Palmkernöl ist kein Palmöl – doch es hat die gleichen Auswirkungen auf die Umwelt. Echte Alternativen für Palmkernöl sind schwer zu finden. Wir erklären dir, was du über das Öl wissen solltest.
Palmkernöl ist nicht gleich Palmöl!
Palmkernöl stammt wie das umstrittene Palmöl von der Ölpalme. Damit ist Palmkernöl ökologisch ebenso problematisch wie Palmöl. Beides sind zwar nachwachsende Rohstoffe, aber das muss nicht immer gleichbedeutend sein mit nachhaltig. Um Platz für die Plantagen zu schaffen, werden oft große Flächen Regenwald gerodet, der Lebensraum vieler Tierarten und Pflanzen geht dadurch verloren.
Die Ölpalme (lateinisch Elaeis guineensis) bringt in ihren Früchten zwei unterschiedliche Öle hervor.
Palmkernöl stammt aus den fetthaltigen Kernen der Früchte.
- Es sieht weißlich-gelb aus.
- Bei Temperaturen von 25 bis 30 Grad Celsius ist Palmkernöl fest. Erst bei wärmeren Temperaturen schmilzt das Fett.
- Palmkernöl besteht zu über 80 Prozent aus gesättigten Fettsäuren, wie Laurinsäure und Palmitinsäure. Chemisch zählt es daher zu den Laurinölen, wie zum Beispiel auch das Kokosöl.
Palmöl ist im Fruchtfleisch der Früchte enthalten.
- Es hat ursprünglich eine dunkelorangene bis braune Farbe. Das Öl verliert erst durch weitere Verarbeitungsschritte seine Farbe.
- Es enthält zur Hälfte ungesättigten Fettsäuren, zum Beispiel Ölsäure, und ist auch bei Zimmertemperatur flüssig.
Palmkernöl steckt in vielen Süßigkeiten
Die Industrie verarbeitet fast die gesamte Ernte der Ölpalmen. Laut der Umweltorganisation Öko-fair sind die Nahrungsmittelindustrie und Hersteller von Reinigungsmitteln oder Produkten zur Körperpflege die größten Abnehmer.
Der Verband der ölsaatenverarbeitenden Industrie in Deutschland (OVID) gibt an, dass 2017 die weltweite Produktionsmenge für Palmkernöl bei rund sieben Millionen Tonnen lag.
In Lebensmitteln findest du Palmkernöl oftmals gemischt mit Palmöl oder anderen pflanzlichen Ölen.
Bei diesen Lebensmittel lohnt sich ein Blick auf die Liste der Inhaltsstoffe:
- Süßigkeiten: In Süßigkeiten sorgt Palmkernöl dafür, dass sie schon im Mund zerschmelzen. Schmilzt das Fett, hinterlässt es ein angenehm kühles Gefühl im Gaumen. Bei Schokoglasuren, Eiskonfekt, Cremefüllungen oder Karamell ist fast immer Palmkernöl dabei.
- Margarine oder andere Fetten zum Kochen und Backen.
- Chips und anderes salziges Gebäck.
Greenpeace erklärt, dass sich Palmöl sowie Palmkernöl mit unterschiedlichen Namen auf der Liste der Inhaltsstoffe tarnen:
- Du findest Palmkernöl oft mit der englischen Bezeichnung Palm Kernel Oil oder als Elaeis guineens Kernel Oil.
- Es kann sich auch hinter unbestimmten Begriffen wie Palmfett oder Pflanzenfett verbergen.
Palmkernöl in Kosmetik
Palmkernöl für Kosmetik oder Reinigungsmittel ist meist chemisch weiterverarbeitet. Viele der Tenside in Wasch- und Reinigungsmitteln basieren auf Palmkernöl.
In diesen Produkten kann Palmkernöl stecken:
- Shampoo, Duschgel, flüssige Seife
- Reinigungsmittel und Waschmittel
Die Umweltschutzorganisation Umweltblick berichtet, dass Hersteller meist nicht angeben, welche Rohstoffe sie verwenden. Stattdessen nennen sie die fachliche Bezeichnung der Tenside oder Emulgatoren, die sie aus den Rohstoffen herstellen. Viele diese Substanzen können aus Palmkernöl bestehen, müssen aber nicht.
Hinter diesen Bezeichnungen steckt Palmkernöl:
- Hydrated Palm (Kernel) Glycerides
- Sodium Palm Kernelate.
Du kannst nur schwer erkennen, ob ein Produkt Palmkernöl enthält – Biokosmetik ist da keine Ausnahme.
Transgen erläutert, dass die Hersteller die Wahl haben, Tenside aus Mineralöl oder aus Palmkernöl einzusetzen. Beide Möglichkeiten haben Folgen für die Umwelt und das Klima. Mineralöl entsteht aus fossilen Rohstoffen und Palmkernöl trägt zur Zerstörung des Regenwaldes bei. Laut Transgen gibt es zur Zeit noch kaum Alternativen mit den gleichen Eigenschaften.
Ist Palmkernöl schlecht für die Gesundheit?
Palmkernöl besteht überwiegend aus gesättigten Fettsäuren. Der Körper benötigt diese Fette zwar, aber nicht so viel, wie in der modernen Ernährung oftmals enthalten ist. Laut Deutscher Gesellschaft für Ernährung (DGE) reicht es aus, wenn du zwischen sieben bis zehn Prozent deiner Energiezufuhr durch gesättigte Fettsäuren deckst. Der Körper verwendet die gesättigten Fettsäuren als Energiespeicher. Außerdem spielen sie eine Rolle im Hormonstoffwechsel und unterstützen das Immunsystem.
Palmkernöl und der Cholesterinspiegel:
Die Forscher der DGE sehen den hohen Anteil an gesättigten Fettsäuren und verarbeiteten Trans-Fettsäuren in industriellen Lebensmitteln kritisch. Ihre Studien belegen, dass diese Fettsäuren das Risiko für eine Herzkreislauf-Erkrankung vergrößern. Schuld daran ist unter anderem das schlechte Cholesterin (LDL Cholesterin). Durch die Fette steigt der Cholesterinspiegel im Blut an.
Ist Palmkernöl krebserregend?
Raffiniertes Palmöl steht in Verdacht, krebserregende Stoffe freizusetzen. Die Aussagen zum Palmkernöl sind nicht eindeutig. Wie beim Palmöl hängt viel von der Herstellung ab. Die European Food Safety Authorty (EFSA) spricht in ihrer Stellungnahme allgemein von raffinierten Palmölen und -fetten. Auch eine von der EFSA veröffentlichte Studie macht dazu keine genaueren Angaben.
Die möglicherweise krebserregenden Stoffe sind Glycidyl-Fettsäureester. Sie entstehen laut EFSA, wenn die Fettsäuren hohen Temperaturen (über 200 Grad Celsius) ausgesetzt sind. Solche hohen Temperaturen sind nötig, um Öle zu raffinieren. Die Encyclopedia of Food Sciences and Nutrition erklärt, dass für die eigentliche Herstellung von Palmkernöl Temperaturen von 100 bis maximal 120 Grad Celsius ausreichen. Die zerkleinerten Kerne kochen in einer Wasserlösung, bis sich das Öl herauslöst. Erst für die Raffination sind höhere Temperaturen notwendig.
Wenn du sicher gehen möchtest, meide Fertigprodukte und industrielle Süßwaren ganz. Palmkernöl ist in diesen Lebensmitteln selten einzeln verarbeitet. Die Hersteller verwenden einen Fett- und Öl-Mix. Halte nach palmölfreien Alternativen Ausschau.
Gibt es nachhaltiges Palmkernöl?
Die Ölpalmen wachsen nur im feucht-warmen Klima der Tropen. In einem relativ engen Streifen rings um den Äquator findet die Palme die idealen Wachstumsbedingungen. Im großen Stil exportieren Malaysia und Indonesien Palm- und Palmkernöl. Aber auch Thailand, Papua-Neuguinea und Kolumbien bauen Ölpalmen an.
Der WWF berichtet in einer Analyse von 2016, dass die Ölpalme den Vorteil hat, dass sie auf engem Raum viel Ertrag bringt. Das macht ihre Öle und Fette besonders günstig und erklärt, warum viele Hersteller lieber Palmkernöl statt andere pflanzliche Ölen verwenden. In den tropischen Anbauländern führt das zu immer weiterer Rodung des schützenswerten Regenwaldes. Der Wald ist der Lebensraum von bedrohten vielen bedrohten Pflanzen- und Tierarten wie etwa Orang-Utans.
Regelmäßige Brandrodungen entfachen Feuer in den tropischen Torfsümpfen. Das Magazin Geo berichtet, dass der Torf unter der Erde oft Monate lang brennt. Die Feuer setzen riesige Mengen des Treibhausgas CO2 frei – im Jahr 2006 war es die Menge aller Treibhausgas-Emissionen Deutschlands.
Die Organisation „Roundtable on Sustainable Palm Oil„, kurz RSPO, vergibt ein Siegel für nachhaltigen Palmölanbau. Kriterien für das Siegel sind unter anderem:
- Keine Brandrodung für neue Plantagen
- Keine neuen Plantagen auf Torfböden (seit 2018)
Das Siegel garantiert damit ein gewisses Maß an Nachhaltigkeit. Vielen Umweltorganisationen geht es jedoch nicht weit genug. Der WWF fordert von den verantwortlichen Politikern, generell keine Waldrodungen mehr für neue Plantagen zu genehmigen. Plantagen dürften nur noch auf schon gerodeten Flächen entstehen.
Palmkernöl? Schwer zu ersetzen
Palmkernöl ist kein heimischer Rohstoff. Schon der Transport verursacht Emissionen von Treibhausgasen. Der WWF untersucht in der oben genannten Analyse die Frage, ob regionale Ölsaaten klimafreundlicher wären.
Sein Fazit: Ein Verzicht auf die tropische Ölpalme löst die Probleme nicht. Essen wir weiter wie bisher und verbrauchen weiter so viele Reinigungsmittel, bleibt ein hoher Bedarf an Fetten bestehen. Raps oder Soja als mögliche Alternativen brauchen mehr Fläche, um den gleichen Ertrag zu bringen. Dadurch verlagern sich die Umweltprobleme nur, nehmen aber nicht ab. Die Analyse ergibt, dass allein in Deutschland der Bedarf an Ackerfläche um etwa 730.000 Hektar steigen würde. Auch dadurch würde das Klima belastet und der Lebensraum von Tieren und Pflanzen bedroht.
Die Lösung sollte daher sein, insgesamt weniger Fette und Öle zu verbrauchen. Die verwendeten Öle, wie auch Palmkernöl, müssten zudem strengen Umwelt-Kriterien standhalten und aus nachhaltigem Anbau stammen.
Damit wendet sich der WWF an die Verbraucher. Er appelliert, weniger Süßigkeiten und Fette zu essen sowie frische Lebensmittel zu verwenden, die nicht industriell verarbeitet sind. Du schonst das Klima und den Regenwald, wenn du deine Mahlzeiten mit saisonalen Zutaten aus deiner Region zubereitest.
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