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Stromanbieter Montana: Wie gut ist die ADAC-Empfehlung?

Montana: Wie gut ist der vom ADAC empfohlene Energieanbieter?
Fotos: @ Utopia, CC0 Public Domain / Unsplash – Diz Play

Millionen ADAC-Mitglieder haben Post bekommen: Der Automobilclub empfiehlt, zum Energieanbieter Montana zu wechseln. Wie empfehlenswert ist der wirklich? Ein Schnellcheck.

Der ADAC schreibt im Brief an seine Mitglieder, der „Vorteilspartner“ Montana biete besonders niedrige Preise und faire Konditionen, man könne günstigen „Ökostrom aus 100% erneuerbaren Energien“ sowie Erdgas und Wärmestrom beziehen und mit einem Wechsel viel Geld sparen. Was ist dran? Wie öko ist der Ökostom und wie günstig sind die Tarife wirklich?

Die Stromtarife: Ist das wirklich Ökostrom?

Montana – und der ADAC im Namen von Montana – wirbt mit 100% Ökostrom. Ein erster Blick auf die Website: Tatsächlich stammt der verkaufte Ökostrom für die Haushalts-Ökostromtarife laut Stromkennzeichnung aus 100 Prozent erneuerbaren Energien. Und zwar zu rund 60 Prozent aus erneuerbaren Energie-Anlagen, die mittels EEG gefördert wurden – also eh im deutschen Strommix enthalten sind – und zu rund 40 Prozent aus nicht geförderten Anlagen, also extra eingekauftem Ökostrom.

Mittels sogenannter Herkunftsnachweise belegt der Anbieter, dass er Strom aus erneuerbaren Energien kauft und an seine Kund:innen weiter verkauft. Oft wird dieser Strom in Wasserkraftanlagen im Ausland erzeugt, doch über die genaue Herkunft gibt Montana auf der Website keinerlei Auskunft.

Zur Energiewende trägt dieser Strom nicht oder zumindest nicht eindeutig bei. Das ist ein Merkmal besonders empfehlenswerter Ökostrom-Anbieter. Sie setzen sich aktiv für den Ausbau der Erneuerbaren ein und erheben oft einen geringfügigen Aufpreis, der direkt in den Neubau von Sonnen-, Wind- oder Wasserkraftanlagen in Deutschland geht. Das belegen Ökostrom-Label wie das ok-Power-Label und das Grüner-Strom-Label.

Kurz gesagt: „Grün“ ist der Strom von Montana schon, aber woher er genau kommt, ist unklar, der Energiewende hilft er vermutlich nicht.

Etwas verwirrend: Der Anbieter weist in der verpflichtenden Stromkennzeichnung für den Gesamtstrommix des Unternehmens noch einen Anteil Kohlestrom aus – auf welche Tarife sich das bezieht ist unklar, da alle derzeit angebotenen Stromtarife nach Unternehmensangaben nur erneuerbare Energien enthalten sollen.

Übrigens: Auch Öko-Test wertete das Unternehmen im Ökostrom-Test 2022 wegen Intransparenz und mangelnder „Ausbauwirkung“ für die erneuerbaren Energien ab.

Die Konditionen: Kosten, Preisgarantien, Kündigungsfristen

  • Je nach Dauer der Vertragsbindung liegt der Arbeitspreis für den Montana-Ökostrom in unseren Stichproben derzeit grob zwischen etwa 31 und 44 Cent pro Kilowattstunde (kWh) bei einem Grundpreis von etwa 5 bis 6 Euro im Monat.
  • Man kann dabei wählen zwischen einem Tarif mit zwölf Monaten, einem mit sechs Monaten und einem mit einem Monat Vertragsbindung und Preisgarantie, wobei der letztere der teuerste ist. Die Kündigungsfrist beträgt jeweils einen Monat. Daneben gibt es noch geringfügig günstigere Tarife für Wärmestrom und Autostrom.

Sind die Tarife wirklich so günstig, wie der ADAC behauptet? Laut den Vergleichsportalen Verivox und Check24 liegen die durchschnittlichen Strompreise für Neukund:innen im November 2023 bei knapp 30 Cent pro kWh. Auffallend günstig ist Montana damit nicht.

Allerdings liegen die Grundversorger (Stadtwerke) und auch Stromtarife in älteren bestehenden Verträgen teils deutlich darüber. Insbesondere, wenn man Strom aktuell vom örtlichen Grundversorger bezieht oder schon länger nicht mehr gewechselt hat, kann jetzt ein guter Zeitpunkt sein: Die Strompreise sind gesunken und mit dem Auslaufen der Strompreisbremse Ende März kann es sonst ein böses Erwachen geben.

Auch „echte“ Ökostromanbieter, die aktiv in die Energiewende investieren, bieten Tarife für um 30 Cent pro kWh an – es gibt also keinen wirklich guten Grund zu einem Anbieter zu wechseln, der das nicht tut und außerdem noch Geschäfte mit fossilen Energieträgern macht (s. unten). Du findest hier unseren Ökostromvergleich.

Die Gastarife

Montana bietet drei Gastarife an – wobei es sich eigentlich um einen Tarif mit zwei zubuchbaren Optionen handelt:

  • Entweder kann man auf einen herkömmlichen Erdgastarif (Arbeitspreis zwischen etwa 9 und 11 Cent pro kWh, je nach Dauer der Vertragsbindung) für 27 Cent Aufschlag pro kWh einen Emissionsausgleich dazu buchen, nennt sich dann Erdgas Klima.
  • Oder man kann für derzeit 86 Cent Aufschlag pro kWh einen Biogas-Tarif zubuchen. Allerdings stammen im Biogas-Tarif nur 10 Prozent des Gases tatsächlich aus Biogas. Dieses wird laut Anbieter “in heimischen Anlagen aus biogenen Reststoffen oder nachwachsenden Rohstoffen hergestellt.“

Preislich liegt Montana mit den Erdgas-Tarifen in etwa beim aktuellen Durchschnitt: Laut Verivox und Check24 liegt der Gaspreis für Neukund:innen derzeit bei um 9 Cent pro kWh.

Herkömmliches Erdgas ist bekanntlich klimaschädlich und damit nicht der Energieträger der Zukunft. Klar ist aber auch, dass derzeit noch die Mehrzahl der Haushalte in Deutschland mit Erdgas heizt und dieses zu vernünftigen Preisen beziehen möchte. Das Auslaufen der Gaspreisbremse im Frühjahr kann ein guter Anlass sein, sich nach einem günstigeren Anbieter umzusehen.

Nur: Montana tut sich hier weder als auffallend günstig, noch als auffallend grün hervor. Es gibt Anbieter, die wirklich 100 Prozent Biogas aus Reststoffen anbieten oder aber klimaneutrales (= kompensiertes) Erdgas mit Biogas kombinieren – uns sich außerdem noch für die Energiewende einsetzen.

Geschäfte mit fossilen Energien

Während die konkreten Ökostrom-Tarifen von Montana aus erneuerbaren Energien stammen und damit zumindest frei von klimaschädlichen Energieträgern wie Kohle, Gas und Öl sind, ist das Bild bei den weiteren Geschäftszweigen ein anderes: Als Lieferant von Erdgas und Heizöl verdient das Unternehmen gutes Geld an klimaschädlichen fossilen Energien.

Zwar geht das Unternehmen mit der Zeit, indem es ausschließlich Ökostromtarife anbietet, extra Tarife für Wärmestrom und E-Autos im Portfolio hat und zudem auch noch Heizungsmodernisierungen (inklusive Wärmepumpe), Photovoltaik und E-Auto-Wallboxen anbietet. Andererseits verkauft man eben auch Heizöl und Erdgas, und im Großraum München auch Gas- und Ölheizungen. Es weist zumindest oberflächlich nichts darauf hin, dass man sich von den klimaschädlichen Energieträgern verabschieden möchte – was das Unternehmen eher opportunistisch als wirklich zukunftsgewandt erscheinen lässt.

Das Unternehmen: Wer steckt dahinter?

Was in dieses Bild passt: In einem Artikel aus der Süddeutschen Zeitung aus dem Jahr 2015 sagt der Geschäftsführer Stefan Koburger auch recht freimütig, dass der Unternehmenssitz in Grünwald bei München der niedrigeren Gewerbesteuer wegen gewählt wurde.

Was Montana dennoch deutlich von vielen anderen Energieversorgern am Markt unterscheidet: Es handelt sich um ein unabhängiges, inhabergeführtes Unternehmen. Häufig gibt es auch bei Ökostromanbietern wirtschaftliche Verflechtungen mit den großen internationalen Energiekonzernen, welche ihr Geld vor allem mit fossilen Energien machen – das ist hier zumindest oberflächlich betrachtet nicht der Fall. Gegründet wurde Montana in den 1960er Jahren als Heizöllieferant, über die Jahrzehnte wurde ein breit aufgestellter Energieversorger und Dienstleister daraus – immer noch fest in der Hand derselben Unternehmerfamilie, der Familie Koburger.

Nach eigenen Angaben ist Montana heute ein klimaneutrales Unternehmen: Man ermittle den jährlichen CO2-Ausstoß und gleiche die nicht vermeidbaren Emissionen durch Investitionen in Klimaschutzprojekte aus.

Fazit: Es geht noch besser

Die Zeit ist günstig, um den Strom- und Gasanbieter zu wechseln. Wer auf der Suche nach einem neuen Anbieter ist, sollte aber die Gelegenheit nutzen, um zu einem möglichst klimaschonenden Tarif zu wechseln. Im Fall von Ökostrom bedeutet das, einen Anbieter zu wählen, der aktiv den Ausbau der erneuerbaren Energien vorantriebt. Verantwortungsvolle Gasanbieter setzen auf Biogas aus Reststoffen oder einen Mix aus emissionskompensiertem Gas und Biogas.

Der vom ADAC empfohlene Anbieter Montana Energie ist sicher nicht der schlechteste am Markt: reine Ökostromtarife, faire Konditionen und Preise und die Unabhängigkeit von fossilen Energiekonzernen unterscheiden ihn von vielen anderen.

Allerdings mangelt es an Transparenz zur Herkunft von Strom und Gas, das Unternehmen tut sich weder durch einen echten Einsatz für die Energiewende hervor noch durch besonders niedrige Preise. Gleichzeitig setzt man hier weiterhin auf klimaschädliche fossile Energieträger.

Die bessere Wahl sind daher aus unserer Sicht „echte“ Ökostromanbieter oder Ökogas-Anbieter.

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