Steinkohle gilt noch immer als zuverlässige Energiequelle. Für die scheinbare Sicherheit zahlen Mensch und Natur den Preis. Trotzdem fällt der Ausstieg schwer – wieso das so ist, liest du hier.
Steinkohle zählt zu den fossilen Energiequellen, wie auch Braunkohle oder Erdöl und Erdgas. Die Bezeichnung fossil bedeutet, dass die Entstehungsgeschichte dieser Brennstoffe ins Erdzeitalter zurückreicht, als es den Menschen noch nicht gab.
Das Wissensmagazin Spektrum berichtet, dass im heutigen Europa vor etwa 350 Millionen Jahren Farnwälder auf sumpfigem Boden wuchsen. Abgefallene Pflanzenteile landeten so im schlammigen Wasser. Der normale Verwesungsprozess benötigt Luft, die die Überreste der Pflanzen im Wasser nicht hatten. So entstand daraus ein Faulschlamm. Über die Jahrmillionen lagerten sich immer weitere Schichten ab. Das Gewicht der Erdschichten und höheren Temperaturen in diesen Tiefen wirkten auf den Faulschlamm ein – Steinkohle entstand.
Steinkohle ist durch Druck und Hitze so weit verdichtet, dass hauptsächlich nur noch der Kohlenstoff aus den urzeitlichen Pflanzen übrig ist. Laut Spektrum besteht Steinkohle zu 78 bis 90 Prozent aus Kohlenstoff. Harze und Pflanzenfasern kommen nur noch in Spuren vor.
Verbrennt Steinkohle, setzt sie Energie in Form von Wärme frei, aber auch das klimaschädliche Kohlenstoffdioxid. Laut dem Wissensportal Welt der Physik, steigt Kohlenstoffdioxid (CO2) bis in die oberste Schicht der Atmosphäre auf. Dort wirken die Treibhausgase wie ein Brennglas für die Sonnenstrahlen und sind so für die Klimaerwärmung mitverantwortlich .
Steinkohlekraftwerke belasten die Luft noch mit weiteren giftigen Abgasen aus der Kohle. Dazu gehören:
- Stickoxide
- Schwefeldioxid
- Feinstaub
- Spuren von Quecksilber, Blei, Arsen und Cadmium
Energie aus Steinkohle schadet Mensch und Natur
Jede verbrannte Steinkohle bedeutet, dass auch klimaschädliche Treibhausgase, Feinstaub und giftiger Smog in die Luft entweichen. Das macht Steinkohle als Energieträger problematisch für die Gesundheit, die Umwelt und das Klima.
Gesundheitliche Schäden:
- Bergwerk: Der Kohlenstaub im Stollen setzt sich in den Lungen der Bergleute ab. Er kann zu Atemproblemen und auch Lungenkrebs führen. Die „Staublunge“ oder „Bergmannskrankheit“ gilt als typische Berufskrankheit.
- Kraftwerke: Dem Umweltbundesamt zufolge schädigt der giftige Smog aus den Schornsteinen vor allem die Lunge. Asthma, Bronchitis oder Lungenkrebs sind die typischen Erkrankungen. Außerdem kann es zu Herzrhythmusstörungen und Bluthochdruck kommen. Die Heinrich Böll Stiftung spricht von 18.200 bis 23.000 Todesfällen in Europa, die sich etwa jedes Jahr auf die belastete Atemluft durch Stein- und Braunkohlekraftwerke zurückführen lassen.
Umweltschäden:
- Der Boden sackt ab: Vor allem stillgelegte Stollen stürzen immer wieder ein. Laut WDR stürzen beispielsweise im Siegerland durch den Bergbau immer wieder Häuser ein und Autobahnen sacken ab.
- Gefahren durch Wasser: Über eingestürzten Bergwerkstunnel senkt sich die Erde großflächig ab. Der Boden kann so tiefer liegen als die ursprünglichen Flußbetten. Dagegen werden Wasserpumpen eingesetzt. Ohne die Pumpen würden Flüsse im Ruhrgebiet in andere Richtungen fließen und Städte überfluten. Diese Pumpen arbeiten voraussichtlich bis in alle Ewigkeit. Diese Ewigkeitskosten zahlt im Ruhrgebiet der ehemalige Betreiber der Steinkohlebergwerke aus einem dafür reservierten Sondervermögen.
Klimaschäden:
- Treibhausgase: Kohlekraftwerke sind die größten Klimasünder. Laut Umweltbundesamt verursachen sie etwa die Hälfte der energiebedingten Treibhausgasemissionen.
Warum der Ausstieg aus der Steinkohle so schwer fällt
Der Ausstieg aus der Kohle und der Energiewende ist schon seit Jahren ein Thema, das immer wieder für kontroverse Diskussionen sorgt – nur geht es nicht so richtig voran.
So mahnte erst 2017 das Umweltbundesamt das zügige Ende für Kohlekraftwerke an. Kohlekraftwerke alleine seien die größten Verursacher von Treibhausemissionen. Damit gefährden sie die vereinbarten Klimaziele.
Wenn über Kohlestrom berichtet wird, ist oft ein Sammelbegriff für Stein- und Braunkohle gemeint. Für beide Sorten verfügt Deutschland über eigene Vorkommen – aus Steinkohlerevieren im Ruhrgebiet und im Saarland.
Bei einem Ausstieg aus der Kohle sieht die Politik ein doppeltes Problem:
- Energiewende – Die Energiequelle Steinkohle braucht Ersatz durch erneuerbare Energien, wie beispielsweise Solar- oder Windenergie. Dabei darf es zu keinen Lücken in der Versorgung kommen.
- Strukturwandel – Für die Menschen in den Kohleregionen sollen neue Arbeitsplätze entstehen. Das Ruhrgebiet und das Saarland waren zu Beginn des 20. Jahrhunderts wahre Boom-Regionen, in die viele Menschen zogen. Sie fanden Arbeit in Bergwerken und der Metallindustrie.
Steinkohle und der langsame Ausstieg
So weit ist der Ausstieg aus der Steinkohle:
Der Ausstieg aus dem Bergbau ist geschafft – 2007 beschloss die Bundesregierung, den Bergbau von Steinkohle zu beenden. In den folgenden zehn Jahren stellten die Bergwerke ihren Betrieb nach und nach ein. Das bedeutet jedoch nicht, dass in Kraftwerken keine Steinkohle mehr verbrennt. Die Steinkohle für den Strom kauft Deutschland jetzt aus dem Ausland ein. Nach Angaben der Bundesregierung gehört Deutschland weltweit zu den größten Importeuren.
Der Ausstieg aus dem Kohlestrom steht noch an – 2018 setzte die Bundesregierung eine spezielle Kommission dafür ein. Sie hat den Auftrag, Vorschläge zu erarbeiten, wie Energiewende und Strukturwandel vereinbar sind. Diese Expertengruppe ist unter dem Namen „Kohlekommission“ bekannter als unter dem offiziellen Namen – „Wachstum, Strukturwandel und Beschäftigung“. Im Januar 2019 übergab die Kohlekomission ihren Bericht der Regierung.
Kohleausstieg: Laut den Empfehlungen ist es spätestens 2038 so weit, dass auch das letzte Kohlekraftwerk (auch Braunkohle) schließen kann. Wenn alles gut läuft, hält die Kommission auch einen Ausstieg bis 2035 für möglich.
- Beteiligte Umweltschutzorganisationen, wie BUND oder Greenpeace rechnen jedoch mit einem noch früheren „Aus“ für die Kohlekraftwerke.
- Der Monitoring-Bericht der Regierung bestätigt, dass auch 2030 die Stromversorgung sicher ist. Das beteiligte Frauenhofer Institut erläutert, dass seine Modellrechnungen von 80 Prozent Solar- und Windstrom ausgehen. Daraus ließe sich ein möglicher Ausstieg für Kohlestrom für 2030 ableiten.
Strukturwandel: Mit dem Strukturstärkungsgesetz sollen Fördergelder von 40 Milliarden Euro in die Kohle-Regionen fließen. Die Gelder sollen zukunftsträchtige Arbeitsplätze schaffen.
Steinkohle-Ausstieg: Was du tun kannst
Wird insgesamt weniger Strom benötigt, können grüne Energiequellen den Bedarf leichter auffangen. Allerdings läuft die Entwicklung in die entgegengesetzte Richtung: Laut Umweltbundesamt steigt der Stromverbrauch seit den 1990er-Jahren fast jedes Jahr weiter an.
Das kannst du unternehmen, um den Ausstieg aus dem Kohlestrom voran zu bringen:
- Erneuerbare Energien: Nutze Ökostrom von einem Ökostromanbieter. Mehr dazu: Stromanbieter wechseln
- Produziere deinen grünen Strom mit einer Solaranlage selbst. Oder erkundige dich, ob dein Vermieter Strom mit einem Mietermodell anbietet. Bei dem Mietermodell produziert ihr als Mietergemeinschaft euren eigenen Strom auf dem Dach.
- Strom sparen: Moderne energieeffiziente Geräte helfen dir dabei. Mehr Tipps: Strom sparen
- Du kannst die Kohleindustrie auch mit deinen Geldanlagen den Finanzhahn zudrehen. Die weltweite Kohleindustrie lebt von Subventionen von Staaten – und von Geldern die sie über Aktien und andere Wertpapiere an der Börse einsammelt. Die NGO Coalexit nennt die unglaubliche Summe von knapp 140 Millarden US-Dollar, die so weltweit immer noch in neue Kohlekraftwerke fließen. Legst du dein Geld nachhaltig an, sind solche Investition in Kohle ausgeschlossen. Du kannst dich an dem FNG-Siegel orientieren oder dich bei einer nachhaltigen Bank beraten lassen.
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