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Homeoffice: So sieht ein gesunder Arbeitsalltag aus

Gesundes Homeoffice während Corona
Fotos: CC0 / Vlada Karpovich / Pexels

Social Distancing, Kurzarbeit oder gar der Jobverlust: Die Corona-Krise trifft jede*n von uns unterschiedlich hart. Für die allermeisten hat sich der Arbeitsalltag verändert, viele arbeiten aktuell wieder im Homeoffice. Wie sich das Arbeiten zuhause auf uns auswirkt und was wir davon behalten sollten.

Eine professionelle Arbeitsorganisation und gutes Selbstmanagement gehören unbedingt dazu, wenn man regelmäßig von zuhause aus arbeitet. Soweit die Lehrmeinung. Natürlich ist es wichtig, dass ich mir meinen Arbeitstag gut einteile, Pausen mache und versuche, möglichst effizient zu sein. Das hat sich aber nicht erst im coronabedingten Homeoffice bewährt, sondern war für die meisten von uns wohl bereits zuvor die Basis für den beruflichen Alltag.

Deshalb stellt sich uns die Frage, was das Homeoffice während der Corona-Pandemie tatsächlich schwieriger macht als den Arbeitsalltag im Büro, welche Gegenmittel es für diese Probleme gibt und ob man der Situation nicht auch etwas Positives abgewinnen kann. Darüber haben wir mit Dr. Bernd Slaghuis, Karriere- und Businesscoach aus Köln, gesprochen.

Corona zwingt Büroarbeiter*innen ins Homeoffice

Daten aus einer aktuellen Studie des ifo-Instituts zeigen, dass drei Viertel der Unternehmen in Deutschland während der Corona-Krise mindestens Teile ihrer Belegschaft ins Homeoffice geschickt haben. „Diese Neuorganisation der Arbeit wird aller Wahrscheinlichkeit nach nicht vollständig rückgängig gemacht werden“, prognostiziert Oliver Falck, Co-Autor der Studie.

Wir bei Utopia haben derzeit zum Beispiel eine flexible Lösung: Wer im Büro arbeiten möchte, trägt sich vorher in den gemeinsam genutzten Kalender ein, damit maximal die Hälfte der Angestellten gleichzeitig im Büro ist. Einige Kolleg*innen arbeiten nach wie vor ausschließlich im Homeoffice.

Homeoffice: Der Wohlfühlfaktor ist wichtig.
Wer den Platz hat, sollte sich zuhause eine gemütliche Büroecke einrichten – denn der Wohlfühlfaktor ist auch im Homeoffice wichtig. (Foto: CC0 / Visually Us / pexels )

Arbeiten im Homeoffice: ein neuer Arbeitsalltag

Die meiste Zeit in den eigenen vier Wänden zu arbeiten – das hat sowohl Vor- als auch Nachteile.

Die Vorteile des Homeoffice sind vielfältig: Für viele bedeutet es eine freiere Gestaltung der Arbeits- und Pausenzeiten, das Pendeln fällt weg, oft herrscht eine ungestörtere Arbeitsatmosphäre, in der man sich gut konzentrieren kann. Dadurch kann man sich viel Zeit sparen und zum Beispiel auch die Mittagspause für sich nutzen.

Aktuell ist das Homeoffice aber natürlich ein anderes als noch vor Corona: Eltern müssen noch immer zwischen Kindern und Job jonglieren, da die Schulen und Kitas vielerorts nur eingeschränkt geöffnet sind. Geschäftsreisen und -Meetings gibt es in vielen Unternehmen nur noch virtuell. Und im November wird auch kein Feierabend-Drink mit Kolleg*innen oder Freund*innen möglich sein – oder nur mit deutlichen Einschränkungen.

Corona-Pandemie: Homeoffice kam im Frühjahr für die meisten überraschend

Karrierecoach Dr. Bernd Slaghuis gibt gegenüber Utopia zudem zu bedenken, dass viele Angestellte das Homeoffice „spontan und unvorbereitet in einer zudem von höchster Unsicherheit geprägten Zeit meistern“ mussten. Diese Unsicherheit ist jetzt aber bereits einem gewissen Maß an Routine gewichen:

„Heute, einige Monate später, zeigt sich, dass die Digitalisierung von Arbeitsprozessen schneller als gedacht möglich und virtuelle Kommunikation eine Frage von Übung und Gewohnheit sind.“

Routine und Gewöhnung bedeuten allerdings noch nicht, dass alle Betroffenen mit der Arbeitssituation im Homeoffice rundum zufrieden sind:

„Ich erlebe in der Karriereberatung aktuell viele Arbeitnehmer*innen, die die Einsamkeit im Homeoffice leid sind, sich wieder nach echtem Teamgefühl und persönlicher Nähe zu ihren Kolleg*innen sehnen. Auch wenn viele Führungskräfte in den letzten Monaten gespürt haben, dass Führung auf Distanz mit Vertrauen statt Kontrolle möglich ist, so wünschen sich ebenso Mitarbeiter*innen wieder mehr direkten Kontakt und mehr Klarheit im Austausch mit Ihren Führungskräften“, erklärt Dr. Slaghuis.

Homeoffice: Der Austausch mit Kolleg*innen kommt oft zu kurz.
Der Austausch mit den Kolleg*innen kommt für viele Heimarbeiter*innen zu kurz. (Foto: CC0 / Retha Ferguson / pexels)

Mehr Freiräume im Homeoffice

Was die einen stört, empfinden die anderen dagegen als Vorteil im Homeoffice: Die Vorgesetzten schauen einem nicht ständig über die Schulter – viele Angestellte können sich dadurch freier entfalten und eigene Ideen ausarbeiten. Karrierecoach Dr. Bernd Slaghuis sieht darin großes Potenzial: „Je größer die Distanz zwischen Führungskräften und Mitarbeitenden, umso wichtiger wird es, als Chef*in mehr Gestaltungsfreiheit und Selbstverantwortung zu übertragen und auf Mitarbeiterseite auch zu übernehmen.“

Die Erfahrung des Experten zeigt: Viele Arbeitnehmer*innen wünschen sich heute, mehr mitentscheiden und gestalten zu können. „Hier sehe ich für beide Seiten das Potenzial, Arbeit in Zukunft für Angestellte noch sinnstiftender und für Unternehmen innovativer sowie effizienter zu gestalten“.

Bei Utopia organisiert sich unser Redaktionsteam vorwiegend selbst: Montags haben wir eine virtuelle Abstimmungsrunde im Team, konkrete Themenideen werden meist zu zweit oder dritt (virtuell) diskutiert. Jede*r kann dadurch eigene Ideen einbringen, durch die wöchentliche Teamrunde sind alle Teammitglieder auf dem aktuellen Stand.

Stress und Erschöpfung: Die Nachteile im Homeoffice

Doch das reine Homeoffice hat auch Schattenseiten: Oft wird zwar die bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf als größter Vorteil genannt. Gleichzeitig lassen sich in der Heimarbeit jedoch Beruf und Privatleben schlechter trennen. Vielen fällt es schwerer, nach der Arbeit abzuschalten und auch wirklich Feierabend zu machen, da die räumliche Trennung vom Büro zum Zuhause nicht mehr da ist.

Der Fehlzeiten-Report 2019 des WIdO (Wissenschaftliches Institut der AOK) bestätigte dies bereits vor der Corona-Krise: Mitarbeiter*innen im Homeoffice leiden häufig unter stärkeren psychischen Belastungen. Knapp drei Viertel der Befragten, die häufig von Zuhause aus arbeiten, fühlten sich erschöpft. Bei den Büroarbeiter*innen waren das „nur“ rund zwei Drittel. Auch Lustlosigkeit, Schlafstörungen oder Konzentrationsprobleme kommen bei Heimarbeiter*innen häufiger vor.

Arbeit und Privatleben wirksam trennen

Für eine sichtbare Trennung von Job und Privatleben im Homeoffice empfiehlt es sich deshalb, den Arbeitsplatz zuhause nach Feierabend aufzuräumen. Mir hilft das, um gedanklich „nach Hause“ zu gehen. Optimal ist es natürlich, wenn man zuhause ein eigenes Arbeitszimmer hat, dann kann man die „Bürotür“ hinter sich schließen. 

Wenn du Schwierigkeiten hast, die Arbeit gedanklich loszuwerden, kann Bewegung helfen. Eine Runde spazieren zu gehen hilft, auf andere Gedanken zu kommen. Wenn du dann wieder zuhause ankommst, hast du genau wie auf dem Heimweg vom Büro eine räumliche Distanz zur Arbeit aufgebaut.

Damit Arbeiten im Homeoffice nicht krank macht

Selbstorganisation

Eine gute Selbstorganisation bei der Arbeit im Homeoffice ist vor allem am Anfang sehr wichtig, da uns die Routine aus dem Büro fehlt. Deshalb solltest du dich fürs Arbeiten daheim ähnlich vorbereiten wie aufs Büro: Wer morgens Sport macht, Zeitung liest oder duscht, sollte das weiterhin tun; auch das gewohnte Frühstück sollte nicht ausfallen. Die Mittagspause bleibt ebenfalls wichtig, mit frisch gekochten Gerichten wird sie noch gesünder: Schnelle Rezepte fürs Homeoffice: Einfach, leicht und gesund. Durch diese gewohnten Tätigkeiten bleibt der Rhythmus eines Arbeitstags erhalten.

Mehr lesen: Morgenroutine: 10 Tipps für einen besseren Start in den Tag

Erreichbarkeit klären

Die Zeiteinteilung ist im Homeoffice oft deutlich flexibler als im Büro. Um effizient im Team arbeiten zu können, ist es deshalb für alle wichtig zu wissen, wer wann erreichbar ist. Wer mittags die Kinder bekocht und deshalb zwei Stunden Mittagspause macht, sollte das den Kolleg*innen offen kommunizieren. Ich finde es auch wichtig, sich Zeiten für konzentriertes Arbeiten einzuplanen, entweder über Termine im Kalender oder entsprechende Hinweise im Chat-Tool. Für die anderen ist dann klar, dass ich nicht sofort antworte. Lies dazu auch: Zeitmanagement: Tipps und Methoden für weniger Stress und Pareto-Prinzip: So funktioniert die 80-20-Regel

Einsamkeit entgegenwirken: Kontakt mit Kolleg*innen halten

Während Eltern mit Kindern im Haus viel Trubel erleben, sind Menschen, die allein leben, im Homeoffice schnell isoliert. Einsamkeit ist in Corona-Zeiten ein nicht zu unterschätzendes Phänomen. Deshalb bleibt es wichtig, soziale Kontakte zu pflegen. Während der Arbeit geht das zwar nur virtuell, aber ein Videomeeting hilft bereits.

Eine Idee, die wir bei Utopia eingeführt haben: Virtuelle Kaffeeklatsch-Runden in wechselnden Konstellationen oder ein virtueller Lunch mit dem*r Lieblingskolleg*in. Positiver Nebeneffekt: Man tauscht sich dort oft auch in entspannter Atmosphäre über berufliche Themen aus und der Wissenstransfer im Team bleibt besser erhalten.

Virtuelle Meetings sind im Homeoffice wichtig.
Virtuelle Meetings sind im Homeoffice wichtig für die Zusammenarbeit und für den sozialen Kontakt innerhalb des Teams. (Foto: CC0 / Anna Shvets / pexels )

Allein fällt es zudem oft schwerer, kreativ zu sein. Scheu dich deshalb nicht, auch Workshops, Teambesprechungen und Brainstorming-Runden virtuell abzuhalten. Mit diesen 7 Video-Chat-Apps klappt das noch leichter.

Bleibt das Homeoffice oder geht das wieder weg?

Bundesarbeitsminister Hubertus Heil forderte bereits im April ein gesetzlich verankertes Recht auf Homeoffice und hat dazu vor Kurzem einen Gesetzesentwurf vorgelegt. Auch wenn dieser Entwurf wohl nicht angenommen wird, zeigen die Zahlen der ifo-Konjunkturumfrage vom Mai: Rund die Hälfte der befragten Unternehmen möchte auch nach Corona verstärkt auf Homeoffice setzen.

Dr. Slaghuis äußert gegenüber Utopia folgende Prognose:

„Ich vermute, dass wir im Herbst/Winter immer wieder Phasen erleben werden, in denen Zusammenarbeit im Büro nicht möglich und Homeoffice daher wieder notwendige Pflicht wird. Bekommen wir die Ausbreitung des Virus in den Griff, hoffe ich, dass mehr Homeoffice als freiwilliges Angebot in vielen Unternehmen und Organisationen Tagesgeschäft wird.“

Das Arbeiten im Büro wird aus Sicht des Experten auf längere Sicht dennoch nicht aussterben: „Nicht nur Kollegialität, Zugehörigkeit und auch der Plausch in der Kaffeeküche ist vielen Arbeitnehmer*innen heute sehr wichtig, sondern viele Aufgaben werden auch weiterhin den persönlichen Kontakt und direkten Austausch im Team erfordern – in Zukunft jedoch sicherlich anders als vor der Krise“, so Slaghuis.

Arbeiten 2021: Gesundes Homeoffice gepaart mit Büroalltag?

Homeoffice entwickelt sich also für viele weg von einer Ausnahmesituation langsam hin zur Normalität. Deshalb tut es gut, im Team oder mit dem*r Vorgesetzten offen zu sprechen und Probleme zu thematisieren. Meist ist man mit seinen Zweifeln und Ängsten nämlich nicht allein und ein*e Kolleg*in hat eine Lösung gefunden, die auch für dich gut funktionieren könnte.

Dr. Slaghuis glaubt an die positiven Auswirkungen der Heimarbeit: „Auch wenn unsere Arbeitswelt in den nächsten Monaten von Nachrichten über Insolvenzen und steigende Arbeitslosenquoten geprägt sein wird, so bin ich der Überzeugung, dass wir – wie bei jeder von außen induzierten Veränderung – langfristig ein höheres Entwicklungsniveau erreichen werden.“

Utopia meint: Befolge nicht strikt die goldenen Regeln zum Homeoffice, die vielerorts kursieren und mach dich nicht verrückt vor lauter Selbstoptimierung. Besser du probierst unsere Vorschläge einfach mal aus und beobachtest, was für dich persönlich und für euer Team gut funktioniert. Denn das eine Team findet einen täglichen „Wake-up-Call“ super, im anderen stöhnen die Kolleg*innen über ein zusätzliches Meeting. Womöglich ist ein freiwilliger Termin in einer kleineren Runde dann eine gute Alternative.

Homeoffice schenkt dir wertvolle Zeit, die du sonst mit Pendeln verbringst. Diese Zeit können wir nutzen – zum Beispiel mit einem ausgiebigen Spaziergang, Frühsport (selbst Laufmuffel können zu Jogger*innen werden, wie ich an mir selbst feststellen durfte), Meditation, einem Telefonat mit unseren Liebsten, Podcast-Hören oder beim Kochen leckerer veganer Gerichte.

Bitte lies unseren Hinweis zu Gesundheitsthemen.

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