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Chemische vs. mineralische Sonnencreme: Welche solltest du kaufen?

chemische mineralische sonnencreme
Foto: CC0 / Unsplash/ kevin turcios

Jeden Sommer stehst du wieder vor der Entscheidung, chemische oder mineralische Sonnencreme zu kaufen – und kennst nie so recht den Unterschied? Wir erklären, worauf es ankommt.

Zuallererst: Zwischen chemischer und mineralischer Sonnencreme zu unterscheiden, mag etwas irreführend sein. Denn natürlich ist auch in mineralischer Sonnencreme „Chemie drin“ – auch Mineralien sind chemische Stoffe. Im Fall von Sonnencreme ist das zum Beispiel Zinkoxid oder Titandioxid. Welche zwei Typen von UV-Filtern in Sonnencreme man tatsächlich unterscheiden kann, sind

  • solche, die in die Haut eindringen, Sonnenstrahlen dort einfangen und in Wärme umwandeln („chemisch“) und
  • solche, die auf der Hautoberfläche verbleiben und die Sonne durch kleine Partikel von dort ablenken („mineralisch“)

Eigentlich müsste man also laut Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) zwischen löslichen und unlöslichen Sonnenfiltern unterscheiden: Die einen dringen in die Haut ein, die anderen bleiben auf der Oberfläche in der Creme.

Wie funktionieren chemische und mineralische Sonnencremes?

Der Unterschied zwischen chemischer und mineralischer Sonnencreme liegt in den verwendeten UV Filtern und deren Wirkungsweise.
Der Unterschied zwischen chemischer und mineralischer Sonnencreme liegt in den verwendeten UV Filtern und deren Wirkungsweise. (Foto: CC0 / Pixabay / dimitrisvetsikas1969)

Die beiden Arten von Sonnencreme funktionieren also auf fundamental unterschiedliche Weise, weshalb sie andere UV-Filter verwenden:

  • Die löslichen Filter gehen in die Haut, nehmen die UV-Strahlung dort auf und geben sie als energieärmere, langwelligere Wärmestrahlung wieder ab. Solche Filter sind zum Beispiel Derivate von Campher, Salicylsäure oder Zimtsäure, verbreitet sind dabei die umstrittenen Stoffe Octocrylen und Homosalat.
  • Die unlöslichen Filter reflektieren die UV-Strahlung direkt von der Oberfläche der Haut aus. Sie sind in Form von kleinen Partikeln in Sonnencreme enthalten. Besonders viel genutzt werden Titandioxid und Zinkoxid.

Wichtig: Die löslichen Filter nennt man neben „chemisch“ auch „organisch“ – das könnte verwirrend werden! Die nicht löslichen, mineralischen Filter sind hingegen anorganisch.

Kritikpunkte bei löslichen UV-Filtern

Einige lösliche, also „chemische“ UV-Filter stehen im Verdacht, im Körper wie Hormone zu wirken und/oder schädlich für die Umwelt zu sein – vor allem natürlich für Wasserorganismen.

Den UV-Filter 3-Benzylidencampher (3-BC) hat die EU deshalb seit 2016 als Kosmetikwirkstoff verboten.

Öko-Test wertet seit Jahren andere gängige chemische UV-Filter in Tests ab und erklärt warum:

  • Octocrylen: Sein Zerfallsprodukt, Benzophenon, gilt als wahrscheinlich krebserregend. Je länger eine solche Sonnencreme gelagert wird, desto mehr Benzophenon ist tendenziell enthalten. Außerdem wurde in Studien gezeigt, dass der Stoff sich hormonell auf Wassertierchen auswirken kann.
  • Homosalat: Tierversuche legen nahe, dass es organschädigend sein könnte. In der EU ist in Sonnencremes ein Vielfaches von dem, was das EU-Bewertungsgremium SCCS empfiehlt, an Homosalat erlaubt.
  • Ethylhexylmethoxycinnamat könnte für das Korallensterben mitverantwortlich sein. Eine Studie aus dem Jahr 2016, auf die Öko-Test sich bezieht, schätzt, dass jährlich über 10.000 Tonnen Sonnencreme in der Nähe von Korallenriffen ins Meer gelangen. In einigen Inselstaaten und Urlaubsgebieten am Meer ist der Verkauf von Sonnencreme mit dem Stoff deshalb schon verboten.
  • Benzophenon-3 entsteht aus Benzophenon, das wiederum aus Octocrylen entsteht. Es soll laut Studien zur Korallenbleiche beitragen, indem es das Erdgut der dafür wichtigen Tiere schädigt.

Zusätzlich: Alle diese Filter stehen im Verdacht, hormonaktiv zu wirken. Wie genau sie sich langfristig auf den Körper auswirken, ist also nicht vollständig geklärt.

Kritik an mineralischer Sonnencreme

Chemische Sonnencreme zieht ein, mineralische nicht – deswegen weißelt sie.
Chemische Sonnencreme zieht ein, mineralische nicht – deswegen weißelt sie. (Foto: CC0 / Unsplash / luana niemann)

Warum greifen dann nicht gleich alle zur mineralischen Sonnencreme? Auch hier gibt es Nachteile:

1. Mineralische Sonnencreme weißelt manchmal: Weil die mineralischen Filter nicht in die Haut eindringen, sondern eine Barriere auf der Haut bilden, sorgt die dadurch entstehende Reflexion oft dafür, dass das Gesicht weiß erscheint. Je höher der Lichtschutzfaktor, desto stärker dieser Effekt. Im oben verlinkten Ratgeber erfährst du, was du dagegen tun kannst. Denn es gibt auch getönte mineralische Sonnencremen oder solche mit winzigsten Partikeln – dazu aber mehr bei Punkt 2.

2. Einer der beiden gängigen mineralischen UV-Filter, Titandioxid, ist umstritten. Denn er steht im Verdacht, beim Einatmen krebserregend zu sein. Es ist also in Kosmetika weiterhin erlaubt, weil man diese ja nicht inhaliert, kann aber bei Sonnensprays zum Problem werden: Dort ist der Stoff normalerweise als winzige Nanopartikel beigemischt, die ganz leicht beim Sprühen eingeatmet werden könnten. Lies hier mehr dazu:

Ob mineralisch oder chemisch: Worauf es beim Sonnenschutz wirklich ankommt

Beide Arten haben also ihre Vor- und Nachteile. Wer sich nicht eincremt, weil die Creme weißelt und sich dann einen Sonnenbrand im Gesicht holt, der hätte vielleicht lieber zur chemischen Sonnencreme gegriffen.

Wenn du mit alter Sonnencreme – zum Beispiel vom Vorjahr – einem Sonnenbrand vorbeugen möchtest, ist wichtig zu wissen: Chemische UV-Filter können mit der Zeit zu krebserregenden Stoffen zerfallen. Bei mineralischen Filtern ist das nicht der Fall, aber die Sonnencreme kann mit der Zeit an Wirksamkeit verlieren. Auf den Lichtschutzfaktor von einer älteren physikalischen Sonnencreme solltest du dich also nicht unbedingt verlassen.

In unserer Bestenliste empfehlen wir nur mineralische Sonnencremes, die auch ein Naturkosmetik-Siegel tragen.

Fazit: Am wichtigsten ist ausreichender Sonnenschutz, und dabei steht nicht im Vordergrund, ob die UV-Filter chemisch oder mineralisch wirken. Achte deshalb unbedingt auf Folgendes:

Achte beim Kauf aber möglichst auf mineralische Bio-Sonnencreme ohne Nanopartikel oder herkömmliche Sonnencremen ohne bedenkliche Inhaltsstoffe.

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