Ein spannender Vegan-Trend ist „Erbsenmilch“: Der vegane Milchersatz ist glutenfrei, laktosefrei und verbraucht weniger Wasser in der Produktion. Aber: Wie nachhaltig ist die Alternative wirklich?
Milchersatz für Menschen mit Lebensmittelallergien oder veganem Lebensstil wird aus vielerlei Pflanzen hergestellt: Soja, Mandeln, Hanf, Reis, Hafer und einigen anderen Getreide- und Nuss-Sorten. Doch seit einiger Jahren erobert eine weitere Alternative den Markt: Erbsenmilch.
- Ripple Foods, ein findiges Start-Up mit Sitz in Silicon Valley, hatte den veganen Milchersatz aus gelben Erbsen Anfang Mai 2016 unter dem Namen Ripple Milk auf den US-amerikanischen Markt gebracht.
- Auch der Hersteller Bolthouse Farms vertreibt einen Milch-Ersatz namens Plant Protein Milch aus Erbsen in den Vereinigten Staaten.
- Inzwischen hat auch ein deutscher Hersteller mit der Produktion begonnen: Die Drinkstar GmbH aus Rosenheim bei München bietet unter dem Namen Princess and the Pea einen Erbsendrink an.
- Seit Herbst 2019 gesellt sich mit Happea von Nature Foods aus Lettland ein weiteres Erbsengetränk hinzu.
Doch welche Vorteile hat Erbsenmilch wirklich?
Erbsenmilch: Was ist das eigentlich?
Erbsenmilch ist keineswegs ein grüner, zähflüssiger Brei. Der Milchersatz wird im Fall von Ripple Milk aus einer Mischung aus pürierten gelben Erbsen, Bio-Sonnenblumenöl, Rohrzucker in Bio-Qualität, Algenöl, Vitaminen und Mineralien hergestellt. Hinzu kommen noch Guakernmehl, Gellan (ein wasserlöslicher Mehrfachzucker) und Geschmacksstoffe für die Sorten Vanille und Schokolade.
Die Milch-Alternative ist also ein hoch verarbeitetes Produkt aus vielen, wenn auch biologisch erzeugten, Zutaten. Pure Erbsenmilch (Original oder Original ohne Zucker) ist eine cremige, weiße oder gelbe Flüssigkeit, die fast so aussieht und so schmeckt wie Kuhmilch. Und dank der Erbsen auch ohne den Zuckerzusatz relativ süß ist.
Der vegane Milchersatz aus Erbsen ist laktose-, gluten-, soja-, nuss- und gentechnikfrei, enthält keinerlei Milcheiweiß oder und kann laut Ripple dabei helfen, durch nachhaltige Produktion den ökologischen Fußabdruck zu reduzieren.
Erbsenmilch als Milchersatz: die Nährwerte
Bei den Nährwerten trumpft die Erbsenmilch nicht zuletzt dank der vielen zugesetzten Stoffe eindeutig auf. Mit einem Eiweißgehalt von 8 Gramm pro 240 ml bei Ripple Milk, 8 Gramm pro 250 ml bei Princess and the Pea enthält der vegane Milchersatz auf den Liter gerechnet in etwa so viel Protein wie Kuhmilch (3-3,4 Gramm pro 100 ml).
In der ungezuckerten Variante hat Milch aus Erbsen aber nur 70 kcal pro Glas, fettreduzierte Milch hat etwa 86 kcal. Die gezuckerte Variante hat allerdings bereits 100 kcal, Vanille 130 (ungesüßt 80) und Schokolade 150 kcal. Das ist im Vergleich zu anderen Milch-Alternativen relativ viel, dafür enthalten diese um ein Vielfaches weniger Proteine und Kalzium.
In der Erbsenmilch von Ripple Foods stecken außerdem Omega-3-Fettsäuren aus dem Algenöl, Eisen (15 Prozent), Vitamin D (30 Prozent) und Vitamin A (10 Prozent). Was die Nährwerte betrifft, ist das neue In-Getränk tatsächlich die bessere Alternative zur Kuhmilch.
Erbsenmilch kaufen: Ripple Milch, Princess and the Pea, Happea
Lange war Erbsenmilch in Europa nicht erhältlich. Es gab sie lediglich in den USA (Ripple Milk) bei Whole Foods und Target, sowie in vereinzelten Läden in Kanada.
Doch der Rosenheimer Getränkespezialist DrinkStar hat ebenfalls eine Erbsenmilch entwickelt: Princess and the Pea gibt es in Deutschland im Online-Shop sowie in ausgesuchten REWE- und Kaufland-Märkten; in Österreich in Merkur, Metro, Nah&Frisch-Märkten.
Hersteller Drinkstar verspricht, dass die Erbsen aus EU-Landwirtschaft kommen und meist genossenschaftlich angebaut werden. Auch dieser Erbsendrink ist von Natur aus vegan sowie lactose-, gluten- und allergenfrei. Zugesetzt sind Calcium, und via Rapsöl werden auch hier Omega-3-Fettsäuren nachträglich beigesteuert. Die Geschmacksrichtungen bestehen aus zwei funktionalen Sorten „Original ungesüsst“ und „Original mit Ballaststoff Inulin“ und den Varianten „Schoko“, „Vanille“ und „Kaffee“. Ein Probierset gibts unseres Wissens derzeit nur bei** Amazon oder im Onlineshop des Herstellers.
Die Erbsenmilch Happea von Nature Foods aus Lettland ist in verschiedenen Geschmacksrichtungen zu haben: ungesüßt, Schoko und Vanille. Es verwendet Rapsöl, und zugesetzt sind die Vitamine D3 und B12 sowie Eisen und Zink. Für Kalzium gibt Happea an, mehr davon zu enthalten als Kuhmilch. Wo Happea zu kaufen sein wird, ist noch nicht bekannt (Stand Nov/2019). Ein Einführungsangebot im Onlineshop verlangt derzeit 10 Euro für 3 Liter.
Erbsenmilch und Nachhaltigkeit
Ripple Foods sagt über seine Erbsenmilch, mit ihr könne man dem Planeten helfen. Die Erbsen würden in ohnehin regenreichen Gegenden wachsen. Außerdem würde die Erzeugung von Mandelmilch 200 mal mehr Wasser verbrauchen, als die von Erbsenmilch. Für Kuhmilch würde immerhin 25 mal mehr Wasser gebraucht. Also eigentlich sehr umweltfreundlich.
Woher das Unternehmen die Erbsen bezieht, erwähnt es auf der Website nicht. Dabei deckte u.a. der Guardian 2016 auf, dass die Erbsen für die Milch aus Frankreich stammten, ihre Öko-Bilanz wurde durch den Transport ins Silicon Valley etwas getrübt.
Das deutsche Pendant „Princess and the Pea“ bezieht seine Erbsen immerhin aus EU-Europa. „Happea“ macht derzeit keine öffentlichen Angaben dazu.
Für Erbsenmilch spricht, dass man kein Produkt aus Massentierhaltung mit Tierquälerei zu sich nimmt. Allerdings ist Erbsenmilch ein hoch verarbeitetes Produkt mit vielen Bestandteilen und Verarbeitungsschritten, deren echte Öko-Bilanz am Ende noch nicht bekannt ist. Sicher ist nur: Den Tetrapak hätte man bei normaler Milch auch.
Habt ihr schon erste Erfahrungen mit der Erbsenmilch gemacht? Schreibt uns in den Kommentaren!
Erbsenmilch selber machen: So geht’s
Die Zubereitung von Erbsenmilch ist ähnlich wie bei anderen Pflanzendrinks. Du brauchst dafür:
- 100 g gelbe Schälerbsen
- 500 ml Wasser sowie Wasser zum Einweichen
- gegebenenfalls 5 Datteln oder 10 ml Flüssigstevia zum Süßen
Dann gehst du folgendermaßen vor:
- Weiche die Schälerbsen über Nacht in ausreichend Wasser ein.
- Spüle sie am nächsten Tag mit frischem Wasser ab.
- Gib die eingeweichten Erbsen mit einem halben Liter frischem Leitungswasser in einen Mixer. Für mehr Süße kannst du jetzt auch Datteln oder Stevia hinzufügen. Püriere alles, bis eine homogene Masse entsteht.
- Filtere den Erbsendrink durch einen Nussmilchbeutel oder ein feines Stofftuch.
- Bewahre die Flüssigkeit im Kühlschrank auf. Sollten Ablagerungen entstehen, dann schüttle die Erbsenmilch einfach nochmal durch.
Hinweis: Der selbstgemachte Erbsendrink schmeckt anders als die kommerziellen Produkte, da er viel weniger stark verarbeitet ist. Teste daher erstmal mit einer kleineren Menge, ob dir die Erbsenmilch schmeckt.
Erbsenmilch und andere pflanzliche Milch
Übrigens: Anbieter dürfen laut EU-Gesetzgebung nicht von „Erbsenmilch“ sprechen, denn die Bezeichnung „Milch“ ist für tierische Milch von Kuh, Schaf, Ziege oder Pferd reserviert. Im deutschen Handel wird der Milchersatz daher als Erbsendrink oder Erbsengetränk bezeichnet. Das gilt aber nur für Hersteller: In diesem Artikel verwenden wir den Begriff „Erbsenmilch“ daher so, wie ihn der normale Konsument benutzt.
- Lies auch: Hafermilch, Mandelmilch, Sojamilch, Getreidemilch, Dinkelmilch,Reismilch, Hanfmilch und Lupinenmilch.
Text: J.Pfliegl/A.Winterer
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