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Europa erwärmt sich besonders schnell – Rockström warnt vor Teufelskreis

Europa erwärmt sich besonders schnell - Rockström warnt vor Teufelskreis
Screenshot: Bundespressekonferenz / YouTube / Jung & Naiv

Eine Studie warnt: Europa erwärmt sich in der Klimakrise besonders schnell. In den letzten 30 Jahren ist die Temperatur um 1,5 Grad gestiegen. Professor Johan Rockström warnt vor einem Teufelskreis.

In Europa sind die Temperaturen in den vergangenen 30 Jahren mehr als doppelt so schnell gestiegen wie im globalen Durchschnitt. Das berichtete die Weltwetterorganisation (WMO) in Genf, die zusammen mit dem europäischen Erdbeobachtungssystem Copernicus in Reading am Mittwoch den Klimazustandsbericht Europa vorlegte.

Europa erwärmt schneller als andere Orte auf der Erde

Im Zeitraum 1991 bis 2021 seien die Temperaturen in Europa durchschnittlich um 0,5 Grad pro Dekade gestiegen. Sie steigen in der Arktis und in höheren nördlichen Breiten der Erde besonders schnell. Zudem erwärmt sich die Luft über Kontinenten im Schnitt rascher als über Ozeanen.

Die Alpengletscher hätten von 1997 bis 2021 rund 30 Meter ihrer Eisdicke verloren, heißt es in dem Bericht. Der Eisschild Grönlands schmelze und beschleunige den Anstieg des Meeresspiegels. Im Sommer 2021 wurde dort am höchsten Punkt auf gut 3200 Metern erstmals seit Beginn der Messungen in den 80er Jahren Regen statt Schnee registriert.

Prof. Dr. Johan Rockström, Direktor des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung, erklärte bei der Bundespressekonferenz am Donnerstag, dass sich Europa schneller als jeder andere Ort auf dem Planeten erwärmt. „Europa ist planetarisch Ground Zero in Bezug auf klimatische Folgen“, so der Wissenschaftler.

Globaler Süden überproportional betroffen

Folgt man der Argumentation, spüren die Menschen in Europa die Auswirkungen des Klimawandels nun in einer schnelleren Geschwindigkeit. Allerdings sind Länder im globalen Süden schon jetzt überproportional stark von den Auswirkungen des Klimawandels betroffen. Das zeigen exemplarisch die weltweite Naturkatastrophen in diesem Jahr.

Die schlimmste Dürre der letzten 40 Jahre am Horn von Afrika, aktuell hungern dort über 36 Millionen Menschen. Die Fluten in Pakistan forderten mehr als 1.000 Menschenleben und zerstörten wichtige Infrastruktur. In Nigeria befinden sich laut UNICEF rund 1,3 Millionen Menschen wegen Überschwemmungen auf der Flucht, über 600 Menschen verloren ihr Leben und über 200.000 Häuser wurden beschädigt oder vollständig zerstört.

Der Teufelskreis in der Klimakrise

Laut Klimawissenschaftler Rockström gebe es eine Kettenreaktion von der Erderwärmung bis zu sozialen Unruhen. Weltweit hat sich die Temperatur um 1,2 Grad Celsius erwärmt, was dem Klimaforscher zufolge die wärmste Temperatur seit der letzten Eiszeit vor 12.000 Jahren sei. Die Arktis erwärmt sich, was sich wiederum auf den polaren Jetstream auswirkt. Dieser Reguliert Hitzewellen, Hochwasser, Dürren sowie Waldbrände in Europa. Daraus ergibt sich Rockström zufolge ein Teufelskreis: Die Erde erwärmt sich, das hat Einfluss auf die Arktis, das wiederrum schlägt auf den Erdzustand zurück mit verstärkten Wetterextremen. „Das hat direkte Auswirkungen auf unsere Gesundheit“, so Rockström.

Es gebe dem Klimaforscher zufolge mehr und mehr Beweise dafür, dass der Klimawandel Hitzewellen und Dürren verursachen, die Wasserknappheit auslösen und die Lebensmittelversorgung bedroht. Aus den daraus entstehenden Einbußen des Lebensunterhalts ergebe sich soziale Instabilität, die Menschen dazu bewegt ihre gewohnte Umgebung zu verlassen.

Der Einsatz von fossilen Brennstoffen und die damit verbundene Luftverschmutzung sei laut dem Wissenschaftler verantwortlich für den Tod von 100.000 Menschen im Jahr. Wenn dann noch die Todesfälle primär aufgrund der Hitze dazugezählt werden, seien es 25 Prozent der gesamten Übersterblichkeit während der Corona-Pandemie.

Deutschland muss beim Klimaschutz vorangehen

Die WMO lobt aber die Europäische Union als Vorzeigeregion in Sachen Eindämmung des Treibhausgasausstoßes. In der EU sei der Ausstoß von 1990 bis 2020 um 31 Prozent gesunken. „In Europa erleben wir live, wie die Welt sich erwärmt und dies zeigt uns, dass selbst gut vorbereitete Gesellschaften nicht vor den Auswirkungen extremer Wetterereignisse sicher sind“, sagte WMO-Chef Petteri Taalas.

Klimaforscher Rockström betont, dass jährlich Emission um fünf bis sieben Prozent reduziert werden müssen. Deutschland mache ihm zufolge nicht genug. Zwar liege es an allen Ländern, dennoch sollte seiner Meinung nach Deutschland als Vorbild in der Europäischen Union vorangehen. „Wir brauchen die Energiewende, für gesunde Menschen auf einem gesunden Planeten“, so der Wissenschaftler.

Mit Material der dpa

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