Öko-Test hat seinen Test von Ökostromprodukten aktualisiert. Die gute Nachricht: 14 Anbieter erhalten ein ’sehr gut‘. Die schlechte: Noch immer tragen die meisten Tarife nichts zur Energiewende bei. Aber welche bringen denn wirklich was?
Ökologische Stromanbieter liegen im Trend – und das ist gut so. Schlecht ist nur, dass nicht jeder grüne Stromtarif wirklich etwas zur Energiewende beiträgt. Daher hatte sich Öko-Test in der Ausgabe 4/2022 relevante ökologische Stromanbieter vorgeknöpft und wollte wissen: Welches der Ökostromprodukte trägt zum zusätzlichen Ausbau der erneuerbaren Energien bei? Im Sonderheft „Bauen und Wohnen“ vom Mai 2022 hat Öko-Test die Daten aktualisiert, an den Top-Anbietern hat sich allerdings nichts geändert.
Bei Ökostromprodukten zählt der Beitrag zur Energiewende
Öko-Test interessierte sich im Stromtest 2022 vor allem für Tarife, die über das EEG hinaus ausdrücklich zum Ausbau der erneuerbaren Energien beitragen und dies auch transparent durch Ökostromlabel oder anders belegen. Hierzu hat sich das Verbrauchermagazin ganze 78 Öko-Stromprodukte angesehen und mit Hilfe der frei zugänglichen Informationen der Webseiten der Anbieter ermittelt, welchen Beitrag die Stromanbieter hier zur Energiewende leisten – und wie sie diesen kommunizieren.
Das Ergebnis des Öko-Test Ökostromprodukte im Einzelnen:
- Öko-Test nennt 14 „sehr gute“ Ökostromanbieter. „Sehr gut“ sind für Öko-Test solche Stromprodukte, die einen Preisaufschlag transparent ausweisen und die ebenso transparent darstellen, wie die Aufschläge für den Ausbau der erneuerbaren Energien verwendet werden. Vier Anbieter sind immerhin auch noch „gut“.
- Zu den laut Öko-Test „sehr guten“ bis „guten“ Ökostromprodukten zählen zum Beispiel auch die von Utopia empfohlenen Ökostromanbieter
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- Einige von uns empfohlene Anbieter (etwa EWS Schönau, Green Planet Energy, Mannstrom) kamen im Test gar nicht vor, weil sie zum Zeitpunkt des Tests keine Strom-Neukund:innen annahmen. Das ist schade, weil diese Situation höchst veränderlich ist und uns die Meinung der Verbraucherschützer:innen auch zu diesen Anbietern sehr interessiert hätte.
Wie schon vor einem Jahr hat Öko-Test für den Ökostrom-Vergleich 2022 mit dem Institut für ZukunftsEnergie- und Stoffstromsysteme (IZES) der HTW Saarbrücken zusammengearbeitet. IZES-Forschungskoordinatorin Eva Hauser legt im Öko-Test-Beitrag „Ökostrom, am liebsten pur“ dar, welche Rolle das Erneuerbare-Energien-Gesetz und darüber hinaus gehende Bemühungen bei Energiewende und Ökostrom-Produkten spielen.
Öko-Test: Ausbau der erneuerbaren Energien wichtig
Utopia meint: Noch immer erhalten „Öko“-Stromangebote oft nur über Herkunftsnachweise von Altanlagen einen grünen Anstrich, ohne dabei substantiell zum Ausbau regenerativer Energien beizutragen. So erfüllt die Mehrheit der getesteten Ökostromprodukte nicht den von Öko-Test 2022 erhobenen Anspruch, dass sie den Ausbau der erneuerbaren Energien in Deutschland vorantreiben.
Nicht zu Abwertungen führt es bei Öko-Test offenbar, wenn das Unternehmen im Strommix noch Kernenergie ausweist. Das ist zum Beispiel bei Stadtwerke Flensburg, Stadtwerke Münster, Stadtwerke Weimar und anderen der Fall – sie wurden dessen ungeachtet mit „sehr gut“ gekrönt. Das kann man kritisieren, doch Öko-Test betrachtet eben nur die konkreten Ökostromprodukte, nicht jedoch den Kontext der Anbieter und ihrer sonstigen Aktivitäten.
- Anbieter ohne Kernenergie im Strommix findest du in der Utopia-Bestenliste Ökostromanbieter.
- Ökostrom-Vergleich: Was diese 4 Tarife anderen voraus haben
- Strompreise vergleichen: Mit Ökostrom gegen die Energiekrise ansparen
Weitere Informationen zum aktuellen Test findest du im Ratgeber Bauen und Wohnen 2022 sowie auf www.ökotest.de.
Energiewende ist nicht zu schaffen? Experten sehen das anders: Hör dir mal den Utopia-Podcast zum Thema Ökostromprodukte und Energiewende mit Professor Quaschning an!
Öko-Test Ökostromprodukte 2021
Öko-Test hat schon in Ausgabe 1/2021 die Frage gestellt: Trägt ein Öko-Stromprodukt zum zusätzlichen Ausbau der erneuerbaren Energien bei? Für die Antwort hatte sich das Verbrauchermagazin 69 Tarife angesehen. Das Ergebnis von 2021:
- Öko-Test nannte zehn sehr gute Stromanbieter. „Sehr gut“ waren für Öko-Test solche Stromprodukte, die einen Preisaufschlag (entweder pro kWh, oder auf den monatlichen Grundpreis) transparent ausweisen und die ebenso transparent darstellen, wie die Aufschläge für den Ausbau der erneuerbaren Energien verwendet werden.
- Die von Utopia ausdrücklich empfohlenen Ökostromanbieter EWS Schönau, Greenpeace Energy, Naturstrom und Polarstern schnitten damals mit je einem „sehr gut“ ab.
- Die von uns ebenfalls empfohlenen Anbieter Bürgerwerke, Mann Strom und Prokon kamen bei Öko-Test damals leider gar nicht vor.
Utopia meint: Dass viele scheinbar grüne Unternehmen noch zu einem großen Teil mit Kohle- oder Atomstrom-Unternehmen verbunden sind, spielt für Öko-Test anders als früher leider keine Rolle mehr. Das ist zum Teil nachvollziehbar: Auf den realen Beitrag eines Anbieters zur Energiewende hat dies sachlich betrachtet keinen direkten Einfluss, weil diese vor allem vom EEG getrieben wird.
Den Lobbyismus gegen die Energiewende muss man bei dieser Betrachtung allerdings mental ausklammern (siehe Lobbypedia zu EnBW, EON, RWE, Vattenfall) – oder, dass die Atomindustrie den strahlenden Atommüll, der bei der Erzeugung von angeblich billigem Atomstrom anfiel, nun auf Steuerzahlerkosten entsorgen wird und der Ökostromeinkauf beim Graustromkonzern diese Praktik dann auch noch belohnen wird.
Daher legen bewusste Konsument:innen weiterhin Wert darauf, das „ihr“ Anbieter auch indirekt möglichst nichts mit Kohle- oder Atomstrom zu tun hat.
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