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Recyclebar: Was bedeutet das genau und wie wichtig ist es bei Verpackungen?

Recycelbar - viele Hersteller werben damit, aber was steckt dahinter?
Foto: Colourbox.de / Ievgeniia; CC0 Public Domain / Pixabay - OpenClipart-Vectors

Aus alt mach neu: Deutschland wird gerne als Recycling-Weltmeister beschrieben – entsprechend oft findet man hierzulande auf Produktverpackungen den Begriff „recyclebar“. Er suggeriert, dass Wegwerfen ohne schlechtes Gewissen möglich sei. Doch was bedeutet recyclebar genau und welche Gefahren bringt Recycling mit sich?

Der englische Begriff „recycle“ lässt sich aus der lateinischen Vorsilbe „re-“ für wieder bzw. zurück und dem griechischen Wort „kyklos“ für Kreis bzw. Kreislauf ableiten. Im Deutschen sprechen wir statt von Recycling von Wiederverwertung. Der deutsche Begriff ist weniger irreführend als sein englisches Äquivalent. Denn wer sich genauer ansieht, was mit unserem Müll passiert, kann oft nur mit viel Fantasie echte Kreisläufe erkennen. Im Artikel klären wir, wann ein Produkt als recyclebar gilt, welche Vorteile dies bietet – und warum recyclebare Verpackungen nur Teil einer Lösung sein können.

Recycling nur auf Platz 3 der Abfallhierarchie

Die Recycling-Realität gleicht statt einem Kreislauf oft eher einer Abwärts-Spirale, an deren Ende viel zu häufig die Verbrennung oder Deponierung unseres Abfalls stehen. Dass aus einem weggeworfenen Produkt durch Recycling ein gleichwertiges Neuprodukt (Rezyklat) wird, ist keinesfalls die Regel.

Bei der Frage, wie wir mit unseren überwältigenden Müllmengen – pro Person in Deutschland jährlich 620 Kilogramm! – umgehen, muss man sich zunächst vor Augen führen, dass jeder Hersteller, der sein Produkt stolz als recyclebar bewirbt, längst nicht in der Abfall-Königsklasse mitspielt. Denn laut Abfallhierarchie des Bundesumweltministeriums steht

  • an erster Stelle die konsequente Abfallvermeidung (etwa durch Unverpackt-Läden),
  • an zweiter Stelle die Wiederverwendung (zum Beispiel mithilfe von Mehrweg-Flaschen)
  • und erst an dritter Stelle das Recycling.

Nur die energetische Verwertung, das bedeutet die Verbrennung zur Energiegewinnung, und schließlich das Deponieren schneiden in der Abfallhierarchie schlechter ab als Recycling. Und das zurecht: Recycling schont zwar Ressourcen, die Materialien verlieren jedoch während des Aufbereitungsprozesses, für den meist viel Energie und Wasser benötigt wird, fast immer an Qualität.

Quoten und duale Systeme – wer ist für die Recyclingfähigkeit von Verpackungen zuständig?

Wie ist das Recycling in Deutschland überhaupt geregelt? Der Gesetzgeber schreibt Recyclingquoten vor, die festlegen, wie viel Prozent des Mülls wiederverwertet werden muss. Gemäß der Novelle Verpackungsgesetzes von 2019 werden diese Quoten in der EU für alle Produktgruppen schrittweise erhöht:

  • Bis Ende 2025 müssen mindestens 65 Prozent aller Verpackungsabfälle recycelt werden.
  • Bei Kunststoffen und Aluminium müssen jeweils 50 Prozent recycelt werden.
  • Bei eisenhaltigen Metallen und Glas sind es 70 Prozent.
  • Bei Papier, Pappe und Karton müssen 75 Prozent recycelt werden.
  • Bis Ende 2030 wird die Recyclingquoten nochmals gesteigert auf insgesamt 70 Prozent.

In Deutschland wurden die Recyclingquoten seit dem 1. Januar 2022 weiter erhöht und liegen für Glas, eisenhaltige Metalle, Aluminium und Papier, Pappe und Karton bei 90 Prozent. Getränkekartonverpackungen müssen zu 80 Prozent, sonstige Verbundverpackungen zu 70 Prozent recycelt werden. Bei Kunststoffverpackungen müssen 63 Prozent der werkstofflichen Verwertung zugeführt werden.

Das bedeutet: Unternehmen, die Verpackungen in den Verkehr bringen, müssen diese bei einem der dualen Systeme, zum Beispiel bei Grüner Punkt, lizenzieren lassen und zahlen hierfür entsprechende Gebühren.

Das Verpackungsgesetz von 2019 soll Recyclingquoten erhöhen
Das Verpackungsgesetz von 2019 soll die Recyclingquoten erhöhen, allerdings sind recyclebare Verpackungen nicht verpflichtend. (Foto: CC0 Public Domain/ Pexels / Magda Ehlers )

„In Deutschland gibt es aber nicht nur eines, sondern zehn duale Systeme. Sie stehen miteinander im Wettbewerb, alle kämpfen um die Preisführerschaft. In einem so hart umkämpften Markt geht es nicht primär darum, jene Firmen ökonomisch zu belohnen, die ökologisch sinnvolle, recyclingfähige Verpackungen in Verkehr bringen; hier bekommt der mit dem günstigsten Angebot den Zuschlag. Zwar finden sich im Verpackungsgesetz sogenannte ‚Designstandards‘, die für eine bessere Recyclingfähigkeit der Verpackungen sorgen sollen. Solange diese jedoch nicht verpflichtend sind, regiert nur der Preis“, kritisiert Thomas Fischer, Bereichsleiter Kreislaufwirtschaft bei der Deutschen Umwelthilfe (DUH).

Glas und Papier sind meist gut recyclebar

Beim Glasrecycling und Papierrecycling sind die tatsächlichen und die gesetzlich vorgeschriebenen Recyclingquoten besonders hoch. Die Materialien lassen sich mit relativ geringem Qualitätsverlust immer wieder verwerten. Wichtig ist hier jedoch – wie beim Recycling im Allgemeinen – eine sortenreine Trennung der Materialien. Bei Papier und Glas fällt es den meisten von uns leichter, sie eindeutig dem richtigen Müll zuzuordnen. Haptik, Gewicht und Aussehen sind hier im Vergleich zum Gelbem Sack und Restmüll sehr eindeutig.

Doch das kann auch täuschen: Kassenbons beispielsweise entsorgen viele im Papiermüll, tatsächlich gehören sie jedoch in den Restmüll. Zudem wird Papier häufig mit Plastik verklebt, um seine Stabilität zu erhöhen – und kann dann nicht mehr recycelt werden.

Getränkekartons recyceln: Schwer trennbar = schwer recyclebar

Ein häufig diskutiertes Beispiel sind Getränkekartons: Sie bestehen zwar überwiegend aus Papier – einem nachwachsenden, gut recyclebaren Rohstoff. Hinzu kommen jedoch oft mehrere Schichten Plastik und Aluminium; bei Kartons mit Schraubverschluss ein zusätzliches Plastikelement, bei dem womöglich der Deckel und der Verschlussaufsatz aus verschiedenen Plastiksorten bestehen.

Verbundstoffe, Farben und Etiketten machen Verpackungen schlechter recycelbar
Verbundstoffe sind schwer zu recyceln, verschiedene Farben und Etiketten erschweren das Recycling ebenfalls. (Foto: CC0 Public Domain/ pexels / Krizjohn Rosales)

Damit zählen Getränkekartons zu den Verbundstoffen, deren Bestandteile nur schwer voneinander getrennt und anschließend recycelt werden können. Durch die Verklebung von Papier mit Plastik und Aluminium findet der scheinbare Kreislauf schnell ein Ende: Was sich nicht gut trennen lässt, wird am Ende eben doch nur verbrannt.

Lies zum Thema auch: Mülltrennung & Recycling: So trennst du deinen Müll richtig

„Die Recyclingfähigkeit der Produktbestandteile sagt noch nicht viel darüber aus, ob ein Produkt tatsächlich wieder in den Kreislauf gelangen kann. Wenn es aus mehreren Komponenten besteht, muss es zunächst einmal gut sortierbar sein“, bestätigt Thomas Fischer von der DUH.

„Leider ist das mit bloßem Auge nicht immer zu erkennen. So gibt es zum Beispiel Wurst- und Käseverpackungen, bei denen bis zu elf unterschiedliche Kunststoffe übereinandergeschichtet werden. Hier ist Recycling unmöglich.“

Farben und Etiketten beeinflussen Recyclingfähigkeit einer Verpackung

Wer als Kind mit Wasserfarben gemalt hat, weiß: Wenn man es mit dem Farbenmischen übertreibt, entsteht am Ende immer ein eher unschönes, grau-braunes Gemenge, das sich nicht wieder umkehren lässt. So ist es auch beim Recycling: Nicht alle Anlagen können den Plastikmüll nach Farben trennen, und selbst wenn, steigt mit der Farbigkeit die Wahrscheinlichkeit des Downcyclings, bei dem aus dem Rezyklat zum Beispiel nur Parkbänke, Rohre oder Füße für Straßenschilder gegossen werden können und keine gleichwertigen Produkte, die erneut recycelt werden können.

Produkte wie die von Frosch (s. unten), bei denen nur die Etiketten farbig gestaltet sind, sind hier schon auf einem besseren Weg. Besonders problematisch dagegen sind schwarze Plastikflaschen: Um zu erkennen, um welches Material es sich handelt, misst die Sortiermaschine die Reflexion des Materials bei Beleuchtung. Weil die meisten schwarzen Kunststoffe kaum Licht reflektieren, kann das Material nicht zugeordnet werden und landet fast immer in der Verbrennungsanlage. Um dunkle Kunststoffe besser recyceln zu können, führte beispielsweise die Firma Henkel vor einigen Jahren einen alternativen schwarzen Farbstoff ein. Besser ist es jedoch, möglichst ganz auf schwarze Kunststoffe zu verzichten.

Neben der Farbe können auch zu große Etiketten, die aus einem anderen Material bestehen als die Flaschen selbst, zu Fehlsortierungen beim Recycling führen.

PET-Recycling: Zu wenige Flaschen bleiben tatsächlich im Kreislauf

Die meisten kennen das Geräusch, wenn die leeren PET-Flaschen beim Rückgabeautomat im Supermarkt gleich vor Ort geschreddert werden. Hier im Tempel des Konsums befindet sich die Wiege für ein neues Produkt – richtig?

Laut einer Studie des IFEU-Instituts von 2017 bestanden damals rund 15 Prozent aller Kunststoffverpackungen in Deutschland aus PET (Polyethylenterephthalat), doch nur 34 Prozent des recycelten PET wurden auch wieder für Getränkeflaschen genutzt. Der Rest wird überwiegend für Produkte verwendet, die sich anschließend nicht oder nur sehr schwer wiederverwerten lassen: zum Beispiel Kleidungsstücke oder Zeltplanen.

Verpackung vermeiden: Plastikflaschen
Nur etwa in Drittel des recycelten PET wird für neue PET-Flaschen verwendet (Foto: © Friedberg - Fotolia.com)

Neuere Zahlen zeigen: 2021 wurde recyceltes PET hierzulande zu 44,8 Prozent für die Herstellung neuer Getränkeflaschen verwendet. Die gesamte Recyclingquote von PET-Getränkeflaschen lag 2021 bei durchschnittlich knapp 95 Prozent.

Dass die PET-Recyclingquote bei uns insgesamt so hoch ist, verdanken wir unserem Pfandsystem. In Ländern, in denen dies nicht etabliert ist, sind der Sortier- und Trennungsaufwand des Mülls deutlich höher und damit die Recycling-Quoten wesentlich niedriger.

Recyceltes Plastik – auch für Lebensmittelverpackungen?

Während es bei PET-Flaschen durchaus vorkommt, dass aus alten Flaschen neue Flaschen werden, sieht es bei Verpackungen, die im Gelben Sack bzw. der Gelben Tonne landen, anders aus. Thomas Fischer von der DUH sagte 2020 sogar: „Keine Verpackung, die Sie in den Gelben Sack werfen, wird wieder zu einer neuen Lebensmittelverpackung“.

„Der Grund sind zu hohe Verunreinigungen, auch weil es beim Gelben Sack viele Fehlwürfe gibt. Zwar wird an Verfahren, welche Lebensmittelkontakt mit sogenannten Rezyklaten möglich machen, bereits gearbeitet. Solange der Gesetzgeber jedoch keine verpflichtenden Quoten vorschreibt, wird sich hier kaum etwas bewegen. Denn Rezyklate sind nach wie vor fast immer teurer als neues Plastik.“

Was hat sich seitdem getan? Laut der „Stiftung Zentrale Stelle Verpackungsregister“ (ZSVR) wurden 2021 65,5 Prozent aller bei den dualen Systemen gemeldeten Kunststoffverpackungen werkstofflich verwertet und können für neue Verpackungen und Produkte verwendet werden. Neuere Zahlen liegen uns nicht vor. Die gesetzlich vorgegebene Quote wird damit übererfüllt. Das bedeutet aber noch nicht, dass aus den recycelten Verpackungen gleichwertige Verpackungen werden, Downcycling zu anderen Produkten ist bei der Zahl mitgerechnet.

Welche Produkte haben recyclebare Verpackungen?

Hinzu kommt: Neues Plastik herzustellen ist für die Hersteller teils günstiger, als recycelte Verpackungen zu verwenden. Findet sich auf Lebensmittelverpackungen dennoch der Hinweis, dass diese zu einem gewissen Prozentsatz aus recyceltem Plastik bestehen, wurde das in der Regel aus PET-Flaschen gewonnen. Denn hier ist der sortenreine Materialstrom durch die Rückgabeautomaten garantiert. Einweg-PET-Flaschen werben deshalb oft damit, zu 100 Prozent aus Recycling-Material hergestellt zu sein. Ökologisch sinnvoll macht sie das deshalb aber nicht.

Woran erkenne ich eine recyclebare Verpackung?

Viele Hersteller werben mit dem Begriff „recyclebar“. Dieser ist jedoch nicht gesetzlich geschützt, rechtlich definiert oder wird anhand eines eindeutigen Labels transparent kommuniziert. Deshalb bleibt uns vorerst nur, beim Einkaufen genau hinzuschauen.

Ein guter Hinweis, dass Firmen das Thema Recycling wirklich ernst nehmen, ist, wenn ihre Produkte nicht nur recyclebar sind, sondern auch zumindest teilweise aus bereits recyceltem Material bestehen.

Denn nur wenn für Rezyklate ein profitabler Markt mit ausreichend Nachfrage entsteht, ist die Kreislaufwirtschaft zukunftsfähig. Darüber hinaus helfen dir folgende Kriterien, die richtige Wahl in Sachen Recyclingfähigkeit zu treffen:

  • Welche Farbe hat die Verpackung? Helle oder transparente Kunststoffverpackungen lassen sich in der Regel besser recyceln als dunkle oder farbige Materialien.
  • Achte auf gut entfernbare bzw. möglichst geringflächige Etiketten.
  • Bevorzuge – sofern erkennbar – recyclebare Monomaterialien statt einem Mix verschiedener Materialien. Polyethylen (PE) beispielsweise ist gut recyclebar.
  • Besteht ein Produkt aus verschiedenen Materialien, sollten diese leicht voneinander trennbar sein, zum Beispiel Folie und Plastikverpackung bei Käse. Folie und Packung gehören getrennt voneinander in die Gelbe Tonne.
  • Die Verpackung verzichtet auf zusätzliche Haftmittel und Klebstoffe, die das Recycling erschweren würden.

Fazit: Verpackung vermeiden ist wichtiger als recycelbare Verpackungen

Recyclebare und recycelte Verpackungen sind wichtig, um wertvolle Materialien im Wertstoffkreislauf zu halten und Verpackungsmüll zu reduzieren. Wichtiger ist es aber, noch vor dem Recycling anzusetzen und Müll konsequent zu vermeiden.

Thomas Fischer von der DUH zu bedenken: „Man muss das Thema Verpackung viel größer denken. Es sollte nicht darum gehen, wie man sinnlose Verpackungen umweltfreundlich herstellen kann. Eine recyclingfähige Zahnpastatube kann z. B. zusätzlich auch ganz ohne Umkarton verkauft werden. Müll vermeiden sollte stets höchste Priorität haben.“

Dazu kannst du im Alltag beitragen, indem du fürs Mittagessen deine eigene plastikfreie Mehrwegdose mitnimmst, unverpackte und frische Lebensmittel bevorzugt und etwa Getränke in der Mehrwegflasche kaufst und Leitungswasser trinkst.

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