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Dürre in Deutschland: „Faktisch haben wir bereits eine Wasserkrise“

Dürre in Deutschland: "Faktisch haben wir bereits eine Wasserkrise"
Foto: CC0 Public Domain / Pixabay - eladg

Die Auswirkungen der Klimakrise zeigen sich nicht erst in ein paar Jahren – sie sind bereits jetzt gegenwärtig. Auch in Deutschland erleben wir aktuell und ganz konkret Wasserknappheit. Ein Experte warnt vor den Konsequenzen, die noch auf uns zukommen werden.

Angesichts der Trockenheit warnt der deutsche Städte- und Gemeindebund vor Wasserknappheit in einigen Regionen Deutschlands. Problematisch sei neben dem steigenden Wasserbedarf in der Industrie und Landwirtschaft auch derer in Privathaushalten. In manchen Kommunen in Deutschland ist sogar die Wasserentnahme aus Flüssen und Seen aufgrund der Trockenheit verboten. Beispielsweise berichtete der mdr über eine solche Maßnahme in Thüringen. Laut Michael Stölzle, Hydrologe an der Universität Freiburg, sind solche Verbote der Wasserentnahme „keine präventiven Maßnahmen mehr, sondern ein eindeutiges Alarmsignal“. Gegenüber dem Redaktionsnetzwerk Deutschen (RND) sagte er: „Sie zeigen, dass eine normale Wassernutzung während intensiver Trocken- und Hitzeperioden nicht mehr stattfinden kann.“

Keine nachhaltige Wasserentnahme

Problematisch sehe der Hydrologe, dass nach mehreren trockenen Sommern in Folge weniger Wasser versickerte. Dadurch bleibe der Grundwasserspiegel länger abgesenkt. Zusätzlich zum fehlenden Niederschlag komme die Hitzewelle, die den Effekt noch verstärke. „Faktisch haben wir bereits eine Wasserkrise, weil wir nicht mehr nachhaltig Wasser entnehmen können“, sagte Stölzle. Nachhaltig würde es sein, wenn die Wasserentnahme und die Neubildung von Grundwasser ausgleichen. Das sei momentan nicht der Fall, stattdessen würde mehr Wasser entnommen als sich neu bilden kann. Da Grundwasserspeicher eine lange Regenerationszeit brauchen, müssten Maßnahmen langfristig gedacht werden „beispielsweise durch weniger Versiegelung mehr Wasser dauerhaft versickern zu lassen“, so Stölzle.

Auch das Umweltbundesamt (UBA) schätzt die Lage als besorgniserregend ein: „Im Juli 2022 zeigt sich im Oberboden fast in ganz Deutschland flächendeckend Trockenstress, teilweise extremer Trockenstress.“ In tieferen Bodenschichten von 1,70-1,80 Metern sei die Wasserversorgung meist gut bis ausreichend. Doch seien Regionen in Sachsen-Anhalt, Thüringen und im östlichen Brandenburg erkennbar, „in denen auch in den tieferen Bodenschichten Trockenstress besteht.“ Vor allem habe sich die Trockenheit auf die Erträge der Landwirtschaft und auf Straßenbäume ausgewirkt. Bisher herrscht laut den Angaben des UBAs in Deutschland aber noch kein Mangel an Trinkwasser.

Ursache für Wasserknappheit der Klimawandel

Maßgeblich ausschlaggebend für die Wasserknappheit sieht Stölzle den Klimawandel. Zwar gäbe es neben niederschlagsfreien Perioden häufiger extreme Niederschlagsmengen. „Von diesem Wasser kommt aber, insbesondere bei bereits trockenen Böden, nichts im Grundwasser an“, zitierte RND den Hydrologen. Die Wasserstände gehen somit laut des Experten stark zurück.

Für die nächsten Jahre prognostizierte Stölzle laut RND eine Zunahme von sowohl Extremwetter als auch Trockenheit. Daher müsse langfristig der CO2-Ausstoß verringert werden. Das sei „eine sehr bedeutende Ursache für fast alle negativen Effekte.“ Um die Folgen des Klimawandels abzumildern, müsse die Politik proaktiv handeln, mit mehr Intensität den CO2-Ausstoß verringern und klimafreundliche Maßnahmen mit größerem Ausmaß umgesetzt werden. Dazu gehöre die Energiewende, der Ausbau der erneuerbaren Energie, das Tempolimit und strukturelle Änderungen beim Verkehr, so der Experte.

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