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Verbraucherzentrale checkt Supermärkte: Warum der Stückpreis ausgedient hat

Stückpreis
Foto: CC0 / Pixabay / ElasticComputeFarm

Die Äpfel sind unterschiedlich groß, kosten aber exakt dasselbe: Bei Obst und Gemüse wird oft nach Stückpreis berechnet. Ein Modell, das Supermärkte künftig überdenken sollten.

Egal, wie groß ein Kohlrabi, Blumenkohl oder Brokkoli ist – in vielen Supermärkten oder Bioläden kosten unterschiedliche Exemplare gleich viel. Sie werden also nach Stückpreis verkauft. Das fand die Verbraucherzentrale bei ihrem bundesweiten Marktcheck heraus. Sie nahm bei der Stichprobe zwölf Supermärkte, elf Discounter und zwei Bio-Märkte unter die Lupe. Dabei überprüfte sie, ob die Märkte besonders reifes Obst oder Gemüse vergünstigt abgaben, Obst und Gemüse der Güteklasse II ins Angebot setzten, Blattwerk mitverkauften – und eben, ob nach Stückpreis berechnet wurde oder nicht.

Ziel des Marktenchecks war es, Schnittstellen zwischen Konsument:innen und Handel zu finden, bei denen es zu Lebensmittelverschwendung kommen kann. Der Stückpreis spielt in dieser Hinsicht eine große Rolle. 

Was ist so problematisch am Stückpreis?

Kohlrabi variiert stark in der Größe.
Kohlrabi variiert stark in der Größe.
(Foto: CC0 / Pixabay / Couleur)

Werden Obst und Gemüse nach Stückpreis verkauft, erfordert das natürlich Produkte, die ungefähr gleich groß und gleich schwer sind. Entsprechen Kohlrabis oder Äpfel nicht der erforderlichen Mindestgröße, schaffen sie es oft nicht in den Handel. Also wird viel Gemüse und Obst aussortiert. Diese Ware wird entweder anders verwertet oder vernichtet. Dasselbe gilt oft auch für krumme oder schief gewachsene Produkte.

Verkaufen Supermärkte Obst und Gemüse nach Stückpreis, entsteht aber noch ein weiteres Problem. Beim Einkaufen greifen viele Kund:innen natürlich zum größeren Produkt. Schließlich wollen sie ja auch etwas haben für ihr Geld. Das übersteigt allerdings meistens ihren tatsächlichen Bedarf. Die Folge: Sie können oft nicht alles verwerten, ein Teil wird schlecht oder landet im Müll. Kleinere, und auf die Größe bezogen teure Exemplare bleiben dafür im Laden liegen und werden dort oft schlecht. Gerade bei Kohlrabi und Eisbergsalat waren laut der Verbraucherzentrale die Größenunterschiede am ausgeprägtesten.

Das fordert die Verbraucherzentrale

Beim normgerechten Anbau kommen oft Pflanzenschutz- und Düngemittel zum Einsatz.
Beim normgerechten Anbau kommen oft Pflanzenschutz- und Düngemittel zum Einsatz.
(Foto: CC0 / Pixabay / silviarita)

Um dieser Lebensmittelverschwendung vorzubeugen, fordert die Verbraucherzentrale, Gemüse und Obst in unterschiedlichen Größen anzubieten. Diese Waren sollten dann unbedingt nach Gewicht und nicht nach Stückpreis verkauft werden. Der Stückpreis hätte also ausgedient. Ohne ihn hätten Kund:innen die Möglichkeit, nur für die Menge zu zahlen, die sie auch tatsächlich brauchen. Zuhause würde dann im Idealfall nicht zu viel im Müll landen und in den Filialen würde die Zahl der Ladenhüter abnehmen. 

Außerdem sollte der Einzelhandel nach Ansicht der Verbraucherzentrale auch Obst und Gemüse anbieten, das nicht den herkömmlichen Anforderungen an Ästhetik, Größe und Gewicht entspricht. So ließe sich Lebensmittelverschwendung zusätzlich vorbeugen. Das gilt auch für Gemüse und Obst der Klasse II, die meistens weniger schön aussehen. An Geschmack und Qualität ändert das Aussehen der krummen oder kleinen Produkte aber nichts. 

Was viele nicht bedenken: Lebensmittelverschwendung wirkt sich auch auf das Klima aus. Denn gerade der Transport verbraucht viel CO2 – vor allem, wenn die Ware aus weit entfernten Ländern kommt. Wird das importierte Obst und Gemüse dann nicht gegessen, war dieser Aufwand umsonst. Und auch der Anbau von normschönem und großem Gemüse belastet das Klima. Damit die einzelnen Exemplare groß genug werden, kommen oft chemische Pflanzenschutz- und Düngemittel zum Einsatz. Mehr Natürlichkeit im Supermarktregal ist also gut für Umwelt und Klima. Mehr Informationen dazu findest du in der Broschüre des Umweltbundesamts

Lebenmittelverschwendung vermeiden: Das kannst du tun

Verwerte alles, um Lebensmittelverschwendung zu umgehen.
Verwerte alles, um Lebensmittelverschwendung zu umgehen.
(Foto: CC0 / Pixabay / silviarita)

Natürlich spielen auch Kund:innen eine Rolle dabei, Lebensmittelverschwendung vorzubeugen und einen Wandel im Einzelhandel einzuläuten, damit der Stückpreis abgeschafft wird. Folgendes kannst du tun:

  • Entscheide dich beim Einkaufen für Gemüse und Obst, das optisch und von der Größe her nicht der Norm entspricht. Nur wenn es eine steigende Nachfrage für diese Produkte gibt, schaffen es auch immer mehr kleinere und krummere Exemplare in die Filialen. 
  • Erkundige dich beim Einkaufen nach Lebensmitteln, die nicht der Norm entsprechen. Oder frage nach Gemüse und Obst, das nicht nach Stückpreis angeboten wird. Auch dadurch wird klar, dass sich die Wünsche der Konsument:innen ändern. 
  • Verwerte deinen gesamten Einkauf. Ist der Brokkoli recht groß, kannst du vielleicht aus dem Rest eine Brokkolisuppe kochen und diese einfrieren. Oder du kannst die Hälfte des Eisbergsalats vielleicht an Nachbar:innen, Familienmitglieder oder Freund:innen weitergeben.  

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