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Was ist ein gutes Geschenk? Das sagt die Wissenschaft

gutes geschenk
Foto: CC0 / Pixabay / yvettefang0604

Was ist ein gutes Geschenk? Diese Frage kann uns besonders in der Weihnachtszeit tagelang beschäftigen und dazu verleiten, jede Menge Geld auszugeben. Forschungen zeigen jedoch, dass wir mit unserer Geschenkewahl oft falsch liegen.

Weihnachten, Geburtstag oder Jahrestag – im Jahr gibt es einige Gelegenheiten, Freund:innen, Familie und Partner:innen zu beschenken. Besonders die Vorweihnachtszeit, in der viele ja für alle nahstehenden Personen Geschenke besorgen, fällt oft dementsprechend stressig aus.

Schließlich wollen wir mit einem Geschenk beim Gegenüber Freude und Zufriedenheit auslösen und zeigen, wie sehr uns die Person am Herzen liegt. Mit einem „falschen“ Geschenk können wir hingegen genau das Gegenteil bewirken. Die Frage, was ein gutes Geschenk nun tatsächlich ausmacht, kostet uns also teilweise viele Nerven, Umstände und Geld. Die Forschung hat diesbezüglich klare Antworten: Sie zeigt, dass wir unsere Perspektive auf Geschenke grundlegend überdenken sollten.

Was ist ein gutes Geschenk? Konträre Ansichten

Forschende, die sich mit den psychologischen Mechanismen des Schenkens befassen, kommen zu einer ernüchternden Erkenntnis: Beschenkte haben oft ganz andere Vorstellung von dem perfekten Geschenk als die Schenkenden. Das erläutert die Geschenkeforscherin Mary Steffel der Northeastern University in Boston gegenüber dem Magazin Psychologie Heute.

Denn Schenkende wählen eher Präsente aus, die die zwischenmenschliche Bindung zur beschenkten Person fördern sollen. Sie stellen dabei jedoch Überlegungen an, die für sie selbst zwar Relevanz haben, jedoch meist nicht für die Empfänger:innen. In vielen Punkten haben Schenkende und Beschenkte sogar völlig konträre Ansichten und Erwartungen bezüglich der Frage nach dem guten Geschenk:

  • Laut einer Studie aus dem Jahr 2014 favorisieren Schenkende tendenziell hochwertige, komplexe und schwerer zugängliche Geschenke. Sie entscheiden sich also zum Beispiel eher für ein schwer zu erlernendes Computerspiel oder einen Gutschein für ein teures, aber schwer erreichbares Restaurant. Beschenkte wollen jedoch eigentlich das Gegenteil: Sie freuen sich mehr über leicht zugänglichere Geschenke. Geschenke kommen also besser an, wenn sie weniger Umstände verursachen.
  • Laut Psychologie Heute zeigt die Forschung zudem, dass Geber:innen eher zu Geschenken greifen, die spezifisch auf die beschenkte Person abgestimmt sind. Empfänger:innen schätzen jedoch eher Geschenke, die vielseitig verwendbar sind.
  • Ein Forschungsbericht aus dem Jahr 2011 verdeutlicht zudem, dass Beschenkte sich eher über Präsente freuen, die sie sich konkret gewünscht haben. Schenkende gehen hingegen davon aus, dass überraschende und gewünschte Präsente etwa gleich gut ankommen würden.
  • Nicht zuletzt kommen auch geschenkte Erlebnisse deutlich besser bei Empfänger:innen an, als Geber:innen glauben. Eine Studie aus dem Jahr 2014 belegt, dass erlebnisorientierte Geschenke sogar tendenziell mehr Freude bei den Beschenkten auslösen als Sachgegenstände. Schenkende gehen jedoch oft fälschlicherweise davon aus, dass Materielles besser ankommt.

Ein Geschenk und seine Folgen

Was ein gutes Geschenk ist, sehen Schenkende und Beschenkte teilweise völlig unterschiedlich.
Was ein gutes Geschenk ist, sehen Schenkende und Beschenkte teilweise völlig unterschiedlich.
(Foto: CC0 / Pixabay / ua_Bob_Dmyt_ua)

Dass die Ansichten zwischen Schenkenden und Beschenkten so unterschiedlich sind, liegt laut Psychologie Heute vermutlich daran, dass die beiden Personen den Akt des Schenkens unterschiedlich einordnen. Schenkende messen dem Präsent einen viel höheren Symbolgehalt bei. So steht es ihrer Ansicht nach stellvertretend für den Grad der zwischenmenschlichen Bindung. Beschenkte sehen ein Geschenk hingegen weniger abstrakt. Sie fragen sich viel mehr, ob sie es tatsächlich brauchen und benutzen können. Ein gutes Geschenk ist demzufolge in erster Linie etwas Praktisches und Verwertbares.

Die völlig unterschiedlichen Sichtweisen können am Heiligabend oder zur Geburtstagsparty für Konflikt sorgen: Die schenkende Person hat eventuell viele Mühen auf sich genommen, um einen bestimmten hochwertigen Gegenstand zu besorgen. Die beschenkte Person freut sich jedoch nicht so wie erwartet oder ist vielleicht sogar enttäuscht, weil sie mit dem Präsent nichts anfangen kann. Das kann nicht nur energieraubende Streite auslösen, sondern führt eventuell auch dazu, dass teure Geschenke ungenutzt in der Ecke liegen bleiben.

Tipps für ein gutes Geschenk

Frage dich beim Schenken in erster Linie, was die beschenkte Person wirklich brauchen könnte.
Frage dich beim Schenken in erster Linie, was die beschenkte Person wirklich brauchen könnte.
(Foto: CC0 / Pixabay / Ylanite)

Um Geld, Ressourcen und Kraft zu sparen und Konflikte zu vermeiden, kannst du dich an einigen Tipps zum Schenken orientieren, die aus psychologischen Forschungen hervorgehen.

  • Führe dir vor Augen, dass ein Geschenk nicht automatisch besser ist, weil es viel gekostet hat. Statt also zu überlegen, mit welchem Luxusgut du dein Gegenüber beeindrucken kannst, frage dich viel eher, was die Person tatsächlich unkompliziert nutzen könnte.
  • Was brauchen Menschen wirklich? Auch diese Frage sollte beim Schenken oberste Priorität haben. Was bleibt eben nicht in der Ecke liegen, sondern kommt wirklich zum Einsatz? Scheue dich nicht davor, auch nahstehende Personen zu fragen, was sie sich wünschen und halte dich dann an diesen Wunsch. Mit dieser Methode löst du laut der psychologischen Forschung am ehesten Freude und Zufriedenheit aus.
  • Versuche nicht, auf Biegen und Brechen etwas zu finden, was genau zur individuellen Persönlichkeit der Empfänger:innen passt. Auch hier zeigt sich: Für Beschenkte ist wichtiger, dass ein Präsent praktisch und nutzbar ist.
  • Du weißt nicht, was die andere Person brauchen könnte und sie wünscht sich auch nichts Konkretes? Dann verschenke am besten Gutscheine für Erlebnisse! Das kann zum Beispiel ein Gutschein für eine gemeinsame Wanderung, ein Kino- oder Restaurantbesuch oder ein Konzertticket sein.
  • Psychologie Heute empfiehlt zudem, Geschenke nicht glamourös und kompliziert einzupacken. Dies würde einer Studie zufolge die Erwartungen der Empfänger:innen steigern. Die Wahrscheinlichkeit, dass nach dem Auspacken Enttäuschung eintritt, ist damit also höher. Greife also eher zu schlichtem Verpackungsmaterial. Das ist auch aus ökologischer Perspektive sinnvoller. Verwende zum Beispiel altes Zeitungspapier und plastikfreies, wiederverwendbares Garn zum Einpacken. Das spart Ressourcen, Plastikmüll und Geld.
  • Übrigens: Versteife dich nicht zu sehr auf Weihnachts- oder Geburtstagsgeschenke. PsychologyToday zufolge lösen unerwartete Geschenke tendenziell deutlich mehr Freude beim Gegenüber aus. Das liegt am Überraschungseffekt, der dazu führt, dass sich Beschenkte vor allem darüber freuen, dass sie überhaupt etwas geschenkt bekommen. Erwarten wir hingegen ein Geschenk, sind wir deutlich anspruchsvoller und bewerten, wie gut das Geschenk tatsächlich ist.

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