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Benecke: Wer weiter auf tierische Produkte setzt, hat „den Knall nicht gehört“

Mark Benecke wird deutlich: "Haben den Knall nicht gehört"
Foto: Screenshot YouTube / Mark Benecke

Der Biologe Mark Benecke wird bei einem Vortrag über die Klimakrise und das Artensterben deutlich: Menschen müssten anfangen, sich rein pflanzlich zu ernähren. Wer weiterhin auf tierische Produkte setzt, habe „den Knall nicht gehört“.

4500 Hitzetote vergangenes Jahr in Deutschland, mindestens 15.000 laut Weltgesundheitsorganisation (WHO) in Europa. Und die Erde erwärmt sich weiter. Vergangenen Sommer erlebten Menschen weltweit zum Teil extreme Hitze, Dürre, Überschwemmungen und Waldbrände. Der Weltklimarat IPCC warnt: Das 1,5-Grad-Ziel – also die Begrenzung der Erderwärmung auf 1,5 Grad im Vergleich zum vorindustriellen Niveau – könnte schon in den frühen 2030er Jahren verfehlt werden. Die weltweiten CO2-Emissionen müssten bis 2030 um 48 Prozent gegenüber 2019 sinken, um das Ziel zu erreichen, heißt es im IPCC-Synthesebericht, der im März veröffentlicht wurde.

Es ist inzwischen wissenschaftlicher Konsens, dass die Menschheit handeln muss. Forscher:innen, die sich mit dem Klimawandel auseinandersetzen, werden immer deutlicher in ihrer Kommunikation. Einer von ihnen ist der Biologe und Insekten-Experte Mark Benecke.

Anfang Mai war Benecke als Redner bei einer Veranstaltungsreihe der nordrhein-westfälischen Stadt Sankt Augustin in Kooperation mit der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg zu Gast. Im Mittelpunkt der Veranstaltungswoche stand „das Thema Nachhaltigkeit“, über das auch Benecke während der Eröffnungsveranstaltung referieren sollte. Der Biologe nahm seinen Auftritt zum Anlass, mit deutlichen Worten auf die aktuelle Lebensmittelproduktion einzugehen, die den Klimawandel – und damit auch Wetterextreme – vorantreibt.

Artensterben und Klimakrise: Biologe Mark Benecke wird deutlich

Dabei erklärte Benecke: „Wenn Sie sagen, ich verwende weiter Quark, und Eier und Jogurt und Milch, dann haben Sie den Knall nicht gehört.“ Ein Ausschnitt des Vortrags wurde kürzlich auf Twitter mit den Worten „Mark Benecke on fire!“ geteilt. Der ganze Vortrag ist auf YouTube zu finden.

Aber der Reihe nach. Benecke wartete mit Daten auf, die schon länger bekannt sind. Etwa, dass 80 Prozent der weltweiten Soja-Ernte als Futtermittel in Tiertrögen landen. Gleichzeitig warnte er vor Risiken, die dafür genutzten Flächen einfach in Mais- oder Soja-Monokulturen für den menschlichen Verzehr umzufunktionieren. Schließlich schade der Anbau ausschließlich einer Nutzpflanzenart über mehrere Jahre hinweg den „biologischen Netzen“ in der Erde, so Benecke. Die Trockenheit, wie sie die Landwirtschaft auch in Deutschland plagt, ist dem Experten zufolge also nur ein weiteres Problem von vielen. „Ohne Würmer haben wir niemanden, der die Erde für uns gratis bearbeitet“, erklärte Benecke exemplarisch mit Blick auf das Arten- und Insektensterben sowie den wissenschaftlich gesicherten Biodiversitätsverlust.

Das Potenzial pflanzlicher Proteine

Benecke, selbst Veganer, verwies in seinem Vortrag auf das Potenzial pflanzlicher Proteine. Sie würden nicht nur Tiere schützen, sondern auch weniger klimaschädliche Treibhausgase freisetzen. Landwirtschaft, so das Ergebnis einer 2022 in der Fachzeitschrift Nature erschienenen Untersuchung, stellt die Bedrohung schlechthin für Reptilien und Landwirbeltiere dar. Auf Platz zwei liegt demnach die Urbanisierung, worunter zum Beispiel die Versiegelung der Umwelt durch Stadtflächen fällt.

Allerdings, so Benecke, sollte der Anbau pflanzlicher Proteinquellen – neben der Vorsicht vor Monokulturen – mit der Verkleinerung landwirtschaftlicher Flächen einhergehen. Folgt man der Argumentation des Biologen, würde die derzeitige Rechnung, einen Großteil der Flächen für Futtermittel oder Nutztierherden zu verwenden, dann nicht mehr aufgehen. Zur Veranschaulichung: In Deutschland werden zwischen 60 und 70 Prozent der landwirtschaftlichen Flächen für den Anbau von Futter für Nutztiere gebraucht. Tiere, die für Fleisch, Eier und Milch gehalten und getötet werden. Allein in Deutschland wurden 2022 rund 750 Millionen Tiere geschlachtet, meldete das Statistische Bundesamt.

Benecke: Keine Meinung, sondern Fakten

„Wenn Sie sagen, ich verwende weiter Quark, und Eier und Jogurt und Milch, dann haben Sie den Knall nicht gehört“, sagte Benecke deshalb in Richtung Publikum. Auf die Erwiderung, es würde sich hierbei nur um eine mögliche Interpretation der Daten handeln, entgegnete Benecke, dass dies nicht stimme – es sich auch nicht um seine Meinung handle. Der Biologe erklärte, dass die Daten, die Forschende dazu seit 1970 sammelten, unmissverständlich seien.

Verwendete Quellen: IPCC Synthesebericht, YouTube, WHO, Nature, Bundesamt für Statistik, Hochschule Bonn-Rhein-Sieg, Bundesinformationszentrum Landwirtschaft

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