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Studie: Mehr Parasiten in Lachs – warum das auch eine gute Nachricht ist

Studie: Mehr Parasiten in Lachs - warum das auch eine gute Nachricht ist
Foto: CC0 Public Domain - Pexels/ Pixabay (Symbolbild)

US-Forscher:innen haben Dosenlachs aus den Jahren 1979 bis 2019 untersucht und festgestellt: Der Befall mit Parasiten hat über die Jahre teils zugenommen. Darin sehen die Studienautor:innen auch eine gute Nachricht – nicht nur für Lachse.

Was haben Würmer im Lachs mit dem Zustand des Ökosystems Meer zu tun? Eine US-amerikanische Studie sieht Zusammenhänge auf Basis von teils über 40 Jahre altem Dosenlachs. Sie wurde im Fachjournal Ecology and Evolution veröffentlicht.

Die Befunde deuten darauf hin, dass Nematoden in bestimmten Lachsarten wieder zunehmen. Nematoden sind Fadenwürmer, welche die Fische über die Nahrung aufnehmen. Sie können bei Menschen Übelkeit, Erbrechen und Bauchkrämpfe zur Folge haben, wie das Bundeszentrum für Ernährung (BZfE) schreibt – durch Tiefgefrieren oder Erhitzen des Fisches sterben sie allerdings ab.

Wenn mehr Lachse mit Parasiten befallen sind, kann das negative Folgen haben. Die Forschenden erwähnen etwa mehr Infektionen und allergischen Reaktionen bei Menschen. Auch für Lachse stellt eine Infektion eine Belastung dar – zudem sind Bestände aktuell ohnehin gefährdet durch höhere Wassertemperaturen, mehr Niederschläge, Schiffskollisionen, Fischerei und viele weitere Faktoren.

Doch die Studienautor:innen sehen auch etwas Gutes in dem Trend – nämlich einen Hinweis darauf, dass sich ein zuvor stark ausgebeutetes Ökosystem erholt. „Parasiten können als Indikator für die Gesundheit des Ökosystems dienen, da reichlich vorhandene und gesunde Wirtspopulationen notwendig sind, um Parasitenpopulationen zu unterstützen“, heißt es in der Studie. 

178 Dosen Fisch seit 1979 – über die Hälfte enthielt Parasiten

Das Team um Natalie Mastick von der University of Washington in Seattle hat Dosenlachs untersucht, der in den Jahren 1979 bis 2019 verarbeitet wurde. Diesen stellte die „Seafood Products Association“ zur Verfügung – eine Industrievereinigung in Seattle, die an der Studie mitgearbeitet hat. Sie hatte die Dosen zur Qualitätssicherung aufbewahrt – die Forschenden konnten den Fisch darin auf Nematoden untersuchen.

Sie konzentrierten sich dabei auf Anisakidae-Fadenwürmer, die Lachsfische oft als Zwischenwirte befallen. Die Endwirte sind Meeressäuger, welche den Lachs verzehren – zum Beispiel nördliche Bärenrobben, Seehunde, Buckelwale, und Bristol Bay Belugas.

Beim Dosenlachs handelte es sich um vier verschiedene Lachsarten (Hundslachs, Silberlachs, Buckellachs und Rotlachs), die im Nordostpazifik gefischt wurden, nahe Alaska. Die Forschenden sezierten den Fisch aus den 178 Dosen und zählten die darin enthaltenen Würmer pro Gramm Lachsgewebe.

Das Ergebnis: Die Hälfte der Dosen enthielt Anisakidae-Nematoden. Die Belastung nahm mit Alter der Dosen bei Hundslachs und Buckellachs ab, während es bei Rotlachs und Silberlachs keine Veränderungen gab. Sie vermuten, dass die Unterschiede auf Beutepräferenzen und verschiedene Parasitenarten zurückzuführen sind.

Wieso nehmen Fadenwürmer in Lachs zu?

Mit den Jahren enthielten einige der untersuchten Lachsarten also wieder mehr Fadenwürmer. Das Team um Natalie Mastick führt den Effekt darauf zurück, dass die Populationen von verschiedenen Endwirtarten für Anisakidae-Fadenwürmer um Alaska wieder zunehmen.

Meeressäugetiere sind seit den 1970er Jahren geschützt – auch in Alaska. Der Marine Mammal Protection Act verbot unter anderem, die Tiere in den USA zu fangen, zu jagen, zu töten oder zu belästigen. Wie die Forschenden in der Studie schreiben, haben sich viele Populationen seitdem erholt. Ähnliches habe man in der Ostsee beobachtet:  Als hier Kegelrobbenbestände zunahmen, waren auch Dorsche zunehmend mit bestimmten Parasiten befallen.

Die Wissenschaftler:innen erklären das Phänomen wie folgt: Junglachse verbringen einige Zeit nahe der Küstenregionen und Flussmündungen von Alaska, die auch von Meeressäugern genutzt werden, zum Beispiel von Belugas und Buckelwalen. Sind die Populationen hoch, sind mehr Anisakidae-Fadenwürmer, in der Umwelt vorhanden, und das Infektionsrisiko steigt. Die Nematoden sind zudem widerstandsfähig gegenüber warmen Temperaturen – also könnte auch der Klimawandel zum Trend in den Fischproben beitragen.

Verwendete Quellen: Ecology and Evolution, BZfE

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