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Studie: Welche Lebensmittel haben den größten CO2-Fußabdruck?

Nachhaltige Lebensmittel: Welche den kleinsten (und größten) CO2-Fußabdruck haben
Foto: CC0 Public Domain – Pixabay/ betexion, shutterbug75, pineapplesupplyco (bearbeitet)

Ob ein Apfel aus Deutschland oder Neuseeland kommt oder die Tomate frisch ist oder aus der Dose, mag geschmacklich wenig ausmachen. Aber der CO2-Fußabdruck unterscheidet sich gewaltig. Studien geben Aufschluss darüber, wie nachhaltig Lebensmittel wirklich sind.

Wer nachhaltig einkaufen möchte, steht vor einer Herausforderung: Saison, Verpackung, Transportwege – auf die Klimabilanz eines Lebensmittels wirken zahlreiche Faktoren ein. Viele orientieren sich am CO2-Fußabdruck, um abzuschätzen, wie nachhaltig ein Lebensmittel ist. Auch zahlreiche Forscher:innen haben das untersucht, zum Beispiel das Institut für Energie- und Umweltforschung Heidelberg (ifeu).

Ökologischer Fußabdruck: Ifeu untersucht 200 Lebensmittel

Das ifeu hat 2020 den CO2-Fußabdruck von 200 Lebensmitteln bestimmt, unter anderem von Obst, Gemüse, Fleisch- und Milchprodukten. Dabei wurde dasselbe Produkt oft mehrmals untersucht, je nachdem, ob es z.B. in der Dose verkauft wurde oder importiert war.

„Bei unseren Lebensmitteln im Supermarkt hängt die Umwelt- und Klimabilanz oft weniger am Produkt, als daran, wo und wie diese Produkte angebaut und danach transportiert und verpackt wurden“, erklärte der Studienleiter Guido Reinhardt gegenüber National Geographic. „Die Einwegverpackung aus Metall oder Glas hat in vielen Fällen einen größeren Klimaeffekt als das eigentliche Lebensmittel. Das gilt auch für viele Getränke wie Wein und Bier.“

Das zeigte sich auch in den Ergebnissen:

  • Transportmittel: Flug-Ananas schnitt mit 15,1 Kilo CO2-Äquivalente pro Kilogramm beispielsweise viel schlechter ab als Ananas, die per Schiff importiert wird (0,6 Kilo CO2-Äquivalente pro Kilogramm).
  • Verpackung: Der CO2-Fußabdruck von Dosenananas war doppelt so hoch wie der einer Frischen.
  • Transportweg: Der CO2-Fußabdruck eines Apfels aus der Region war laut ifeu höchstens halb so groß wie der eines Apfels aus Neuseeland, egal ob im Herbst oder im April.
Die Verpackung beeinflusst, wie nachhaltig ein Lebensmittel ist.
Unter anderem die Verpackung beeinflusst, wie nachhaltig ein Lebensmittel ist. (Foto: CC0 Public Domain – Pixabay/ mmt)

Nachhaltig oder nicht? Die Lebensmittel mit dem größten und kleinsten CO2-Fußabdruck

In der Studie des ifeu schnitten die folgenden Lebensmittel besonders gut ab – ihr CO2-Fußabdruck war also sehr klein:

  1. Karotten und Weißkohl (mit 0,1 Kilo CO2-Äquivalente je Kilo)
  2. Zahlreiche Obst- und Gemüsesorten, z.B. Apfel, Aubergine, Blumenkohl, Fenchel oder frische Kartoffeln (mit 0,2 bis höchstens 0,3 Kilo CO2-Äquivalente pro Kilo)
  3. Milch-Ersatz-Drinks aus Dinkel, Hafer und Mandel (mit ebenfalls 0,3 Kilo CO2-Äquivalente pro Kilo – Kuhmilch kam auf 1,1 bis 1,7)

Auch Brot und Getreideprodukte wie Nudeln oder Bulgur waren relativ emissionsarm (circa 0,6 Kilo CO2-Äquivalente). Lebensmittel wie Linsen (1,2 – 1,7) oder bestimmte Nüsse (wie Erdnüsse (0,8) oder Walnüsse (0,9)) gelten laut Studie ebenfalls als nachhaltige Option.

Folgende Produkte hatten dagegen einen besonders großen CO2-Fußabdruck:

  1. Rindfleisch (13,6 Kilo CO2-Äquivalente je Kilo) – als Bio-Hackfleisch stieg der Wert auf 15,1, für Bio-Rindfleisch allgemein auf 21,7.
  2. Flugananas (15,1 Kilo CO2-Äquivalente je Kilo).
  3. Fischprodukte, allen voran gefrorene Garnelen (12,5 Kilo CO2-Äquivalente je Kilo).

Ebenfalls erwähnenswert: Ein Kilo Butter kam auf 9 Kilo Co2-Äquivalente, beim Bio-Produkt waren es sogar 11,5. Auch Wildfleisch wie Hirsch kam auf 11,5 Kilo. Hier berücksichtigte die Studie vor allem Importfleisch aus landwirtschaftlicher Gatterhaltung, z.B. aus Neuseeland.

Wieso der CO2-Fußabdruck mit Vorsicht zu betrachten ist

Die Ergebnisse der ifeu-Studie scheinen ein recht klares Bild zu zeichnen. Doch man muss sie im Kontext betrachten, darauf weisen die Forscher:innen teils selbst hin.

1. Ist Bio nicht empfehlenswert?

Nicht nur der CO2-Fußabdruck ist wichtig, um Lebensmittel einzuschätzen – auch der Wasserfußabdruck zählt.
Nicht nur der CO2-Fußabdruck ist wichtig, um Lebensmittel einzuschätzen – auch der Wasserfußabdruck zählt. (Foto: CC0 Public Domain – Pixabay/ feraugustodesign)

Vom CO2-Fußabdruck eines Lebensmittels lässt sich nicht zwingend darauf schließen, ob ein Produkt nachhaltig ist. Auch Faktoren wie der Flächen-, Wasser- und Phosphatfußabdruck sowie der Energiebedarf sind wichtige Größen, auf die die Studie in einem späteren Teil auch eingeht. Hier sieht man zum Beispiel: Von den 35 untersuchten Produkten hat Olivenöl einen besonders hohen Wasserbedarf (900.000 Liter Wasser-Äquivalente je Kilo) und benötigt auch viel Phosphatgestein, die meiste Fläche benötigt dagegen Rindfleisch.

Bio-Produkte schnitten im CO2-Vergleich oft schlechter ab, weil sie wegen geringerer Erträge in der Regel mehr Anbaufläche benötigen – darauf weist auch die Studie hin. Dabei tragen sie entscheidend zum Erhalt der Biodiversität bei, weil sie zum Beispiel weniger Pestizide einsetzen. „Hier zeigt sich, dass der alleinige Blick auf die CO2-Emissionen nicht die ganze ökologische Wahrheit sagt“, erklärt Studienleiter Guido Reinhardt.

2. Vergleichsgröße ist entscheidend

Die Studie des ifeu vergleicht die Menge an Wasser- oder CO2-Äquivalente pro Kilogramm eines Lebensmittels. Doch nicht von jedem Lebensmittel isst man gleich viel. 250 Gramm Butter werden zum Beispiel in der Regel bedeutend langsamer konsumiert als 250 Gramm Rindfleisch. Auch isst man im Schnitt weniger Butter pro Kopf und Jahr (circa 13 Stück, also etwa 3 Kilo) als Fleisch (circa 10 Kilo). Der Vergleich reicht also nicht zwingend aus, um zu bestimmen, welches Lebensmittel nachhaltiger ist.

Auf dieses Problem weist auch die Studie hin: Ein Vergleich pro Kilogramm Lebensmittel sei nur sinnvoll, wenn die betrachteten Lebensmittel „eine identische ernährungsphysiologische Funktion erfüllen“, also zum Beispiel gleich viel Energie oder Nährstoffe liefern.

Andere Forscher:innen betrachten deshalb Umweltauswirkungen je Protein oder Kilokalorien. Wie Lebensmittel dann abschneiden, fasst zum Beispiel die Online-Publikation Our World in Data zusammen.

  • Betrachtet man den CO2-Fußabdruck je 1.000 Kilokalorien, schneiden zum Beispiel Nüsse, Erbsen, Mais, Weizen und Roggen und Kartoffeln am besten ab.
  • Das meiste CO2 verursachen dagegen Rindfleisch (aus Fleisch- und Milchviehbeständen), Zucht-Garnelen, Lamm- und Schaffleisch und Tomaten.

Wie du nachhaltige Lebensmittel einkaufst

Welche Lebensmittel sind wie nachhaltig? Je nach Betrachtungsweise kommen Forscher:innen anscheinend zu unterschiedlichen Antworten. Das zeigt: Nachhaltige Lebensmittel zu identifizieren ist kompliziert, weil so viele Faktoren die Ökobilanz eines Produktes beeinflussen.

Tendenzen lassen sich aber dennoch erkennen.

  • So scheint Fleisch recht ressourcenintensiv zu sein und tendenziell eine höhere CO2-Bilanz zu haben als viele pflanzliche Produkte.
  • Außerdem scheinen unverpackte, frische Lebensmittel besser zu sein als Importware in Dosen oder Glasflaschen.

Dr. Reinhardt vom ifeu empfahl 2020 gegenüber Utopia, zu Bio-Produkten zu greifen. Einzige Ausnahme: „Wenn sie per Flugzeug nach Deutschland kommen oder wenn sie in einem Einwegglas angeboten werden“. Denn die Herstellung von Einweggläsern kostet viel Energie, das zusätzliche Gewicht beim Transport führt zu mehr Emissionen. Die zweitbeste Option ist Reinhardt zufolge Ware, die in Europa produziert und per LKW nach Deutschland transportiert wurde – solange sie nicht in beheizten Treibhäusern angebaut wurde. 

Mehr Tipps vom Experten findest du hier: Was ist nachhaltiger: Bio oder unverpackt?

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