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DUH deckt auf: Fleischkonsum fördert Palmölindustrie

palmöl fleischkonsum
Foto: CC0 / Pixabay / Hans

Der "Futtermittel-Radar" der Deutschen Umwelthilfe zeigt: In der Futtermittel-Industrie kommen große Mengen an nicht-zertifiziertem Palmöl zum Einsatz. Das schadet der Umwelt und dem Klima. Die DUH ruft zu einem möglichst schnellen Umstieg auf.

Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) weist in ihrem neuen „Futtermittel-Radar“ auf ein großes Problem mit nicht-zertifiziertem Palmöl in der Futtermittel-Industrie hin. Insgesamt nimmt die Analyse 68 deutsche Unternehmen aus Einzelhandel, Gastronomie und Milchwirtschaft sowie der Fleischverarbeitungs- und Futtermittel-Industrie in den Blick. Im Zentrum steht dabei die Frage, ob die betreffenden Unternehmen gewährleisten können, dass die Tiere Futter mit zertifiziert nachhaltigem Palmöl bekommen.

In der Nutztierhaltung ist Palmöl gängiger Bestandteil von Futtermitteln – indirekt befeuert Fleischkonsum also auch die Palmölindustrie. Die Hauptanbaugebiete liegen in Indonesien und Malaysia, wo häufig Waldstücke gerodet werden, um Platz für die Palmölplantagen zu schaffen. Ein Nachhaltigkeits-Zertifikat zeigt beispielsweise an, dass das Palmöl nicht aus eigens für den Anbau entwaldeten Gebieten stammt. 

Bereits 2020 wollte die Bundesregierung einen kompletten Ausstieg aus nicht-zertifiziertem Palmöl vollzogen haben. Der „Futtermittel-Radar“ zeigt jetzt, dass dieses Ziel noch längst nicht erreicht ist. Ende März 2021 hatte die DUH die 68 genannten Unternehmen dazu aufgefordert, Selbstverpflichtungen zur vollständigen Umstellung auf zertifiziertes Palmöl zu veröffentlichen. Tatsächlich hätten aber lediglich vier der Unternehmen im Rahmen der Analyse angegeben, bis Anfang 2022 ausschließlich auf Futtermittel mit zertifiziertem Palmöl umsteigen zu wollen.    

Palmöl in der Futtermittel-Industrie: Oft nicht zertifiziert

Der Großteil des Palmöls in der Futtermittel-Industrie landet in der Geflügelhaltung.
Der Großteil des Palmöls in der Futtermittel-Industrie landet in der Geflügelhaltung.
(Foto: CC0 / Pixabay / Jai79)

Die Futtermittel-Industrie ist für rund 12 Prozent des Palmölkonsums in Deutschland verantwortlich. Sie hat damit den drittgrößten Anteil am deutschen Gesamtverbrauch – nach dem Energie- und Lebensmittelsektor. Etwa 80 Prozent des Palmöls in der Futtermittel-Industrie gehen in die Mastgeflügel- und Legehennenhaltung. Die übrigen 20 Prozent entfallen auf künstliche Kälbermilch (10 Prozent), Schweinefutter (8 Prozent) und Futter für sonstige Nutztiere (2 Prozent).  

In der Lebensmittelverarbeitung stammen der DUH zufolge bereits etwa 90 Prozent des verwendeten Palmöls aus zertifiziert nachhaltigem Anbau. In der Futtermittelindustrie sei dagegen der Einsatz von nachhaltigem Palmöl deutlich geringer: Während der Anteil an zertifiziertem Palmöl in Lebensmitteln, aber zum Beispiel auch in Wasch- und Reinigungsprodukten seit 2017 merklich ansteige, stagniere der Anteil bei Futtermitteln im gleichen Zeitraum bei 25 Prozent. Trotz der guten Quote der Lebensmittelindustrie ist damit die Lieferkette vieler Fleischprodukte mit nicht-zertifiziertem Palmöl belastet.   

Palmöl ist problematisch für Umwelt, Klima und Menschenrechte

Die Gewinnung von Palmöl ist mit vielen Problemen behaftet.
Die Gewinnung von Palmöl ist mit vielen Problemen behaftet.
(Foto: CC0 / Pixabay / feelphotoz)

Palmöl-Plantagen gehen oft mit Rodungen und der Zerstörung von Ökosystemen einher. Das hat weitreichende Folgen. Unter anderem leidet die Bodenqualität, weil Ölpalmen zumeist in Monokulturen angebaut werden und den Boden so auf Dauer auslaugen. Aber auch die Artenvielfalt leidet: Durch Rodungen gehen wichtige Lebensräume für zahlreiche Tier- und Pflanzenarten verloren. 

Darüber hinaus beeinflusst der Palmöl-Anbau das Klima. Platz für Plantagen schaffen die Verantwortlichen häufig durch Brandrodung von Regenwaldgebieten oder das Trockenlegen von Torfböden. Dabei zerstören sie wichtige Kohlenstoffspeicher und setzen klimaschädliches CO2 frei.

Auch mit Menschenrechtsverletzungen wird der Palmöl-Anbau immer wieder in Verbindung gebracht – beispielsweise mit unzureichender Entlohnung oder mit Kinderarbeit. Dazu verdrängen die Plantagen mitunter lokale Kleinbauern oder die indigene Bevölkerung von ihrem Land.   

Produkte mit zertifiziertem Palmöl sollen diese Probleme eindämmen, indem sie für mehr Nachhaltigkeit im Anbau und Transparenz entlang der Lieferkette sorgen. Die DUH sieht allerdings auch hier noch Verbesserungsbedarf: Bisher handle es sich bei den Zertifizierungsstandards lediglich um Minimalstandards. Sascha Müller-Kraenner, der Bundesgeschäftsführer der DUH, fordert langfristig deshalb „gesetzliche Vorgaben für glaubwürdige Zertifizierungssysteme mit strengeren Kontrollen.“

Auch zertifiziertes Palmöl ist aber nicht gänzlich unbedenklich für Umwelt und Klima – schon allein wegen der langen Transportwege. Müller-Kraenner rät deshalb zu heimischen Alternativen wie Raps- oder Sonnenblumenöl, wo das möglich ist. 

Fazit der DUH: Einzelne Unternehmen denken um – viele zögern

Raps-und Sonnenblumenöl sind heimische Alternativen zu Palmöl.
Raps-und Sonnenblumenöl sind heimische Alternativen zu Palmöl.
(Foto: CC0 / Pixabay / Pixaline)

Obwohl der „Futtermittel-Radar“ der DUH ein insgesamt eher kritisches Bild zeichnet, weist die Umwelthilfe auch auf positive Beispiele hin: Einzelne Unternehmen bezögen schon heute ausschließlich Futtermittel mit zertifiziertem Palmöl oder verwendeten lokale Alternativen. Andere seien zwar noch nicht soweit, aber im Begriff, ihre Lieferketten umzustellen. Die Lidl-Supermarktkette will nach eigenen Angaben beispielsweise ab dem 1. Januar 2022 nur noch zertifiziertes Palmöl für ihre Eigenmarken verwenden, aber auch Fremdprodukte dahingehend prüfen. Zu diesem Datum wollen auch zwei Futtermittelproduzenten, die Agravis Raiffeisen und Bewital agri, komplett auf zertifiziertes Palmöl umsteigen. Der Fleischproduzent Danish Crown will ab 2023 sogar gänzlich auf palmölhaltige Futtermittel verzichten.

Der Großteil der Einzel und Großhändler sowie Fast-Food-Ketten, Fleischverarbeitungsbetriebe und Molkereien handle dagegen nicht entschieden genug: Viele Unternehmen wie Vapiano oder McDonald’s hätten sich keine klaren Ziele gesetzt oder wollten erst zu späteren Terminen umsteigen. Die DUH hält sie zu einer schnelleren Umstellung an. Wichtig seien dabei aber auch, Landwirt:innen beim Umstieg auf nachhaltigere Futtermittel zu unterstützen: Sie müssten dann mit höheren Abnahmepreisen rechnen dürfen, so DUH-Projektmanagerin Karoline Kickler.

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