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Alternative „Mandelmilch“: der bessere Milchersatz?

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Foto: Colourbox.de

„Mandelmilch“ ist hip wie nie: Als veganer Milchersatz, aber auch für Menschen mit Laktoseintoleranz und solche, die sich einfach bewusster und pflanzlicher ernähren wollen. Aber was ist ein Mandeldrink eigentlich – und ist die Milch-Alternative wirklich so gut wie ihr Ruf?

Es gibt zahlreiche Argumente gegen Kuhmilch oder tierische Milch. Die Palette reicht von Laktoseintoleranz über Unverträglichkeit des Milcheiweiß bis hin zum Wunsch einer veganen Ernährung.

Als Milchersatz werden neben Sojadrinks seit einigen Jahren vor allem Mandeldrinks immer beliebter. Das Getränk ist seit Jahrhunderten in der spanischen und sizilianischen Küche bekannt. Mandelmilch ist im Gegensatz zu Getreidemilch glutenfrei und auch für Menschen mit Soja-Unverträglichkeit geeignet.

All dies trägt dazu bei, dass die Milch-Alternative aus Mandeln drauf und dran ist, Sojamilch den Rang abzulaufen. Allerdings ist Mandelmilch alles andere als nachhaltig, dazu am Ende des Beitrags mehr.

Was macht Mandelmilch zur Milch-Alternative?

Mandeln sind als Nuss-Sorte zu wenig fett und auch zu trocken, um wie Ölsaaten ausgepresst werden zu können. Mandelmilch ist daher in ihrer reinsten Form eine Mischung aus sehr fein geriebenen Mandeln und Wasser.

Für die Herstellung von Mandelmilch werden Mandeln erst geröstet und dann zu sogenanntem Mandelmehl oder Mandelpulver vermahlen. Das Pulver wird anschließend in einem bestimmten, je nach Hersteller unterschiedlichen Mischverhältnis mit Wasser gut verrührt. Nun folgt eine Ruhephase, in der die Mischung zieht, um die milchartige Konsistenz zu erzeugen. Nach dem Abseihen wird der Milchersatz oft noch mit Zucker, Honig oder Agavendicksaft gesüßt. Farbe und Geschmack variieren beim Mandeldrink je nach Mandelanteil: Die Farbe reicht von hellem Creme bis beige, der Geschmack ist mehr oder weniger intensiv nussig und wird durch die Röstung der Mandeln beeinflusst.

Der Milchersatz lässt sich ganz ähnlich wie Kuhmilch verarbeiten. So ist etwa ein Aufschäumen für einen veganen Cappuccino oder die Weiterverarbeitung zu Desserts oder Soßen, dann allerdings in der ungesüßten Version, möglich. Darüber hinaus wird Mandelmilch auch in der Schönheitsindustrie, etwa in Cremes oder Masken, eingesetzt.

Wie viele Kalorien enthält ein Mandeldrink?

Mandeln enthalten relativ viele ungesättigte Fettsäuren, die sich zwar positiv auf den Körper auswirken, aber auch dafür sorgen, dass Mandeln – wie alle Nüsse – eher kalorienreich sind.

Gilt dies auch für einen Mandeldrink? Die Milch-Alternative besteht nur aus 2 bis etwa 10 Prozent Mandeln pro Liter Flüssigkeit und ist daher in der puren Form nicht besonders kalorienhaltig. Doch bei fertigen Produkten ist der Anteil an zugesetzten Süßungsmitteln oft nicht gerade gering, wodurch die Mandelmilch zu einer Kalorienbombe werden kann. Besser ist es, ungesüßte Varianten zu bevorzugen oder den Milchersatz gleich selbst zu machen. Dann schlägt das nussige Getränk nämlich „nur“ mit etwa 30 Kilokalorien pro 100 ml zu Buche.

Mandeln sind gesünder als die Mandelmilch, die aus ihr gemacht wird
Mandeln sind gesünder als die Mandelmilch, die aus ihnen gemacht wird (Foto: Danielle Keller (PD))

Nährwerte der Mandelmilch: was steckt in einem Glas?

100 Milliliter Mandelmilch enthalten, abhängig vom Mandelanteil, etwa 1 Gramm Eiweiß, 2 Gramm Fett und unter 1 Gramm Ballaststoffe. Mandeln enthalten zwar viele wertvolle Nährstoffe, durch das Einweichen und Filtern der festen Bestandteile gehen die Mineralstoffe jedoch weitestgehend verloren.

Der Milchersatz enthält kaum Kalzium, wenig Proteine und quasi keine Mineralstoffe. Um den Nährwert der Mandelmilch zu erhöhen, setzen manche Hersteller ihren Produkten deswegen künstlich Kalzium und Mineralstoffe zu.

Wie gesund ist Mandelmilch als Milchersatz?

Mandelmilch hat einen großen Vorteil: sie ist mehr oder weniger frei von potentiell allergenen Stoffen. Mandelmilch enthält keine Laktose, keine Soja-Proteine, kein Milcheiweiß und kein Gluten, was den Milchersatz vor allem für Lebensmittelallergiker:innen zu einem interessanten Milchersatz macht. Dennoch ist ein Mandeldrink, im Gegensatz zu ganzen Mandeln, kein Superfood.

Zum einen enthält die Milch-Alternative aus Mandeln in der reinen Form durch die Verarbeitung kaum Nährstoffe. Besonders bei Säuglingen ist von einer ausschließlichen Ernährung mit der Milch-Alternative abzuraten, da dies zu Mangelzuständen führen kann. Das gilt auch für alle anderen Milchalternativen. Zum anderen kann Mandelmilch die Aufnahme und das Verstoffwechseln von Jod negativ beeinflussen. Für gesunde Erwachsene ist dies unbedenklich, bei einer Schilddrüsenunterfunktion sowie bei kleinen Kindern sollte das Mandelgetränk aber eher vermieden werden.

Verbreitet: Alpro Mandelmilch; als Milchersatz aber besser Bio vom gleichen Konzern nehmen: Provamel Mandeldrink
Verbreitet, aber nicht Bio: Alpro (links); besser die Bio-Marke vom gleichen Konzern nehmen: Provamel (rechts) (Montage: Alpro / Provamel)

Wo gibt es Mandelmilch zu kaufen?

„Mandelmilch“ darf in der EU eigentlich gar nicht als „Milch“ bezeichnet werden und wird daher meist als Mandeldrink verkauft. Wir verwenden den Begriff in diesem Artikel so, wie ihn der normale Konsument benutzt. Der Milchersatz findet sich mittlerweile in fast jedem Bioladen oder Reformhaus, in Drogeriemärkten, Supermärkten und zumindest zeitweise auch bei Discountern.

Auch in vielen Bio-Onlineshops lässt sich der schmackhafte Mandeldrink bestellen. Der Preis für einen Liter ist mit etwa 2 bis 3 Euro durchaus erschwinglich – wenn auch etwas höher als für Kuhmilch und andere Milchalternativen. Beim Kauf von fertiger Mandelmilch ist es ratsam, die Aufschrift auf der Packung (oder die Produktbeschreibung) aufmerksam zu lesen. So lassen sich nicht nur Produkte mit hohem Zuckeranteil, künstlichen Zusatzstoffen und sehr geringem Mandelanteil identifizieren, sondern auch die Herstellungsart und das Herkunftsland herausfinden.

Mandeldrink-Marken im deutschen Handel

Mandelmilch gibt es auch in Deutschland fertig in unterschiedlichen Varianten zu kaufen. Die folgende Liste zeigt einige Produkte mit Bio-Siegel:

  • Alnatura: Mandeldrink, Mandeldrink ungesüßt; im Biohandel verbreitet, auch in Veganläden und bei dm.
  • Provamel: Mandel Natural (ohne Zuckerzusatz), Mandel Drink; in gehobenen Supermärkten zu haben, im Biohandel sehr verbreitet.
  • dm Bio: Mandel Drink; bei dm zu haben
  • EcoMil: Mandeldrink Mandorla, Mandeldrink mit Calzium, Mandeldrink zuckerfrei, Mandeldrink Vanille; in Veganshops, auch in Bio-Supermärkten
  • Alpro (Mandeldrink Original, Mandeldrink ungesüßt, Mandeldrink ungesüßt Fresh) ist in Supermärkten verbreitet, aber nicht Bio. Darüber hinaus gibt es noch Mischgetränke, die zum Beispiel neben Dinkel- oder Reis- auch Mandelmilch enthalten.
  • Denree: Mandeldrink Natur. Eigenmarke von denn’s Biomarkt.
Milchersatz: Alnatura Mandeldrink (Edeka, Biohandel), EcoMil Mandelmilch (Vegan-Shops)
Alnatura Mandeldrink (links) gibts z.B. bei Edeka und im Biohandel, EcoMil (rechts) in Vegan-Shops (Montage: Alnatura / dm / EcoMil)

Eigene Mandelmilch herstellen

Wer sicher gehen will, dass in der Mandelmilch keine unnötigen Zusatzstoffe oder zu viel Zucker enthalten sind, kann den Milchersatz aus den folgenden Zutaten ganz einfach selbst herstellen:

  • 200 Gramm Mandeln in Bio-Qualität
  • Wasser
  • je nach Geschmack Agavendicksaft oder Gewürze

In einem weiteren Artikel verraten wir dir das Rezept, um Mandelmilch selber zu machen.

Mandelplantage in Spanien – hier hat die Milch-Alternative Tradition
Mandelplantage in Spanien – hier hat die Milch-Alternative Tradition (Foto: Jebulon (PD))

Mandelmilch: nicht besonders nachhaltig

Kein Zweifel, Mandelmilch, vor allem selbst gemachte, ist eine sehr bekömmliche Milch-Alternative und für viele Lebensmittelallergiker:innen bestens geeignet.

Allerdings braucht eine einzige Mandel bis zur Reife etwa vier Liter Wasser – und die Hauptanbaugebiete liegen in ohnehin schon trockenen, von Dürre bedrohten Regionen. 80 Prozent der weltweiten Mandel-Ernte stammen aus Kalifornien. Veganer:innen, die Mandelmilch als Milchersatz konsumieren, sollten sich außerdem bewusst machen, dass für die Mandelproduktion im industriellen Maßstab Bienen als Nutztiere eingesetzt werden, also wirklich: zu Milliarden (Quelle). („Wegwerf“-Bienen- und -Hummel-Völker werden aber auch bei uns und auch für Obst und Gemüse eingesetzt.)

Die Mandeln für den europäischen Markt kommen großteils von der iberischen Halbinsel und aus Italien. Die südeuropäischen Mandel-Plantagen produzieren zwar oft als Bio-Betriebe, aber aufgrund des hohen Wasserverbrauchs wenig nachhaltig. Und die Transportwege sind durch die Konzentration der Anbaugebiete meist relativ lang. Auch die Mandel-Monokulturen, die angelegt werden, um die gesteigerte Nachfrage zu befriedigen, wirken sich negativ auf die Umwelt aus. Laut Statista wurden 2018/19 1,4 Millionen Tonnen Mandeln weltweit geerntet – 2010/11 waren es nur etwa 900.000 Tonnen.

Achte beim Kauf von Mandelmilch, Mandeldrinks, Mandelmehl und ganzen Mandeln stets auf das Herkunftsland und die Kennzeichnung als Bio-Produkt. Es wird nachhaltiger produziert und reduziert den ökologischen Fußabdruck im Vergleich zum konventionellen Produkt. Vereinzelt gibt es auch Fairtrade-Mandeln, doch ein Fairtrade-Mandeldrink ist uns derzeit nicht bekannt.

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