Zichorienkaffee ist eine gesunde, bekömmliche und nachhaltige Alternative zu normalem Kaffee. Was drin steckt im Zichorienkaffee, wie er wirkt und wie du ihn zubereitest, erfährst du hier.
Zichorienkaffee ist ein kaffeeähnliches Getränk, das aus den Wurzeln der Gemeinen Wegwarte (Zichorie) hergestellt wird. Das Getränk hat seinen Ursprung im 18. Jahrhundert. Damals wurden die gerösteten Zichorienwurzeln normalem Bohnenkaffee beigefügt, um ihn bitterer und dunkler zu machen.
Doch schnell etablierte sich auch ein Heißgetränk allein aus den Zichorienwurzeln als eine preisgünstige Alternative zum teuren Bohnenkaffee. Im Gegensatz zu Bohnenkaffee ist Zichorienkaffee auch von Natur aus koffeinfrei.
Wie entsteht Zichorienkaffee?
Um Zichorienkaffee herzustellen, werden die Wurzeln der Pflanze zunächst gesäubert und anschließend in einem Druckluftofen für einige Zeit gelagert. Durch diesen Prozess verlieren sie einen Großteil ihrer Flüssigkeit. Danach werden die Wurzeln geröstet. Dabei karamellisieren die noch enthaltenen Säfte, wodurch ein Geschmack entsteht, der an gerösteten Kaffee erinnert. Zuletzt werden die Wurzeln zu einem Pulver verarbeitet.
Dieses Pulver ist entweder als reiner Zichorienkaffee erhältlich oder Bestandteil von Kaffeeersatz-Mischungen, die auch Gerste oder Roggen enthalten können.
Das sind die Inhaltsstoffe
(Foto: CC0 / Pixabay / manfredrichter)
Statt Koffein finden sich im Zichorienkaffee andere gesunde Inhaltsstoffe. So enthält der Kaffeeersatz unter anderem:
- Mineralstoffe: Kalium, Kalzium, Phosphor, Natrium und Magnesium
- Spurenelemente: Eisen, Mangan und Kupfer.
Im Gegensatz zu anderen Kaffeealternativen, die aus Getreide wie Gerste oder Roggen bestehen, ist reiner Zichorienkaffee frei von Gluten.
Wie wirkt die Kaffeealternative?
(Foto: CC0 / Pixabay / kaboompics)
Viele Menschen schätzen den Zichorienkaffee vor allem dafür, dass er von Natur aus koffeinfrei ist. Er hat also keine aufputschende Wirkung und du kannst ihn auch abends und nachts genießen, ohne deinen Schlaf zu beeinträchtigen. Andere Nebenwirkungen, die von zu viel Koffein herrühren können, vermeidest du ebenfalls:
- Kopfschmerzen/Migräne
- Magenbeschwerden aufgrund vermehrter Magensäureproduktion
- innere Unruhe bis hin zu Angstzuständen
- Schweißausbrüche/starkes Schwitzen
- Herzrhythmusstörungen
- Nervosität und Reizbarkeit
- gesteigerter Harndrang
Die Gemeine Wegwarte an sich gilt in der Naturheilkunde seit Langem als eine Heilpflanze. 2020 erhielt sie sogar den Titel „Heilpflanze des Jahres„. Sowohl im Kraut als auch in den Wurzeln sind viele verschiedene Wirkstoffe enthalten, darunter Bitterstoffe, Flavonoide und Kaffeesäurederivate. Diese Inhaltsstoffe sollen bei verschiedenen Beschwerden helfen:
- Magen-Darm-Beschwerden lindern: Extrakte aus der Wurzel dienen als pflanzliches Arzneimittel gegen Reizmagen (Dyspepsie), Verstopfung (Obstipation) und andere gastrointestinale Beschwerden, indem die Präparate das Wachstum der nützlichen Bifidobakterien im Darm anregen.
- Appetitlosigkeit bekämpfen: Die enthaltenen Bitterstoffe können den Appetit steigern.
Ob diese Wirkungen so auch für Zichorienkaffee gelten, ist bisher allerdings nicht erwiesen. Studienergebnisse aus dem Labor zu einzelnen Inhaltsstoffen lassen sich nur schwer auf ganze Lebensmittel übertragen.
So bereitest du Zichorienkaffee zu
Die Zubereitung von Zichorienkaffee ist sehr einfach:
- Übergieße pro Tasse etwa ein bis zwei Teelöffel Zichorienkaffee-Pulver mit 200 Milliliter heißem Wasser. Für ein milderes Ergebnis kannst du statt des Wassers auch heiße (Pflanzen-)Milch verwenden.
- Passe das Verhältnis von Wasser zu Pulver deinem Geschmack an.
- Rühre alles gut um, sodass keine Klümpchen entstehen.
- Gib nach Belieben einen Schuss (Pflanzen-)Milch hinzu und süße den Zichorienkaffee nach Geschmack.
Tipp: Zichorienkaffee schmeckt auch als selbstgemachter Eiskaffee und verfeinert zahlreiche Desserts.
Wie nachhaltig ist Zichorienkaffee gegenüber herkömmlichem Kaffee?
(Foto: CC0 / Pixabay / adege)
Viele Menschen können sich einen Alltag ohne Kaffee gar nicht vorstellen und genießen täglich mehrere Tassen davon. Hinter dem beliebten Heißgetränk verbergen sich aber einige Probleme, was Sozialverträglichkeit und Ökobilanz angeht. Der konventionelle Anbau von Bohnenkaffee ist kritisch:
- Kaffeeanbau ist sehr arbeitsintensiv. Die Kleinbäuer:innen arbeiten unten schwierigen Bedingungen und für einen sehr niedrigen Lohn.
- Kaffee wird oft in Monokulturen angebaut – ein Anbauprinzip, das die Böden auslaugt. Außerdem kommen im konventionellen Anbau gesundheitsschädliche chemisch-synthetische Pestizide zum Einsatz.
- Kaffeeanbau ist sehr ressourcenintensiv: Der Wasseraufwand für eine Tasse Kaffee liegt bei 140 Litern.
Zichorienkaffee hat dagegen eine bessere Ökobilanz:
- Die Zichorie ist in Mitteleuropa beheimatet und damit regional. Dort wächst sie häufig an Wegesrändern. Da Zichorien gut in hiesigen Breitengraden wachsen, muss dieser Rohstoff nicht erst weite Wege zurücklegen, bis wir das Getränk in unseren Tassen haben. Kaffee dagegen legt bis zu uns weite Transportwege zurück und trägt so zum Ausstoß von klimaschädlichen Treibhausgasen bei.
- Seit Kurzem wird sie auch verstärkt angebaut, um aus ihren Wurzeln Inulin zu gewinnen. Diesen Ballaststoff verwendet die Lebensmittelindustrie mittlerweile vermehrt.
- Der Anbau der Zichorie gelingt leicht und ist mit geringem Pflegeaufwand verbunden. Die Pflanze ist an trockene Standorte gewöhnt und relativ robust. Für den Zichorienanbau braucht man wesentlich weniger Ressourcen (Wasser) als für den Kaffeeanbau.
- Die Zichorie ist auch robust, was Krankheiten und Ungeziefer angeht. Deswegen ist der Einsatz von Pestiziden nicht üblich.
https://utopia.de/kaffeetrinken-99749/
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