Sind Proteinriegel gesund? Laut vielen Fitnessunternehmen lautet die Antwort ja. So sollen uns die Riegel mit hochwertigem Eiweiß und anderen wichtigen Stoffen versorgen. Ob an den Versprechen tatsächlich etwas dran ist, erfährst du hier.
Proteinriegel gehören für viele sportbegeisterte Menschen zum Alltag. Gerade wenn du Kraftsport betreibst, um Muskeln aufzubauen und die Regeneration deines Körpers fördern möchtest, scheinen sie der perfekte Snack zu sein. Doch wie gesund ein Proteinriegel wirklich ist, hängt natürlich in erster Linie von den enthaltenen Zutaten ab. Zudem stellt sich die Frage, ob Proteinriegel bei einer ausgewogenen Ernährung wirklich notwendig sind.
Sind Proteinriegel notwendig?
Proteine sind lebenswichtige Bausteine unseres Körpers, die wir jeden Tag über die Nahrung aufnehmen müssen. Sie sind laut der AOK maßgeblich am Muskelaufbau beteiligt und stellen als Enzyme sicher, dass zahlreiche Stoffwechselprozesse im Körper ablaufen können. Laut der DGE haben Erwachsene bis 65 Jahre einen täglichen Proteinbedarf von 0,8 Gramm pro Kilogramm Körpergewicht. Bei einer Person, die 70 Kilogramm wiegt, würde das täglich 56 Gramm Protein entsprechen.
Diesen Wert erreichst du zum Beispiel, wenn du über den Tag verteilt 100 Gramm Haferflocken, 300 Milliliter Sojamilch, 200 Gramm Tofu, 100 Gramm Kichererbsen und zwei Scheiben Vollkornbrot zu dir nimmst. Laut dem Verbraucherservice Bayern und der AOK sind Proteinriegel deshalb nicht nötig, um den täglichen Proteinbedarf zu decken. Auch die DGE gibt gegenüber Stiftung Warentest an, dass zusätzlich zugeführtes Protein bei einer ausgewogenen Ernährung nicht nötig ist.
Zudem werben Fitnessunternehmen immer wieder damit, dass der Proteinbedarf erhöht sei, wenn du regelmäßig Sport machst. Proteinriegel seien dann natürlich besonders nützlich, um täglich mehr Eiweiß aufzunehmen. Doch auch diese Aussage stimmt nicht mit wissenschaftlichen Erkenntnissen überein. Laut Stiftung Warentest ist der Proteinbedarf nur bei Leistungssportler:innen erhöht. Selbst wenn du fünfmal in der Woche jeweils 30 Minuten lang trainierst, musst du nicht mehr Eiweiß zu dir nehmen.
Laut dem Verbraucherservice Bayern müssen jedoch auch Hochleistungssportler:innen nicht auf Proteinriegel oder -pulver zurückgreifen. Da sie generell einen erhöhten Kalorienbedarf haben, essen sie pro Tag teilweise deutlich mehr als der Durchschnitt. Achten sie dabei auf eine ausgewogene Ernährung, können sie den erhöhten Eiweißbedarf leicht durch natürliche Eiweißquellen decken.
Wirklich notwendig sind die Riegel also nicht. Aber sind Proteinriegel wenigstens gesund?
Sind Proteinriegel gesund?
Ob ein Proteinriegel gesund ist, hängt in erster Linie von seiner Zusammensetzung ab. Diese variiert von Hersteller zu Hersteller. Viele herkömmliche vegane und nicht-vegane Proteinriegel enthalten nach Angaben der AOK jedoch hohe Mengen an Zucker – etwa in Form von Glukosesirup, Fruktosesirup oder Invertzuckersirup. Sie gleichen damit also eher einer Süßigkeit als einem gesunden Snack.
Manche Proteinriegel sind zuckerfrei und mit Süßstoffen oder Zuckeraustauschstoffen (wie Xylit oder Erythrit) gesüßt. Wie sich diese Stoffe genau auf unseren Körper auswirken, ist noch nicht abschließend geklärt. Gerade Süßstoffe stehen jedoch mit einer Reihe von negativen gesundheitlichen Auswirkungen in Verbindung: So bringen sie unser Sättigungs- und Hungergefühl durcheinander und erhöhen das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Bei Zuckeraustauschstoffen gibt es bislang keine Hinweise darauf.
Zudem enthalten Proteinriegel oft zugesetzte Vitamine und Mineralstoffe. Auch das ist problematisch – denn Personen, die pro Tag viele Proteinriegel und ähnliche Produkte verzehren, nehmen so leicht eine zu hohe Dosis verschiedener Nährstoffe zu sich. Das kann auf Dauer gesundheitliche Probleme mit sich bringen.
Sind Proteinriegel nachhaltig?
Viele Proteinriegel enthalten Molkenprotein und andere Milchprodukte. Diese sollen den hohen Proteingehalt garantieren. Milchprodukte sind jedoch aufgrund ihrer schlechten CO2-Bilanz aus ökologischer Perspektive problematisch. So kommt es insbesondere bei der Rinderhaltung zu einem hohen Ausstoß von Treibhausgasen. Laut Statista produziert ein Liter Kuhmilch etwa 3,2 Kilogramm CO2-Emissionen. Im Vergleich: Bei Sojamilch und Hafermilch beträgt dieser Wert nur 0,9 bis ein Kilogramm.
Da Proteinriegel hochverarbeitete Produkte sind, fallen zudem auch bei der Herstellung und den zahlreichen notwendigen Einzelschritten hohe CO2-Emissionen an.
Nicht zuletzt stammen die Milchbestandteile bei Riegeln, die nicht bio-zertifiziert sind, höchstwahrscheinlich von Tieren aus Massentierhaltung. Mehr zu dieser Problematik erfährst du hier: „Kaputt gemolken“: So viele Kühe müssen jedes Jahr in Deutschland für unsere Milch sterben.
Bei veganen Proteinriegeln sieht es in puncto Nachhaltigkeit etwas besser aus. So kommen hier keine Milchprodukte zum Einsatz, sondern pflanzliche Proteine (wie Erbsen-, Soja- oder Reisprotein). Dadurch haben die Riegel eine bessere Ökobilanz und verursachen kein Tierleid. Allerdings bleibt die Problematik bestehen, dass es sich um hochverarbeitete Produkte handelt, für deren Produktion viel Energie notwendig ist. Zudem kannst du als Konsument:in nicht nachvollziehen, woher die einzelnen Zutaten kommen und ob sie eventuell weite Transportwege zurücklegen mussten.
Proteinriegel: Geht das auch gesund?
Willst du nicht auf Proteinriegel verzichten, ist es empfehlenswert, Proteinriegel selber zu machen. So kannst du darauf achten, nur gesunde Lebensmittel und wenig bis keinen Zucker oder andere problematische Zusatzstoffe zu verwenden.
Beim Kauf empfehlen wir, möglichst auf vegane Proteinriegel in Bio-Qualität zurückzugreifen. Diese bestehen oft aus Nüssen, Trockenfrüchten und einem pflanzlichen Proteinpulver. Da die Trockenfrüchte für natürliche Süße sorgen, kommen diese Riegel häufig ohne zugesetzten Zucker oder andere fragwürdige Zusatzstoffe aus. Ein Bio-Siegel garantiert zudem, dass sie frei von chemisch-synthetischen Pestiziden sind.
Allerdings solltest du beachten, dass auch Fruchtzucker aus Trockenfrüchten für den Körper in hohen Mengen schädlich sein kann und nicht unbedingt gesünder ist als gewöhnlicher Haushaltszucker. Verzehre deshalb auch vegane Proteinriegel nur in Maßen.
Besser als Proteinriegel: Natürliche Eiweißquellen
Wirklich notwendig für deinen Proteinbedarf sind letztlich auch vegane Proteinriegel nicht. Stattdessen kannst du darauf achten, natürliche Proteinquellen in deinen Speiseplan einzubauen. Pflanzliche Lebensmittel, die dich mit viel Protein versorgen, sind zum Beispiel:
- Vollkorngetreide
- Hülsenfrüchte (wie Bohnen und Linsen)
- Sojaprodukte (Sojadrink, Tofu oder Sojajoghurt)
- Nüsse
- manche Gemüsesorten (wie Brokkoli und Pilze)
Mehr dazu erfährst du in diesem Artikel: Pflanzliches Eiweiß: Diese Lebensmittel liefern viele Proteine.
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