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Mogelpackung 2015: bebe Zartcreme, Tassimo Latte macchiato classico, Heinz Curry Ketchup

Mogelpackung: Rechts ist weniger drin.
Foto: Verbraucherzentrale Hamburg

Shampoo-Flaschen schrumpfen, Schokoriegel werden kürzer und Inhaltsstoffe verändern sich bedenklich ohne Hinweis: Industrie und Supermärkte versuchen immer wieder, uns mit Mogelpackungen für dumm zu verkaufen – jetzt kannst du den Titel „Mogelpackung des Jahres“ vergeben.

Von einer Mogelpackung spricht man, wenn nicht das drin ist, was drauf steht – oder plötzlich etwas anderes oder weniger drin ist als bisher, ohne dass der Kunde es bemerkt. So verstecken mal die Industrie, mal der Handel Preiserhöhungen, manchmal geht sogar beides Hand in Hand.

Illegal ist das nicht, gut finden müssen wir das dennoch nicht. Die Verbraucherzentrale Hamburg schreibt für solche Fälle monatlich die „Mogelpackung des Monats“ aus und schlug für 2015 entlarvte Produkte vor, die der Verbraucher zur „Mogelpackung des Jahres“ küren kann.

So mogeln Hersteller und Supermärkte

Die Liste der allein 2015 kritisierten Produkte liest sich wie ein Who’s who alltäglicher Supermarktkäufe – hier einige Beispiele:

25% Schwund bei Zahnpasta – dank Mogelpackung kaum zu merken
25% Schwund bei Zahnpasta – dank Mogelpackung kaum zu merken (Foto: Verbraucherzentrale Hamburg)
  • Colgate Dentagard verringerte den Inhalt einer Tube Zahnpasta von 100 auf 75 Milliliter. Mehr noch: Während die 100 ml noch auf der Vorderseite der Tube kommuniziert wurden, verschwand die Mengenangabe „75 ml“ bei der Mogelpackung auf die Rückseite der Tube ins Kleingedruckte. Der Hersteller sparte 25% Zahnpasta – dem Verbraucher im Laden wurde meist der gleiche Preis genannt.
  • Heinz Ketchup reduzierte 2015 den Inhalt seiner Flaschen von 500 auf 400 ml; je nach Verkaufspreis im Supermarkt entstand durch diese Mogelpackung laut Verbraucherzentrale Hamburg eine versteckte Preiserhöhung um bis zu 28 Prozent.
  • Twix brachte eine Sonderedition seines Schokoriegels heraus: Die Schokolade war weiß, zugleich schrumpfte das Gewicht einer Packung von 50 auf 46 Gramm. Mars ging den umgekehrten Weg und bot im (Mogel-) Großpack 6 statt 5 Schokoriegeln, erhöhte aber den Preis so, dass dabei der Grundpreis pro Kilo klammheimlich um satte 16% stieg.
  • Lidl verpackte seine – ohnehin absurden – Kaffeekapseln derart aufwändig, dass am Ende in einer Mogelpackung, die ähnlich groß wirkte wie eine 500-Gramm-Packung gemahlener Kaffee, nur 52 Gramm Kaffee steckten; und dafür fielen dann auch noch 60 Gramm Verpackung an. Bei Senseo maß man sogar 62 Gramm Verpackung. Bei Tassimo fiel auf, dass die Milch plötzlich zu etwas Milchartigem wurde…
Auch komisch: aus Vollmilch(konzentrat) wird 'irgendwas mit Milch'…
Auch komisch: aus Vollmilch(konzentrat) wird ‚irgendwas mit Milch’… (Bild: Verbraucherzentrale Hamburg)
  • Bebe Kindercreme veränderte gleich mehrere Packungen auf einmal: 250 ml wurden zu 150 ml, 75 ml zu 50 ml und 30 ml zu 25 ml. Bei einigen Größen wurde der Preis vom Handel ein wenig reduziert – aber nicht im gleichen Ausmaß wie die Verringerung des Inhalts. Oder anders: Die Produkte wurden für den Kunden scheinbar etwas billiger, aber nur, weil die Mogelpackungen erheblich weniger enthielten. Der Schwund war schwer zu entdecken: Der Hersteller reduzierte die Dosenhöhe – der Durchmesser hingegen blieb meist gleich. Und: Der wichtige Hinweis „ohne Konservierungsstoffe“ verschwand klammheimlich; wer die Creme genau aus diesem Grund verwendete, dürfte dieses fatale Signal nicht mitbekommen haben.
  • Maggi änderte zahlreiche Produkte: Bei der Spargelsuppe waren nur noch 3 statt 4 Teller enthalten (immerhin mit jetzt fast einem ganzen Gramm Spargelpulver pro Teller Suppe), bei den Spaghetti Carbonara verschwand der Schinken aus der Packung und muß nun selbst gekauft werden (was zwar auch irgendwie sinnvoll sind, aber noch besser wäre eben, die Soße ohne Maggi einfach selbst zu machen), bei der Spaghetti Bolognese wurden aus 45 Gramm Inhalt für 300 ml Wasser 38 Gramm für 250 ml Wasser.

Die Mogelpackung des Jahres

Fünf der vielen Mogelpackungen, mit denen Hersteller ihre Kunden im Jahr 2015 besonders getäuscht haben (Liste als PDF), waren für die Wahl zur „Mogelpackung des Jahres“ nominiert. Bis zum 22. Januar 2016 konnten Verbraucher auf der Internetseite der Verbraucherzentrale Hamburg unter www.vzhh.de abstimmen und entscheiden, welches Produkt die wenig schmeichelhafte Auszeichnung „Mogelpackung des Jahres“ für das zurückliegende Jahr 2015 erhalten sollte.

Gesucht: die Mogelpackung des Jahres.
Gesucht: die Mogelpackung des Jahres. (Bild: Verbraucherzentrale Hamburg)

„Die nominierten Produkte haben wir aus zahlreichen Verbraucherbeschwerden im Jahr 2015 ausgewählt, weil die versteckte Preiserhöhung bei ihnen entweder sehr dreist oder ausgesprochen raffiniert umgesetzt wurde“, erläutert Armin Valet von der Verbraucherzentrale Hamburg. Sie fordert außerdem eine Transparenzplattform, auf der Hersteller Füllmengenreduzierungen vorab veröffentlichen müssen, damit die Verschleierungstaktiken ein Ende haben. Das fänden auch wir gut!

And the winner is:

  • Die Bebe Zartcreme von Johnson & Johnson ist Mogelpackung des Jahres 2015. Das haben 26.132 Verbraucherinnen und Verbraucher entschieden, die vom 4. bis 22. Januar 2016 bei der Online-Abstimmung mitgemacht haben und das Produkt mit einem Ergebnis von 32,6 Prozent unter fünf Kandidaten zum Sieger kürten.
  • Auf dem zweiten Platz landete mit 25,4 Prozent das Kaffeegetränk Tassimo Latte macchiato classico von Jacobs Douwe Egberts.
  • Den dritten Rang erreichte mit 20,2 Prozent die Kopfsteherflasche Curry Ketchup von Heinz.
  • Alle Details hier.

Ist euch bei euren alltäglichen Einkäufen auch schon mal eine Mogelpackung aufgefallen? Nennt uns eure spannendsten Beispiele in den Kommentaren!

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