Entspannung am Strand, Sightseeing auf einer Städtereise oder Abenteuer im Gebirge – Urlaub ist für viele die schönste Zeit im Jahr. Weniger schön ist jedoch, was Tourist:innen im Ausland so anstellen. Sechs Beispiele.
Im Urlaub verreisen ist toll – solange Tourist:innen nicht folgende Dummheiten auf Reisen begehen:
1. Natur für Selfies zerstören
Wasserfälle, bunte Blumenwiesen oder ein romantischer Sonnenuntergang: Für das richtige Urlaubsfoto muss die Kulisse stimmen. Auf der Suche nach einem fototauglichen Reiseziel lassen sich viele Tourist:innen von Instagram inspirieren, immerhin gibt es dort die vermeintlichen Geheimtipps. Das Ergebnis: Tourist:innen besuchen beliebte Instagram-Orte in Scharen – und zerstören dort die Natur.
2019 musste beispielsweise der „Walker Canyon“ in Kalifornien zeitweise schließen. Tourist:innen hatten die gesicherten Wege des Abhangs verlassen und die orangenfarbenen Mohnblumen zertrampelt. In Holland hat eine Behörde einen „Selfie Guide“ erstellt, um die beliebten Tulpenfelder zu schützen. Und in Kanada schloss eine Sonnenblumenfarm sogar ihre Pforten, nachdem die Menschenmassen ihre Felder zerstörten. Das Problem beschränkt sich aber nicht nur aufs Ausland. Auch in Deutschland beschweren sich Landwirt:innen über sogenannte „Rapsstürmer“ – also Menschen, die Fotos auf Rapsfeldern machen und diese dabei oft beschädigen.
2. Um Geld betteln
Ein Phänomen, das vor allem in asiatischen Ländern zu beobachten ist: Tourist:innen betteln bei den Einheimischen um Geld für ihre Reise. Sie setzen sich an einen Straßenrand und stellen Schilder auf, auf denen Sätze stehen wie: „Helft mir, ich brauche Geld für Tickets“ oder „Hallo! Wir bereisen ganz Asien. Bitte unterstützt uns, wenn euch gefällt, was wir tun.“ Eine andere Variante: „Ich reise ohne Geld um die Welt. Bitte unterstützt meine Reise“ (Möglicherweise musst du die Instagram-Ansicht aktivieren).
Es gibt sogar einen eigenen Begriff für solche Personen: „Begpacker“ – zusammengesetzt aus dem englischen Wort „to beg“ für betteln und „backpacker“ für Rucksacktourist:in. Die Strategie funktioniert – die Tourist:innen bekommen tatsächlich Geld oder Essen:
Eine Frau aus den Philippinen erklärt, was mit diesem Trend nicht stimmt: „Ist ihnen klar, wie viel ich ausgeben muss, allein um Visa für ihre Länder zu bekommen. Und sie tun so, als ob sie bedürftig wären, in einem Kontext in dem Armut bedeutet, in unmenschlichen Bedingungen zu leben. Begpacking ist eine Beleidigung für uns.“
3. Tierquälerei unterstützen
Auf Elefanten reiten, mit Delfinen tauchen oder Löwen aus nächster Nähe beobachten – Tier-Abenteuer sind für viele Tourist:innen der Höhepunkt ihres Urlaubs. Auch wenn dahinter Tierliebe stecken mag, die Tiere selbst leiden: Elefanten beispielsweise werden oft mit spitzen Haken geschlagen und mit anderen brutalen Methoden für die Ausritte gezähmt. Für Delfine, Wale oder Haie bedeutet die Anwesenheit von Menschen Stress – selbst wenn man sie in ihrer natürlichen Umgebung beobachtet. Für Fotos mit Tigern werden die Tiere sogar teils sediert. Kurzum: Wenn Tiere Touristen-Attraktionen sind, werden sie in der Regel ausgebeutet oder leiden unter den Bedingungen.
Mehr Infos dazu: 5 Touristen-Attraktionen, die man auf keinen Fall mitmachen sollte
4. Gefährliche oder tödliche Selfies machen
Die Foto-Wut vieler Tourist:innen ist nicht nur eine Gefahr für die Natur – sondern auch für die Menschen selbst. Im spanischen Galizien beispielsweise zieht ein türkisfarbener See zahlreiche Besucher:innen an. Bei dem See handelt es sich allerdings um einen gefluteten Steinbruch einer Wolfram-Mine.
Sein Wasser ist mit verschiedenen Schwermetallen belastet, deshalb ist er so blau – und giftig. Foto-Tourist:innen, die dort Baden gingen, berichteten von Hautreizungen und Magenproblemen.
Der See auf Instagram:
Immer wieder sterben außerdem Menschen bei dem Versuch ein Selfie zu machen: Das passiert beispielsweise, wenn sie sich mit wilden Tieren, im Wasser oder an einem Abhang fotografieren wollen – und dann etwas schief geht. 2020 ist etwa ein australisches Paar in Portugal gestorben. Die beiden waren offenbar bei dem Versuch ein Foto zu schießen eine 39 Meter hohe Mauer heruntergefallen.
5. Nacktbilder in Tempeln machen
Andere Tourist:innen wiederum wollen sich nicht mit den typischen Urlaubsbildern begnügen – und fotografieren sich lieber oben ohne, mit heruntergelassener Hose oder gleich komplett nackt. Dabei wählen sie als Kulissen gerne wichtige Sehenswürdigkeiten und Tempel:
- In Kambodscha beispielsweise ziehen sich Tourist:innen besonders gern in der Tempelanlage Angkor Wat aus.
- In Kairo ist vergangenes Jahr ein dänisches Paar die Cheops-Pyramide hochgeklettert und hat sich dort ausgezogen.
- In Malaysia hat eine Britin nackt auf dem Gipfel eines Berges posiert, den indigene Völker als heilig betrachten.
Sich an solchen Orten auszuziehen und die Nacktfotos in sozialen Medien zu posten, ist respektlos gegenüber den Menschen, für die die Stätten eine kulturelle Bedeutung haben. In vielen Fällen ist es außerdem eine Straftat.
6. Zu Filmstätten pilgern
Besonders beliebte Reiseziele sind Gegenden, an denen berühmte Filme oder Serien gedreht wurden. Das klingt erst einmal nicht schlimm, kann aber zum Problem werden – wie das Beispiel von Dubrovnik zeigt. Die kleine kroatische Stadt ist einer der Drehorte von „Game of Thrones“ (GoT). Seit dem Erfolg der Serie reisen jedes Jahr extrem viele Tourist:innen an – und Dubrovnik ist mit den Menschenmengen überfordert. Die Behörden haben deswegen bereits die Zahl der Kreuzfahrtschiffe eingeschränkt, die pro Tag anlegen dürfen, und ein Eintrittsgeld erhoben.
Auch Venedig hat sich gegen die Kreuzfahrtindustrie stark gemacht: Längst fällig: Venedig verbannt Kreuzfahrtschiffe. Im Detail gilt das Verbot für Schiffe mit mehr als 180 Metern Länge oder mehr als 35 Metern sowie mit mehr als 25.000 Bruttoregistertonnen Gewicht. Dabei wurde erst im April 2022 ein neuer Anlegeplatz für die Riesen in Venedig eingeweiht. Zwar nicht in der Altstadt und bislang nur provisorisch, aber Kreuzfahrtschiffe können also nach wie vor die Stadt ansteuern.
Problematisch sind nicht nur die Menschenmassen, sondern auch die Art und Weise, wie sich die Tourist:innen verhalten. An einem der GoT-Drehorte beispielsweise gehen einige Tourist:innen gerne nackt eine Treppe herunter, um die Walk-of-Shame-Szene aus GoT nachzustellen, berichtet der Deutschlandfunk. Reiseführer:innen beschweren sich, dass sich die Tourist:innen nicht für die Geschichte der Stadt interessieren, sondern nur für Game of Thrones.
Ein weiteres Beispiel für Filmtourismus, der dem Ort schadet: Der Strand Maya Bay auf der thailändischen Insel Ko Phi Phi Leh. Dort wurden Szenen für den Hollywood-Film „The Beach“ mit Leonardo DiCaprio aus dem Jahr 2000 gedreht. Seitdem ist der Ort ein begehrtes Reiseziel geworden – mit fatalen Folgen. Die Tourist:innen hinterließen Müll und störten die sensiblen Meerestiere im flachen Wasser, 90 Prozent der Korallen waren beschädigt. Jährlich besuchten etwa 2 Millionen Tourist:innen die Bucht; im Sommer 2018 pilgerten sogar durchschnittlich 3.500 Besucher täglich in die Maya Bay – bis die Regierung dem ein Ende setzte: Sie schloss den Strand für die Öffentlichkeit, bis 2021 durften ihn keine Tourist:innen mehr besuchen. In dieser Zeit sollte sich die Natur erholen. Umweltschützer:innen warnen: Die Rückkehr der Touristen hat einige der Fortschritte wieder zunichte gemacht.
So geht es richtig
Urlaub machen geht auch anders – ohne der Natur, Tieren, der Umwelt oder Einheimischen zu schaden. Einige Tipps für sanften Tourismus:
- Müll vermeiden oder zumindest ordentlich entsorgen.
- Mit öffentlichen Verkehrsmitteln statt Taxis fortbewegen, um die Straßen mit nicht noch mehr Autos zu verstopfen.
- In trockenen Gegenden Wasser sparen.
- Aktivitäten mit Tieren meiden.
- Möglichst bei lokalen Familienbetrieben einkaufen.
- Kultur und Privatsphäre der Einheimischen respektieren.
- Kamera oder Smartphone öfter mal in der Tasche lassen und die Eindrücke „ungefiltert“ genießen.
- Am besten nicht mit dem Flugzeug anreisen – Fliegen ist das klimaschädlichste Fortbewegungsmittel.
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