Nachhaltige Outdoor-Kleidung zu finden, ist nicht ganz leicht. Die Materialien sind komplex, in vielen Geschäften findet man nur wenig nachhaltige Outdoor-Marken. Sieben Tipps, mit denen du bei Outdoor-Bekleidung die bessere Wahl triffst.
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Fans der Natur wollen sich in Frühling, Sommer und Herbst outdoor ordentlich austoben. Stellt sich die Frage: Was anziehen, ohne eben dieser Natur allzu sehr zu schaden?
Gerade bei Outdoor-Bekleidung bedeutet ein mehr an Funktion oft auch eine Zusatzportion Chemie. Hier sieben Tipps, um Outdoor-Kleidung von nachhaltigen Marken zu finden.
1. Nachhaltige Outdoor-Kleidung – wie viel Funktion ist wirklich nötig?
Wenn wir heutzutage einen Outdoor-Shop betreten – sagen wir, in der naiven Absicht, eine Jacke zu kaufen – dann müssen wir uns mit einem Feuerwerk der wundersamsten High-Tech-Funktionen auseinandersetzen, die Kleidung und Zubehör uns dort versprechen.
Doch was für den Extrembergsteiger überlebensnotwendig werden kann, muss für den Gelegenheitswanderer nicht das Richtige sein. Die allerwichtigste Frage am Anfang ist deshalb: Was davon brauche ich für meinen Zweck wirklich?
Ökologisch betrachtet ist weniger oft mehr, denn hinter vielen High-Tech-Stoffen steckt auch ein höherer Einsatz schädlicher Chemikalien – siehe unten das Beispiel Fluorcarbone. Bei Outdoor-Kleidung muss es für sporadische Spaziergänge auch nicht die Drei-Lagen-Membranjacke mit einer Wassersäule von 40.000 Millimetern sein, wo laut DIN-Norm bereits 1.300 Millimeter als wasserdicht gelten.
2. Gut: Recycling-Fasern kaufen
Machen wir uns eines klar: Outdoor-Bekleidung ist zu über 90 Prozent aus Chemiefasern hergestellt. Anders wäre die Entwicklung immer neuer Funktionen gar nicht möglich.
Diese Synthetics haben gegenüber anderen Fasern zwei ökologische Nachteile: Sie verbrauchen bei ihrer Herstellung sehr viel Energie (und meist fossiles Mineralöl als Grundstoff). Und sie verrotten niemals, sind also schwer zu entsorgen.
Eine ressourcenschonende Alternative: Kaufe nachhaltige Outdoor-Kleidung aus Recycling-Polyester von Marken wie Bleed, Klättermusen, Patagonia, Triple2, Vaude und anderen Herstellern. Diese findest du beispielsweise bei Shops wie Avocadostore, Bergzeit oder Bergfreunde. Meist wird sie aus eingeschmolzenen PET-Flaschen hergestellt, was je nach Analyse 50 Prozent weniger Energie verbraucht und 50 Prozent weniger CO2 ausstößt, als eine Chemiefaser aus Rohöl zu synthetisieren.
Zu erkennen sind diese Artikel manchmal an entsprechenden Produktanhängern, vor allem aber durch einen Blick ins eingenähte Etikett, wo der Recycling-Anteil ausgewiesen ist.
3. Noch besser: Recycelbare Outdoor-Bekleidung
Noch schöner wäre es allerdings, wenn nachhaltige Outdoor-Bekleidung aus Polyester oder Nylon nach Gebrauch (immer) wieder zu einem neuen Kleidungsstück recycelt werden könnte. Doch dieser „Closed Loop“ funktioniert leider noch nicht wirklich.
Das Kieler Label Pyua beispielsweise hat seine gesamte Kollektion so konzipiert, dass die Teile theoretisch kreislauffähig sind. Die Pyua-Kollektion ist mehrheitlich aus PET-Flaschen gemacht und zum geringeren Teil aus Schnittabfällen der Textilproduktion. Die Internetpräsenz von Pyua ist mit Stand Februar 2024 aktuell nicht mehr erreichbar. Einige Produkte sind offenbar noch bei Amazon erhältlich.
Diese Quellen nutzen auch Vaude oder Patagonia, die sich ebenfalls seit langem um Stoff-Kreisläufe bei Outdoor-Kleidung bemühen. Ganz gut läuft beispielsweise das Recycling von Polyamid (Nylon): Die schwedische Firma Klättermusen war hier Vorreiter und stellt mittlerweile 90 Prozent des eingesetzten Nylons aus Industrie-Abfällen wie etwa Verpackungsmüll, gebrauchten Teppichen oder ausrangierten Fischernetzen her.
4. Probier’s bei Outdoor-Kleidung mal mit Natur
Nachhaltige Outdoor-Kleidung aus Naturfasern? Das galt lange Zeit als undenkbar. Doch in den letzten Jahren fällt dieses Dogma zusehends, und das ist gut so.
Bei Funktionsunterwäsche zum Beispiel trumpfen Wollfasern mit diversen Vorteilen auf: Baselayer oder Socken aus Merino zum Beispiel von Hess Natur, Rotauf oder Engel Sports miefen auch nach langem schweißtreibendem Tragen nicht.
Wäsche aus synthetischen Materialien dagegen muss grundsätzlich gegen Geruchsbildung behandelt werden, häufig mit Nanosilber, dem eine toxische Wirkung auf Mensch und Öko-Systeme nachgesagt wird.
Naturfasern belasten die Umwelt auch weniger mit Mikroplastik: Dabei handelt es sich um winzige Kunstfaser-Partikel, die sich bei jeder Wäsche (und im Trockner) aus synthetischen Stoffen lösen. Von Kläranlagen nur teilweise abgefangen, gelangen die winzigen Plastikteile übers Abwasser in Flüsse und Meere, ziehen Giftstoffe an und werden von Fischen und Muscheln gefressen.
Eine einzige Fleece-Jacke kann wegen ihrer losen Struktur bis zu 1.900 Fasern pro Wäsche freisetzen. Eine Studie aus dem Jahr 2017 ergab, dass jährlich 42 Millionen Tonnen synthetische Textilfasern verbraucht werden. Gelangen sie erst mal über die Waschmaschine und das Abwasser in die Natur, werden sie sich dort über Jahrhunderte nicht abbauen. Lies dazu mehr in unserem Artikel: Wie nachhaltig ist Fleece?
Die Branche mit ihrem hohen Synthetik-Anteil forscht hier bereits nach Alternativen: So bietet die nachhaltige Outdoor-Marke Vaude beispielsweise Fleece-Pullis an, dessen Innenseite aus ungefärbter und damit biologisch abbaubarer Regeneratfaser hergestellt sind.
Outdoor-Mode von Vaude findest du direkt bei Vaude, Sport Schuster oder Bergfreunde.
Und selbst für Outdoor-Kleidung wie Allwetterjacken aus Naturfasern spricht einiges. Klättermusen etwa bietet Jacken aus Baumwolle, die so dicht gewebt sind, dass sie das Wasser auf natürliche Weise abweisen, sobald die Fasern aufquellen und sich ausdehnen.
Bei Bergzeit findest du eine wasserabweisende Baumwoll-Jacke für derzeit rund 160 Euro von Klättermusen. Mehr Outdoor-Mode des Herstellers findest du u.a. bei Otto.
Öko-Versender Hessnatur dagegen hat eine Wetterjacke aus Bio-Baumwolle mit einer Imprägnierung auf Bienenwachs-Basis im Programm, die selbst erneuert werden kann. Baumwoll-Jacken punkten mit besonders guter Atmungsaktivität und halten einen Regenschauer beim Spaziergang allemal ab.
Tipp: In unserer Liste mit Gutscheinen für Bio-Mode findest du viele aktuelle Rabattcodes, unter anderem für Hessnatur.
5. Bei Outdoor-Bekleidung auf PFC-Freiheit achten
Erst Greenpeace hat mit seiner Detox-Kampagne ein Bewusstsein für das Riesenproblem mit per- und polyfluorierten Chemikalien (PFCs) geschaffen. Substanzen dieser Stoffgruppe der Fluorcarbone gelten als besonders gefährlich für Mensch und Umwelt, stehen unter anderem im Verdacht, Krebs auszulösen, und bauen sich in der Umwelt kaum wieder ab.
Outdoor-Firmen verwendeten PFC-haltige Chemikalien jedoch lange Zeit in großem Umfang, um die Oberflächen wetterfester Produkte wasser- und schmutzabweisend zu beschichten. Erst mit der Greenpeace-Kampagne entstand der nötige Veränderungsdruck.
Mittlerweile hat sich viel bewegt. Ausrüster Vaude beispielsweise konnte bereits 2018 alle Fluorcarbone im Bekleidungsbereich ersetzen, im restlichen Sortiment wird der Ersatz aller Fluorcarbone angestrebt. Auch Jack Wolfskin, Fjällräven und die kleine Schweizer Firma Rotauf beschichten ihre regenfeste Outdoor-Kleidung inzwischen zu 100 Prozent PFC-frei.
Gore-Tex will bis Ende 2023 bei sämtlichen Beschichtungen auf PFCs verzichten, wobei die Gore-Tex-Membran noch immer Fluorchemie enthält. Und Mammut – deren Geschäfte 2016 noch von Greenpeace-Aktivisten mit Gift-Bannern beklebt wurden – plant die Abschaffung immerhin bis 2025.
Um als Kunde herauszufinden, wo eine nachhaltige Outdoor-Marke beim PFC-Ausstieg derzeit steht, hilft am ehesten ein Blick auf die jeweilige Homepage (oder eine Mail an den Kundenservice). Denn im Geschäft selbst verstecken sich verklausulierter Hinweise wie „Fluorocarbon Free DWR“ (= PFC-frei) – wenn überhaupt – im Kleingedruckten des Papieranhängers.
Achtung: PFC-freie Beschichtungen müssen etwas häufiger erneuert werden, um ihren Wasserschutz nicht zu verlieren, etwa nach jeder dritten bis fünften Wäsche. Eine Imprägnier-Anleitung findet sich zum Beispiel hier bei Vaude.
6. Outdoor-Kleidung nur mit Bluesign, Fair Wear Foundation & Co.
Nach wie vor schaut die Outdoorbranche vor allem auf die kritischen PFCs – es gibt aber noch hunderte weiterer chemischer Substanzen, die beim Herstellen oder Färben von Outdoor-Kleidung eingesetzt werden. Welche davon sind hochgiftig, welche weniger? Und wie verantwortungsvoll gehen die Herstellungsbetriebe in Fernost nicht nur mit diesen Chemikalien, sondern auch mit Energie und Wasser um?
Einen strengen Umweltstandard in diesen Fragen garantiert das Label Bluesign, derzeit das relevante Textilsiegel für die Outdoor-Branche. Seine Prüfer:innen testen nicht nur das Endprodukt, sondern den gesamten Herstellungsprozess.
Mit dem blauen Logo haben bereits einige nachhaltige Outdoor-Marken bestimmte Teile ihrer Kollektion gelabelt, darunter Vaude, Patagonia, Klättermusen oder Mammut. Das muss aber nicht heißen, dass bei diesen Labels automatisch alles in bester Ordnung ist, denn das Siegel gilt eben nur für einzelne Produkte. Hier erfährst du mehr:
Wer nicht nur die ökologischen, sondern auch gute soziale Bedingungen in den Herstellungsbetrieben honorieren will, sollte nach dem Label der Fair Wear Foundation (FWF) Ausschau halten. Einige nachhaltige Outdoor-Marken (Deuter, Jack Wolfskin, Mammut, Odlo, Pyua, Schöffel, Vaude u.a.) sind hier bereits Mitglied.
Ein relativ neues Siegel, das für Outdoor-Mode interessant werden könnte, ist der Grüne Knopf. Das staatliche Siegel startete im Herbst 2019 und fragt sowohl ökologische als auch soziale Kriterien ab. Aktuell bieten bereits 72 Labels – darunter Engel Sports, Hessnatur und Vaude – outdoortaugliche Kleidung mit dem Grünen Knopf-Siegel an. Hier erfährst du mehr:
7. Das Produkt-Leben von Outdoor-Bekleidung verlängern
Das Wichtigste zuletzt: Je länger die Lebensdauer eines Kleidungsstückes, desto geringer sein ökologischer Fußabdruck. Auch wenn dies längst bekannt ist – es gilt für nachhaltige Outdoor-Bekleidung noch in stärkerem Maß als für Alltagsmode.
Synthetische Fasern sind enorm robust und geradezu prädestiniert für ein langes, anstrengendes Leben. Es ist viel zu schade, zum Beispiel eine aufwändig produzierte Funktionsjacke einfach wegzuschmeißen, wenn sie noch warm und trocken hält. Und manches gute Outdoor-Stück ist wegen seiner Fluormembran oder -beschichtung auch äußerst problematisch in der Entsorgung.
Die eigene Outdoor-Kleidung gut zu pflegen, nicht übertrieben häufig zu waschen und wenn nötig zu reparieren, ist deshalb ein unterschätzter Beitrag zu deinem ökologischen Fußabdruck. Einige Hersteller haben das erkannt: Patagonia hat beispielsweise Reparaturanleitungen für einige Produkte veröffentlicht. Auch Vaude betreibt über ifixit.com eine Art Online-Repair-Café mit Reparatur-Anleitungen oder vermietet Zelte und Rucksäcke über iRentit.
Und wenn die Farbe nicht mehr gefällt, dann kannst du dein Outdoor-Teil immer noch bei Oxfam abgeben oder verkaufen: auf dem Flohmarkt etwa, bei Ebay oder Kleiderkreisel. Und warum nicht mal selbst beim nächsten Outdoor-Einkauf nach gebrauchtem Equipment Ausschau halten? Das schont nicht nur die Umwelt, sondern auch den Geldbeutel!
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