Wochenlang hatten die verheerenden Feuer im Amazonasgebiet im Sommer die Nachrichten beherrscht. Erste Zahlen geben nun Aufschluss darüber, wie groß die Zerstörung tatsächlich ist: 2019 wurde fast doppelt so viel Regenwald vernichtet wie im Jahr zuvor. Die gute Nachricht: Wir können etwas tun.
Australien kämpft derzeit gegen hunderte Buschbrände. Auf der ganzen Welt nehmen Menschen Anteil an den schrecklichen Ereignisse, viele wollen helfen.
Doch auch die Vernichtung im Amazonas-Regenwald dürfen wir nicht vergessen: Wie das brasilianische Klimainstitut Inpe mitteilt, wurden dort 2019 knapp 9.166 Quadratkilometer Wald gerodet – fast doppelt so viel wie 2018. Auch die Anzahl der Waldbrände im Amazonasgebiet hat sich drastisch erhöht: Im Vergleich zu 2018 sind diese um fast ein Drittel gestiegen. Die Feuer wurden zur Brandrodung überwiegend absichtlich gelegt.
Amazonas-Regenwald: Lunge unseres Planeten
Das Amazonasgebiet liefert 20 Prozent unseres Sauerstoffs und beherbergt zehn Prozent der Artenvielfalt der Erde. Es gilt als die „Lunge unseres Planeten“ und hilft, das globale Klima zu stabilisieren. Wir brauchen den Amazonas-Regenwald zum Überleben.
In Brasilien wüteten 2019 die schlimmsten Waldbrände seit Jahren. Das Inep verzeichnet knapp 90.000 Brände im vergangenen Jahr im Amazonasgebiet. Die Ursache ist aber nicht die nur Trockenperiode – sondern hauptsächlich Brandstiftung.
Mit Brandstiftung wollen Bauern vor allem Weideflächen für ihre Rinder schaffen. Brasilien ist der größte Rindfleisch-Exporteur der Welt, in dem Land gibt es mehr Rinder als Menschen. Zweitwichtigster Treiber für die Abholzung des Regenwalds ist der Sojaanbau – und auch den will der amtierende Präsident Jair Bolsonaro verstärken.
Der Amazonas-Regenwald ist bedroht – aber ziemlich weit weg. Doch auch wir hier in Deutschland und Europa können etwas tun:
1. Kaufe kein Fleisch, keine Eier und keine Milch aus Massentierhaltung
Neben der Viehzucht ist der Sojaanbau der wichtigsten Treiber der Regenwaldabholzung in Brasilien. Soja aus dem Amazonasgebiet landet auch bei uns – und zwar als Futtermittel in der Massentierhaltung. (Mehr dazu im Soja-Report des Bund für Umwelt- und Naturschutz).
Kaufe deshalb Fleisch-, Eier- und Milcherzeugnisse nur in Bio-Qualität. Noch besser als das EU-Bio-Siegel sind die Siegel der Bio-Anbauverbände Demeter, Bioland oder Naturland.
Mehr dazu: Bio-Siegel: Was haben die Tiere davon?
Bei tierischen Produkten gilt: Lieber weniger davon konsumieren. Hier sind 10 Tipps ein bisschen veganer zu werden.
2. Wenn Fleisch, dann nur regionales Bio-Fleisch
Im Jahr 2018 kamen laut der NGO Amazonwatch 41 Prozent der Rindfleischexporte der EU aus Brasilien. Etwa 43.000 Tonnen Fleisch (ohne Geflügel) wurden laut Statista in den deutschen Markt importiert. Wer Fleisch kauft, sollte darauf achten, dass es aus nachhaltiger Bio-Tierhaltung und aus der Region kommt. Mehr dazu: Bio-Fleisch: Qualität erkennen, richtig kaufen.
Generell gilt auch bei Fleisch: Weniger ist mehr.
3. Wechsle zu einer nachhaltigen Bank
Großbanken wie die Deutsche Bank, die Commerzbank oder die ING.Group investieren Millionenbeträge in die brasilianische Viehzucht und den Sojaanbau – und sorgen so dafür, dass der Regenwald zerstört wird. (Die NGO Amazonwatch hat dazu ausführlich recherchiert: hier.)
Wechsle deshalb zu einer nachhaltigen Bank. Nachhaltige Banken investieren dein Geld weder in die Regenwaldabholzung, noch in Waffen- oder Atomgeschäfte. Wohin und wie du wechseln kannst, erfährst du hier: Jetzt einfach zu einer nachhaltigen Bank wechseln.
4. Vermeide (konventionelles) Palmöl – auch dafür wird Regenwald gerodet
Im Amazonasgebiet spielt Palmöl zwar eine untergeordnete Rolle (das meiste stammt aus Indonesien und Malaysia). Doch Brasilien steht immerhin auf Rang zwölf der Palmöl-produzierenden Länder. Dennoch: Regenwald ist Regenwald – und den rettest du auch, indem du auf Palmöl verzichtest, vor allem auf konventionelles.
Mehr dazu: Palmöl: Die tägliche Regenwald-Zerstörung beim Einkauf und 11 beliebte Produkte mit Palmöl und gute Alternativen
5. Spare Papier und verwende Recyclingpapier
Deutschland ist Europas größter Papier-Produzent. Das für die Papier-Produktion verwendete Holz stammt jedoch selten aus heimischen Wäldern, sondern meist aus Skandinavien, Indonesien – und Brasilien. Papier besteht aus Holz und für Holz wird eben auch Regenwald zerstört.
Aus Altpapier gewonnenes Recyclingpapier steht Frischfaserpapier qualitativ in nichts nach, auch wenn es für viele noch ein grau-verstaubtes Image hat. Worauf du dabei achten musst: Altpapier: Wie du Bäume rettest, wenn du deinen Müll richtig entsorgst
6. Unterstütze Aufforstungsprojekte
Nutze Ecosia statt Google. Die nachhaltige Suchmaschine pflanzt für jede Suche Bäume – auch im Amazonas-Regenwald. Auch die Tropenwald-Stiftung Oro Verde pflanzt Bäume, um den Regenwald zu retten. Genauso die Organisation Plant for the Planet.
Es stimmt, auch Aufforstungsprojekte sind umstritten. Wir haben uns deshalb 14 empfehlenswerte Organisationen angeschaut – und worauf du achten solltest.
7. Kaufe keine Möbel aus Tropenholz
Das Holz für unsere Möbel und andere Produkte (wie eben auch Papier) kommt unter anderem aus dem Amazonas. Auch hier spielt Brasilien eine untergeordnete Rolle – Länder wie Malaysia, Papua-Neuguinea, Indonesien, Myanmar und Thailand exportieren weit mehr als das Land im Amazonasgebiet. Dennoch: In Südamerika liegt Brasilien vorn. Ein großer Teil des Tropenholzes wird illegal gerodet und gehandelt, schreibt die NGO Oro Verde.
Kaufe deshalb Möbel und andere Erzeugnisse aus nachhaltiger Produktion. Nachhaltige Möbel findest du etwa in unserer Bestenliste.
8. Vermeide Produkte aus Leder
Brasilien ist ein wichtiger Exporteur von Leder – 80 Prozent des brasilianischen Leders werden exportiert. Ob dein Leder aus Brasilien stammt, ist leider schwer zu erkennen. Ein paar Dinge kannst du trotzdem beachten:
- Kaufe Leder wenn möglich aus zweiter Hand.
- Sei sparsam mit Leder-Produkten.
- Kaufe Leder-Produkte von nachhaltigen Marken, etwa diesen: Bestenliste Schuhe, Bestenliste Mode-Label, Bestenliste Modeshops
9. Vermeide Aluminium
Aluminium wird aus dem Erz Bauxit gewonnen. Ein Großteil davon kommt in Regenwaldländern vor. Für die Förderung werden Wälder gerodet – auch im Amazonasgebiet. Mehr dazu in unserem Artikel: Wie schädlich ist Aluminium für Umwelt und Gesundheit? Und 13 Tipps, wie du Aluminium vermeiden kannst.
10. Mach auf das Problem aufmerksam
Informiere dich bei NGOs wie Greenpeace, Amazonwatch, Oro Verde oder dem BUND. Unter dem Hashtag #PrayforAmazonia, #Amazonrainforest oder #AmazonFires kannst du auf Facebook, Twitter oder Instagram immer noch Bilder, Artikel oder einfach deine Gedanken teilen. So sorgst du dafür, dass so viele Menschen wie möglich auf die Situation aufmerksam werden und das Thema im Gespräch bleibt. Denn: Der Schutz des Regenwalds ist essenziell für das Fortbestehen der Menschheit.
Je mehr Lärm gemacht wird, desto weniger können Politiker, Konzerne und andere Entscheidungsträger wegschauen. Wir freuen uns, wenn du auch diesen Artikel teilst und wir es so schaffen, dass viele Leute aktiv werden können. Für deine internationalen Freunde findest du eine englische Version des Texts hier: The Amazon is up in Flames – 9 Things You Can Do
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