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Schreiben lernen: Übungen und Tipps für dein Kind

Schreiben lernen
Foto: CC0 / Pixabay / picjumbo_com

Schreiben lernen – viele Kinder wollen das bereits vor der Einschulung. Wir zeigen, worauf Eltern achten sollten und stellen ein paar Übungen und Tipps vor.

Grundsätzlich gilt beim Schreiben, Lesen sowie Rechnen lernen im Kindergartenalter: Lass dein Kind mit diesem Wunsch von selbst zu dir kommen, fordere es nicht dazu auf. Wenn es sich noch nicht für Buchstaben interessiert, dann lass ihm die Zeit für kreatives, freies Spielen. Ab der Grundschule werden Kinder früh genug mit Leistungsdruck und Anforderungen konfrontiert und verlieren oft die Lust am Lernen neuer Dinge.

Wenn dein Kind allerdings von allein „Ich will Schreiben lernen!“ äußert, dann solltest du diesem Interesse auch nachgehen und seine Neugierde unterstützen. Diese intrinsische Motivation – also ein von innen kommendes Interesse durch Freude an der jeweiligen Handlung – erleichtert das Lernen und macht von außen kommende Belohnungen überflüssig. Nutze diese Neugierde, damit dein Kind bereits vor der Schule Erfolgserlebnisse erfährt und Spaß am Lernen entwickelt!

Wichtige Voraussetzungen für das Schreiben lernen

Klatsch- und Sprachspiele fördern die phonologische Bewusstheit, die Voraussetzung für das Schreibenlernen ist.
Klatsch- und Sprachspiele fördern die phonologische Bewusstheit, die Voraussetzung für das Schreibenlernen ist.
(Foto: CC0 / Pixabay / StockSnap)

Schreiben zu lernen ist ein komplexer Prozess und erfordert vor allem eine wichtige Voraussetzung: die phonologische Bewusstheit. Das ist „… die Fähigkeit, die Lautstruktur von Silben und Wörtern zu analysieren und zu verändern.“ (Kannengieser 2012: Sprachentwicklungsstörungen, S. 336). Diese Fähigkeit kann spielerisch und ganz ohne Leistungsdruck mit Kindern erarbeitet werden. Auch Grundschulkinder, die Probleme mit dem Schreiben und Lesen haben, profitieren von der Förderung der phonologischen Bewusstheit. Sollten dir bei deinem Kind extreme Schwierigkeiten in der phonologischen Bewusstheit auffallen, wende dich an die Erzieher*innen im Kindergarten, die Kinderärztin und/oder Logopäden/in.

Folgende Bereiche fördern die Basis und die Grundlagen der phonologischen Bewusstheit (bitte halte die Reihenfolge ein, da der Schwierigkeitsgrad ansteigt):

  1. Reimen
    • Tipp: Lies deinem Kind gereimte Kinderbücher vor oder singt gemeinsam Reimlieder. Betone zwischendurch, was sich reimt oder was sich auch nicht reimt.
    • Übung: Wenn dein Kind schon selbst reimt, dann schnappt euch einen Ball und überlegt euch ein Wort – zum Beispiel „Hose“. Werft euch den Ball gegenseitig zu. Derjenige, der den Ball hat, sucht ein passendes Reimwort, also „Dose“, „Rose“ und so weiter. Auch lustige Quatschreime fördern diese Fähigkeit und machen Spaß!
  2. Silben trennen
    • Tipp: Klatsch-Spiele wie „Beim Bäcker hat’s gebrannt“ setzen pro Silbe eine Betonung durch Klatschen ein und bringen jeden zum Lachen. Meistens reimen sie sich auch noch.
    • Übung: Spiele mit deinem Kind Memory. Bei jeder aufgedeckten Karte wird zusammen das Bild „geklatscht“ – also „Ho-se“ mit einem Klatschen pro Silbe. Wenn das gut klappt, kann man gemeinsam zählen, wie oft man geklatscht hat und damit feststellen, ob das Wort lang oder kurz ist.
  3. Anlaute erkennen
    • Tipp: Das Kinderlied „Alle Kinder lernen Lesen“ verdeutlicht den ersten Laut von verschiedenen Wörtern.
    • Übung: Mache ein Ratespiel mit deinem Kind, bei dem ihr euch beispielsweise gegenseitig fragt: „Hörst du ein A am Anfang von Apfel?“ oder „Hörst du ein O am Anfang von Apfel?“. Beginne mit Vokalen und gehe erst dann zu Konsonanten über, wenn die Vokale fehlerfrei funktionieren.

Weitere wichtige Voraussetzungen für das Schreiben lernen sind eine ausgeprägte Feinmotorik und auch Kraft in den Fingern und Händen:

  • Male und bastel viel mit deinen Kindern.
  • Kneten stärkt die Muskulatur der Hände und Finger – wie wäre es mit einer **Knete aus nachwachsenden Rohstoffen oder Knete einfach selber machen? Lass beim nächsten Mal backen dein Kind den Teig kneten – besonders Spaß macht Kekse oder Plätzchen backen mit Kindern.
  • Es kann dir auch bei kleinen Aufgaben im Alltag helfen: Unkraut zupfen, Wäsche auf- und abhängen, Verschlüsse auf- und zudrehen, etwas putzen – natürlich solltest du es dabei nicht aus den Augen lassen.
  • Super für die Feinmotorik in Kombination mit Stifthaltung: Den Stift mittig mit Daumen und Zeigefinger nehmen und hin und her wackeln lassen – das sieht mit ein wenig Fantasie wie ein Schmetterling aus. Dann den Stift in Stifthaltung vor und zurückwandern lassen. Der Zeigefinger bewegt sich dabei wie eine Raupe.

Schreiben lernen: Hilfreiche Tipps

Mit ein paar Tipps wird das Schreibenlernen leichter.
Mit ein paar Tipps wird das Schreibenlernen leichter.
(Foto: CC0 / Pixabay / blickpixel)

Mit ein paar hilfreichen Tipps und Verhaltensweisen kannst du deinem Kind das frühe Schreibenlernen erleichtern:

  • Verfolge die Wörter mit dem Finger, wenn du vorliest. So bemerkt dein Kind nebenbei, dass von links nach rechts geschrieben wird und es dann eine Zeile tiefer weiter geht.
  • Lies deinem Kind Schrift vor, die euch im Alltag begegnet – beispielsweise Schilder oder Wörter auf Lebensmittelverpackungen.
  • Gib deinem Kind möglichst dicke, am besten dreieckige Buntstifte. Solche findest du zum Beispiel in unserer Galerie der besten Buntstifte ohne Gift, Lack oder Lösungsmittel. Nicht zu empfehlen sind diese Buntstifte, die laut Stiftung Warentest Kinder krank machen können.
  • Schreibe Wörter, die dein Kind lernen möchte in Großbuchstaben und Druckschrift auf.
  • Sprich die Buchstaben so aus: „b“ statt „be“ oder „k“ statt „ka“.
  • Verbessere die Schreibweise deines Kindes nicht, sonst könnte es den Spaß verlieren. Keine Angst, die Rechtschreibung lernt es mit der Zeit in der Grundschule.
  • Lass dir das von deinem Kind Geschriebene vorlesen oder „übersetzen“, wenn du es nicht entziffern kannst.
  • Lobe es für seine Arbeit und seinen Fleiß.

Schreiben lernen: Zwei Übungen

Anlautbilder und -tabellen dienen beim Schreiben und Lesen lernen als Orientierung.
Anlautbilder und -tabellen dienen beim Schreiben und Lesen lernen als Orientierung.
(Foto: CC0 / Pixabay / geralt)

Schwungübungen:

  • Basis hierfür ist, dass die Feinmotorik deines Kindes beispielsweise durch oben stehende Ideen bereits geschult ist – sonst könnte Frust aufkommen.
  • Es gibt verschiedene **Hefte mit Übungen, die gezielt den erforderlichen Schwung und die Feinmotorik für das Schreiben trainieren. Vielleicht findest du auch in einer Buchhandlung in deiner Nähe schönes Material?
  • Auch hier gilt: Richte dich danach, ob es dem Kind Freude macht. Viele Vorschulkinder finden diese Übungen allerdings toll, da sie sich ein bisschen so anfühlt wie Hausaufgabe machen.
  • Ganz wichtig: Wenn sich dein Kind beim Schreiben verkrampft und/oder über Schmerzen in den Händen klagt, dann lockert und schüttelt euren ganzen Körper zwischendurch!

Anlauttabellen-Übung:

  • Für diese Übung sollte dein Kind den Bereich „Anlaute erkennen“ der phonologischen Bewusstheit beherrschen.
  • Hänge ein **Poster einer Anlauttabelle im Zimmer deines Kindes oder dort auf, wo es gerne malt und schreibt. So etwas lässt sich auch leicht gemeinsam basteln. Die Anlauttabelle hat den Vorteil, dass sie ihrerseits die phonologische Bewusstheit fördert und gleichzeitig als Buchstabenvorlage für Kinder beim Schreibenlernen dient.
  • Beginnt mit dem A und sucht nach Wörtern, die ein A im Anlaut haben: Apfel, Affe, Amsel, Ameise und so weiter. Wenn dein Kind eines der Wörter lernen möchte, dann schreibe es in großen Druckbuchstaben auf.
  • So könnt ihr das Alphabet Schritt für Schritt und immer auf Wunsch deines Kindes durchgehen und beispielsweise auch die Namen der Familienmitglieder, Freunde oder Haustiere erarbeiten. Außerdem kann sich dein Kind bereits nur durch Ansehen des Posters die Buchstaben visuell einprägen.

Schreiben lernen: Fazit

Du siehst: Schreiben lernen hat nicht nur etwas mit Buchstaben auf dem Papier zu tun. Durch Feinmotorik-Training, viel Vorlesen, Singen, gemeinsames Spielen, Sprachspiele, Gespräche und Interaktion mit deinem Kind bereitest du es ganz nebenbei darauf vor. Und wenn dann der Wunsch „Ich will Schreiben lernen!“ aufkommt, wird die kindliche Neugierde durch unsere Übungen und Tipps hoffentlich etwas gestillt.

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