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„Was kam, hat mich erschreckt“: ZDF-Journalist spricht über Interview-Eklat

"Was kam, hat mich erschreckt": ZDF-Journalist spricht über Interview-Eklat
Foto: Screenshot ZDF / Markus Lanz

Ein ZDF-Interview mit Katars WM-Botschafter wurde abrupt abgebrochen. Der Grund: Khalid Salman wollte über Homosexualität sprechen. Nun äußert sich der Journalist Jochen Breyer bei Markus Lanz zu dem Vorfall – und den Gesprächen in einer „Männerrunde“ in Katar.

In der ZDF-Talkrunde bei Markus Lanz hat am Dienstagabend der Journalist Jochen Breyer über seine Dokumentation „Geheimsache Katar“ gesprochen. Im Vorfeld hatte das Heute Journal einen Ausschnitt der Doku veröffentlicht, die hinter die Kulissen des WM-Gastgebers blickt. Darin bezeichnete der WM-Botschafter Khalid Salman Homosexualität als „geistigen Schaden“. Ein Pressesprecher des WM-Organisationskomitees hatte daraufhin das ZDF-Interview abgebrochen.

Angesprochen auf seine Recherchen im Wüsten-Emirat, erklärt Breyer bei Lanz, dass sich das Klischee bestätigt habe, Katarer hätten einen „zweifelhaften Blick auf Homosexualität und Frauenrechte“. In einer „Männerrunde“, in der auch Salman anwesend war, hat der Journalist über jene Themen gesprochen.

„Was da kam, hat mich schon erschreckt“, so Breyer. In der Dokumentation selbst ist unter anderem zu sehen, wie Homosexualität als „sündhaft“ bezeichnet wird – und einer der Männer Frauen mit Süßigkeiten vergleicht. Sie sollten, so der Mann mit dem Breyer in die Diskussion geht, ihre Körper vollständig verhüllen – eine verpackte Süßigkeit würde man einer geöffneten schließlich auch vorziehen. Breyer merkt an, dass dieser Vergleich unzulässig sei. Auch sei ein Leben einer Frau nach Ansicht des Bekannten des WM-Botschafters am besten zu Hause aufgehoben.

Die Doku „Geheimsache Katar“ läuft am 08. November um 20.15 Uhr im ZDF.
Khalid Salman im Gespräch mit Jochen Breyer. Die Doku „Geheimsache Katar“ lief am 08. November um 20.15 Uhr im ZDF. (Foto: Screenshot ZDF)

Salman sei, so Breyer bei Lanz, explizit vom WM-Organisationskomitee als Gastgeber für die Dokumentation vermittelt worden. Umso überraschter war der Journalist, als Salman sich nicht an Katars Sprachregelung gehalten hat. Diese lautet: Alle sind im Emirat willkommen, sie müssen sich nur an die Regeln halten. Übersetzte bedeutet das: In Katar ist Homosexualität per Gesetz verboten; ergo: Queere Menschen nicht erwünscht.

„Es war ein Moment der Wahrhaftigkeit. Die Fassade ist in dem Moment gebröckelt“, sagt Breyer mit Blick auf das abgebrochene Interview durch den Pressesprecher des Komitees. Bislang duckt sich die Fifa, der Weltfußballverband, vor den gesellschaftlichen Missständen im Land weg, so Breyer weiter.  

Von einem jetzigen Boykott hält der Journalist allerdings nichts. „Wir müssen hingucken und die schmutzigen Ecken ausleuchten.“

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