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Gaspreise stark gefallen: Warum der Wechsel zu Biogas, Ökogas & Co. sich jetzt lohnen kann

Ökogas Klimagas Biogas klimaneutrales Gas
Foto: olezzo, thenikonpro / stock.adobe.com

Die Gaspreise für Neukund:innen sind wieder stark gesunken: von rund 40 Cent/kWh im September 2022 auf momentan rund 11 Cent/kWh. Natürlich ist das immer noch mehr, als Gas vor dem Ausbruch des Ukrainekriegs gekostet hat (nämlich nur rund 6 Cent/kWh). Dennoch ist jetzt ein guter Zeitpunkt, um über einen Gasanbieterwechsel nachzudenken – und dabei auch gleich auf eine nachhaltigere Alternative zu fossilem Erdgas umzusteigen. Utopia erklärt, wieso das so ist, und erläutert, was hinter Biogas, Ökogas, Klimagas, Windgas und Power-to-Gas steckt.

Im Herbst 2021 explodierten die Gas- und Strompreise und der Energiemarkt geriet aus den Fugen. Während die Neukundentarifen für Erdgas in die Höhe schossen, blieb die örtliche Grundversorgung oft die günstigere Alternative. Ein Anbieterwechsel war da nicht zu empfehlen.

Inzwischen hat sich die Situation aber wieder gedreht und dank günstigerer Neukundentarife ist es je nach Region und Verbrauch wieder möglich, mit einem Wechsel des Gasanbieters Geld zu sparen. Laut Verivox zahlen Bestands-Gaskund:innen zurzeit (Februar 2023) im Schnitt rund 16,9 Cent/kWh – Neutarife gibt es aber momentan schon für durchschnittlich 10,9 Cent/kWh, also 6 Cent billiger. Wer 10.000 kWh im Jahr verbraucht – was nicht ungewöhnlich ist –, der könnte hier mit einem Wechsel stolze 600,- Euro sparen. (Vorausgesetzt natürlich, die Preise bleiben sowohl beim Neu- als auch beim Alt-Anbieter stabil, was niemand voraussagen kann.)

Deshalb lohnt es sich zurzeit, beim eigenen Gasvertrag genau hinzusehen – und zwar nicht nur, um zu sparen. Denn: Speziell Biogas kann eine umweltfreundliche Alternative zu konventionellem fossilem Erdgas sein. Und wenn dein Biogas auch noch in Deutschland oder der EU gewonnen wird, vermeidest du damit zugleich fossiles Erdgas, das möglicherweise aus Russland stammt (und damit den Ukrainekrieg mitfinanziert).

Was du noch wissen musst: Zurzeit gilt für alle Gaskund:innen in Deutschland die Gaspreisbremse. Diese begrenzt die Kosten seit Januar 2023 allerdings nur auf 12 Cent/kWh – und das auch nur für 80 % des bisherigen Bedarfs. (Heißt: Wer keine Energie spart, zahlt für einen Teil seines Stroms weiterhin hohe Preise von bis zu 20 Cent/kWh.) Für dich bedeutet das: Wenn du jetzt in einen Gastarif wechselst, der unter 12 Cent/kWh liegt, sparst du nicht nur bei den 80 % deines bisherigen Bedarfs – sondern erst recht für jede Kilowattstunde, die du darüber hinaus verbrauchst.

Eine kleine Beispielrechnung: Du verbrauchst bislang 10.000 kWh zu 16 Cent/kWh und hast deinen Verbrauch auch nicht eingeschränkt. Mit Gaspreispreise beläuft sich deine Rechnung dann auf: 8.000 kWh * 12 Cent (Gaspreisbremse greift für 80 % deines Bedarfs) + 2.000 kWh * 16 Cent (Gaspreisbremse greift nicht mehr) = 1.280 Euro. Wechselst du stattdessen in einen Tarif, in dem die Kilowattstunde nur 11 Cent kostet, zahlst du: 10.000 kWh * 11 Cent (Gaspreisbremse spielt keine Rolle, weil dein Tarif billiger ist als die Bremse) = 1.100 Euro. Das sind 180 Euro weniger.

Also gleich den Wechselrechner anschmeißen? Und am besten gleich zu Biogas wechseln, um etwas gegen die Klimakrise zu tun? Einen Moment! Es gibt noch ein paar Sachen, die wir dir mitgeben wollen, damit du eine informierte Entscheidung triffst.

Biogas, Ökogas, Klimagas: Welches Gas kommt nicht aus Russland?

Zunächst wichtig zu wissen: Gesetzlich festgelegt sind Begriffe wie Biogas, Ökogas, Klimagas, Windgas und Power-to-Gas nicht. Aber: Es gibt eine relativ marktübliche Verwendung für jeden dieser Ausdrücke. Und die sieht in etwa so aus:

  • Gas und Erdgas meinen oft das Gleiche. Nämlich eine begrenzte Ressource, die durch CO2-Freisetzung direkt dem Klima schadet. Und: Erdgas kam bei uns lange Zeit zu 70 % aus Russland, inzwischen sind es EU-weit noch rund 10 %.
    → Derzeit das Schlechteste. Davon wollen wir weg.
  • Biogas ist ein recht etablierter Begriff. Bedeutet meist: Das Gas stammt zu 100 % aus Biomasse, oft auch regional. Ist das der Fall, steckt natürlich auch kein russisches Gas (mit) drin.
    → Derzeit die beste Wahl, aber nur, wenn wirklich Biogas aus 100 % Biomasse gemeint ist.
  • Klimagas bezeichnet Gasprodukte mit fossilem Gasanteil (der entsprechend auch aus Russland stammen kann), die nachträglich „klimaverträglicher“ gerechnet werden, beispielsweise durch CO2-Kompensation.
    → Ein fauler Kompromiss, da es sich nur um klimakompensiertes (Erd-)Gas handelt, Russland-Anteil inklusive.
  • Ökogas ist ein sehr etablierter Sammelbegriff: Oft handelt es sich um Mischprodukte nach dem Schema „x % Klimagas + y % Biogas“ (aber nicht immer).
    → Zu vager Begriff, unbedingt ganz genau hinschauen!
  • Naturgas kann alles Mögliche bedeuten.
    → Derzeit ohne Aussagekraft.
  • Windgas, Power-to-Gas und grüner Wasserstoff werden aus erneuerbaren Energien gewonnen und kommen deshalb ebenfalls ohne Putins Pipelines aus.
    → Derzeit noch irrelevant.
Polarstern bezieht Biogas aus Ungarn, das aus organischen Reststoffen von Zuckerrüben gewonnen wird
Polarstern bezieht Biogas aus Ungarn, das aus organischen Reststoffen von Zuckerrüben gewonnen wird. (Foto © Polarstern Energie)

Wie gesagt: Diese Bezeichnungen sind leider nicht verbindlich festgelegt. Mal werden die Begriffe als Teil des Markennamens verwendet, mal als vergleichsweise etablierte Gattungsbegriffe. Verlassen kann man sich darauf nicht. Nur genaues Hinschauen hilft. Hier erläutern wir dir die verschiedenen Gasformen noch mal im Detail:

Gastarife vergleichen: Was ist Biogas?

Biogas ist meist (leider nicht immer) Gas, das zu 100 % mithilfe von Biomasse gewonnen wird, etwa aus Bioabfällen, aus Dung oder Energiepflanzen, also Pflanzen, die speziell für die energetische Nutzung angebaut werden. Wichtig: Manche Anbieter nutzen den Begriff bloß als Markennamen; dann kann „Biogas“ alles Mögliche bedeuten (und auch ein Mischprodukt sein, das fossiles Gas enthält). Und: Biogas wird manchmal auch „Bio-Erdgas“ genannt.

Vorteile von Biogas:

  • Wenn dessen organische Ausgangsstoffe CO2 gebunden haben, kann man Biogas aus 100 % Biomasse tatsächlich als erneuerbar und klimaneutral bezeichnen.
  • Wenn der Anbieter genau erklärt, wie das Biogas aus welcher Biomasse gewonnen wird, kannst du erkennen, ob es sich um „gutes“ Biogas handelt – also ohne Nahrungsmittelkonkurrenz, ohne Energiepflanzenanbau, ohne Grubengas (z.B. Methan aus Kohlebergbau).
  • Wenn es sich wirklich um Biogas aus 100 % Biomasse handelt, ist das zugleich die einzige derzeit relevante Gasform, die vollständig ohne fossiles Gas auskommt.
  • Wenn es wirklich Biogas aus 100 % Biomasse ist, dann – und nur dann – kommt Biogas, das seine regionale Herkunft transparent darstellt, auch nicht aus Russland.

Nachteile von Biogas:

  • Manche Anbieter nutzen den Begriff bloß als Markennamen, dann kann er alles Mögliche bedeuten. Beispiel: „Naturstrom Ökogas“ enthält zurzeit auch fossiles Gas (das jedoch nach hohen Standards klimakompensiert wird).
  • „Teller oder Tank“-Debatte: Baut man auf fruchtbaren Ackerflächen Energiepflanzen an, stehen diese in direkter Konkurrenz zur Produktion von Nahrung oder anderen wichtigen Dingen.
  • Wird Landfläche für Energiepflanzen genutzt, steigen deshalb die Preise. Der nachhaltige Ökolandbau kann sich dann weniger Landflächen leisten. Und die dann intensivere konventionelle Landwirtschaft kann wiederum indirekt das Klima schädigen.
  • Werden Dung oder andere Produkte aus der Massentierhaltung benutzt, finanziert solches Biogas Tierleid mit, auch wenn die Weiterverwendung im Sinne des Klimas dennoch sinnvoll ist.
vergilbte Heizung
Die Mehrheit der Heizungen werden in Deutschland mit Gas betrieben. Wer dabei mit Ökogas heizt, kann einen großen Unterschied machen. (Foto: CC0 / Pixabay / ri)

Beispiele für gute Biogas-Anbieter:

  • Polarstern Wirklich Ökogas enthält 100 % Biogas aus organischen Reststoffen einer Zuckerfabrik und ist entsprechend klimafreundlich und frei von (evtl. russischem) Erdgas. Einer der inzwischen drei Tarife ist sogar ausdrücklich vegan. Polarstern ist damit eines der seltenen Beispiele, wo „Ökogas“ wirklich bedeutet, was der Name vermuten lässt.
  • Die Bürgerwerke bieten mit Bürgerwerke BürgerÖkogas 100 % zumindest einen 100-Prozent-Biogas-Tarif an – aber nur dieser eine Tarif ist garantiert frei von (eventuell russischem) Erdgas: Die anderen beiden „Ökogas“-Tarife (BürgerÖkogas 5 %, BürgerÖkogas 10 %) sind Mischprodukte.
  • In beiden Fällen sind Zuckerrübenreste die Biomassen-Quelle, was bedeutet, dass das Biogas ohne eigens gepflanzte Energiepflanzen, Landflächenkonkurrenz oder Massentierhaltung auskommt.

Zwischen-Fazit: Biogas ist prinzipiell empfehlenswert, solange es nicht ein Mischprodukt bezeichnet, bei dem ein Produkt mit „Biogas“ im Namen nicht zu 100 % aus Biomasse gewonnen wurde. Und leider produzieren auch nicht alle Biogas-Anbieter wirklich ökologisch und nachhaltig, das heißt, auch 100 % aus Biomasse gewonnenes Biogas kann Nachteile haben: Biogas ist eben nur dann ökologisch sinnvoll, wenn das Gas aus landwirtschaftlichen Reststoffen wie Gülle, industriellen (organischen) Abfällen oder Biomüll hergestellt wird.

Der Anbau von Monokulturen aus Raps oder Mais, um daraus Biogas zu erzeugen, ist hingegen ökologisch nicht sinnvoll: Sie verbrauchen kostbare landwirtschaftliche Flächen, die auch für den Anbau von Nahrungsmitteln genutzt werden könnten. Beim Anbau von Energiepflanzen kommen außerdem oft potenziell schädliche synthetische Pestizide und Dünger zum Einsatz; Monokulturen schaden zudem der Biodiversität und beschleunigen das Artensterben.

Achte also genau darauf, wie die Herkunft erklärt wird. Achte auch auf das Siegel „Grünes Gas Label„: Damit wird Biogas ausgezeichnet, das höheren Nachhaltigkeitskriterien genügt. Weil das Siegel aber leider auch Mischprodukte zertifiziert, achte ausdrücklich darauf, dass es sich um ein Produkt ohne fossile Gasbeimischung handelt!

Kein Ende der Krise: Stadtwerke rechnen mit Verdopplung der Preise
Kilowattstunden frisst nicht nur der Gaszähler, sondern auch der Stromzähler. (Foto: Sina Schuldt/dpa)

Übrigens: Du kannst natürlich auch auf Ökostrom umstellen. Welche Anbieter wir empfehlen, liest du im Beitrag Ökostrom-Vergleich: Was diese 5 Tarife anderen voraushaben, und wie du umsteigst, im Beitrag Stromanbieter wechseln … in 5 einfachen Schritten.

Gastarife vergleichen: Was ist Klimagas?

Klimagas in einem Klimatarif ist ganz normales, fossiles – also nicht nachhaltiges – Erdgas, bei dem die CO2-Emissionen, die beim Verbrauch entstehen, durch Investitionen in Klimaschutzprojekte oder durch den Kauf von Emissionszertifikaten rechnerisch wieder ausgeglichen werden sollten. Dass das in der Realität oft nicht funktioniert und in der Kompensationsbranche viel betrogen wird, haben Recherchen in den letzten Jahren immer wieder ans Licht gebracht.

Vorteile von Klimagas:

  • Weil Klimatarife eigentlich nur Erdgas mit grünem Etikett sind, können sie günstiger sein als echtes Biogas.

Nachteile von Klimagas:

  • Klimagas ist weniger nachhaltig als Biogas aus 100 % Biomasse.
  • Denn: Die CO2-Kompensation erfolgt nur rechnerisch, ob (und wann und in welcher Form) ein echter Ausgleich stattfindet, können Verbraucher:innen in aller Regel nicht überprüfen.
  • Besser als jede Kompensation ist immer Vermeidung, denn dabei werden erst gar keine schädlichen Klimagase frei, die dann mit viel Aufwand wieder „eingefangen“ werden müssen (was oft nicht gelingt). Vermeidung findet bei Klimagas aber gar nicht statt, es gibt auch keinen Anreiz dazu. Dass wir Klimatarife überhaupt listen, liegt auch nur daran, dass Erdgas in Form von Klimagas immer noch besser ist als Erdgas ganz ohne CO2-Ausgleich.
  • Weil Klimagas im Wesentlichen Erdgas ist, gilt: Es kann aus Russland kommen – auch wenn der Anteil Russlands an den EU-Gasimporten inzwischen (= 2023) auf unter 10 % gesunken ist.

Zwischen-Fazit: Klimagas ist nicht empfehlenswert. Wir empfehlen dir hier daher keine Klimagasanbieter, weil Klimatarife unserer Meinung nach nicht ausreichen. Wenn du dich dennoch für Klimagas entscheidest: Achte auf den vollständigen CO2-Emissionsausgleich des Klimagas-Anteils (bestätigt zum Beispiel durch Siegel wie „TÜV Nord: klimaneutrales Gasprodukt“) und bei der Klimaneutralisierung auf den Gold Standard oder den Verified Carbon Standard, die sicherstellen, dass über zertifizierte Klimaschutzprojekte ausgeglichen wird.

Gastarife vergleichen: Ökogas, Klimagas, Biogas
Gastarife vergleichen: Ökogas, Klimagas, Biogas. (Foto: CC0 Public Domain / Pixabay – PublicDomainPictures)

Gastarife vergleichen: Was ist Ökogas?

Ökogas ist ein etablierter Begriff für Gas, das „irgendwie“ „irgendwas“ für „mehr öko“ tut. Leider kann der Ausdruck je nach Anbieter alles Mögliche bedeuten – und muss dabei noch nicht mal viel mit Ökologie zu tun haben. Es hilft also nur, genau hinzuschauen: Denn Ökogas ist in vielen Fällen entweder normales Erdgas bzw. Klimagas (= rechnerisch neutralisiertes Erdgas), dem nur jeweils echtes Biogas (= aus 100 % Biomasse) beigemischt wurde (oft nur zu 10 %). Nur in seltenen Fällen steht der Begriff „Ökogas“ tatsächlich für Gas ohne irgendeine fossile Beimischung.

Vorteile von Ökogas:

  • Die Mischkalkulation Erdgas+Biogas (oder Klimagas+Biogas) ermöglicht dem Anbieter zu Zeiten, in denen Erdgas günstiger ist als Biogas, eine abgestuftere Preisgestaltung. Für Konsument:innen hat das den Vorteil, dass sie preisabhängig selbst steuern können, wie hoch ihr Biogas-Anteil sein soll.
  • Bei „besseren“ Anbietern kommt als Erdgas immerhin CO2-neutralisiertes Klimagas zum Einsatz.
  • Wenn der Biogas-Anteil des Ökogases zu 100 % aus Biomasse stammt, ist er tatsächlich erneuerbar und klimaneutral. Auch in Sachen Russland gilt: Nur beim Biogas-Anteil bist du auf der sicheren Seite.

Nachteile von Ökogas:

  • Viele Anbieter nutzen den Begriff bloß als Markennamen, dann kann er alles Mögliche bedeuten. Nur selten ist das Ökogas wirklich öko.
  • Denn: Der Nicht-Biogas-Anteil (meist 50 bis 90 Prozent!) ist immer noch fossiles Erdgas mit maximalem Klimaschaden, wenn auch, im Fall von Klimagas, mit CO2-Ausgleich.
  • Heißt auch: Der Erdgas-Anteil in Ökogas kann nach wie vor teilweise aus Russland kommen.
  • Auch der Biogas-Anteil kann je nach Herstellung ganz eigene Probleme mitbringen. Du musst selbst darauf achten, dass das Biogas nicht zum Beispiel aus Massentierhaltung oder Energiepflanzen kommt.

Beispiele für Ökogas-Anbieter:

  • Bei Polarstern Wirklich Ökogas heißt Ökogas tatsächlich öko: Es enthält 100 % Biogas aus organischen Reststoffen (siehe auch oben), ist also anders als viele andere „Ökogas“-Produkte auf dem Markt kein Beimisch-Produkt.
  • Bei Naturstrom Ökogas handelt es sich um ein Beispiel, bei dem „Ökogas“ nur ein Markenname ist, denn: Das Beimisch-Produkt enthält nur 10 % Biogas aus regionalen Rest- und Abfallstoffen.
  • EWS Biogas ist ein anderes Beispiel, bei dem „Biogas“ nicht automatisch „Gas aus 100 % Biomasse“ bedeutet, man muss nämlich zuvor richtig auswählen, weil es auch einen Tarif mit nur 10 % Biogas gibt. Hinweis: Derzeit (März 2023) werden keine Neukund:innen aufgenommen.

Zwischen-Fazit: Ökogas ist empfehlenswert, solange der Name kein Beimisch-Produkt bezeichnet, das nicht zu 100 % aus Biomasse gewonnen wurde. Oder, anders gesagt: Ökogas ist dann empfehlenswert, wenn es mit Biogas (siehe dazu oben) identisch ist, was die Zusammensetzung betrifft.

Neue Rekord bei Windenergie im Strommix.
Für Windgas wird Windenergie in Gas verwandelt – und wieder zurück. (Foto: CC0 / Pixabay / Al3xanderD)

Power-to-Gas (P2G), Windgas und Wasserstoff

Allgemeines Prinzip von Power-to-Gas, Windgas, Wasserstoff ist: Es wird mithilfe von Strom (ausschließlich sinnvoll: echter Ökostrom) ein Gas erzeugt (zum Beispiel Wasserstoff), aus dem dann – mit großem zeitlichem Versatz – wieder Elektrizität erzeugt werden kann. Bei Windgas wird das mit gerade nicht gebrauchter Windenergie getan.

Vorteile von P2G:

  • Neben Biogas aus 100 % Biomasse sind Power-to-Gas, Windgas und (grüner) Wasserstoff die einzigen Gasformen, die nicht auf fossilem Gas beruhen.
  • Die Gaserzeugung aus Strom ermöglicht die Speicherung und den Transport von Energie. Der Technik wird daher eine wichtige Rolle in künftigen Energienetzen zugesprochen.
  • Derzeit nicht aus Russland.

Nachteile von P2G:

  • Für den persönlichen Gasbezug derzeit noch irrelevant.
  • Für etliche Zwecke zu ineffizient: Bei den Transformationsvorgängen geht viel Energie verloren, daher ist P2G nur in speziellen Gebieten sinnvoll, wo es aber künftig sehr wichtig werden wird.
  • Sogenannter „blauer“ Wasserstoff verwendet unter anderem Erdgas, basiert dann aber wieder auf fossilen Energieträgern und ist daher nicht nachhaltig. Sinnvoll ist nur „grüner“ Wasserstoff.

Theoretisch könnte man mit P2G viele Energieprobleme lösen, weil es eine Möglichkeit bietet, erneuerbare Energie zu speichern. Ideen wie damit Autos zu betreiben sind hingegen in ihren aktuellen Formen Unsinn, weil die Verluste an Energie bei der Verwandlung von Strom in Gas und dann zu Wärme und Bewegung zu groß sind. Dies mag eines Tages, bei maximaler Verfügbarkeit erneuerbarer Energien, keine Rolle mehr spielen, aber derzeit stehen (wegen der üblichen Energiewendebremser) eben nicht unbegrenzt erneuerbare Energien zur Verfügung.

Beispiele für P2P-Anbieter:

  • Derzeit noch kaum, aber die Ökogas-Tarife von Green Planet Energy enthalten neben 10 % Biogas aus Biotonnen-Abfällen und Resten heimischer Zuckerrüben auch 1 % Windgas. Dessen Anteil soll steigen. Hinweis: Derzeit (März 2023) werden keine Neukund:innen aufgenommen.
Gastarife vergleichen: achte u.a. auf Siegel und 100% Biogas
Wenn du Gastarife vergleichst, wähle am besten Ökogas mit dem „Grünes Gas“-Siegel. (Foto: CC0 PD / Pixabay tpsdave)

Fazit: Gas ohne Klimaschaden und ohne Putin-Gas aus Russland?

Nur bei reinem Biogas aus 100 % Biomasse ist derzeit ausgeschlossen, dass es aus Russland kommt. Bei vielen Fällen von „Ökogas“ (sofern damit nicht Biogas aus 100 % Biomasse gemeint ist) und vor allem bei „Klimagas“ und „Klimatarifen“ kann derzeit nicht ausgeschlossen werden, dass der fossile Gasanteil aus Russland kommt. Es mag Anbieter geben, die ihr Erdgas aus anderen Quellen beziehen – dann bleibt aber immer noch der Klimaschaden. Den vermeidet allein Biogas (aus 100 % Biomasse); Klimagas kompensiert ihn immerhin rechnerisch.

Beispiele für empfehlenswerte Gasanbieter, die derzeit auch Neukund:innen annehmen und einen Tarif ohne russisches Gas anbieten:

  • Polarstern Wirklich Ökogas enthält derzeit als einziges Produkt dieser Art auch tatsächlich 100 % Biogas aus Biomasse, während Polarstern zugleich keine konventionellen Gastarife anbietet und darüber hinaus als Unternehmen überzeugend nachhaltig agiert.
  • Die Bürgerwerke bieten mit Bürgerwerke BürgerÖkogas 100 % immerhin einen 100-Prozent-Biogas-Tarif an – nur dieser ist garantiert frei von (eventuell russischem) Erdgas; die anderen Tarife des Anbieters enthalten fossiles Gas.

Wir meinen: Allgemein täte die Gasbranche gut daran, ihre Begrifflichkeiten verbindlich festzulegen. Wenn ihr das weiterhin nicht möglich ist, sollte der Gesetzgeber zeitnah eingreifen und festlegen, wann sich ein Gas „Bio-“ oder „Öko-“ oder „Klimagas“ nennen darf.

Die besten Ökogas-Anbieter finden

In der Utopia-Bestenliste Die besten Ökogas-Anbieter findest du weitere Anbieter, die unsere Mindestkriterien erfüllen, sowie Bewertungen unserer Nutzer:innen:

Mitarbeit: L. Wirag

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