Nicht nur in den großen Ozeanen schwimmt jede Menge Plastikmüll, sondern auch in europäischen Flüssen und Seen. Eine neue Studie zeigt, welche Plastikteile unsere Gewässer am stärksten belasten. Die gute Nachricht: Jeder Einzelne kann etwas dagegen tun.
Dass die Meere stark mit Plastikmüll belastet sind, wissen wir: Fast wöchentlich erreichen uns neue Bilder von zugemüllten Stränden, Geisternetzen oder Meerestieren, die sich in Plastikteilen verfangen haben. Meist stammen die Bilder aus Regionen in Asien.
Aber auch in Europa ist Plastikmüll ein Problem. Viele Süßwasser-Gewässer sind ebenfalls mit Plastik verschmutzt – sie erhalten aber deutlich weniger Aufmerksamkeit. Dabei sind vor allem Flüsse ein Ausgangspunkt für die Verschmutzung der Ozeane: Sie transportieren ihren Müll letztendlich ins Meer.
Die zehn häufigsten Plastikteile
Für die Umweltschutzorganisation „Earth Watch Institute“ war das Grund genug, sich den Müll in europäischen Gewässern genauer anzusehen. Die Organisation hat neun Studien zum Thema ausgewertet, in denen insgesamt 193.238 Müllteile aus europäischen Süßwasser-Gewässern klassifiziert wurden. 37,5 Prozent davon war eindeutig identifizierbarer Plastikmüll, der Rest bestand aus nicht identifizierbaren Plastikteilen oder sonstigem Müll.
Auf Basis dieser Daten hat das Earth Watch Institute die zehn am häufigsten gefundenen Plastikarten identifiziert. Die Organisation bezieht sich dabei aber nur auf größere Plastikteile, Mikroplastik spielte in der Analyse keine Rolle. Mit diesen zehn Plastiksorten sind europäische Süßwasser-Gewässer demnach am stärksten belastet – und das kannst du dagegen tun:
1. Plastikflaschen (14 Prozent)
Mit dabei waren nicht nur Wasser- und Getränkeflaschen, sondern auch Flaschen von Reinigungsmitteln und Hygieneartikeln.
So vermeidest du diesen Müll:
- Nutze eine wiederbefüllbare Mehrwegflasche aus Glas oder Edelstahl.
- Verwende feste Seife und Haarseife statt Duschgel und Shampoo aus der Tube.
- Kaufe Reinigungsmittel in verpackungsfreien Supermärkten oder zumindest in Großpackungen.
- Nutze zum Reinigen Hausmittel wie Natron, Essig oder Zitronensäure – solche Mittel findest du leichter plastikfrei.
2. Essensverpackungen (Zwölf Prozent)
Besonders auffällig: Viele der Verpackungen hatten einen Metallfilm – das deutet darauf hin, dass es sich um Snack-Verpackungen handelte.
Müll vermeiden:
- Weniger Fertigprodukte kaufen, mehr frisch kochen.
- Süßigkeiten und Snacks wie Chips selber machen.
3. Zigarettenstummel (neun Prozent)
Zigarettenreste sind im Prinzip biologisch abbaubar. Sie bestehen aus Celluloseacetat, einer Art Bioplastik, das auf Zellstoff (Holzfasern) basiert. Es kann jedoch je nach Zusammensetzung mehrere Jahre dauern, bis sich der Biokunststoff zersetzt. Kein Wunder also, dass in europäischen Gewässern jede Menge Zigarettenkippen schwimmen.
Was du dagegen tun kannst:
- Zigarettenkippen nicht auf den Boden werfen und liegen lassen, sondern im Müll entsorgen.
- Zigarettenkippen nicht herunterspülen.
- Wie wäre es mit Nichtrauchen?
4. Einwegverpackungen für Essen zum Mitnehmen (sechs Prozent)
Zu diesen Verpackungen zählt das Earth Watch Institute nicht nur die traditionellen Take-Away-Behältnisse, sondern auch Sandwich-Boxen und ähnliche Gefäße.
Wie du diesen Müll vermeidest:
- Frag bei dem Restaurant oder Lieferservice, ob du dein eigenes Behältnis für die bestellte Mahlzeit mitnehmen kannst. Lass dir das Essen in den Behälter einfüllen.
- Kaufe weniger fertiges Essen ein und koche frisch. Wer wenig Zeit hat, kann sich Mahlzeiten vorkochen.
5. Wattestäbchen (fünf Prozent)
Wattestäbchen sind in der Regel nur ein einziges Mal im Gebrauch und haben dann ausgedient. Das Problem: Dem Earth Watch Institute zufolge werden allein in Großbritannien zehn Prozent der verwendeten Stäbchen in der Toilette herunter gespült. So können die kleinen Plastikteile letztendlich in Gewässern landen.
Was du dagegen tun kannst:
- Nutze Wattestäbchen ohne Plastik.
- Entsorge Plastikstäbchen im Müll und spüle sie nicht die Toilette herunter.
6. Plastikbecher (vier Prozent)
Coffee-to-Go ist praktisch, aber ein großes Problem für die Umwelt – das zeigt auch die Studie des Earth Watch Institutes. Vier Prozent des identifizierten Plastiks in europäischen Süßwasser-Gewässern machten Plastikbecher aus.
So vermeidest du diesen Müll:
- Nutze Mehrweg-Kaffeebecher to go.
- Nimm dir die Zeit und trinke deinen Kaffee oder Tee im Sitzen – zu Hause oder in einem Café.
7. Hygieneartikel (drei Prozent)
Zu den identifizierten Hygieneprodukten gehören unter anderem Feuchttücher und Damenhygieneartikel. Feuchttücher können Kunststoff enthalten, weshalb sie nicht biologisch abbaubar sind. Die Tücher sind ein Problem für Kanalisationen – und landen teilweise in Flüssen. Auch Tampons und Binden enthalten zum Teil Kunststoff und verursachen viel Müll.
Wie du diesen Müll reduzierst:
- Steige um auf eine plastikfreie Periode mit waschbaren Binden und Slipeinlagen oder Menstruationstassen.
- Du kannst Feuchttücher selber machen.
8. Verpackungen von Zigaretten (zwei Prozent)
Nicht nur die Zigarettenkippen, sondern auch Tabakbeutel und die dünne Plastikfolie von Zigaretten landen in europäischen Gewässern.
Was du tun kannst:
- Entsorge die Verpackungen im Müll.
- Verzichte auf Rauchen.
9. Plastikstrohhalme, -rührer und -besteck (ein Prozent)
Die EU hat schon beschlossen, gegen diese Arten von Einwegplastik vorzugehen. Ab 2021 dürfen solche Produkte nicht mehr verkauft werden. Zurecht – sie gehören laut dem Earth Watch Institute zu den zehn häufigsten Plastikarten in europäischen Süßwasser-Gewässern.
Gute Alternativen:
- Strohhalme aus Glas, Edelstahl und Stroh
- Plastikfreie Brotdosen aus Edelstahl, Glas & Holz – als Ersatz für Plastikteller
10. Plastiktüten (ein Prozent)
Nicht nur in Deutschland verlangen viele Geschäfte für Plastiktüten inzwischen eine Gebühr oder haben sie ganz abgeschafft. Allerdings schwimmen solche Tüten weiterhin in unseren Gewässern.
Wie du Plastiktüten vermeidest:
- Ganz einfach: Verwende Jutebeutel. Achte darauf, immer einen dabei zu haben, wenn du unterwegs bist.
Großes Plastik wird zu Mikroplastik
Viele der Tipps gegen den Plastikmüll mögen banal klingen. Die Analyse des Earth Watch Institutes zeigt jedoch, dass sie keine Selbstverständlichkeit sind. Viele Menschen gehen zu unachtsam mit Plastik um und vermüllen damit die Gewässer.
Eine Analyse des Donausees zeigte vor einigen Jahren, dass dort teilweise mehr Plastikteilchen als Fischlarven trieben. Besonders problematisch wird es, wenn das größere Plastik zu Mikroplastik zerfällt – dann lässt es sich nicht mehr so leicht aus den Gewässern entfernen.
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