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Stiftung Warentest: Kinder-Laufräder im Test – viele „mangelhaft“

Laufrad für Kinder
Foto: galitskaya / stock.adobe.com

Laufräder sind gut für Kinder, um ihr Gleichgewicht zu üben. Oder einfach, um mit den Eltern Schritt zu halten und dabei Spaß zu haben. Nun hat Stiftung Warentest 13 Kinderlaufräder getestet und kommt zu einem ernüchternden Ergebnis.

Ob bei Spaziergängen oder vor dem Haus: Kinder-Laufräder bereiten Freude und geben den Kleinen ganz nebenbei ein besseres Gleichgewichtsgefühl. Der Umstieg auf ein Fahrrad gelingt dadurch später ebenfalls leichter. Kurzum: Laufräder sind der Renner!

Weniger gut ist jedoch das Ergebnis, zu dem Stiftung Warentest in ihrer Untersuchung von 13 Modellen kommt. Viele davon sind mit Schadstoffen belastet – und zu diesem Ergebnis kommt die Verbraucherorganisation nicht zum ersten Mal!

Viele Laufräder mit Schadstoffen belastet

Stiftung Warentest ist der Auffassung, dass kleine Kinder mit möglichst wenig Schadstoffen in Berührung kommen sollten. Unter anderem war das entscheidend für die Bewertung der geprüften Laufräder, die dementsprechend streng ausfiel.

Im Labor untersuchten die Tester:innen Laufräder aus Holz, Stahl-, Alu- und Magnesi­umlegierungen (Preise: 35 bis 209 Euro). Sie testeten die Modelle auf Fahrtauglichkeit, Handhabung und Sicherheit. Besonders genau prüften sie zudem Sättel, Griffe und Reifen der Laufräder auf verschiedene problematische Substanzen. Bei 10 von 13 Modellen wies Stiftung Warentest hohe Schadstoffbelastungen nach.

In besonders kritischen Mengen fand die Verbraucherorganisation folgende Schadstoffe:

Poly­zyklische aromatische Kohlen­wasser­stoffe (PAK)

Das Umweltbundesamt (UBA) beschreibt polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe (PAK) als eine besorgniserregende Stoffgruppe. So gelten viele PAKs als toxisch, krebserregend und erbgutverändernd und können die Fortpflanzungsfähigkeit beeinträchtigen. Zudem können sie biologisch kaum abgebaut werden und reichern sich mit der Zeit in der Umwelt und in Organismen an. Dort wirken sie wie Schadstoffe und bedrohen die Gesundheit von Tieren, Pflanzen und Menschen.

Phthalat-Weichmacher

Auch Phthalate können der Gesundheit schaden. Sie wirken wie Hormone und können das Hormonsystem des Menschen beeinflussen, so das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR). Vor einigen Phthalaten warnen Expert:innen besonders – Politiker:innen haben bestimmte Stoffe daraufhin bereits eingeschränkt oder ganz verboten. Doch auch für die Umwelt stellen Phthalate eine Gefährdung dar, zum Beispiel wenn diese über Organismen ausgeschieden und so über den Klärschlamm auf die Felder und in den Boden gelangen.

Laufräder
Laufräder sind oft mit gesundheitsgefährdenden Schadstoffen belastet. Nur wenige Modelle schneiden gut im Test ab. (Foto: CC0 / Pixabay / Jiricek72)

Flamm­schutz­mittel

Ähnlich wie bei PAK beschreibt das UBA eine Reihe von problematischen Umwelt- und Gesundheitseigenschaften von Flammschutzmitteln. „Besonders einige der halogenierten Flammschutzmittel zeichnen sich durch gesundheits- und umweltgefährliche Eigenschaften sowie hohe ⁠Persistenz⁠ und Anreicherung in der Umwelt aus“, so das Umweltbundesamt. Es kann sogar zur Ausbildung von Dioxin und Furan kommen, die beide ebenfalls gesundheits- und umweltschädlich sind.

Nur wenige gute Modelle

Viele Modelle erhielten keine Empfehlung seitens Stiftung Warentest. Doch einige wenige Laufräder bewerteten die Tester:innen mit „gut“. Dabei handelt es sich um nur zwei Modelle**, wobei nur eines der beiden „gut“ bei der Handhabung abschnitt:

  • Puky LR Light
    Kaufen: circa 150 Euro bei Amazon, MyToys oder Otto.
  • Early Rider Superply Bonsai 12“
    Kaufen: circa 180 Euro bei eBay

Ein günstigeres Laufrad ist das als „befriedigend“ bewertete Bandits & Angels Starter für 56 Euro. Das Verbraucherportal empfiehlt das Modell, jedoch mit Einschränkungen, wie die Testergebnisse zeigen.

Schadstoffe: kein neues Problem bei Laufrädern

Bereits 2018 stieß Stiftung Warentest in der Untersuchung einiger Laufräder auf hohe Schadstoffbelastung einzelner Modelle. Damals waren 11 von 15 Modellen mangelhaft. Das Problem war also seit Längerem bekannt und dennoch mussten auch in diesem Jahr die Tester:innen hohe Schadstoffwerte feststellen – sogar bei einem Großteil der geprüften Modelle. Drei Modelle** erhielten 2018 das Testurteil „gut“:

  • Puky Laufrad LR1
    Kaufen: ca. 73 Euro bei Amazon, Babymarkt oder Mytoys.
  • BTwin Runride 100
    Kaufen: ca. 35 Euro bei Decathlon
  • Kettler Speedy 10“
    Kaufen: ca 40 Euro bei eBay

Stiftung Warentest hatte laut eigenen Angaben die Hersteller in der Vergangenheit auf die hohe Menge an Schadstoffen in deren Produkten hingewiesen, doch nur wenige der Firmen schienen einsichtig. Ihr Argument: Da die Laufräder erst für Kinder ab 3 Jahren seien, gelten nicht besonders strenge Richtlinien hinsichtlich der Schadstoffbelastung. (Aus Elternsicht ist dieses Argument sicher kaum valide.) Einige Anbieter sahen keinen Handlungsbedarf, andere wiederum reagierten auf die Testergebnisse, wie Stiftung Warentest im aktuellen Test berichtet.

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