre der angepriesene Sonnenschutzfaktor erreicht. Es geht also um Auftragungsmengen fernab jeglicher Realität. Außerdem cremt man sich natürlich nicht überall gleichmäßig ein.
Nicht alle Angaben sind sinnvoll
Seit 2009 empfiehlt die Europäische Union, dass der UVA-Filter einer Sonnencreme wenigstens ein Drittel so stark wie der UVB-Filter sein sollte. Zuvor musste eine Sonnencreme 90 Prozent der UVA-Strahlen blocken – unabhängig vom Lichtschutzfaktor. Einige Anbieter von biologischer Sonnencreme, haben sich daraufhin vom Markt zurückgezogen.
Die UVA-Bestimmung ist von der COLIPA (der europäische Kosmetikverband; Anmerkung der Red.) erstmals 2006 herausgegeben worden und wird auch häufig noch diskutiert, es gab auch Überarbeitungen. Große Hersteller von Sonnenschutzprodukten und Sonnenschutzinhaltsstoffen haben sich damals in Arbeitsgruppen zusammengesetzt und eine normierende Wertetabelle herausgegeben, die für manche Zubereitungen bei den Messungen besser funktioniert als für andere.
Neben der Diskussionswürdigkeit der wissenschaftlichen Verfahren stellt sich die Frage, wie sinnvoll die Information überhaupt für den Verbraucher ist. Wenn der Schutz vor UVA-Strahlen ein Drittel des UVB-Schutzes beträgt, trifft die UVA-Strahlung nach einem Drittel der UVB-Schutzzeit ungebremst und nicht spürbar auf die Haut. Wenn ein 30er-UVB-Schutz aufgetragen wird, hat dieser nach den COLIPA Vorgaben etwa einen 10er-UVA-Schutz. Für die UVA-Strahlen hat der Körper jedoch keine Sensoren, wie für die UVB-Strahlung, hier rötet sich die Haut, der Sonnenbrand entsteht. Wer sich zum Beispiel mit Sonnencreme geschützt hat und dennoch einen Sonnenbrand nicht vermeiden konnte, hat währenddessen unbemerkt schon zwei Drittel mehr an UVA-Strahlung abbekommen.
Wenn man schon einen ausreichenden UVA-Schutz auslobt, dann müsste dieser sinnvollerweise ebenso hoch wie der UVB-Schutz sein – sonst wird der Verbraucher in einer falschen Sicherheit gewogen, denn auch UVA-Strahlung ist in hohen Dosen schädlich und kann die Bildung von Hauttumoren begünstigen.
Dr. med. Gerrit Schlippe ist Dermatologin mit Privatpraxis in Münster und in der Leitung der Dermatest GmbH tätig.
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